WWU Münster

Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1996

Universitätsrechenzentrum



Das Universitätsrechenzentrum hat auch 1996 wieder für alle Fachbereiche, die Verwaltung, die Medizinischen Einrichtungen sowie die Universitäts- und Landesbibliothek vielfältige Dienstleistungen erbracht.

IV-System

Ein neues Konzept zur Informationsverarbeitung (IV) wurde in der Universität erarbeitet und vom Senat verabschiedet. Dieses ist gekennzeichnet durch eine weitgehende Dezentralisierung der IV-Aufgaben; dementsprechend sollen mehrere dezentrale IV-Versorgungseinheiten gebildet werden. Gleichzeitig wächst die Reihe der Aufgaben, die von umfassender Bedeutung für die gesamte Universität sind und von einem IV-Zentrum wahrgenommen werden sollen (wie bisher vom Universitätsrechenzentrum). Das IV-Zentrum wird außerdem eng mit den dezentralen IV-Versorgungseinheiten kooperieren und vor Ort tätig sein. Das Universitätsrechenzentrum ist an der Diskussion beteiligt und hat zahlreiche eigene Beiträge zu der schrittweisen Umsetzung des Strukturkonzepts geliefert.

Kommunikationssysteme

Mit Ablauf des Jahres 1996 sind an das universitätsweite lokale Rechnernetz (LAN) ca. 5.500 Rechner angeschlossen; das bedeutet eine 25-%ige Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Dazu wurde eine Vielzahl von Installationen und Baumaßnahmen an über 30 Standorten durchgeführt. Im Bereich der Medizinischen Einrichtungen wurden Netzinstallationen an weiteren 10 Standorten vorgenommen. Entsprechend der Genehmigung des Bauantrags und der Bewilligung von Baumitteln wurden auch mehrere größere Ausbaumaßnahmen eingeleitet.

Trotz der erheblichen Steigerung der Anschlußzahlen konnte der Bedarf potentieller Nutzer noch keineswegs gedeckt werden. Die Bereitstellung der beantragten Baumittel für die zweite Baustufe im allgemeinen Universitätsbereich steht noch aus.

Die Verfügbarkeit der LAN-Backbone-Strukturen (FDDI-Backbone) war nicht durch Geräteausfälle betroffen; Störungen im peripheren Netzbereich (Nutzeranschlüsse, Gebäudeanbindungen) konnten in allen Fällen umgehend behoben werden. Auf die gestiegenen Verkehrslasten im LAN wurde durch Lastentkopplungen reagiert. Im Naturwissenschaftlichen Zentrum (einschließlich Mathematik) wurden mehrere FDDI- Ringe eingeführt. Zudem wurden vorhandene FDDI-Strukturen bedarfsabhängig erweitert.

Im Laufe des Jahres konnte die Universität an das Breitband-Wissenschaftsnetz (B-WiN) angeschlossen werden und verfügt nunmehr über eine leistungsfähige Anbindung mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 30 Mbit/s. Dies ist eingebettet in ein Gesamtkonzept für das Land NRW zur Förderung einer leistungsfähigen Kommunikationsinfrastruktur.

Die Zugangsmöglichkeiten zum LAN über analoge Einwählmodems und ISDN-Einwählmöglichkeiten sind wegen der steigenden Zahl von häuslichen Arbeitsplätzen bei weitem noch nicht ausreichend. Erweiterungsmaßnahmen sind in Vorbereitung.

Rechner- und Betriebssysteme

Zur Steigerung der Ausfallsicherheit von zentral installierten Servern wurde eine USV-Anlage beschafft, die eine unterbrechungsfreie Stromversorgung gewährleistet. Außerdem wurden replizierte verteilte Filesysteme eingeführt. Dies steht im Zusammenhang mit der schrittweisen Einführung des DCE (Distributed Computing Environment), einer modernen verteilten Systemumgebung zur Unterstützung von verteilten Anwendungsprogrammen auf vernetzten Rechnersystemen. Außerdem wurde das Konzept einer zentralen Versorgung mit System- und Anwendungssoftware in einem dezentralen Verbund weiterentwickelt.

