WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1997

Rechenschaftsbericht des Rektorates über das Jahr 1997
für die Sitzung des Konvents am 05. Februar 1998



Herr Vorsitzender,
meine sehr geehrten Damen und Herren!

Bevor ich entsprechend Art. 38 Abs. 1 Nr. 3 der Universitätsverfassung den Bericht des Rektorats für das Jahr 1997 erstatte, wollen wir gemeinsam der im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder unserer Universität gedenken. Ich darf Sie bitten, sich hierzu von Ihren Plätzen zu erheben.


Die Westfälische Wilhelms-Universität hat im vergangenen Jahr 35 Mitglieder und Angehörige durch Tod verloren. Sie wird allen Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren.

1. Hochschulrechtliche Lage

1.1 Allgemeines

Es ist damit zu rechnen, daß der Entwurf eines vierten Gesetzes zur Änderung des Hochschulrahmengesetzes in der jetzt vorliegenden Form weitgehend umgesetzt werden wird. Da mit diesem Gesetz - wie der Name schon sagt - lediglich ein Rahmen vorgegeben wird für Regelungen in den Hochschulgesetzen der Länder, ist eine unmittelbare Auswirkung auf die Hochschulen des Landes NRW nicht zu erwarten. Die im neuen HRG verankerte Mittelvergabe nach Bedarfs- und Leistungskriterien ist in NRW bereits seit 1995 Praxis und wird in der Universität Münster auch bei der internen Mittelverteilung angewendet. Zweistufige Studiengänge mit BA- und MA-Abschlüssen, die im neuen HRG ermöglicht werden, befinden sich in NRW, z.B. in Bochum, ebenfalls schon in einer Erprobungsphase, und Modalitäten zur Einführung an weiteren Hochschulen werden derzeit zwischen LRK und MWF erörtert. Das gilt gleichermaßen für das Credit-point-System. Es ist zu erwarten, daß beide Ansätze schon bald in verschiedenen Studiengängen an mehreren Hochschulen des Landes NRW zumindestens zur Probe Anwendung finden werden. An der Universität Münster werden vermutlich die Wirtschaftswisssenschaften schon bald mit der Umsetzung beginnen. Insbesondere wegen befürchteter Auswirkungen auf Leistungen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz richtete sich der Streik der Studierenden u.a. auch gegen die Einrichtung zweistufiger Studiengänge mit dem B.A. als einem ersten berufsqualifizierenden Abschluß. Durch eine Ergänzung des HRG ist jedoch inzwischen sichergestellt, daß die Förderung die Studienzeit bis zum Diplom- oder Magisterabschluß umfaßt.

Durch Wegfall von entsprechenden Bestimmungen aus dem HRG wird den Ländern künftig ein größerer Gestaltungsspielraum hinsichtlich der Leitungsstrukturen in den Hochschulen eingeräumt. In NRW wird es deshalb über kurz oder lang eine Funktionalreform geben, die sich nicht zuletzt auf Änderungen der Leitungsstrukturen richten wird. Ein Entwurf des MWF liegt bereits vor. Dieser wurde 1997 in verschiedenen Gremien innerhalb und außerhalb der Hochschulen diskutiert. Derzeit ist aber noch nicht abzusehen, wann diese Diskussion abgeschlossen wird und zu konkreten Ergebnissen führt. Sollte es zu einer Funktionalreform und einer entsprechenden Änderung des Landeshochschulgesetzes kommen, werden auch Änderungen der Verfassung der Universität Münster erforderlich sein.

Allerdings stehen noch immer Entscheidungen des Konvents über Verfassungsänderungen an dieser Universität aus, die sich im Rahmen des derzeit gültigen Landeshochschulgesetzes bewegen. Sowohl in der Konventssitzung am 03.02.1997 als auch in der Konventssitzung am 26.06.1997 ist es nicht zu einer Beschlußfassung über einen Vorschlag des Senats gekommen, da die hierfür erforderliche Zweidrittelmehrheit durch die anwesenden Mitglieder nicht erreicht wurde. Zwischenzeitlich haben sich zwei weitere Vorschläge zur Änderung der Universitätsverfassung ergeben, die durch Umbenennungen des Fachbereichs 17 - Chemie - in „Chemie und Pharmazie" sowie des Fachbereichs 21 - Musikpädagogik, Textilgestaltung und ihre Didaktik - in „Musikpädagogik" bedingt sind. Der in dieser Weise ergänzte Gesamtvorschlag des Senats zur Änderung der Universitätsverfassung wird dem Konvent in seiner Sitzung am 05.02.1998 zur Beschlußfassung vorgelegt werden.

Der von den Studierenden im Rahmen des Verfahrens zur Änderung der Universitätsverfassung eingebrachte Antrag auf Umbenennung der Universität ist in der Öffentlichkeit auf großes Interesse gestoßen. Die Frage der Namensänderung wurde - nicht nur innerhalb der Universität - sehr kontrovers diskutiert. Bei Würdigung aller, insbesondere auch im Senat vorgetragenen Argumente hat sich das Rektorat im Bewußtsein der mit dem Namenspatron der Universität verbundenen Problematik entschieden, den Namen „Westfälische Wilhelms-Universität" beizubehalten.

Am 12.02.1997 hat der Senat den von der Gleichstellungskommission erarbeiteten Frauenförderrahmenplan mit dem Ziel verabschiedet, den Gleichstellungsauftrag des Grundgesetzes auf der Basis der Gesetzgebung des Bundes und des Landes sowie der Universitätsverfassung umzusetzen. Die Gleichstellungskommission hat darüber hinaus die Einführung von Anreizsystemen und Sanktionen als Mittel zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern vorgeschlagen, die zur Zeit in der Kommission für Finanz- und Personalangelegenheiten erörtert werden.

Die Neuordnung der Philosophischen Fakultät ist im Berichtszeitraum nicht entscheidend vorangekommen. Lediglich das Fach „Textilgestaltung und ihre Didaktik" ist aus dem Fachbereich 21 ausgegliedert und dem Fachbereich 07 - Geschichte/Philosophie - zugeordnet worden. Weitere konkrete Ergebnisse liegen noch nicht vor. Die Fachbereiche der Philosophischen Fakultät, die sich bislang noch nicht an der Neustrukturierung beteiligt haben, werden jedoch mit Nachdruck in das Neuordnungsverfahren einbezogen werden.

Der Fachbereich 20 - Sportwissenschaft - konnte mit Beginn der Amtszeit zum 01.10.1997 aufgrund der geringen Anzahl von Mitgliedern aus der Gruppe der Professorinnen und Professoren erneut keinen ordnungsgemäß besetzten Fachbereichsrat bilden. Das Rektorat hat deshalb mit Wirkung zum 01.10.1997 einen kommissarischen - verkleinerten - Fachbereichsrat aus den im Sommersemester 1997 in den Fachbereichsrat gewählten Mitglieder bestellt. Das Rektorat hat den kommissarischen Fachbereichsrat um einen Vorschlag für die Bestellung eines kommissarischen Dekans gebeten und die Leitungsverantwortung des Fachbereichs bis dahin durch die Beauftragung eines Mitglieds aus der Gruppe der Professorinnen und Professoren mit der Wahrnehmung der Aufgaben eines Dekans sichergestellt.

1.2 Wissenschaftliche Einrichtungen

1.2.1. Wissenschaftliche Einrichtungen der Universität

Die zentrale wissenschaftliche Einrichtung „Zentrum für Sprachforschung und Sprachlehre" ist im Berichtszeitraum entscheidend geändert worden. Durch Beschluß des Senats vom 11.06.1997 wurde mit Wirkung zum 01.07.1997 die unselbständige Abteilung für Sprachforschung unter Rücknahme der dem Zentrum für diese Abteilung zugewiesenen Aufgaben aufgehoben. Gleichzeitig wurde dem so geänderten Aufgabenzuschnitt durch Umbenennung der zentralen wissenschaftlichen Einrichtung in „Sprachenzentrum" Rechnung getragen. Darüber hinaus wurde dem Sprachenzentrum durch Beschluß des Senats vom 17.12.1997 mit Wirkung zum 01.01.1998 das bisher zum Dezernat 7 - Internationale Angelegenheiten - der Zentralen Universitätsverwaltung gehörende „Lehrgebiet Deutsch als Fremdsprache" zugeordnet.

Die zentrale wissenschaftliche Einrichtung „Zentrum für Angewandte Informatik"„ wurde entsprechend der allgemeinen Entwicklung im DV-Bereich von zentralen zu dezentralen Einrichtungen durch Beschluß des Senats vom 11.06.1997 mit Wirkung zum 01.10.1997 aufgehoben.

Der Hochschulsport wurde neu organisiert und entsprechend seinen Aufgaben für die Gesamtuniversität durch Beschluß des Senats vom 14.05.1997 als zentrale Betriebseinheit errichtet.

In der Rechtswissenschaftlichen Fakultät wurde durch Beschluß des Senats vom 14.05.1997 das Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht errichtet.

Die Organisationseinheit „Lehrstuhl für Öffentliches Recht" wurde nach Zuordnung sämtlicher Ressourcen zum Institut für Öffentliches Recht und Politik durch Beschluß des Senats vom 14.05.1997 aufgehoben.

In der Medizinischen Fakultät wurde mit Erlaß des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung vom 06.01.1997 mit dem Institut für Medizinische Biochemie das letzte der im Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung vorgesehenen Institute errichtet.

In Umsetzung des Strukturkonzepts für das Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde wurde mit Erlaß des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung vom 09.04.1997 die Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik A aufgehoben und deren bisherige Aufgaben und Ressourcen auf die Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik B bei deren gleichzeitiger Umbenennung in „Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik" übertragen.

Im Fachbereich Sozialwissenschaften wurde das Institut für Soziologie/Sozialpädagogik mit Beschluß des Senats vom 29.01.1997 aufgehoben und als unselbständige Abteilung dem Institut für Soziologie zugeordnet.

Im Fachbereich Geschichte/Philosophie wurden die intensiven Beziehungen, die von der Westfälischen Wilhelms-Universität auf verschiedenen Ebenen zur Republik Zypern und zur Universität Zypern unterhalten werden, durch Errichtung des Instituts für Interdisziplinäre Zypern-Studien durch Beschluß des Senats vom 12.02.1997 formalisiert.

