WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1997

Zentrum für Informationsverarbeitung



Das Universitätsrechenzentrum hat auch 1997 wieder für alle Fachbereiche, die Verwaltung, die Medizinischen Einrichtungen sowie die Universitäts- und Landesbibliothek vielfältige Dienstleistungen erbracht.

IV-System

Im Rahmen des vom Senat verabschiedeten Strukturkonzepts zur Informationsverarbeitung (IV) in der Universität wird das Universitätsrechenzentrum als Zentrum für Informationsverarbeitung (IV-Zentrum) insbesondere Aufgaben von umfassender Bedeutung für die gesamte Universität und zur Unterstützung der IV-Versorgungseinheiten wahrnehmen, die auf Fachbereichsebene sowie für die Verwaltung, die Medizinischen Einrichtungen und die Universitäts- und Landesbibliothek gebildet werden. Das IV-Zentrum ist also vor allem ein Dienstleistungs- und Kompetenzzentrum für alle Belange der IV-Infrastruktur.

Kommunikationssysteme

Mit Ablauf des Jahres 1997 sind an das universitätsweite lokale Rechnernetz (LAN) ca. 8.000 Rechner angeschlossen; das bedeutet eine 45 %ige Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Dies wurde durch eine Vielzahl kleinerer und großer Baumaßnahmen erreicht. Dabei wurde sowohl der Umbau der bisher noch vorherrschenden Koaxialkabeltechnologie als auch der Ausbau mit strukturierter Verkabelung (Kategorie 5 und Lichtwellenleiter) vorgenommen.

Im Bereich der Medizinischen Einrichtungen wurden mehrere größere Ausbaumaßnahmen eingeleitet.

Obwohl inzwischen über 90 % der Gebäude mittels Lichtwellenleiter an das Universitätsnetz angebunden sind, fehlt es vielfach noch an umfassender Inhouse-Verkabelung. Eine Bedarfsdeckung ist aufgrund weiter bestehender personeller und finanzieller Engpässe noch nicht in Sicht. Insbesondere steht die Bereitstellung der zum LAN-Ausbau beantragten Baumittel für die zweite Baustufe im allgemeinen Universitätsbereich noch aus.

Durch Einführung neuer Technologien - ATM- und Switching-Komponenten im Backbone-, Fast Ethernet im Inhouse-Bereich - wurde eine höhere Leistungsfähigkeit in den jeweiligen Teilen des LAN erreicht. Zudem wurden weitere Maßnahmen zur Lastentkopplung in bestehenden Netzen durchgeführt.

Die Zugangsmöglichkeiten zum Universitätsnetz über Einwählzugänge (ISDN, Modem) wurden mit neuen Systemen ausgebaut, so daß zum Jahresende 180 Kanäle zur Verfügung standen. Ein weiterer Ausbau wird derzeit in Kooperation mit Telekommunikationsunternehmen vorbereitet.

Der Anschluß der Universität an das Breitband-Wissenschaftsnetz (B-WiN) mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 30 MBit/s wurde weiterhin bereitgestellt. Dabei standen auch Multimedia-Anwendungen, wie Videokonferenzen und MBone-Übertragungen (Multicast), zur Verfügung. Die wachsende Nutzung elektronischer Kommunikationsmöglichkeiten wurde zudem durch den Anstieg auf über 9 Mio E-Mails belegt.

Rechner- und Betriebssysteme

Nachdem die Migration vom klassischen Großrechner zu vernetzten Serversystemen bereits im letzten Jahr weitgehend abgeschlossen war, wurde nach Inbetriebnahme der zum Jahresbeginn beschafften Drucker (Laserdrucksystem, Farblaserdrucker) an Unix-Servern die gesamte Großrechner-Hardware entsorgt (Mainframe und zugehörige periphere Geräte).

Die Systemausstattung des Universitätsrechenzentrums umfaßt allein ca. 70 Server zur Erledigung der vielfältigen Aufgaben moderner Informationsverarbeitung in der Universität. Um ausfallsichere und skalierbare Dienste anbieten zu können (deshalb wurden z.B. Mail- und POP-Dienste getrennt), wird sich deren Zahl noch weiter erhöhen. Kapazitätsprobleme im Dialogbereich werden durch eine zum Jahresende eingeleitete Beschaffung eines leistungsfähigen Unix-Servers bald behoben.

