WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1998

Zentrum für Informationsverarbeitung



Das Zentrum für Informationsverarbeitung (Universitätsrechenzentrum) hat als Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für alle Belange der IV-Infrastruktur auch 1998 wieder für alle Fachbereiche, die Verwaltung, die Medizinischen Einrichtungen sowie die Universitäts- und Landesbibliothek vielfältige Dienstleistungen erbracht.

Kommunikationssysteme

Durch technische und organisatorische Maßnahmen konnte die für alle Bereiche der Universität wichtige Nutzung des lokalen Rechnernetzes (LAN) unter Dauerbetrieb sichergestellt werden. Dazu wurden im Netzmanagement leistungsfähige Systeme für Netzdatenbank, Netzmonitoring und -steuerung beschafft und entsprechende Migrationen durchgeführt. Auftretende Störungen konnten durch Verbesserungen der Erreichbarkeit des Netz-Operating-Centers (NOC) jeweils umgehend behoben werden. Für eine umfassende Rufbereitschaft wurden Vorbereitungen getroffen.

Der weitere Ausbau des Netzes war mit über 2.700 Neuanschlüssen wieder erheblich. Die Gesamtzahl der Netzanschlusspunkte ist damit auf ca. 11.000 gestiegen. Dennoch konnte eine bedarfsgerechte Versorgung in vielen Fällen auch weiterhin nicht erreicht werden. Beim Ausbau des Backbone-Netzes wurden die Kapazitäten durch Einführung der ATM-Technologie deutlich erhöht, bei Übertragungsgeschwindigkeiten von maximal 622 Mbit/s, skalierbarer Erweiterbarkeit, Einrichtung virtueller Subnetze unabhängig von der Kabeltopologie im Backbone und strukturellen Verbesserungen durch Bereitstellung von 21 ATM-Switches. Gleichzeitig wurde eine Verbesserung der Netzsicherheit durch Zugangskontrollsysteme und den Einsatz von USV-Komponenten erzielt. Die Einführung von Firewall-Funktionen wurde vorangetrieben.

Engpässe bei den Einwahlsystemen für Modem- und ISDN-Zugänge konnten durch 180 zusätzliche Einwahlkanäle beseitigt werden, die im Rahmen einer Kooperation mit der Deutschen Telekom (uni@home) in Betrieb genommen wurden; derzeit sind somit 420 Wähleingänge in Betrieb, weitere 180 sind in Vorbereitung. Mit dem örtlichen Telekommunikationsunternehmen Citykom wurde ebenfalls eine Kooperation initiiert. Somit wurde die noch im ersten Halbjahr bestehende Mangelsituation unter gleichzeitiger Verringerung der Kosten für die Universität entscheidend behoben. Außerdem konnte zum Jahresende die Server-Infrastruktur im Rahmen einer seit langem beantragten HBFG-Maßnahme verbessert werden.

Der Internet-Zugang der Universität war durch den Anschluss an das Breitband-Wissenschaftsnetz (B-WiN) mit einer Übertragungskapazität von 30 Mbit/s weiterhin gegeben. Aufgrund der ständig wachsenden Netzlast wurde die internationale Konnektivität durch Engpässe der DFN-Netzübergänge zunehmend behindert. Erfreulicherweise wurde diese Situation aber Ende 1998 partiell entschärft durch die Inbetriebnahme des neuen paneuropäischen Forschungsnetzes TEN-155, das 16 nationale Forschungsnetze mit Übertragungskapazitäten von bis zu 155 Mbit/s und garantierter Dienstgüte verbindet. Die entsprechende Erhöhung der Transatlantik-Kapazitäten auf 155 Mbit/s wurde vom DFN für den Jahresanfang 1999 angekündigt.

Verbesserte Übertragungsleistungen sind für die in allen Bereichen der Universität zunehmenden Multimedia-Anwendungen von großer Bedeutung. Insbesondere wurden Videokonferenzen und MBone-Übertragungen (Multicast) unterstützt. Die weiterhin wachsende Nutzung elektronischer Kommunikationsmöglichkeiten wird zudem durch eine Flut von E-Mails belegt, die für das ganze Jahr in einem zweistelligen Millionenbereich liegt.