Im Zuge der Neuordnung der Philosophischen Fakultät wurde das Institut für Textilgestaltung und ihre Didaktik aus dem Fachbereich Musikpädagogik, Textilgestaltung und ihre Didaktik durch Beschluß des Senats vom 11.06.1997 dem Fachbereich Geschichte/Philosophie mit Wirkung zum 01.10.1997 zugeordnet.

Im Fachbereich Physik wurde, nachdem das Land bereits in den 80er Jahren über die Einstellung des Faches Astronomie an der Westfälischen Wilhelms-Universität entschieden hatte, das Astronomische Institut durch Beschluß des Senats vom 02.07.1997 mit Wirkung zum 01.11.1997 aufgehoben.

Im Fachbereich Geowissenschaften wurde die Betriebseinheit der Institute für Landschaftsökologie, Geographie und Geoinformatik durch Erweiterung ihrer Aufgaben auf das Institut für Didaktik der Geographie bei gleichzeitiger Umbenennung in „Betriebseinheit für die Lehreinheit Geographie" durch Beschluß des Senats vom 17.12.1997 mit Wirkung zum 01.01.1998 geändert.

Im Fachbereich Sportwissenschaft wurde die Betriebseinheit Hochschulsport durch Beschluß des Senats vom 14.05.1997 aufgehoben.

Aus dem Fachbereich Musikpädagogik, Textilgestaltung und ihre Didaktik wurde das Institut für Textilgestaltung und ihre Didaktik durch Beschluß des Senats vom 11.06.1997 mit Wirkung zum 01.10.1997 ausgegliedert. Gleichzeitig wurde die Bezeichnung des Fachbereichs in "Musikpädagogik" geändert.

1.3 Aufsichtsmaßnahmen des Rektorats

Rechtsaufsichtsmaßnahmen des Rektorats über die Organe, Gremien und Funktionsträgerinnen und Funktionsträger waren im Berichtszeitraum nicht erforderlich.

Das Verhältnis zwischen Rektorat und den Organen der Studierendenschaft war im Berichtszeitraum im wesentlichen spannungsfrei. Repressive Aufsichtsmaßnahmen wurden nicht getroffen.

2. Haushaltssituation

2.1 Haushaltsentwicklung

2.1.1 Haushaltsübersicht

Im Haushaltsjahr 1997 hat die Westfälische Wilhelms-Universität einschl. der Medizinischen Einrichtungen Finanzmittel in Höhe von insgesamt 1.170 Mio DM ausgegeben. Dies bedeutete eine Steigerung von 4,9 % gegenüber dem Vorjahr.

Die Haushaltsmittel beim Kapitel 06 121 - ohne Medizinische Einrichtungen - verteilen sich in etwa zu 68,3 % auf Personalkosten, zu 9,7 % auf Bau- und Bauunterhaltungskosten sowie Gebäudebewirtschaftungskosten, zu weiteren 9,1 % auf den Drittmittelhaushalt und lediglich zu 11,1 % auf die Titelgruppe 94.

In der Titelgruppe 94 standen damit rd. 43 Mio DM für Ausgaben der Lehre und Forschung zur Verfügung. Dieser Ansatz ist gegenüber den Haushaltsmitteln 1996 um 829.000 DM gekürzt worden.

2.1.1 Mittel für Lehre und Forschung

Die Fachbereiche und ihre Einrichtungen konnten im Berichtszeitraum zur Finanzierung der Aufgaben für Lehre und Forschung rund 33,1 Mio DM aus der Titelgruppe 94 verwenden, weitere 2,9 Mio DM standen aus finanzautonomen Mittel und weitere 2,4 Mio DM aus der Haushaltsmittelübertragung 1996 zur eigenverantwortlichen Verwendung zur Verfügung. In den übertragenen Haushaltsmitteln sind 1,3 Mio DM aus der Finanzautonomie 1996 enthalten.

Durch die vom Wissenschaftsministerium im Rahmen der haushaltswirtschaftlichen Sperre 1997 verfügte globale Minderausgabe mußten die Fachbereiche eine Einsparungsauflage von 1,5 Mio DM erwirtschaften.

Von den insgesamt zur Verfügung stehenden 37,2 Mio DM wurden in 1997 für Hilfskraftvergütungen 16,3 Mio DM, für Literaturbeschaffungen 5,1 Mio DM, für den laufenden Sachbedarf 10,6  Mio DM und für Investitionen 3,0 Mio DM aufgewendet. Die Fachbereiche und ihre Einrichtungen können nach Abschluß des Haushaltsjahres in das folgende Haushaltsjahr 2,2  Mio DM übertragen.

Für die Fachbereiche und ihre Einrichtungen hat die zentrale Beschaffungsabteilung über den zentralen Gerätefonds sowie den zentralen Möbelfonds 1,7 Mio DM ausgegeben. Weitere 0,5 Mio DM sind an Reisekosten und zur Unterstützung des Drucks ausgezeichneter Dissertationen aufgewendet worden.

Die Universitäts- und Landesbibliothek hat mehr als 3,8 Mio DM für Zeitschriften, neue Literatur und neue Medien (CD-ROM u. ä.) eingesetzt.

Das Universitätsrechenzentrum hat für Hard- und Softwarebeschaffung 2,5  Mio DM ausgegeben.

Der Betrieb der Zentren und zentralen Betriebseinheiten hat einen Ausgabebedarf innerhalb der Lehre und Forschung von 0,9 Mio DM ergeben.

Aus Einsparungen im Rahmen der Titelbewirtschaftung, aus finanzautonomen Mitteln und der Zentralen Reserve der Titelgruppe 94 hat das Rektorat weitere Maßnahmen wie folgt unterstützt:

Insgesamt verlief die finanzielle Situation unter Berücksichtigung der Möglichkeiten der Mittelschöpfung aus finanzautonomer Quelle im Jahre 1997 zufriedenstellend, wobei nach der Haushaltsabrechnung 1997 die Bildung eines zu übertragenden Haushaltsrestes in dem bisher möglichen Umfange nicht realisiert werden konnte.

2.2 Notzuschlagsprogramm

Im Haushaltsjahr 1997 wurden im Rahmen des Notzuschlagsprogramms mit 2,68 Millionen DM für überlastete Fächer gut ein Viertel mehr Mittel vom Wissenschaftsministerium zugewiesen als 1996 (2,13 Mill. DM). Wie im Vorjahr konnten wiederum 17 Fächer/Lehreinheiten gefördert werden. Landesweit standen 1997 lt. Haushaltsplan 29,65 Millionen DM zur Verfügung. Ausweislich des Haushaltsplanentwurfs bleibt der Ansatz 1998 konstant. Insgesamt sind nach Einführung des Notzuschlagsprogramms rund 49 Millionen DM an die Universität geflossen.

2.3 Entwicklung des Personalhaushaltes

Auch im Jahre 1997 wurde die haushaltsgesetzliche Stellenbesetzungssperre von 12 Monaten weitergeführt. Ausnahmen von dieser Stellenbesetzungssperre bestanden wiederum für Planstellen und Stellen der Medizinischen Einrichtungen, die der Krankenversorgung dienen, sowie für Planstellen in Lehreinheiten mit erschöpfender Nutzung der Ausbildungskapazität. Darüber hinaus waren einzelne Fächer, die zu mehr als 100 % ausgelastet sind, von der Stellenbesetzungssperre ausgenommen.

Von den 121 im Rahmen der Maßnahmen zur Konzentration und Neuordnung von Studienangeboten/Studiengängen ab 1983 zur Umsetzung vorgesehenen Stellen sind nunmehr 98 Umsetzungen in das Kapitel 06 110 verwirklicht worden.

Die im Rahmen der sogenannten aufgabenkritischen Überprüfung des Stellenbedarfs abzusetzenden 64 Stellen sind im Haushaltsjahr 1997 mit der Umsetzung von 2 Stellen in das Zentralkapitel abgeschlossen.

Von den 18 C 1-Planstellen, die seit 1995 mit einem kw-Vermerk versehen sind, wurden bis Ende 1997 bereits 7 Planstellen abgebaut. Die restlichen 11 kw-Vermerke sind bis zum 31.12.1999 zu realisieren. Bis Ende 2000 sind für insgesamt 10 Fiebiger-Professuren Ersatzstellen bereitzustellen. Bei 3 Fiebiger-Professuren ist bereits in 1997 eine Realisierung eingetreten.

1997 wurden 35 C 4/C 3-Stellen ausgeschrieben. Nach über 40 Berufungsverhandlungen konnten 28 C 4/C 3-Professoren ernannt werden.

Aufgrund einer aufgabenkritischen Überprüfung des Stellenbestandes - Organisationsuntersuchung 1993 - ist der Bereich der Zentralen Universitätsverwaltung von weiteren Stellenstreichungen betroffen. So sind seit dem Haushaltsplan 1994 insgesamt 23 Stellen mit Wegfall-Vermerken (kw-Vermerk) versehen, von denen bisher 7 realisiert worden sind.

Auch der Bereich des Büro-, Registratur-, Kanzlei- und Kassendienstes in den Instituten und Seminaren ist von Stellenkürzungen betroffen. Hier werden insgesamt 11 Stellen für Verwaltungsangestellte, Vergütungsgruppe VI b/VII BAT bis zum Ablauf des Jahres 2002 entfallen, wovon 1997 bereits 1 realisiert wurde.

2.4 Wissenschaftlicher Nachwuchs

2.4.1 Graduiertenförderung

Zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses wurden unserer Hochschule insgesamt 863.000,-- DM vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung - MWF - zur Verfügung gestellt. Die 53 Stipendiaten verteilen sich auf alle Fachbereiche.

2.4.2 Wiedereinstiegsstipendien - HSP II

Dieses Förderungsprogramm im Rahmen des Hochschulsonderprogramms III - HSP III - ermöglicht insbesondere Frauen, die nach der Unterbrechung ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit aufgrund von Kindererziehungszeiten ihr abgebrochenes bzw. unterbrochenes wissenschaftliches Forschungsvorhaben fortzusetzen. Insgesamt wurden 92.100,-- DM zur Verfügung gestellt und verausgabt. Gefördert wurden 6 Frauen.

2.5 Bauunterhaltung ohne Medizin

2.5.1. Einmalige Baumaßnahmen

Aus dem Bereich der einmaligen Baumaßnahmen ist auf wesentliche Investitionen für die Erneuerung der Klima- und Kälteversorgung (Zentralversorgung) im naturwissenschaftlichen Bereich sowie die Erneuerung der Fernsprechzentrale hinzuweisen. Für diese Maßnahmen wurden insgesamt rund 7,5 Mio DM verausgabt.