Außerdem wurden als Ersatz eines A0-Plotters und unter Berücksichtigung des erheblich gestiegenen Bedarfs zwei neue A0-Farbplotter beschafft.

Im Zusammenhang mit der schrittweisen Einführung des DCE (Distributed Computing Environment), einer modernen verteilten Systemumgebung, wurden in erheblichem Umfang Migrationsarbeiten durchgeführt, die ca. 25.000 registrierte Nutzer betrafen. Das bedeutete sowohl die Überführung der Rechner-/Nutzer-Authentifizierung in das DCE als auch die Migration der Datenbestände aus dem NFS in das verteilte Filesystem DFS.

Die Zahl der eingetragenen Nutzer ist in diesem Jahr um 33 % auf über 30.000 gestiegen. Es wurden Maßnahmen eingeleitet, um den administrativen Aufwand zu verringern, da ein weiterer Anstieg durch einen Erlaß des MWF erfolgen wird, in Zukunft allen Studierenden einen Zugang als Nutzer der IV-Infrastruktur einzurichten.

Die Unterstützung der Fachbereiche erfolgte hinsichtlich Systemadministration und -wartung weiterhin im Unix-Bereich sowie für Personalcomputer und zugehörende Server.

Ein Schwerpunkt der Arbeiten im Zusammenhang mit Windows NT-Systemen lag beim Aufbau einer allgemein verfügbaren, ausfallsicheren Installationsinfrastruktur. Dafür wurden Konzepte entwickelt und mit Administratoren von NT-Systemen abgestimmt. Gegen Jahresende wurde Hardware für eine redundante Server-Infrastruktur beschafft, die veraltete PC-Server ersetzen und die Basis für den geplanten Installationsdienst sein wird.

Entsprechend der starken Nachfrage nach den CIP-Arbeitsplätzen im Universitätsrechenzentrum wurden neue Arbeitsplatzsysteme beschafft, die auch für Multimedia-Anwendungen geeignet sind.

Zunehmend waren auch Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit erforderlich. Als Beiträge sind dazu Secure Shell und DCE eingeführt worden. Mit zum Teil sehr großem Aufwand mußte auch Problemen nachgegangen werden, die durch mißbräuchliche Nutzung entstanden waren - auch außerhalb unserer Universität.

Ausbildung

Ein Ausbildungsangebot des Universitätsrechenzentrums war leider zunächst nur in eingeschränktem Umfang ('Notprogramm') möglich und mußte für das Wintersemester 1997/98 ganz unterbleiben.

Grundlage war der Senatsbeschluß zur neuen IV-Struktur, der wegen der Zuständigkeit der Fachbereiche für die Lehre forderte, daß das Universitätsrechenzentrum (IV-Zentrum) keine Kurse mehr zu Themen der Informationsverarbeitung anbieten soll. Immerhin zogen noch über 600 Hörer aller Fachbereiche aus dem erheblich reduzierten Angebot Nutzen.

Erfreulicherweise zeichnete sich gegen Jahresende ab, daß es in Zukunft - in Abstimmung mit dem neuen IV-Koordinierungsausschuß Lehre - doch wieder ein Lehrangebot des Universitätsrechenzentrums geben wird.

Beratung und Unterstützung

Die Beratung zum DV-Einsatz bei fachspezifischen Fragestellungen ist von Nutzern aus allen Fachbereichen in großem Umfang in Anspruch genommen worden. Dabei wurden

numerische, statistische und nichtnumerische Aufgaben (z.B. Grafik, Datenbanken und Textverarbeitung) sowie Fragen der Systemsoftware und der Nutzung von Kommunikationsverfahren bearbeitet.

Daneben wurden eine Reihe spezieller Geräte oder Arbeitsplätze betreut (z.B. grafisches Tablett, Scanner und Arbeitsplatz für blinde und sehbehinderte Studenten).

Wiederum hoch war der Beratungsaufwand bei der Auswahl und beim Einsatz von Arbeitsplatzrechnern und Workstations. Ferner wurden Stellungnahmen zu DV-Beschaffungen im Wert von über 5 Mio DM erarbeitet. Hinzu kamen Koordinierungen von DV-Beschaffungen und Beschaffungsanträgen.

