Münster (upm), 06. April 2004
Wer von Beratung spricht, hat meistens sozialpädagogische Formen von Beratung im Sinn. Eheberatung, Drogenberatung, Schwangerschaftskonfliktberatung sind nur drei Beispiele für Beratungsformen, die seit langem bekannt und etabliert sind. Weniger bekannt ist Beratung in der Bildungsarbeit. Doch das ändert sich, weiß Dr. Ursula Sauer-Schiffer, Professorin für Erwachsenenbildung und außerschulische Jugendbildung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster: "Der Beratungsbedarf der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Bildungsangeboten steigt ebenso wie der Beratungsbedarf der pädagogisch Tätigen".
Das Problem sei jedoch, dass es weder einheitliche Vorstellungen von pädagogischer Beratung noch bekannte und transparente Beratungsansätze und Modelle in der Weiterbildung gebe. "Bildung und Beratung" ist daher ein Forschungsschwerpunkt von Prof. Sauer-Schiffer: "Neben einer Diskussion und Analyse der geänderten Beratungsanlässe, der veränderten Problemlagen, der Themen und Bedürfnisse der Ratsuchenden gehen wir auch der Frage nach, welche Fach- und Methodenkompetenz Pädagogen als Berater benötigen".
Ein solches Beratungsmodell steht im Mittelpunkt einer internationalen Fachtagung, die der Lehrbereich von Prof. Sauer-Schiffer in der Abteilung Erwachsenenbildung/ außerschulische Jugendbildung der Universität Münster mit dem Ruth Cohn Institut vom 15. bis 18. April 2004 gemeinsam in der Landvolkshochschule Freckenhorst durchführt. Themenzentrierte Interaktion (TZI) hat sich seit den sechziger Jahren als Gruppenleitungsmodell bewährt, wie Michael Ziemons, Vorstandsvertreter des Instituts in Rheinland-Westfalen, berichtet: "In Schulen und Bildungseinrichtungen, aber auch in Kirche und Politik, im Sozialwesen und in Betrieben und Organisationen wird erfolgreich mit TZI gearbeitet - und immer häufiger auch beraten". Die Spannbreite der Formen und Methoden reiche von Einzel- und Teamberatung, Coaching und Supervision bis hin zur Organisations- und Personalentwicklung.
Bei der internationalen Fachtagung unter dem Motto "In der Balance liegt die Chance - Themenzentrierte Interaktion in Bildung und Beratung" stellen 20 Expertinnen und Experten ihre Beratungsarbeit vor und diskutieren sie mit den 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die aus sieben europäischen Nationen und sogar aus Indien erwartet werden.
Für die Landvolkshochschule Freckenhorst, die Unterbringung und Räume zur Verfügung stellt, ist die Tagung ein besonderes Highlight im Jubiläumsjahr: "Mit dieser internationalen Tagung setzen wir einen besonderen Schwerpunkt in den Rahmen unserer Feiern zum 50. Geburtstag", freut sich Thomas Kamp-Deister, Fachbereichsleiter in der Landvolkshochschule über das internationale Flair. Als eine der größten kirchlichen Bildungseinrichtungen im Bistum Münster ist die Landvolkshochschule Freckenhorst ein idealer Ausrichtungsort für eine solche Veranstaltung.