Rechner- und Betriebssysteme

Die aufgrund weiter gestiegener Anforderungen entstandenen Engpässe im Serverbereich konnten im Dezember durch die Realisierung einer seit langem beantragten HBFG-Maßnahme beseitigt werden. Im Zentrum für Informationsverarbeitung wurden zunächst die DCE-Security-Server in Betrieb genommen, was die seit dem Herbst zu beobachteten Probleme bei den Einwahlzugängen behob. Danach wurden ein neuer DFS-Fileserver und RAID5-Platten mit einer Kapazität von 300 GByte bereitgestellt. Die Benutzerdaten wurden auf alle Fileserver neu verteilt, was einige Kapazitätsprobleme beseitigt. Außerdem wird die POP/IMAP-Server-Infrastruktur verbessert, indem zusätzliche Rechner die Kapazität erhöhen und durch den Wechsel der POP-Server-Software ein lange bekanntes Server-Problem beim Lesen großer Mailboxen entfällt. Im Zuge dieser Maßnahmen wird zusätzlich ein IMAP-Server bereitgestellt. Ebenfalls begonnen wurde mit der Migration des WWW- und des Proxy-Servers. Die Umstellung der NetNews-Server schließt sich an. Außerdem wurden die zentralen NT-Server weitgehend redundant ausgelegt.

Als eine Erleichterung für viele Anwendungen kann sich die Terminal-Server-Technologie erweisen. Sie gilt als Muster für zukünftige NT-Server-Strukturen. Zum Ende des Jahres wurde deshalb ein Cluster aus Terminal-Servern aufgebaut, das allen Universitätsangehörigen zur Verfügung steht. Es dient der Evaluation des Alltagsbetriebs mit dieser Technologie. Die dort zur Verfügung stehende Software wurde für ein halbes Jahr von den Firmen Adobe, Corel und Microsoft kostenlos bereitgestellt. Zudem wurden auch die Einsatzmöglichkeiten eines PC-Clusters als kostengünstiger Parallelrechner unter Linux erkundet.

Das zentrale Datensicherungs- und Archivierungssystem wurde von 525 Nutzern aus 16 Fachbereichen und 4 Zentralen Einrichtungen genutzt. Auf dem zentralen Magnetbandarchivsystem sind derzeit 32,9 Mio. Dateien im Umfang von 2,5 TeraByte gesichert oder archiviert. Rund eine Million gesicherte Dateien mußten wiederhergestellt werden. Sowohl im Client- als auch im Server-Bereich wurde die Software ADSM Version 3 eingeführt. Es ergab sich eine Vereinfachung der Überwachung des ADSM-Servers. Statusberichte können nun automatisch verschickt werden.

Die Zahl der eingetragenen Nutzer betrug am Jahresende ca. 31.000, wobei alle Fachbereiche vertreten sind. Eine Verbesserung der Software zur Benutzerverwaltung sowie ein vereinfachtes Anmeldeverfahren für Studierende, das in Zusammenarbeit mit der zentralen Universitätsverwaltung entstand, sorgten für eine Verringerung des administrativen Aufwands, so daß der große Andrang weiterhin bewältigt werden konnte. In diesem Zusammenhang steht auch die vollzogene Angleichung der Organisationsstruktur von Benutzerverwaltung und Tübinger X.500-Verzeichnis der E-Mail-Adressen.

Die Unterstützung der Fachbereiche erfolgte hinsichtlich Systemadministration und -wartung weiterhin im Unix-Bereich sowie für Personalcomputer und zugehörende Server. Für die IV-Versorgungseinheit 4 (Naturwissenschaften) wurde außerdem die Mitarbeit im VMS-Bereich fortgesetzt und auf Wunsch eine Beratung zu Linux angeboten.

Ferner wurde ein Multimedia-Labor aufgebaut, das allen Angehörigen der Universität zur Verfügung gestellt wird. Es bietet sich an zum Gewinnen und Aufbereiten von Multimedia-Grundbausteinen (Bild, Ton, Film, Kommunikation, Publishing) und soll vor allem zur Ausbildung der Studierenden in der Nutzung von Multimedia-Komponenten eingesetzt werden. In diesem Rahmen wurde das Konzept einer virtuellen Vorlesung über die Nutzung von Multimedia entworfen, die über das Internet allgemein verfügbar sein wird.