2.5.2. Kleinere Baumaßnahmen

Auch im Jahre 1997 wurden eine Vielzahl von Kleineren Neu-, Um- und Erweiterungsbauten - Maßnahmen zur Schaffung von weiteren Studienplätzen, der Verbesserung der Arbeitsplatzsituation sowie zur besseren Raumnutzung durchgeführt. Insgesamt wurden für diese Maßnahmen rund 1,4 Mio DM verausgabt.

Für Bauunterhaltungsmaßnahmen wurden in den Gebäuden der Universität rund 20 Mio DM verausgabt.

2.5.3. Raumverteilungsmaßnahmen und Verlagerung von Hochschuleinrichtungen

Durch eine Vielzahl von Umzügen, die im Bericht des Baudezernats aufgeführt sind, ist es erneut gelungen, weitere Institute eine bessere und praktikablere räumliche Ausstattung zu geben. Insbesondere durch Neuerwerb und Umbau konnte so die Zahl der gemieteten Flächen verringert werden. Viele dieser Maßnahmen konnten nur durch die Bereitstellung von Mitteln aus dem Globalhaushalt ermöglicht werden.

2.5.4. Übernahme von Grundstück und Gebäuden

Nachdem im Jahre 1996 der Universität durch die Bezirksregierung Münster bereits die Gebäude Nummer 25 und 26 des ehemaligen Britischen Militärhospitals an der Röntgenstraße zur Nutzung übertragen worden waren, folgten im Jahre 1997 die Gebäude, Nr. 24 (Erdgeschoß) für eine Nutzung durch das Rechenzentrum der Universität und die Nummern 17 und 19 mit einer Gesamthauptnutzfläche von 2 062 m². Nach eingehender Beratung im Rektorat und in Abstimmung mit der Verwaltung der Medizinischen Einrichtungen sind Teile der Zentralen Universitätsverwaltung in die beiden letztgenannten Gebäude verlagert worden, so insbesondere die Dezernate 2 und 4 sowie die Abteilungen 5.1 und 5.3. Dadurch ist es gelungen, die Universitätsverwaltung auf im wesentlichen zwei Standorte zu konzentrieren und im Innenstadtbereich frei gewordenen Gebäude (ehemalige LVA und Georgskommende) für eine Nutzung der wissenschaftlichen Einrichtungen vorzusehen. Nach entsprechendem Umbau einschließlich Einbau der neuesten Kommunikationstechnik wird eine Entspannung der Raumsituation der für den Umzug vorgesehenen Einrichtungen zu erwarten sein. Gleiches gilt für den schrittweisen Bezug der ehemaligen von-Einem-Kaserne. So ist das Gebäude Steinfurter Str. 107 im Herbst des Jahres fertiggestellt und durch das Institut für Wirtschaftsinformatik bezogen worden, die zuvor in einer Anmietung auf dem Gelände der Germaniatherme an der Grevener Straße untergebracht waren. Durch die Verlagerung des Institutes können jährlich erhebliche Mietmittel eingespart werden.

Erfreulich für die Universität im vergangenen Jahr war ebenfalls die Tatsache, daß sie aus dem Hochschulsonderprogramm III Mittel für die Errichtung eines Europa-Gästehauses im Umfang von 3 Mio DM zugewiesen bekommen hat. Auf Landesebene standen für die Errichtung von Europa-Gästehäusern insgesamt 11 Mio DM zur Verfügung, um die sich die Hochschulen des Landes unter Vorlage eines entsprechenden Baukonzeptes bewerben konnten. In Abstimmung mit allen anderen Hochschulen in Münster und dem Studentenwerk konnte von hier aus ein sofort bebaubares Grundstück angeboten und eine kurzfristig durch das Staatliche Bauamt Münster II erstellte Bauplanung mit einem Gesamtinvestitionsvolumen in Höhe von 4,8 Mio DM vorgestellt werden. Zur Verwirklichung des vorgestellten Konzepts erhielt die Universität, wie oben bereits dargestellt, Mittel in einer Gesamthöhe von 3 Mio DM zugewiesen. Hiermit kann der erste Bauabschnitt finanziert werden. Der zweite Bauabschnitt umfaßt die Restinvestitionen in Höhe von 1,8 Mio DM. Er wird zeitgleich mit dem ersten Bauabschnitt errichtet, aber aus eigenen Mitteln der Universität finanziert. Die Planung umfaßt insgesamt 19 Wohneinheiten mit Übernachtungsmöglichkeiten für ca. 40 Gäste in insgesamt 6 Gebäudekomplexen mit jeweils 2 - 4 Geschossen. Die Bauarbeiten werden im Frühjahr 1998 beginnen und insgesamt ca. 12 - 15 Monate in Anspruch nehmen. Da zudem das Wohngebäude Hüfferstraße 59 von der Universität rückerworben werden konnte, kann auch dieses Gebäude in die Gesamtkonzeption der Gästehäuser planungsmäßig mit eingebunden werden.

2.6 Baumaßnahmen im Bereich der Medizin

Nach Fertigstellung des 1. Bauabschnitts der Kinder- und Jugendpsychiatrie konnte im Oktober 1997 die Behandlung von Patienten in der Tagesklinik aufgenommen werden.

Zum Ende des Jahres wird der Um- und Ausbau

fertiggestellt werden.

Zur Verbesserung der Lehre und Forschung hat das Institut für Rechtsmedizin einen neuen größeren Anbau erhalten. Im ersten Teil des Hauses 4 des ehemaligen Britischen Militärhospitals werden für das Interdisziplinäre Klinische Forschungszentrum sowie für die Forschergruppe Endothel der Haut Büro- und Laborräume hergerichtet.

3. Lehre und Studium

3.1 Studierendenzahlen und Studienanfängerzahlen

Im Wintersemester 1996/97 erreichte die Studierendenzahl mit 45.163 Studierenden (Semesterendstand) einen neuen Höchststand in der Geschichte der Westfälischen Wilhelms-Universität. Und das, obwohl die Zahl der Exmatrikulationen seit vier Semestern ansteigt, zuletzt um sechs Prozent, und zusätzlich zum Wintersemester der Hochschulwechsel nach Münster eingeschränkt wurde. Dies schlug hinsichtlich der Zahl der Hochschulwechsler mit einem Minus von gut fünf Prozent zu Buche. Mit der erneut gestiegenen Studierendenzahl festigte die Universität ihre Position als viertgrößte Universität nach den Universitäten München, Köln und der FU Berlin.

Bei einem allgemeinen Anstieg um 235 oder 0,5 (1,6) Prozent ist die Entwicklung der Studierendenzahlen in den einzelnen Fachbereichen sehr unterschiedlich verlaufen. Überdurchschnittlich gestiegen ist die Studierendenzahl in den Fachbereichen Sportwissenschaft (7,5 bzw. 7,4 Prozent) und Sozialwissenschaft (4,6 bzw. 5,7 Prozent). Der Fachbereich Sozialwissenschaften ist dabei der einzige Fachbereich mit durchgängig gestiegener Studierendenzahl seit Anfang der achtziger Jahre. In sieben (fünf) Fachbereichen ist die Studierendenzahl zurückgegangen. Der Rückgang in den Fachbereichen Medizin (- 5,2 bzw. - 5,0 Prozent) und Geowissenschaften (- 2,5 bzw. - 1,7 Prozent) ist dabei im wesentlichen das Ergebnis von Kapazitätsabbau und damit einhergehender Verschärfung bzw. Einführung von Zulassungsbeschränkungen (Geographie), in den übrigen Fachbereichen die Konsequenz von - zum Teil seit längerem - rückläufigen Studienanfängerzahlen.

3.2 Entwicklungen in der Lehre

Im Berichtszeitraum ist die eckdatenberücksichtigende Bearbeitung der Diplomprüfungsordnungen für die Fächer Landschaftsökologie, Erziehungswissenschaft, Psychologie, Mathematik und die Magisterprüfungsordnung abgeschlossen worden. Kontrovers bleiben nach wie vor innerhalb der Universität und auch zwischen der Universität und dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung bestimmte grundsätzliche Fragen. So konnte einerseits der Fachbereich Physik für den Studiengang Geophysik erfolgreich die Festsetzung einer 10-semestrigen Regelstudienzeit erreichen, andererseits mußte der Fachbereich Mathematik die Ablehnung seines diesbezüglichen Antrags zur Kenntnis nehmen. Die neue Perspektive in dieser Diskussion, die durch den Entwurf einer Novelle zum Hochschulrahmengesetz eröffnet ist, läßt einerseits hoffen, daß die Diskussion um 10-semestrige Regelstudienzeiten entschärft werden kann, andererseits wird hier deutlich, daß ein bloßes Übernehmen von Studien- und Abschlußstrukturen aus dem Ausland keine Reform sein wird. Die Diskussion zur Einführung international üblicher Abschlüsse und Abschlußgrade hat in den Fachbereichen voll eingesetzt. Das Rektorat begrüßt diese Entwicklung und sieht auch nur auf dieser Ebene die Möglichkeit, konsensual zu Ergebnissen zu kommen.

Binationale Studiengänge bzw. Doppeldiplomabschlüsse sind weitere Möglichkeiten, auf der Ebene des Studienangebots an dieser Universität zu einer stärkeren Internationalisierung zu kommen. Ich begrüße diese Entwicklungen ausdrücklich. Beispielhaft seien hier die Niederlande-Deutschland-Studien genannt, für die das entsprechende Abkommen mit der Universität Nijmegen im vergangenen Juli unterzeichnet werden konnte.

Studienreform mit dem Ziel der Verkürzung der Studienzeiten hat als Konsequenz den Aufbau von Zusatz- und Weiterbildungsstudiengängen, die weitere spezifische Qualifikationen vermitteln. Das Ministerium für Wissenschaft und Forschung hat nach anfänglichen Bedenken mit der Genehmigung des Zusatzstudiengangs Umweltwissenschaften dieser Intention Rechnung getragen. Modulstruktur und Grad der Interdisziplinarität des vom Zentrum für Umweltforschung organisierten Studiengangs sind an dieser Universität bisher ohne Beispiel.