Informationsdienste

Weitere Informationen über Dienste in nationalen und internationalen Netzen (WiN, Internet, Usenet) wurden aufbereitet und zugänglich gemacht.

Das gegen Jahresende umstrukturierte Konferenzsystem NetNews umfaßt ständig über 200.000 neue Artikel täglich.

Ungeklärte juristische Fragen und massiver kommerzieller Mißbrauch (meist aus den USA) machten -- wie bei der elektronischen Post -- steuernde Eingriffe erforderlich.

Der zur Verbesserung der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur eingerichtete mehrsprachige zentrale WWW-Server (World Wide Web) für die Universität wurde weiter ausgebaut.

Beispielsweise wurden abhörsichere elektronische Formulare zur Nutzerverwaltung (Neuanmeldung, Paßwortänderung, Weiterleitung von E-Mail u.a.) entwickelt und eingeführt.

Die weiterhin explosionsartig wachsende Nutzung des WWW durch die Nutzer sowohl zur Verbreitung als auch zur Gewinnung von Informationen erfordert eine weitere Intensivierung der Dienstleistungen in diesem Bereich. Der monatliche Durchsatz der zentralen Server verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahr auf bis zu 8,2 Mio. Zugriffe mit einem Datenvolumen von 108 Gigabyte beim Proxy-Server und bis zu 3,7 Mio. Zugriffe mit 30,6 Gigabyte beim WWW-(Informations-) Server - die entsprechenden Server in den Instituten und Fachbereichen sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Projekte

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Informatik an der WWU - an dem das Universitätsrechenzentrum beteiligt ist - wurden Projekte zu System- und Vernetzungsfragen durchgeführt.

Das im vergangenen Jahr begonnene DFN-Projekt zum Internet-Protokoll der nächsten Generation (IP Version 6) wurde fortgesetzt.

Gemeinsam mit den Firmen Siemens und Deutsche Telekom sowie dem Institut für Angewandte Informatik an der WWU wurde ein Pilotprojekt zur Anbindung eines Wohnheimkomplexes an das Universitätsnetz mittels hochmoderner Kommunikationstechnologie gestartet (ADSL). Für ca. 100 Studierende wird dadurch eine Datenübertragung mit einer Geschwindigkeit von bis zu 8 MBit/s über Telefonleitungen zum häuslichen Arbeitsplatz und von 640 kBit/s in umgekehrter Richtung möglich.

Zusammen mit drei weiteren Hochschulen des Landes NRW wurde ein Verbundprojekt des DFN zum Aufbau eines Sprachdienstes im Breitband-Wissenschaftsnetz unter Verwendung von ATM-basierter Vermittlungstechnik vereinbart. An diesem Projekt, durch das Praxiserfahrungen zum Telefonieren im Wissenschaftsnetz gesammelt werden sollen, ist auch die zentrale Universitätsverwaltung mit dem Bereich Betriebstechnik beteiligt.

Am Multimediatag 1997 des Landes NRW wurde die Übertragung der Präsentationen aus den beteiligten Hochschulen mittels MBone (Multicast-Backbone) im B-WiN unterstützt. Außerdem waren wir mit der technischen Realisierung von Videokonferenzschaltungen aus der Aula des Schlosses, dem Anatomischen Institut und einem Operationssaal im Zentralklinikum beteiligt. Dabei wurden erstmalig auch ATM-Komponenten im Universitätsnetz eingesetzt.

Im Rahmen einer hochschulübergreifenden Projektgruppe wurde am Entwurf eines Bildungsnetzes in NRW gearbeitet.

Verschiedenes

Zum Thema Multimedia wurden weiterhin die Initiativen 'Multimedia Münsterland' und 'Digitales Offenes Münster' (D.O.M.) unterstützt.

Im Rahmen enger Kooperationen der Universität Münster mit den Universitäten im Baltikum sowie mit der Akademie der Wissenschaft in Sofia wurden weitere Unterstützungen durch Beschaffung und Transport von Computer-Hardware sowie durch Beratung beim Aufbau von Netzinfrastrukturen gegeben.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9782
Datum: 1998-02-05 ---- 1998-09-05