Pressemitteilung upm

Symbolische Kommunikation belohnt

Historikerin Barbara Stollberg-Rilinger erhält Leibniz-Preis

Münster (upm), 01. März 2005

[Stollberg-Rilinger]
Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger
Foto: Peter Grewer   

Als einzige Geisteswissenschaftlerin unter insgesamt zehn Preisträgern erhält Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger vom Lehrstuhl für die Geschichte der frühen Neuzeit der Universität Münster am 2. März in Berlin den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis. Mit dem höchst dotierten deutschen Forschungspreis ist ein Preisgeld in Höhe von 1,55 Millionen Euro verbunden.

Prof. Stollberg-Rilinger wird ausgezeichnet für ihre Arbeiten zur Geschichte des juristischen und politischen Denkens im 17. und 18. Jahrhundert, zur Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in der frühen Neuzeit und zur symbolischen Konstituierung von Stand und Rang in der frühneuzeitlichen Gesellschaft. Wie ein Mensch sich kleidet, spricht, bewegt, ob er Turnschuhe trägt oder Krawatte, sagt einiges über ihn aus. Nicht nur über ihn als Individuum, auch über seine soziale Rolle und gesellschaftliche Stellung. Die Wahl der Mittel geschieht oft unbewusst, doch sind sie deswegen nicht weniger aussagekräftig in unserer von Schrift bestimmten Welt.

Umso bedeutungsvoller waren Symbole für Gesellschaften, deren Kommunikation noch nicht in demselben Maße von Schrift abhängig war wie heute. "Bisher wurden Symbole immer als Zierat, als Ausschmückung verstanden. Doch die jüngste Forschung zeigt, dass Symbole die Realität konstituieren", erläutert Stollberg-Rilinger ihren Ansatz, den sie auch als Sprecherin des Sonderforschungsbereiches "Symbolische Kommunikation vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit" in Münster verfolgt. Das Preisgeld, das über einen Zeitraum von fünf Jahren ausgezahlt wird, will die Historikerin unter anderem dazu verwenden, eine Verfassungsgeschichte des Heiligen Römischen Reiches als Symbolgeschichte zu schreiben.

Barbara Stollberg-Rilinger studierte in Köln Mittlere und Neuere Geschichte und schloss dort ihre Promotion mit einer Arbeit zur politischen Metaphorik des absoluten Fürstenstaates ab. Sie habilitierte sich 1994 und wurde 1996 als Hochschuldozentin an die Universität zu Köln berufen. Seit 1997 hat sie an der Universität Münster den Lehrstuhl für Neuere Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Frühen Neuzeit inne. Sie ist stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der Historikerinnen und Historiker Deutschlands, Mitglied in der Deutschen Gesellschaft zur Erforschung des 18. Jahrhunderts, in der Vereinigung für Verfassungsgeschichte, im DFG-Senatsausschuss für die Graduiertenkollegs und Mitherausgeberin der "Zeitschrift für Historische Forschung".

Der Leibniz-Preis, offiziell "Förderpreis für deutsche Wissenschaftler im Gottfried Wilhelm-Leibniz-Programm", wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft jährlich für besonders herausragende Leistungen vergeben. Mit ihm sollen die Arbeitsmöglichkeiten einzelner Spitzenforscher und hervorragender Forschergruppen verbessert und die Mitarbeit besonders qualifizierter jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erleichtert werden. Von der Universität Münster wurde im vergangenen Jahr bereits der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Hubert Wolf mit einem Leibniz-Preis ausgezeichnet. Insgesamt lehren und forschen an der Universität Münster sechs Leibniz-Preisträger.

Lehrstuhl für Geschichte der frühen Neuzeit