Die Beantragung eines Lehramtsstudiengangs Musik für die Sekundarstufe II/I durch die Universität Münster ist als ausgesprochen bedarfsgerecht zu bezeichnen. Der Mangel an Musiklehrern - gerade auch in der Sekundarstufe II an den Schulen unseres Landes - ist nach wie vor erheblich; die vorhandenen Ressourcen an dieser Universität gebieten eine Erweiterung des bisherigen Angebots. Von daher gehe ich davon aus, daß der Antrag von den zuständigen Ministerien zügig genehmigt werden wird. Die von außen an die Universität herangetragene Erwartung in der Lehramtsausbildung auch ein Angebot im Rahmen der beruflichen Fachrichtungen zu machen, bedarf noch der inneruniversitären Abstimmung. Ich habe zu wiederholten Gelegenheiten betont, daß diese Erweiterung im Bereich der Lehramtsausbildung durchaus wünschenswert ist.

Bei der erstmaligen Ausschreibung einer Projektförderung "Neue Medien in der Hochschullehre" war die Universität Münster mit 14 Projekten überaus stark vertreten. Die finanziellen Rahmenbedingungen ergaben aber lediglich eine Teilförderung von 3 Projekten aus dieser Universität. Ich würde es außerordentlich begrüßen, wenn bei der zweiten Ausschreibung, die zur Zeit in der gutachterlichen Bewertung ist, die Quote der geförderten Projekte verbessert werden könnte und die zahlreichen Initiativen in den Fachbereichen entsprechend finanziell gefördert werden würden.

Die an der Universität Münster schon zur Tradition gewordenen Medientage waren Auslöser für einen landesweiten Multimedia-Tag im November 1997, an dem sich alle Universitäten und auch verschiedene Fachhochschulen beteiligt haben. Unter Berücksichtigung der knapper werdenden Ressourcen sind "neue Medien in der Lehre" nicht nur ein Schlagwort, sondern eine gute Möglichkeit, beste Standards zu halten und synergetisch zu nutzen.

Die Universität Münster hat auch im vergangenen Jahr durch eine große Zahl von Veranstaltungen innerhalb und außerhalb der Universität - ich möchte nur an die Uni-Kunst-Tage 1997 erinnern, die erstmalig mit Schulen der Region durchgeführt worden sind - ein Forum geschaffen, das Forschung öffentlich macht und Wissenschaft dem Diskurs aussetzt. Hier liegt - auch im grenzüberschreitenden Raum - noch ein Zukunftspotential, das es neben der Weiterentwicklung in der grundständigen Lehre verstärkt zu nutzen gilt.

3.3 Kapazitäts- und Zulassungsbeschränkungen für das Studienjahr 1997/98

Im Berichtsjahr 1997 hat sich die Nachfrage nach Studienplätzen an der Universität Münster in den medizinischen Studiengängen sowie in Psychologie, Diplom leicht entspannt, in den Staatsexamensstudiengängen Pharmazie und Rechtswissenschaft stagniert die Bewerberzahl. Um fast ein Drittel gegenüber der Zahl des letzten Wintersemesters gestiegen ist jedoch die Bewerberzahl für den Studiengang Betriebswirtschaftslehre, Diplom. Allerdings ist dies ein nicht nur in Münster zu beobachtendes Phänomen.

3.4. Prüfungs- und Studiendauer

Hinsichtlich der inzwischen für die Höhe der Mittel für Forschung und Lehre zunehmend bedeutsam werdenden Studienerfolgs- und Leistungskriterien wie Absolventenzahlen und Studienzeiten kann die Westfälische Wilhelms-Universität erneut auf insgesamt durchaus positive Ergebnisse verweisen. So verzeichnete die Universität Münster nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Prüfungsjahr 1995 mit 5.234 bestandenen Abschlußexamen die höchste Absolventenzahl in der Geschichte und noch vor der Universität Köln (5.226 Absolventen) die meisten Prüfungen an einer nordrhein-westfälischen Hochschule.

Im Bundesvergleich kann sich die Westfälische Wilhelms-Universität hinsichtlich der Studienzeiten ihrer Absolventen/innen durchaus sehen lassen: In 17 (21) von 43 (43) vom Wissenschaftsrat in den Vergleich einbezogenen Studiengängen benötigten die Münsteraner Absolventen/innen weniger als, in drei (einem) Studiengängen ebensoviel Zeit wie ihre Kommilitonen/innen bundesweit. Zur nähren Erläuterungen verweise ich auf den ausführlichen Datenteil.

3.5 Wissenschaftliche Weiterbildung

Die Arbeitsstelle konnte wiederum zahlreiche Weiterbildungskurse in Zusammenarbeit mit internen und externen Stellen anbieten. Kooperationspartner waren im wesentlichen das Sprachenzentrum, das Niederlande-Zentrum (IWN Interregionale Weiterbildung Niederlande) und das Institut für Mikrobiologie.

4. Forschungsförderung, Forschungstransfer und Drittmittel

Das im Jahre 1996 zur Förderung der Einwerbung von Drittmitteln für Forschungsvorhaben vom Rektorat ins Leben gerufene Anschubfinanzierungsprogramm wurde auch im Jahr 1997 fortgesetzt. Hatte das Rektorat im Vorjahr einen Betrag in Höhe von 400.000 DM bereitgestellt, so entschloß es sich im Berichtsjahr aufgrund der großen Resonanz und der mutmaßlichen Wirksamkeit dieses Programmes zu einer weiteren Aufstockung auf 550.000 DM. Insgesamt 53 geplante Vorhaben konnten auf diese Weise unterstützt werden, eine erfreuliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr, als in 35 Fällen eine Anschubfinanzierung gewährt wurde.

Die hiermit erzielten Erfolge können sich durchaus sehen lassen. Zwar läßt sich die Kausalität im Sinne einer Conditio sine qua non zwischen einer gewährten Anschubfinanzierung und einem bewilligten Drittmittelvorhaben selten belegen, gleichwohl ist festzustellen, daß der Anschubfinanzierung eine Vielzahl von Projektanträgen folgten, die teilweise auch bereits bewilligt worden sind. Eine in der Mitte des Berichtsjahres durchgeführte erste Erhebung kam zu dem Ergebnis, daß bis zu diesem Zeitpunkt von den in 1996 bewilligten 35 Anschubfinanzierungen lediglich zwei endgültig gescheitert und bereits 16 erfolgreich abgeschlossen worden waren. Das hierbei eingeworbene Drittmittelvolumen mit einer Größenordnung von mehr als 10 Mio. DM ist beachtlich. Wichtigste Drittmittelgeber sind die DFG, die EU, das BMBF, die Bundesstiftung Umwelt sowie die VW-Stiftung. Die weitere Steigerung der bewilligten Anschubfinanzierungen in 1997 von 35 auf 53 gibt begründeten Anlaß zu der Hoffnung, daß nach der nächsten Erhebung zur Wirksamkeit und zu den Erfolgen des Anschubfinanzierungsprogramms ein ähnlich erfreuliches Ergebnis berichtet werden kann.

Zur Verbesserung der Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität an Forschungsprogrammen der Europäischen Union hatte das Rektorat schon in den Vorjahren in einer Gemeinschaftsinitiative mit dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung Starthilfemittel in einer Größenordnung von 50.000 DM bereitgestellt. Dieses Starthilfeprogramm wurde auch im Berichtszeitraum weitergeführt. U. a. wurden die Aktivitäten von drei Wissenschaftlern unterstützt, die jeweils Koordinator eines von der EU inzwischen bewilligten millionenschweren Forschungsprojektes sind. Verschwiegen werden soll in diesem Zusammenhang allerdings nicht, daß nach einer im Auftrag des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen durchgeführte Bestandsaufnahme der EU-Forschungsaktivitäten der NRW-Hochschulen unsere Universität im landesweiten Vergleich nun wahrlich keine Spitzenposition einnimmt. Zwar hat diese Bestandsaufnahme erfreulicherweise gezeigt, daß die Medizinischen Einrichtungen landesweit den ersten Platz einnehmen; der übrige Bereich der Universität rangiert demgegenüber aber nur im unteren Mittelfeld. Anlaß zur Hoffnung auf Besserung gibt allerdings die Entwicklung der letzten Monate mit zumindest 10 erfolgreichen EU-Anträgen, die bei der landesweiten Bestandsaufnahme nicht mehr mitberücksichtigt werden konnten.

Das Rektorat hat es schon immer als selbstverständliche Aufgabe angesehen, aussichtsreiche Initiativen zur Gründung von Sonderforschungsbereichen sowie bereits bestehende Sonderforschungsbereiche im Rahmen des Erforderlichen und Möglichen vorrangig zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund war es besonders erfreulich, daß der Sonderforschungsbereich 1595 „Molekulare Orientierung als Funktionskriterium in chemischen Systemen" im Januar 1996 seine Arbeit mit Beginn der ersten Förderphase aufnehmen konnte und daß im Dezember schließlich der Antrag auf Einrichtung des Sonderforschungsbereichs 478 „Geometrische Strukturen in der Mathematik" positiv beschieden wurde. Damit sind an unserer Universität derzeit 5 Sonderforschungsbereiche eingerichtet, allein 3 davon sind Neubewilligungen aus den Jahren 1996 und 1997. Dem Rektorat ist bekannt, daß in mehreren Fachbereichen intensiv an der Vorbereitung weiterer Anträge auf Einrichtung eines Sonderforschungsbereichs gearbeitet wird. Soweit erforderlich, wird das Rektorat auch hier fördernd tätig werden.

Ebenfalls im den Berichtszeitraum fiel die offizielle Eröffnung des vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung geförderten und in der Medizinischen Fakultät eingerichteten Interdisziplinären Klinischen Forschungszentrums - IKF -. Über einen Zeitraum von acht Jahren wird der Bund das Zentrum im Rahmen des Programms „Gesundheit 2000" in einer Größenordnung von bis zu 30 Mio. DM unterstützen.

Von ebenfalls erheblicher Bedeutung für die Medizinische Fakultät ist das im Berichtsjahr weitergeführte Programm „Innovative Medizinische Forschung - IMF -", für das das Ministerium für Wissenschaft und Forschung jährlich zur Stärkung des medizinischen Forschungsprofils 500.000 DM zur Verfügung stellt. 3 Mio. DM müssen jährlich aus dem sogenannten Zuführungsbetrag ergänzend aufgebracht werden. Nach der IMF-Satzung sind die Fördermittel zur Hälfte für Forschungsprojekte, zu 30 % für die Verbesserung der Grundausstattung und für drittmittelgeförderte Gruppen und zu 20 % für Stipendien für Nachwuchswissenschaftler vorgesehen.

