Pressemitteilung upm

Rosetta startet zur zehnjährigen Weltraumreise

Planetologen der Universität Münster an Kometenmission beteiligt

Münster (upm), 26. Februar 2004

[Rosetta-Mission]
So soll es in zehn Jahren im Weltraum aussehen: Der Rosetta-Orbiter über dem Landegerät Philae, das auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko abgesetzt wurde.
Foto: ESA   

Der Countdown läuft: Am 27. Februar 2004 startet auf dem Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana mit einjähriger Verspätung die europäische Kometenmission Rosetta, an der auch das Institut für Planetologie der Westfälischen Wilhelms-Universität beteiligt ist. Die Wissenschaftler aus Münster haben das physikalische Instrumentenpaket MUPUS entwickelt, das Teil des Landegeräts der Sonde ist und nach einer zehnjährigen Weltraumreise im Jahr 2014 auf dem Kometen Churyumov-Gerasimenko abgesetzt werden soll.

Prof. Dr. Tilman Spohn und seine Mitarbeiter am Institut für Planetologie der Universität Münster mussten sich nach jahrelangen Vorarbeiten in Geduld üben, denn ursprünglich sollte die Rosetta-Mission der europäischen Raumfahrtorganisation ESA bereits vor einem Jahr starten. Nach dem Fehlstart einer Ariane-Rakete in Kourou im Dezember 2003 wurde beschlossen, die Reise der Sonde zu verschieben. Wegen dieser Verzögerung kann Rosetta auch nicht mehr den ursprünglich vorgesehenen Zielkometen Wirtanen anfliegen. Jetzt geht es zum Kometen "67/P Churyumov-Gerasimenko", den Rosetta mit ihrem Landegerät Philae allerdings erst in zehn Jahren und nach insgesamt mehr als fünf Milliarden Kilometern treffen wird.

Zu diesem Zeitpunkt, im Oktober 2014, nähert sich die Raumsonde dem ausgewählten Kometen bis auf wenige Kilometer Abstand. Dann wird der Traum der Wissenschaftler endlich Wirklichkeit: Rosetta setzt ihre wertvolle Fracht mit dem in Münster entwickelten Instrumentenpaket auf der Kometenoberfläche ab und bleibt dann in einer Umlaufbahn um den Kometen. Gemeinsam fliegen sie während der nächsten 17 Monate weiter der Sonne entgegen, während die Instrumente des Landegeräts dem Kometen vor Ort die Geheimnisse seiner chemischen und physikalischen Zusammensetzung entlocken sollen. Die erste Landung auf einem Kometen, den ältesten Körpern des Sonnensystems, soll helfen, das Verständnis vom Sonnensystem und damit auch von der Entstehung der Erde erheblich zu erweitern und zu verbessern.

Eine der zentralen Fragestellungen für die Untersuchungen an der Kometenoberfläche ist die Energiebilanz des Kometen. Die dafür nötigen Messungen setzen eine vertikal in den Kometenboden eindringende Sonde voraus, die neben Temperaturen und thermischen Werten auch die Festigkeit und Dichte der durchdrungenen Schichten bestimmen kann. Diese Arbeiten auf dem fernen Kometen soll MUPUS (multi-purpose sensors for surface and sub-surface) leisten, für das Prof. Spohn und sein Team seit 1995 zahlreiche grundlegend neue Lösungen entwickelt haben. So erlaubt eine neue Technologie, gleichzeitig mit nur einem Bauteil an 16 verschiedenen Stellen Temperaturen zu messen und bei Bedarf auch aktiv zu heizen.

Viele der im Rahmen des Projekts gewonnen Erkenntnisse sind auf verwandte Anwendungen oder bei zukünftigen Messungen auf anderen Planeten übertragbar. Prof. Spohn rechnet verstärkt mit kleineren, preiswerteren, aber effektiven Weltraummissionen mit Landegeräten und Instrumenten, die in die Oberfläche eindringen. Für MUPUS aus Münster bieten sich damit in der Zukunft vielfältige Einsatzmöglichkeiten.

Rosetta-Mission der ESA