Entsprechend der starken Nachfrage nach den CIP-Arbeitsplätzen im Zentrum für Informationsverarbeitung wurden Verbesserungen vorgenommen. So konnten 6 AIX-Workstations aufgestellt werden, und die PC-Systeme wurden neben einer Umstellung auf das Betriebssystem NT teilweise mit Multimedia-Komponenten ausgestattet.

Zunehmend waren Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit erforderlich. Mit zum Teil sehr großem Aufwand mußte Problemen nachgegangen werden, die durch mißbräuchliche Nutzung entstanden waren - auch außerhalb unserer Universität.

Ausbildung

Ein Ausbildungsprogramm des Zentrums für Informationsverarbeitung konnte erfreulicherweise mit Beginn des Sommersemesters 1998 kurzfristig wieder aufgenommen werden. Nach einer entsprechenden Anlaufphase war der Besuch unserer Lehrveranstaltungen, die für Hörer aller Fachbereiche angeboten werden, mit 466 Teilnehmerinnen und Teilnehmern allein im Wintersemester wieder vergleichbar mit dem in vergangenen Jahren.

Zu den Themen, die das Zentrum für Informationsverarbeitung zum IV-Lehrangebot an der Universität beiträgt, gehören nach einer aktuellen Empfehlung der IV-Kommission insbesondere Betriebssysteme, Netzdienste und Programmiersprachen sowie spezielle IV-Themen von fächerübergreifender Bedeutung bzw. zu neuen Entwicklungen.

Beratung und Unterstützung

Entsprechend dem Konzept des kooperativen dezentralen IV-Gesamtsystems wurden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus IV-Versorgungseinheiten und bei Bedarf auch weiterhin Nutzer ausgiebig beraten. Dies betraf neben Standardanwendungen insbesondere Fragen der Systemsoftware und der Nutzung von Kommunikationsverfahren. Im Zusammenhang mit der Bereitstellung der IV-Infrastruktur wurde zentral installierte Software gepflegt im Unix- und CIP-Pool-Bereich.

Daneben wurden eine Reihe spezieller Geräte oder Arbeitsplätze betreut (z.B. grafisches Tablett, Scanner und Arbeitsplatz für blinde und sehbehinderte Studierende). Zum Jahresende konnte der Blindenarbeitsplatz im Bereich der Rechtswissenschaftlichen Fakultät um ein weiteres, moderneres Gerät inklusive blindenspezifischer Peripherie aus Mitteln der Berliner „Paul und Charlotte Kniese-Stiftung" erweitert werden.

Durch die Einrichtung einer zentralen Service-Stelle, die an den Arbeitstagen jeweils von 7.30 bis 17.30 Uhr erreichbar ist, wurde der Zugang zu Hilfestellungen und Problemlösungen allgemein erleichtert.

Neben der geleisteten Beratung zur Auswahl und zum Einsatz von Arbeitsplatzrechnern und dezentralen Servern wurden DV-Beschaffungen im Wert von ca. 1 Mio. DM begutachtet.

Informationsdienste

Die zentralen WWW-Server (World Wide Web) wurden weiter ausgebaut. Sie werden von fast allen Einrichtungen der Universität zur Veröffentlichung ihrer Informationen genutzt. Dementsprechend wurden die zuständigen Mitarbeiter in die Nutzung eingewiesen. Außerdem wurden weitere dezentrale WWW-Server in die WWW-Struktur der Universität eingebunden. Neben der Pflege der mehrsprachigen Titelseiten der Universität konnte das Informationsangebot des Zentrums für Informationsverarbeitung stetig weiter ausgebaut werden. Insbesondere wurden abhörsichere WWW-Seiten zur Nutzer- und Systemverwaltung und zur Problemanalyse und -behebung vor allem für die Themenbereiche E-Mail, Einwähldienste, WWW und Nutzerverwaltung zur Verfügung gestellt. Daß die Universität Münster im Online-Test eines Fachmagazins einen Spitzenplatz einnehmen konnte, kann als Beispiel für den großen Nutzen dieser umfangreichen Aktivitäten dienen („Die Westfalen bieten jede Menge Infos und Service, und das so übersichtlich wie möglich.").