Es ist immer wieder erfreulich, darüber zu berichten, daß erneut eine große Anzahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität für herausragende Leistungen in der Forschung Preise erhalten hat oder auf andere Weise geehrt worden ist. Stellvertretend für alle Auszeichnungen seien an dieser Stelle nur die folgenden genannt: Der Hauptausschuß der DFG beschloß im Dezember 1997, den mit 3 Mio. DM ausgestatteten Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis, den höchstdotieren deutschen Wissenschaftspreis, dem Zellbiologen Prof. Dr. Dietmar Vestweber vom Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung zu verleihen. Die Nachwuchswissenschaftler Dr. Stefan Knecht von der Klinik und Poliklinik für Neurologie, Dr. Frank Ulrich Müller vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie und Dr. Rainer Pöttgen vom Anorganisch-Chemischens Institut wurden mit dem Bennigsen Foerder-Preis des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW ausgezeichnet. Die Kirchenhistoriker Prof. Dr. Arnold Angenendt von der Katholisch-Theologischen Fakultät und Prof. Dr. Wolf-Dieter Hauschild von der Evangelisch-Theologischen Fakultät wurden als neue Mitglieder in die Klasse für Geisteswissenschaften der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Allen Ausgezeichneten, auch den hier nicht genannten, gebührt Dank und Anerkennung für ihr herausragendes Engagement und die erbrachten Leistungen.

Die Arbeitsstelle Forschungstransfer - AFO - erbrachte im Berichtszeitraum vermehrt Dienstleistungen für Existenzgründer. Zur Unterstützung und Steigerung von Exizistenzgründungen aus der Universität richtete AFO Informationsveranstaltungen und Workshops aus, bei denen erstmals auch der Bereich der gewerblichen Schutzrechte einbezogen wurde. Als hilfreich für Existenzgründer erwies sich das vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufene Programm zur finanziellen Absicherung von Unternehmensgründungen aus Hochschulen - PFAU -, an dem sich Mitglieder unserer Universität erfolgreich beteiligten. Für den sich wachsender Beliebtheit erfreuenden Career Service konnten beim Ministerium für Wissenschaft und Forschung Personalmittel eingeworben werden. Diese Förderung sowie die Geschäftseröffnung in der Mensa II machten eine Ausweitung der Aktivitäten des Career Service möglich.

Im Rahmen ihrer regionalen Aktivitäten beteiligt sich die AFO weiterhin am Projekt „Wissenschaft vor Ort". Zudem sind im Berichtszeitraum Pläne zur vertraglichen Institutionalisierung von Kooperationen mit Kommunen der Region weiter vorangetrieben worden.

Im internationalen Bereich konnte die AFO im Rahmen des ALFA-Programms der EU Transfererfahrungen der Universität Münster in ein Projekt zur Unterstützung der Kooperation von Hochschulen in Europa und Lateinamerika einbringen.

Erfreulich hat sich auch der Bereich des geisteswissenschaftlichen Transfers entwickelt. Die Veranstaltungsreihe „Spektrum Literatur" ist zu einem festen Bestandteil des Angebots der AFO geworden, deren literarische Abende von einer wachsenden Teilnehmerzahl besucht werden.

5. Situation der Studierenden

5.1 Behinderte Studierende

Auch 1997 wurden von seiten der Universität alle Anstrengungen unternommen, um die Bewegungsmöglichkeiten von Behinderten in der Universität zu verbessern. So konnten beispielsweise die Planungen für einen Behindertenaufzug für das Gebäude Einsteinstraße 62 (Mathematik) beauftragt werden.

5.2 Wohnungssituation

Derzeit stehen den Studierenden der Münsteraner Hochschulen über 6000 Wohnheimplätze zur Verfügung. Zudem hat sich auch in Münster parallel zu der Entwicklung auf dem allgemeinen Wohnungsmarkt die Situation deutlich entspannt.

In Gesprächen mit dem Studentenwerk wurde zudem Maßnahmen besprochen, um flexibler als bisher auf Wohnungsanforderungen von ausländischen Studierenden einzugehen, die aufgrund der Kürze ihres Aufenthalts und der Notwendigkeit einer ausgestatteten Wohnung am privaten Wohnungsmarkt nur schwerlich eine Unterkunft finden können.

6. Auslandsbeziehungen

Zahlreiche ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wie auch Studierende warten erneut auf einen Studien- bzw. Forschungsaufenthalt an der Universität Münster. Erfreulicherweise konnte die Zahl erneut gesteigert werden, so daß augenblicklich 6,45 % aller Studierenden der Universität Münster aus dem Ausland kommen.

Das bereits jetzt dicht geknüpfte Netz von Partnerschaftsabkommen konnte erneut um weitere Vereinbarungen erweitert werden. So wurde z. B. mit der Universität Sheffield, mit der Münster seit Jahren eine enge Partnerschaft verbindet, diese nun auch in einen Partnerschaftsvertrag gegossen. Zudem konnten einige Abkommen mit auswärtigen Universitäten verlängert werden. Schließlich ist zu betonen, daß viele der Partnerschaften bereits lange auf persönlicher Ebene und durch Beziehungen zwischen Instituten oder Fachbereichen bestanden.

Auch im kommenden Jahr wird das Rektorat seinen Weg der weiteren Internationalisierung der Studiengänge sowohl mittels Doppeldiplomabkommen als auch mit einer stärkeren Berücksichtigung von fremdsprachlichen Komponenten fortsetzen und unterstützen. Viele Initiativen wurden von seiten des Fachbereichs auf den Weg gebracht und werden hoffentlich in naher Zukunft positiv abgeschlossen werden.

7. Beziehungen der Westfälischen Wilhelms-Universität zur Stadt und Region

Die Westfälische Wilhelms-Universität war auch im Jahre 1997 in die Aktivitäten der Stadt und der Region Münster eingebunden. So beteiligte und unterstützte sie Universitätstage in den Städten Coesfeld und Bocholt.

In enger Zusammenarbeit mit dem Landschaftsverband und der Region war die Universität ferner an der Durchführung zu den Feierlichkeiten zum zweihundertsten Geburtstag Annette von Droste Hülshoff beteiligt. Die Skulpturenausstellung der Stadt Münster wurde seitens der Universität durch Vorträge begleitet.

Die Universität ist zudem in die Vorbereitungen der Stadt Münster und der Veranstaltergemeinschaft 350 Jahre Westfälischer Friede eingebunden und wird sich in Zusammenarbeit mit Partnern und durch eigene Veranstaltungen an den Feierlichkeiten beteiligen.

Der von der Arbeitsstelle Wissenschaftliche Weiterbildung in Zusammenarbeit mit der Zentralen Studienberatung organisierte „Tag der offenen Tür" für Schülerinnen und Schüler der Oberstufen der Gymnasien und Gesamtschulen im Einzugsbereich der Universität erfreute sich wie in den vergangenen Jahren großer Beliebtheit. Mehr als 6.000 Schülerinnen und Schülern wurde an diesem Tag die Gelegenheit geboten, in über 400 Einzelveranstaltungen die Universität kennenzulernen und sich über die Studiengänge zu informieren.

Das Thema der diesjährigen Internationalen Sommeruniversität Münster/Osnabrück lautete: „Lebensphasen - Lebensformen. Zur Zukunft von Mensch und Gesellschaft". Namhafte Referenten sorgten wiederum für ein niveauvolles Programm, das auf ein breites öffentliches Interesse stieß.

8. Ziele und Aufgaben

Wie schon in den Jahren zuvor, so wurde die Rektoratspolitik auch 1997 von einigen grundlegenden Zielen bestimmt, die für die aktuelle Gestaltung und die zukünftige Entwicklung der Universität von besonderer Bedeutung sind:

Die Orientierung an diesen Zielen ist eine permanente Aufgabe, so daß diese auch 1998 für die Politik des Rektorats maßgeblich sind. Im folgenden sollen deshalb einerseits Maßnahmen und Ergebnisse skizziert werden, die im Hinblick auf die genannten Ziele im Jahr 1997 eingesetzt bzw. erzielt worden sind, sowie andererseits Perspektiven für 1998 aufgezeigt werden.

Forschungsförderung

Die Erkenntnis ist nicht neu, daß die Universität Münster zwar hinsichtlich der Anzahl der Studierenden und der Absolventen einen Spitzenplatz unter den deutschen Universitäten einnimmt, daß sie aber gemessen an Zahl und Finanzvolumen drittmittelgeförderter Forschungsprojekte seit Jahren nur einen Mittelplatz behaupten kann. Das trifft nicht nur für Fördermittel der DFG, sondern auch für Fördermittel anderer Institutionen, z.B. der EU, zu. Jüngste Datenveröffentlichungen der DFG und des Landes NRW bestätigen diese Aussage. Eine Ausmahme macht in Münster allerdings die Fakultät Medizin, die eine herausragende Drittmittelbilanz aufweist.

Obwohl die Situation - bei einer Durchschnittsbetrachtung aller Fachbereiche und Fächer - keineswegs zufriedenstellend ist, zeigt sich aber gleichwohl ein erfreulich positiver Trend in der Drittmitteleinwerbung. So machen beispielsweise neueste, bisher unveröffentlichte Daten der DFG deutlich, daß die Universität Münster ihre Drittmittelposition im Jahr 1997 merklich verbessern konnte und daß auch 1998 eine weitere Aufwärtsentwicklung zu erwarten ist.

Aus fast allen Fakultäten ist von einzelnen Wissenschaftlern immer wieder Kritik an der starken Betonung der Drittmittelforschung zu hören. Verwiesen wird dabei auf das hohe Forschungsniveau der Universität Münster außerhalb der drittmittelgeförderten Projekte. Es besteht kein Zweifel daran, daß eine Bewertung der Forschung, die sich allein an der Drittmittelförderung orientiert, zu kurz greift. Dem Rektorat ist bewußt und bekannt, daß in den meisten Instituten und Arbeitsbereichen der Universität neben der Lehre auch ohne Förderung von außen eine intensive Forschungsarbeit betrieben wird, die eine hohe Qualität aufweist und häufig weit über die Universität hinaus anerkannt ist. Wäre es möglich, auch diese Form der Forschung in ein Meßverfahren einzubinden, so nähme die Universität Münster im Hochschulvergleich vermutlich eine deutlich bessere Position ein als bei Konzentration auf die Drittmittelforschung.

