WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht der Universität 1997

Fachbereich 9 Erziehungswissenschaft



Lehre, Studiengänge

Das Fachstudienangebot des Fachbereichs Erziehungswissenschaft bezieht sich auf den Magister- und Promotionsstudiengang und auf den Diplomstudiengang Pädagogik sowie auf das Unterrichtsfach Pädagogik der Sekundarstufe II. Hier ist die Zahl der Studierenden zum Wintersemester 1997/98 auf über 4.000 Studierende angestiegen, wozu vor allem die Attraktivität des Aufbaustudiengangs Interkulturelle Pädagogik beigetragen hat.

Der starke Anstieg der Studierenden im Fach Erziehungswissenschaft in den vergangenen Jahren hatte den Fachbereich zum WS 1994/95 veranlaßt, einen Orts-NC einzuführen; dieser wird weitergeführt. Die Frage eines zentralen Ortszuteilungsverfahrens ist derzeit in der Diskussion.

Die größere Lehrnachfrage und damit auch der sehr viel größere Anteil des Lehrangebots bezieht sich auf das erziehungswissenschaftliche (Teil)-Studium für die Lehramtsstudiengänge. Die Zahl der hier eingeschriebenen Studierenden ist im WS 1997/98 nochmals auf 11.242 angestiegen. Im landesweiten Vergleich ist der Fachbereich Erziehungswissenschaft in hohem Maße überbelastet.

Der Fachbereich bemüht sich seit mehreren Semestern, die mit der Überlast zusammenhängenden Probleme auf kreative Weise zu lösen. Dabei konnte er auch 1997 auf die Unterstützung des Rektorats aus verschiedenen Sonderprogrammen zählen.

Die 1996 begonnene Arbeit an der Verbesserung der Studieneingangsphase hat inzwischen zu einer Reihe von organisatorischen und inhaltlichen Veränderungen in der Aufnahme und Betreuung der Studienanfänger geführt. Die Veränderungen beziehen sich auf drei Schwerpunkte:

  1. Die studiengangsübergreifende Information der Anfänger über diverse praktische Aspekte des akademischen Lebens an der Universität und im Fachbereich,
  2. die (mittelfristige) Verbesserung der Effizienz des Lehrkapazitätseinsatzes,
  3. die Beförderung der Diskussion zwischen den Lehrenden über inhaltliche und methodische Fragen des Lehrangebots.

Die Durchführung der ersten Phase der Neustrukturierung der Studieneingangsphase (hier: Erstsemester) wurde durch Mittel aus dem Programm „Qualität der Lehre" unterstützt. Ein wichtiges Element bildet dabei die Evaluation der verschiedenen Veranstaltungen der Studieneingangsphase durch die Studierenden mittels eines einheitlichen Instruments, das zentral und vergleichend ausgewertet wurde. Die dabei gewonnenen Erfahrungen wurden im Fachbereichsrat und am "Runden Tisch" diskutiert und gehen in die Neugestaltung ein.

Im Projekt "Suchen und Buchen" wird inzwischen das kommentierte Vorlesungsverzeichnis dezentral erstellt und gibt Studierenden nicht nur eine aktuelle Information über Lehrangebote, Änderungen und Lehrende, sondern erlaubt auch die Zusammenstellung eines individuellen Stundenplans. Für die zahlreichen Studierenden in Lehramtsstudiengängen wäre eine Ausweitung dieses Systems auf andere Fächer wünschenswert.

Einen großen Engpaß stellen weiterhin die schulpraktischen Studien dar. Von verschiedenen Gruppen am Fachbereich wurden inzwischen Modelle entwickelt und werden erprobt, die versprechen, zu einer Entspannung der Situation beizutragen.

Nach der Neugestaltung der Studieneingangsstufe steht nun die Überarbeitung des Lehrschwerpunkts "Allgemeine Didaktik" und "Didaktik des Anfangsunterrichts" auf der Agenda des Fachbereichs.

Personal, Nachwuchsförderung

Zwei Berufungsverfahren konnten im Jahr 1997 erfolgreich abgeschlossen werden: So sind inzwischen eine C4-Stelle für Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft und eine C3-Stelle für Neue Technologie/Medienpädagogik besetzt worden. Ein weiteres Berufungsverfahren (C4-Stelle Grundschulpädagogik) steht vor dem Abschluß.

Noch nicht ganz abgeschlossen ist die Arbeit der Berufungskommission für die schon 1996 zugewiesene C3-Stelle („Allgemeine Didaktik/Fachdidaktik Pädagogik"). Ein Listenvorschlag wird jedoch in Kürze erwartet.

