Pressemitteilung upm

Neue Perspektiven bei Juckreiz

Forschungspreis 2006 der Berliner Dermatologischen Gesellschaft für zwei Medizinerinnen aus Münster

Münster (upm), 24. Februar 2006

[Juckreiz]
PD Dr. Sonja Ständer (l.) und Dr. Anna Brune
   

Ständiger hartnäckiger Juckreiz bringt die Betroffenen fast um den Verstand. Selbst dem Gelassensten reißt irgendwann der Geduldsfaden, er fängt an zu kratzen und macht die ganze Sache dadurch im Grunde noch viel schlimmer. Mit den bislang zur Verfügung stehenden Salben und Tabletten lässt sich dieser Teufelskreis nicht wirksam oder allenfalls um den Preis gravierender Nebenwirkungen durchbrechen. Bei der Suche nach einer effektiveren Therapie des Juckreizes sind Privatdozentin Dr. Sonja Ständer von der Hautklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM) und ihre frühere Doktorandin Dr. Anna Brune jetzt auf ein Medikament gestoßen, das auf diesem Gebiet gute Erfolge bringt. Für ihre Arbeit, bei der sie die Wirksamkeit dieses Präparates bei Juckreiz nachgewiesen haben, werden die beiden Medizinerinnen am Samstag, 25. Februar 2006, in Berlin mit dem mit 2000 Euro dotierten Forschungspreis 2006 der Berliner Dermatologischen Gesellschaft ausgezeichnet.

Juckreiz ist in der Regel kein eigenes Krankheitsbild, sondern tritt als Begleitsymptom unterschiedlichster anderer Erkrankungen auf. Neben reinen Hauterkrankungen, wie Neurodermitis oder atopischer Dermatose, zählen dazu unter anderem Leber- oder Nierenleiden, Diabetes oder Morbus Hodgkin. Selbst wenn die Grunderkrankung abgeheilt ist, kann es sein, dass der Juckreiz fortbesteht. "Es gibt so etwas wie ein Juckreiz-Gedächtnis", erklärt Sonja Ständer. Bei immerhin fast einem Drittel der Patienten seien die Probleme nur so zu erklären.

Mit dem in Tablettenform verabreichten Medikament wird die Reizweiterleitung im Rückenmark unterbunden. Das heißt, der Betroffene verspürt kein Jucken mehr, kratzt daher nicht, der Teufelskreis wird durchbrochen und der Juckreiz hört schließlich ganz auf. Bei dem Medikament handelt es sich um einen so genannten Opiatrezeptor-Antagonisten, der in der Begleittherapie von Opiatabhängigen, die oft ebenfalls unter starkem Juckreiz leiden, schon seit vielen Jahren eingesetzt wird. Im Rahmen ihrer Studie, in die 133 Patienten einbezogen waren, konnten die münsterschen Wissenschaftlerinnen zeigen, dass dieses Präparat auch generell bei Juckreiz, das heißt unabhängig von deren Ursache, bei der großen Mehrheit der Betroffenen ausgesprochen gute Wirkung zeigt. Zwar können in den ersten Tagen Übelkeit und Erbrechen auftreten, doch sind diese Nebenwirkungen im Gegensatz zu denen der bislang häufig verwendeten Kortisonpräparate bald wieder verschwunden.

Die münstersche Universitäts-Hautklinik nimmt auf dem Gebiet der Juckreiz-Behandlung bundesweit eine Vorreiterrolle ein. So ist sie die einzige Klinik in Deutschland, die eine spezielle Juckreiz-Ambulanz unterhält. Entsprechend groß ist der Einzugsbereich. Aus allen Landesteilen kommen Juckreiz-Geplagte nach Münster, um hier von ihren Qualen erlöst zu werden.

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