Wenngleich die zuvor angesprochene Betrachtungsebene auf keinen Fall vernachlässigt werden darf und immer wieder betont werden muß, daß die Forschungstätigkeit außerhalb der Drittmittelförderung für die Universität und für die gesamte Gesellschaft gleichermaßen wertvoll und unverzichtbar ist, bleibt es der Universität Münster nicht erspart, sich ohne Wenn und Aber am Wettbewerb um Drittmittelförderung aktiv zu beteiligen und die Intensivierung dieser Förderung mit Nachdruck zu betreiben. Mindestens drei Gründe sprechen dafür: erstens werden die weiterhin knappen öffentlichen Kassen dazu führen, daß sich der Anteil der direkten staatlichen Mittelzuweisungen für Forschung weiter vermindern wird, und folglich macht schon der Erhalt der Forschungsaktivitäten die Erschließung anderer Finanzierungsquellen erforderlich; zweitens orientiert sich die staatliche Mittelvergabe - ob man dies nun gutheißt oder nicht - bereits seit einiger Zeit auch an der Drittmittelstärke einer Hochschule, so daß eine schwache Drittmittelposition letztlich eine schwache Position bei der direkten staatlichen Mittelzuweisung impliziert; drittens ist die Drittmittelstärke - auch wenn man dies beklagen mag - auf nationaler und internationaler Ebene (neben anderen Indikatoren) zu einem Indikator für die Güte einer Universität geworden, so daß sich eine schwache Drittmittelposition negativ auf die Gesamtbewertung der Universität auswirkt.

Vor diesem Hintergrund räumt das Rektorat der Stärkung der Drittmittelposition der Universität Münster nach wie vor einen hohen Rang ein. 1997 wurden mit mehr als 500.000 DM Anschubfinanzierungen für Drittmittelprojekte geleistet. Wie schon 1996, so waren diese Maßnahmen auch 1997 wieder höchst erfolgreich. Die meisten der Projekte (insgesamt 53), die eine Anschubfinanzierung erhielten, wurden von Drittmittelgebern genehmigt und in die Förderung aufgenommen. Das Drittmittelvolumen konnte so merklich gesteigert werden. Das Modell der Anschubfinanzierung wird deshalb im Jahr 1998 fortgeführt.

Nicht nur wegen ihrer wissenschaftlichen Bedeutung, sondern auch wegen des häufig recht hohen Finanzierungsvolumens, das den Projekten eine gute personelle und sachliche Ausstattung ermöglicht, spielen die von der DFG eingerichteten Sonderforschungsbereiche für alle Universitäten eine wichtige Rolle. Diesbezüglich gab es an der Universität Münster im Jahr 1997 zwei Anlässe zur Freude: der Sonderfroschungsbereich "Molekulare Orientierung als Funktionskriterium in chemischen Systemen" nahm seine Arbeit auf und der Sonderforschungsbereich "Geometrische Strukturen in der Mathematik" wurde nach Begutachtung durch die DFG sehr gut bewertet. Inzwischen wurde der mathematische SFB von der DFG in die Förderung aufgenommen, so daß mit den Arbeiten in diesem Projekt im laufenden Jahr 1998 begonnen werden kann.

Das Rektorat wird auch 1998 weitere Initiativen unterstützen, die darauf abzielen, in instituts- und fachbereichsübergreifenden Forschungsverbünden größere Projekte auf den Weg zu bringen, die Chancen auf eine umfangreiche Drittmittelförderung haben. Allein in den Geisteswissenschaften sind derzeit drei größere Forschungsvorhaben in Vorbereitung, die weitgehend interdisziplinär angelegt sind. Aber auch in den Naturwissenschaften und in der Medizin befinden sich weitere Großprojekte in der Planung, die auf eine zusätzliche Drittmittelförderung abzielen werden. Das Rektorat ist sich bewußt, daß der Wettbewerb um Drittmittel in Zukunft noch härter werden wird und daß deshalb ein Erfolg aller aktuellen Initiativen der Universität Münster keineswegs sicher ist. Gleichwohl muß die Universität den Wettbewerb aufnehmen und bereit sein, dabei auch hin und wieder Enttäuschungen hinzunehmen.

Die Rektoratspolitik richtet sich allerdings im Bereich Forschung nicht nur auf Maßnahmen zur Intensivierung der drittmittelgeförderten Projekte, sondern sie setzt sich auch mit Nachdruck für die Einrichtung einer von Bund und Land finanzierten Großforschungsstätte (z.B. Max Planck-Institut, Fraunhofer-Institut, Blaue Liste-Institut) am Hochschulstandort Münster ein. Münster ist einer der wenigen großen Hochschulorte in Deutschland, der nicht über eine solche Einrichtung verfügt. Zwar sind Großforschungseinrichtungen in aller Regel selbständige Institutionen, aber zwischen diesen Einrichtungen und den Universitäten gibt es bei räumlicher Nähe erfahrungsgemäß einen intensiven wissenschaftlichen Austausch, der die Forschungsarbeit an den Universitäten ganz erheblich befruchtet. 1997 fanden in dieser Angelegenheit mehrere Gespräche zwischen dem Rektorat auf der einen Seite und Vertretern der Stadt Münster, des MWF und der großen politischen Parteien statt. Das Rektorat ist sich bewußt, daß eine Großforschungseinrichtung in Münster nur durch gemeinsame Anstrengungen von Universität und Politik realisierbar ist und daß deshalb Gespräche auf politischer Ebene unverzichtbar sind. Von der wissenschaftlichen Basis her gibt es an der Universität Münster sehr gute Voraussetzungen für mindestens eine Großforschungseinrichtung, so daß es nun darauf ankommt, eine entsprechende politische Entscheidung herbeizuführen. Im Hinblick auf die Einrichtung eines "Blaue-Liste-Instituts" sind 1997 bereits recht konkrete Schritte eingeleitet worden, die u.a. die Evaluation einer Institution der Universität seitens des Wissenschaftsrates beinhaltete. Ob und gegebenfalls wann solche Schritte zum Erfolg führen, läßt sich derzeit nicht sagen.

Wissenschaftlicher Nachwuchs

Wiederholt hat das Rektorat zum Ausdruck gebracht, daß der wissenschaftliche Nachwuchs nicht nur für die Entwicklung der Universitäten, sondern auch für die wirtschaftliche und gesellschaftliche Weiterentwicklung des ganzen Landes von herausragender Bedeutung ist und daß deshalb der Nachwuchsförderung sowohl innerhalb der Universität als auch auf politischer Ebene ein erheblich höherer Stellenwert eingeräumt werden muß als bisher. Dem steht aber die Beobachtung entgegen, daß diese Förderung in der Bildungs- und Wissenschaftspolitik gegenüber Aspekten von Qualitätsverbesserung und Internationalisierung in der Lehre, drittmittelgeförderter Forschung oder Funktionalreform nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Das Rektorat hat deshalb die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in vielen Gesprächen auf politischer Ebene immer wieder thematisiert. Um ein Zeichen zu setzen, wurde 1997 auf Anregung und mit Unterstützung des Rektorats ein Tag des Wissenschaftlichen Nachwuchses veranstaltet, der den Geisteswissenschaften gewidmet war. Zu den Teilnehmern gehörten u.a. Anke Brunn, die Wissenschaftsministerin des Landes NRW, Prof. Schipanski, Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Prof. Landfried, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, und Prof. Treusch, Vorsitzender des Vorstandes des Forschungszentrums Jülich. Neben Vorträgen, Hearings und Podiumsdiskussionen zu Situation und Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses fanden auch etliche Vorträge junger Wissenschaftler der Universität Münster statt, mit denen diese eigene Forschungsbeiträge vorstellten und eindrucksvoll deutlich machten, daß hier in Münster auf hohem Niveau und mit breitem gesellschaftlichen Bezug geisteswissenschaftliche Forschung betrieben wird.

Das Rektorat wird die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auch weiterhin mit hoher Priorität betreiben und alle Initiativen unterstützen, die dazu beitragen. Für 1998 ist wieder ein Tag des Wissenschaftlichen Nachwuchses geplant, nun für den Bereich der Naturwissenschaften. Die Erfahrungen mit dem Tag des Jahres 1997 geben dem Rektorat allerdings Anlaß, alle Wissenschaftler der Universität aufzurufen, die Nachwuchsförderung nicht nur als eine geschlossene Veranstaltung eines Insituts oder eines Fachbereichs zu begreifen, sondern sich auch daran zu beteiligen, diesen Aspekt der Hochschulpolitik stärker in das Bewußtsein der Öffentlichkeit zu tragen. Eine größere Beteiligung - aktiv oder passiv - am Tag des Wissenschaftlichen Nachwuchses dieser Universität wäre dazu ein durchaus wichtiger Schritt.

Studienbedingungen und Studienprofile

Die landesweiten Streiks der Studierenden, an denen sich auch viele Studierende der Universität Münster beteiligten, entzündeten sich nicht zuletzt an den teilweise schlechten Studienbedingungen, die z.B. in überfüllten Hörsälen, Massenseminaren und unzureichender Ausstattung der Bibliotheken und Labors zum Ausdruck kommen. Leider sind solche Zustände in einer Reihe von Fächern auch an der Universität Münster anzutreffen. So gibt es beispielsweise Auslastungsquoten von weit über 100% im Fach Deutsch für die Primarstufe, in den Erziehungswissenschaften, in der Publizistik, in den Politikwissenschaften sowie in den Rechts- und den Wirtschaftswissenschaften. Aber auch in anderen Fächern, deren Auslastungsquote im Durchschnitt aller Semester relativ niedrig erscheinen mag, treten vor allem in den Anfangssemestern immer wieder erhebliche Engpässe auf.