Im Jahr 1997 wurden vom Fachbereich erneut zwei kw-Vermerke erfüllt, indem zwei C4-Stellen bei Emeritierung eingezogen wurden. Damit sind alle kw- und ak-Vermerke bei Hochschullehrerstellen realisiert. Eine weitere, durch Emeritierung freigewordene C4-Stelle wurde für Erwachsenenbildung wieder zugewiesen. Als Ersatz für eine der beiden kw-Stellen wurde dem Fachbereich vom Rektorat eine zusätzliche C3-Stelle (für Allgemeine Didaktik/Curriculumtheorie) zugesprochen.Die Berufungskommissionen für beide Stellen arbeiten, um rechtzeitig zum SS 1998 einen Listenvorschlag vorlegen zu können. Für zwei im Jahre 1999 durch Emeritierung freiwerdende Stellen ist die Wiederzuweisung beantragt.

Da der Fachbereich seit mehreren Jahren mit einer hohen Überlast konfrontiert ist und die Studienplatznachfrage vermutlich auch künftig ähnlich hoch bleiben wird, arbeitet der Fachbereich an einer Anpassung des Strukturplans, der in seinen quantitativen Prämissen überholt ist.

Im Jahr 1997 sind zwölf Promotionen abgeschlossen worden. Zwei Habilitationsverfahren wurden eingeleitet. Vorbereitungsarbeiten für ein Doktorandenprogramm wurden aufgenommen, durch das im nächsten Jahr eine inhaltliche, aber auch finananzielle Förderung von Promotionen erfolgen soll.

Forschung und internationale Kontakte

Aus den in den einzelnen Instituten des Fachbereichs bearbeiteten Forschungsprojekten ergeben sich folgende Forschungsschwerpunkte:

Auffallend an den Forschungsthemen und den Forschungskontakten ist ihre zunehmende interkulturelle Orientierung und internationale Kooperation, etwa zur UNESCO und den Vereinten Nationen, dem Institut Européen d'Education et de Formation sowie mit Universitäten in England und Polen.

Die schon lange existierenden Kontakte zum Baskenland, zu Chile und Indonesien sind weiter gepflegt worden, wenngleich ein fremdfinanziertes Weiterbildungsprojekt für indonesische Lehrer nicht realisiert werden konnte. Dafür ist der Fachbereich als Partnerinstitution für Weltbank- bzw. EU-Projekte in Indien, Sri Lanka, Senegal und Jordanien für die Bereiche Grundbildung und Lehrerbildung vorgesehen.

Ebenfalls zum Ausdruck kommt diese internationale Kooperation durch die Gäste, die sich für kürzere oder längere Zeit zu Studienzwecken am Fachbereich aufgehalten oder Gastvorträge gehalten haben. Andauernde Beziehungen sind demzufolge geknüpft worden mit den Universitäten Sheffield, Fresno, Amman, Beer Sheva (Israel), Tattori (Japan), Salzburg, Wien, Bern sowie Lodz, Belograd und Moskau.

Entwicklung, Perspektiven

Nachdem die Konsolidierung der drei neugebildeten Institute abgeschlossen ist, steht nun die Vereinigung des Fachbereichs mit dem Fachbereich 6 auf der Tagesordnung. Erste Gespräche haben bereits stattgefunden, wobei keine grundsätzlichen Schwierigkeiten festzustellen waren. Ungeklärt ist derzeit noch die Frage der Koordinierung der drei erziehungswissenschaftlichen Institute innerhalb eines größeren Fachbereichs. An der Lösung dieser Frage wird gegenwärtig mit tatkräftiger Unterstützung des Rektorats gearbeitet.

Auch im abgelaufenen Jahr wurden weitere Schritte des mittelfristig konzipierten Renovierungs- und Umbauprogramms in den verschiedenen Gebäuden des Fachbereichs verwirklicht. Dazu gehört u.a. ein neues Leitsystem (für alle Gebäude) sowie die Einrichtung von zwei und die Planung eines weiteren Seminarraumes, die auch als Konferenz- bzw. Tagungsräume genutzt werden können.

Die 1997 aufgelegten IV-Programme der Universität wurden vom Fachbereich zu einer deutlichen Verbesserung der bereits vorhandenen Infrastruktur im IV-Bereich genutzt, die nicht nur den einzelnen Lehrenden und Instituten zu Gute kam, sondern auch für die Mediothek den Einstieg ins digitale Zeitalter eröffnete. Die sich daraus abzeichnende Notwendigkeit für eine ortsnahe IV-Unterstützung und die damit gemachten Erfahrungen gingen in die Konzeption einer dezentralen IVV für die Fachbereiche 1, 2 und 9 ein. Die Absprachen zwischen den beteiligten Fachbereichen sind im abgelaufenen Jahr so weit gediehen, daß einer formellen Gründung noch im WS 1997/98 nichts mehr im Wege stehen dürfte.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9709
Datum: 1998-02-05 ---- 1998-08-28