Der wiederum enorme Anstieg in der Nutzung des WWW (Steigerung um 50  % bei Zugriffen und Datenmengen gegenüber dem Vorjahr) sowohl zur Verbreitung als auch zur Gewinnung von Informationen erfordert eine weitere Intensivierung der Dienstleistungen in diesem Bereich. Der monatliche Durchsatz der zentralen Server steigerte sich um 45  % auf bis zu 11,9 Mio. Zugriffe auf den WWW-Proxy-Server mit einem Datenvolumen von (bedingt durch Kapazitätsgrenzen) bis zu 69,4 Gigabyte und um 81  % auf bis zu 6,7 Mio. Zugriffe mit 49,0 Gigabyte beim WWW-(Informations-)Server - die entsprechenden dezentralen Server in den Instituten und Fachbereichen sind dabei noch nicht berücksichtigt. Das Konferenzsystem NetNews umfasst weiterhin ständig über 200.000 neue Artikel täglich mit leicht steigender Tendenz.

Der entsprechend dringende Ausbau der zentralen Server wird nach längerer Wartezeit durch die Beschaffung leistungsfähigerer Systeme in Kürze realisiert.

Ungeklärte juristische Fragen und eine Zunahme an Mißbräuchen machten steuernde Eingriffe erforderlich, die zu einem erheblichen Arbeitsaufwand für einige Mitarbeiter geführt haben. Im Bereich juristischer Fragen entstand eine enge Zusammenarbeit mit dem Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht (Prof. Dr. Hoeren und Mitarbeiter). In mehreren Fällen musste der Polizei und der Staatsanwaltschaft Münster Amtshilfe bei der Aufklärung von Straftaten geleistet werden.

Koordinierungsstelle

Im Rahmen des neuen Strukturkonzepts zur Informationsverarbeitung in der Universität nimmt das Zentrum für Informationsverarbeitung insbesondere Aufgaben von umfassender Bedeutung für die gesamte Universität und zur Unterstützung der IV-Versorgungseinheiten wahr, die auf Fachbereichsebene sowie für die Verwaltung, die Medizinischen Einrichtungen und die Universitäts- und Landesbibliothek gebildet wurden. Dementsprechend wurden mit den dezentralen IV-Versorgungseinheiten regelmäßig Besprechungen durchgeführt, Aktivitäten koordiniert und Informationen ausgetauscht.

Projekte

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Informatik an der Westfälischen Wilhelms-Universität - an dem das Zentrum für Informationsverarbeitung beteiligt ist - wurden Projekte zu System- und Vernetzungsfragen durchgeführt.

Das mehrjährige DFN-Projekt zum Internet-Protokoll der nächsten Generation (IP Version 6) fand internationale Beachtung und wurde erfolgreich abgeschlossen. Die in diesem Rahmen in Münster aufgebaute und betriebene IPv6-Backbone-Site ist eine der größten weltweit.

Ebenfalls mit Erfolg abgeschlossen wurde das gemeinsam mit den Firmen Siemens und Deutsche Telekom sowie dem Institut für Angewandte Informatik an der WWU durchgeführte ADSL-Pilotprojekt zur Anbindung eines Wohnheimkomplexes an das Universitätsnetz mittels hochmoderner Kommunikationstechnologie, bei der Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 8 MBit/s über Telefonleitungen zum häuslichen Arbeitsplatz und von 640 kBit/s in umgekehrter Richtung möglich sind. Die vorhandene Installation ist weiter in Betrieb.

Der Pilotbetrieb zur Nutzung des Breitband-Wissenschaftsnetzes (B-WiN) für Telefongespräche unter Verwendung von ATM-basierter Vermittlungstechnik wurde als DFN-Verbundprojekt zusammen mit drei weiteren Hochschulen des Landes NRW erfolgreich aufgenommen. Dadurch sind Telefonverbindungen zum Ortstarif derzeit nach Aachen, Düsseldorf und Köln möglich. An diesem Projekt ist auch die Universitätsverwaltung mit dem Bereich Betriebstechnik beteiligt.

Als Auswahl aus den zusätzlichen Aktivitäten des Zentrums für Informationsverarbeitung sollen noch folgende Beispiele genannt werden:

Verschiedenes

Zum Thema Multimedia wurden weiterhin die Initiativen „Multimedia Münsterland" und „Digitales Offenes Münster" (D.O.M.) unterstützt.

Im Rahmen enger Kooperationen der Universität Münster mit den Universitäten im Baltikum sowie mit der Akademie der Wissenschaft in Sofia wurden weitere Unterstützungen insbesondere durch Beratung beim Aufbau von Netzinfrastrukturen gegeben.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9882
Datum: 1999-08-11