Das Rektorat besitzt aber kaum Instrumente, um solche Verhältnisse grundlegend und nachhaltig zu verändern. Eine flexible Stellenreserve ist nicht vorhanden, und strukturelle Veränderungen der Personalstruktur zugunsten der überlasteten Fächer sind nur in einem längerfristigen Zeitrahmen möglich. Doch selbst für den Fall, daß kurzfristig Umwidmungen von Stellen möglich wären, könnten sich solche Maßnahmen als kurzsichtig erweisen, wenn sich nämlich die Belastungsrelationen mittel- und längerfristig wieder verschieben würden. Das öffentliche Dienstrecht sowie arbeitsrechtliche Bestimmungen stehen einer adäquaten Reaktion auf solche Verschiebungen nach wie vor entgegen. Hieran zeigt sich, daß Maßnahmen zur Verbesserung der Studienbedingungen auch auf grundlegende Organisationsformen des Öffentlichen Dienstes ausgerichtet sein müssen.

Trotz aller Kritik darf nicht übersehen werden, daß in den vergangenen Jahren schon erhebliche Anstrengungungen zur Verbesserung der Studienbedingungen unternommen worden sind und dabei durchaus beachtliche Erfolge erzielt wurden. Beispiele hierfür sind das Programm des MWF in Nordrhein-Westfalen zur Verbesserung der Qualität der Lehre, an dem sich die Universität Münster mit einer Reihe von Teilprojekten beteiligt hat und noch immer beteiligt, die Einrichtung von Tutorenprogrammen im Grundstudium sowie von Informationswochen für Anfänger in einigen Studiengängen der Universität Münster (z.B. in den Wirtschaftswissenschaften), die Zusammenlegung von kleineren Teilbibliotheken in verschiedenen Fachbereichen der Universität Münster zu größeren Einheiten, wodurch eine größere Buchverfügbarkeit und längere Öffnungszeiten ermöglicht werden.

Das Rektorat wird auch weiterhin alle Möglichkeiten ausschöpfen, um beispielsweise durch flexiblen Personaleinsatz in besonders stark ausgelasteten Fächern, durch Bereitstellung von Mitteln für Tutorien u.a. aus dem Programm zur Verbesserung der Qualität der Lehre oder durch organisatorische Maßnahmen im Bibliotheksbereich sowie bei der Beratung von Studierenden eine Verbesserung der Studienbedingungen zu erreichen.

Diese Probleme dürfen allerdings nicht dazu verleiten, nur kurzfristig auf Engpaßsituationen zu reagieren und darüber die längerfristig wichtigen Strukturentscheidungen für die weitere Entwicklung des Lehrangebots zu vernachlässigen. Das Rektorat ist deshalb bemüht, zwar einerseits der gegenwärtigen Situation Rechnung zu tragen, aber andererseits auch Struktur- und Personalentscheidungen in Richtung auf neue Studienprofile sowie auf eine Reform vorhandener Studiengänge zu treffen. In einer Zeit, in der das bestenfalls aus dem Bestand und keineswegs aus Zuwächsen realisierbar ist, bedarf es bei der Umsetzung erheblicher Anstrengungen, die verständlicherweise nicht immer konfliktfrei sind. Beispiele für Maßnahmen in Richtung auf neue Studienprofile sind der Aufbau eines neuen interdisziplinären Schwerpunkts "Südostasien", für den das Rektorat 1997 jeweils eine C3-Stelle in den Bereichen Geschichte/Ethnologie und Politikwissenschaften zur Verfügung gestellt hat, die Einrichtung binationaler Studiengänge in den Wirtschafts-, Rechts- und Politikwissenschaften und im Bereich der Niederlande-Studien sowie die Ansätze zur Einführung eines zweistufigen Studiums (mit BA- und Diplom-Abschluß) und des Credit-point-Systems in den Wirtschaftswissenschaften.

Darüber hinaus konnte der Einsatz von Multimedia-Techniken und Multimedia-Software in der Lehre weiter ausgebaut werden. Die Universität Münster beteiligt sich in einigen Fächern am landesweiten Multimedia-Programm, das neben der Verbesserung der Hardware-Ausstattung und der Entwicklung neuer Lehr-Software den Aufbau einer virtuellen Hochschule zum Ziel hat. Wissenschaftler der Universität Münster haben auf diesem Feld bereits wegweisende Arbeiten geleistet und werden sicherlich auch die weitere Entwicklung maßgeblich beeinflussen. Das Rektorat unterstützt solche Aktivitäten sowohl organisatorisch als auch finanziell. Ziel des Rektorats ist es, die Multimedia-Techniken in der ganzen Universität verfügbar zu machen, die Lehre überall dort, wo es sinnvoll ist, durch den Einsatz von multimedialer Lehr-Software interessanter zu gestalten sowie schließlich auch Teile des Lehrangebots über Internet abrufbar zu machen und so über Multimedia auch ein Teilzeitstudium zu ermöglichen. Gleichwohl ist nicht beabsichtigt, die Universität Münster zu einer Internet-Einrichtung zu machen; sie soll auf jeden Fall eine Präsenz-Universität bleiben. Multimedia und Internet sollen lediglich der Ergänzung dienen, die das Studium für alle erleichtert und solchen Menschen erst ermöglicht, denen wegen ihrer Berufstätigkeit eine totale Präsenz verwehrt ist.

Wissenstransfer und Arbeitsmarktorientierung

Die Universitäten sind mehr denn je aufgefordert, durch Lehre und Forschung möglichst unmittelbar einen Beitrag zur wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwickklung von Stadt, Region und Land zu leisten. Das macht es erforderlich, die Anwendung von Wissen zur Lösung aktueller Probleme stärker als bisher zu berücksichtigen, die Zusammenarbeit mit der Praxis zu intensivieren, die Potentiale für innovative Entwicklungen aus der Forschung heraus auszuschöpfen, die Beratungs- und Informationspolitik der Universität vermehrt an Arbeitsmarktsituationen und Arbeitsmarktentwicklungen zu orientieren sowie universitätsübergreifende Gestaltungsverantwortung zu übernehmen.

Auf diesen Feldern hat es seitens des Rektorats vor allem in Zusammmenarbeit mit der Arbeitsstelle Forschungstransfer (AFO) auch 1997 eine Reihe von Aktivitäten gegeben, so z.B. Teilnahme an und Organisation von Veranstaltungen im Rahmen der Initiative "Unternehmensgründungen" des Landes NRW, Ausweitung des "Career-Service" in Kooperation mit dem Arbeitsamt, Mitwirkung bei den Multimedia-Tagen der Universität, Teilnahme am internationalen ALFA-Projekt zum Wissens- und Technologietransfer in Kooperation mit Universiäten in Brasilien, Chile, Großbritannien und Spanien.

Das Rektorat wird diese Aktivitäten im Jahr 1998 nicht nur fortführen, sondern in neue Bereiche hinein intensivieren. So ist z.B. geplant, die Aspekte "Kultur der Selbständigkeit" und "Unternehmensgründungen" durch zusätzliche betriebs- und rechtswissenschaftliche Elemente in das Lehrangebot verschiedener Fächer zu integrieren, die Forschungsarbeiten auf diesen Gebieten möglichst durch Einrichtung einer neuen Arbeitsstelle zu erweitern, die Zusammenarbeit mit der Praxis noch mehr als bisher zu fördern und diesbezüglich mit Handwerkskammer und IHK in Münster eine stärkere institutionelle Verankerung zu erreichen.

Internationale Beziehungen

Im Bereich der internationalen Beziehungen gibt es für die Universität Münster mehrere Interessenfelder: erstens die Erhöhung des Anteils ausländischer Studierender, zweitens die Steigerung der Anzahl ausländischer Gastwissenschaftler, drittens die Ausweitung von Forschungskooperationen sowie des Austausches von Studierenden und Wissenschaftlern mit ausländischen Universitäten, viertens die Einrichtung weiterer binationaler und internationaler Studiengänge.

In jedem dieser Felder ist das Rektorat 1997 aktiv gewesen. Beispiele hierfür sind: Gespräche mit dem Studentenwerk mit dem Ziel, die Zahl der Wohnheimplätze für ausländische Studierende zu erhöhen und die Organisationsabläufe im Zusammenhang mit der Unterbringung ausländischer Studierender zu vereinfachen; Vorbereitungen zur Schaffung von zusätzlichem Wohnraum für ausländische Gastwissenschaftler und deren Familien durch Erweiterung des Alexander-von-Humboldt-Hauses; Abschluß neuer Partnerschaftsabkommen mit Universitäten in Großbritannien (Sheffield), USA (University of Washington, Seattle), Niederlande (Leiden), Spanien (Granada) und Rumänien (Babes-Bolyai); Vorbereitung eines Wissenschaftsnetzes im benachbarten regionalen Raum zwischen den Universitäten Twente, Nijmegen, Dortmund, Osnabrück und Münster; Aufbau binationaler Studiengänge mit der Universität Nijmegen (Deutsch-niederländische Studien) sowie mit den Universiäten Lille und Babes-Boylai (Politikwisenschaften).

Weiterhin entfaltet die Universität erhebliche Aktivitäten zur Unterstützung des internationalen Austausches von Studierenden, z.B. durch Beteiligung an den ERASMUS und SOKRATES-Programmen der EU, durch Teilnahme am European-Credit-Transfer-System (ECTS), durch Ausweitung der Angebote des Sprachenzentrums für ausländische Studierende und im Bereich der fachspezifischen Fremdsprachenausbildung in verschiedenen Studiengängen sowie durch die Studienangebote der Sommer-Universität.

Die Maßnahmen zur Internationalisierung werden auch 1998 mit Nachdruck fortgeführt. Insbesondere ist beabsichtigt, weitere binationale Studiengänge einzurichten, das Angebot an englischsprachigen Lehrveranstaltungen in verschiedenen Fächern der Universität auszuweiten, das oben genannte internationale Wissenschaftsnetz zu begründen sowie den Aufbau weiterer Wissenschaftsnetze mit Universitäten in Grobritannien (York und Sheffield) und Frankreich (Lille, Montpellier) in Angriff zu nehmen.

Öffentlichkeitsarbeit

Die Öffentlichkeitsarbeit der Universität hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zum einen ist es vor dem Hintergrund der knappen öffentlichen Ressourcen und der massiven öffentlichen Kritiken an den deutschen Hochschulen unverzichtbar geworden, die Angebote und Leistungen der Universität stärker als bisher in die Öffentlichkeit zu tragen, für die Aufgaben und Anliegen der Universität in Politik und Gesellschaft zu werben, die kritischen öffentlichen Diskussionen mit konstruktiven Informationen zu begleiten sowie das äußere Erscheinungsbild der Universität zu verbessern und nicht zuletzt zu objektivieren. Zum anderen zwingt die Entwicklung zu mehr Wettbewerb zwischen den Universitäten auf nationaler und internationaler Ebene dazu, schon jetzt Erfahrungen im Einsatz moderner Marketing-Methoden zu sammeln und sich so auf die kommenden Konkurrenzverhältnisse vorzubereiten.

Vor diesem Hintergrund hat das Rektorat in den Jahren seit 1995 die Informationspolitik intensiviert, so z.B. durch die deutschsprachigen Broschüren "Studium an der Universität Münster"und "Forschung an der Universität Münster", durch die deutsch-englischen Broschüren "Universität Münster/University of Münster: Profile" und "Universität Münster/University of Münster: International" sowie durch die Aufnahme der internationalen Lehr- und Forschungskooperationen der Universität Münster ins Internet.

Solche Aktivitäten werden auch im Jahr 1998 fortgeführt. So ist z.B. geplant, zur Information über Lehrangebote und Forschungsarbeiten neue fachbereichs- und fächerspezifische Broschüren herzustellen, die Informationen im Internet bzw. im World-Wide-Web auszuweiten sowie die Universitätszeitung zu evaluieren und danach gegebenenfalls neu zu gestalten.

Organisationsstrukturen und Finanzautonomie

Zur Rektoratspolitik gehört es auch, die Organisationsstrukturen in den Bereichen von Wissenschaft und Verwaltung von Zeit zu Zeit im Hinblick auf ihre Effizienz zu überprüfen und gegebenenfalls Strukturänderungen vorzunehmen. Dabei geht es insbesondere darum, die vorhandenen Personal- und Finanzressourcen in den Einheiten besser zu nutzen, die Leistungsangebote der Einheiten an moderne Entwicklungen anzupassen, eine größere Handlungsfähigkeit innerhalb der Einheiten herzustellen sowie Entscheidungen und Ergebnisse transparent zu machen.

Jüngste Beispiele für Strukturänderungen sind die ersten Schritte zur Neuordnung der Philosophischen Fakultät, die Einführung eines neuen Modells für das Gesamtsystem der Informationsverarbeitung, die endgültige Ausgestaltung des Sprachenzentrums sowie die Überführung des allgemeinen Hochschulsports in eine zentrale Betriebseinheit.

Nachdem mit den neuen Fachbereichen Geschichte/Philosophie und Philologie durch Zusammenführung von sechs kleineren Fachbereichen der Philosophischen Fakultät zwei große Organisationseinheiten gebildet worden sind, ist die Politik des Rektorats nun darauf gerichtet, noch im Jahr 1998 durch Verbindung von jeweils zwei der noch verbliebenen vier Fachbereiche zwei weitere große Organisationseinheiten zu bilden. Konkrete Verhandlungen dazu werden derzeit geführt. Dabei wird auch zu klären sein, ob nach der gesamten Neustrukturierung das bisherige "Dach" der Philosophischen Fakultät mit einem eigenen Dekan überhaupt noch erforderlich ist oder ob die vier neuen großen Einheiten jeweils in den Rang einer Fakultät erhoben und die dann fakultätsübergreifenden Aufgaben entsprechenden Kommissionen (insbesondere für Promotionen und Magisterstudiengänge) übertragen werden.

Langsamer als erwartet konnte die neue Struktur des gesamten Systems der Informationsverarbeitung der Universität (IV-System) umgesetzt werden. Allerdings leisten inzwischen der neu eingerichtete IV-Lenkungsausschuß sowie die neue IV-Kommission jeweils eine effiziente und erfolgreiche Arbeit, so daß die für die Umstrukturierung wichtigen Entscheidungen im Laufe des Jahres 1998 getroffen sein werden und dann auch die meisten Maßnahmen erfolgt sein dürften. Das betrifft insbesondere die Einrichtung der dezentralen Betriebseinheiten im IV-System, die 1998 räumlich, personell und finanziell ausgestattet werden. Nach anfänglichen Friktionen wird 1998 auch eine sinnvolle Koordination des Lehrangebots im IV-Bereich vorgenommen und seitens der zentralen Einheit und der dezentralen Einheiten (wieder) ein dem Bedarf entsprechendes Lehr- und Fortbildungsangebot sichergestellt.

Das Sprachenzentrum hat die Gründungsphase nun endgültig überwunden. Drei Maßnahmen wurden dazu vom Rektorat ergriffen und vom Senat genehmigt: Ausgliederung des Bereichs der Sprachforschung aus dem Sprachenzentrum und damit Konzentration auf die Sprachvermittlung und die Sprachlehrforschung; Eingliederung des Ausbildungsbereichs "Deutsch für Ausländer" in das Sprachenzentrum; im Beirat des Zentrums Beteiligung aller Fachbereiche der Universität an den Entscheidungen des Sprachenzentrums, insbesondere hinsichtlich des Sprachangebots. Darüber hinaus ist die Rektoratspolitik darauf gerichtet, das Angebotsspektrum des Sprachenzentrums auszuweiten, z.B. Japanisch und Chinesisch zur Unterstützung des neuen Schwerpunkts Südostasien oder im Rahmen der fachspezifischen Fremdsprachenausbildung in Fächern verschiedener Fachbereiche, vor allem in den Rechts-, Wirtschafts- und Naturwissenschaften.

Nach einigen Turbulenzen ist es im allgemeinen Hochschulsport nicht zuletzt aufgrund der Neustrukturierung als zentrale Betriebseinheit zu einer Konsolidierung gekommen. Der neu eingerichtete Lenkungsausschuß, in dem Vertreter verschiedener Fachbereiche und Studierende mitwirken, betreibt nach Einschätzung des Rektorats eine sachgerechte Politik, durch die zum einen die Erfüllung der wichtigsten Aufgaben des Hochschulsports sowohl in personeller als auch in finanzieller Hinsicht gewährleistet wird und zum anderen die Transparenz der Leistungen und Mittelverwendungen auf zentraler und neutraler Ebene hergestellt wird. Dem Rektorat ist allerdings bewußt, daß vermutlich im Jahr 1998 noch weitere Entscheidungen anstehen werden, um dem allgemeinen Hochschulsport den erforderlichen personellen und finanziellen Rückhalt zu geben und das Leistungsangebot nachhaltig zu sichern.

Ein wichtiger Entscheidungsbereich des Rektorats ist seit 1995 die Verwendung der Mittel aus dem Modell der Finanzautonomie. Vor dem Hintergrund des allmählichen Übergangs zu einem Globalhaushalt, der gegenseitigen Deckungsfähigkeit von Haushaltstiteln und der Teilübertragbarkeit in das nächste Haushaltsjahr sind die Entscheidungsspielräume erheblich größer als früher geworden. So ist es jetzt z.B. Aufgabe des Rektorats festzulegen, welche Teile des disponiblen Budgets (das etwa 50 Mio. DM/Jahr ausmacht) für Personal-, Sach- oder Investitionsausgaben verwendet werden. Hier gilt es, jeweils ein Gleichgewicht zu finden, mit dem einerseits den kurzfristigen Aufgaben in Lehre und Forschung, andererseits aber auch der langfristigen Sicherung der sächlichen Ausstattung in Labors, Bibliotheken, Informationsverarbeitung, Hörsälen und Arbeitsräumen sowie der Bausubstanz Rechnung getragen wird. Angesichts der erheblichen Reduzierung der direkt gebundenen Mittelzuweisungen für den Hochschulbau sieht sich das Rektorat gezwungen, beachtliche Beträge des disponiblen Budgets, das eigentlich vor allem für Aufgaben in Lehre und Forschung zur Verfügung stehen sollte, für die Bauerhaltung einzusetzen. Das bedeutet für die Bereiche von Lehre und Forschung zwar kurzfristig einen Mittelentzug, ist aber nach Auffassung des Rektorats der einzige Weg, um gravierende Substanzverluste zu verhindern und die nötige Infrastruktur für Lehre und Forschung auch längerfristig zu sichern.

Es ist allerdings höchst bedenklich, wenn Substanzerhaltung - und selbst das höchst unzulänglich - nur noch unmittelbar auf Kosten von Lehre und Forschung erfolgen kann. Das Rektorat hält es für dringend erforderlich, daß einerseits Bund und Land die Mittel für die Bauerhaltung unverzüglich erhöhen und daß andererseits bei Planung und Durchführung von Baumaßnahmen endlich Organisationsformen eingerichtet werden, die eine effizientere Verwendung der knappen Haushaltsmittel gewährleisten. Andernfalls werden im Bereich des öffentlichen Hochschulbaus durch versäumte und/oder nicht mehr finanzierbare Instandhaltungen enorme Folgelasten entstehen.

Herausforderungen

Die kommenden Jahre werden von mehr Autonomie und mehr Wettbewerb im Hochschulbereich gekennzeichnet sein. Zu den vordringlichen Aufgaben der Universität Münster muß es deshalb gehören, die sich allmählich eröffnenden Autonomiespielräume durch ein effizientes und effektives Hochschulmanagement im Rektorat, in der Universitätsverwaltung und in den Fachbereichen richtig zu nutzen. Mehr Autonomie wird bedeuten, daß die Eigenverantwortung der Universität für den Einsatz von Personal und Finanzmitteln, für die Fächer- und Studienstrukturen, für die Profilbildung in Lehre und Forschung sowie für die Erfüllung der gesellschaftlichen Aufgaben der Universität zunehmen wird. Überdies wird die Universität gegenüber der Öffentlichkeit mehr als bisher Rechenschaft über Leistungen und Mittelverwendung ablegen müssen. Somit gilt es, sich hierauf frühzeitig vorzubereiten und entsprechende Management- und Organisationsstrukturen zu entwickeln.

Mehr Autonomie ist zugleich die Voraussetzung für mehr Wettbewerb zwischen den Hochschulen. Dieser wird in Zukunft nicht auf die nationalen Grenzen beschränkt sein. Es ist deshalb wichtig, in den schon eingeleiteten Reformmaßnahmen und Reformbemühungen in den Bereichen von Forschungsförderung, Wissenstransfer, Praxis- und Arbeitsmarktorientierung, Studienbedingungen, Internationalisierung und Profilierung von Studiengängen, Hochschulmarketing, Organisation in Wissenschaft und Verwaltung sowie Finanzmanagement weiter voranzuschreiten, um so international wettbewerbsfähig zu bleiben.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB970e
Datum: 1998-02-05 ---- 1998-09-02