Gegen Ende des Jahres konnten verschiedene kleinere Server beschafft und in Betrieb genommen werden, um den erheblichen Engpässen im File- und WWW-Service zu begegnen und die Redundanz zu erhöhen.

Die Migration vom klassischen Großrechner zu vernetzten Serversystemen wurde weitgehend abgeschlossen. Dazu wurden die Nutzer entsprechend informiert und beraten. Ferner mußten ca. 30 GB Archivdaten, die aus vergangenen Jahren und von unterschiedlichen Systemen stammten, in die Unix-Umgebung transferiert werden, wobei teilweise auch Anpassungsprobleme zu lösen waren. Mit der Installation der ausgewählten neuen Druck- und Plotsysteme als Ersatz der bisherigen Peripherie kann der zentrale Server ES/9000 endgültig außer Betrieb genommen werden.

In diesem Zusammenhang wurde auch eine neue Nutzerverwaltung aufgebaut. Dazu ist anzumerken, daß die Zahl der eingetragenen Nutzer in diesem Jahr um 50 % auf ca. 22.500 gestiegen ist, was den administrativen Aufwand weiter erhöhte. Ein weiterer Anstieg wird durch einen Erlaß des MWF erfolgen, in Zukunft Studierende in Verbindung mit ihrer Immatrikulation als Nutzer der IV-Infrastruktur einzutragen.

Die Unterstützung der Fachbereiche wurde hinsichtlich Systemadministration und -wartung weiter intensiviert - im Unix-Bereich bei Solaris um fast 50 %, bei AIX für mehr als 50 Rechner. Dies gilt entsprechend auch für Personalcomputer und zugehörende Server in allen Fachbereichen. Außerdem wurden Vorbereitungen zur Einführung eines Installations-Management-Systems getroffen. Neben dem Aufbau einer Evaluationsumgebung erfolgten auch eine Erprobung der Installationsmechanismen und zahlreiche Installationen vor Ort (in allen Fachbereichen).

Ein Server für zusätzliche Datenangebote unter einer WWW-Oberfläche (IBIS/JASON) sowie für den Zugang zu JASON und OPAC wurde in Zusammenarbeit mit der Universitäts- und Landesbibliothek beschafft.

Ausbildung

Das Ausbildungsangebot des Universitätsrechenzentrums hat mit zahlreichen Veranstaltungen für Hörer aller Fachbereiche ähnlich viele Themen der Informationsverarbeitung abgedeckt wie in den vergangenen Jahren. Diese Veranstaltungen wurden wiederum von insgesamt mehr als 1.000 Teilnehmern besucht.

An dem Veranstaltungsangebot der Angewandten Kulturwissenschaft waren wir mit 10 Kursen beteiligt.

Beratung und Unterstützung

Die Beratung zum DV-Einsatz bei fachspezifischen Fragestellungen ist für alle Fachbereiche angeboten und in großem Umfang in Anspruch genommen worden. Dabei wurden numerische, statistische und nichtnumerische Aufgaben (z.B. Grafik, Datenbanken und Textverarbeitung) sowie Fragen der Systemsoftware und der Nutzung von Kommunikationsverfahren bearbeitet. Daneben wurden eine Reihe spezieller Geräte oder Arbeitsplätze betreut (z.B. grafisches Tablett, Scanner und Arbeitsplatz für blinde und sehbehinderte Studenten).

Wiederum recht hoch war der Beratungsaufwand bei der Auswahl und beim Einsatz von Arbeitsplatzrechnern und Workstations. Ferner wurden Stellungnahmen zu DV-Beschaffungen im Wert von über 2,3 Mio DM erarbeitet. Hinzu kamen Koordinierungen von DV-Beschaffungen.

Informationsdienste

Informationen über Dienste in nationalen und internationalen Netzen (WiN, Internet, Usenet) wurden aufbereitet und zugänglich gemacht. Das Konferenzsystem NetNews wurde um zusätzliche lokale, nationale und internationale Foren erweitert und umfaßt jetzt weit über 200.000 neue Artikel täglich.

Der zur Verbesserung der Informations- und Kommunikationsinfrastruktur eingerichtete mehrsprachige zentrale WWW-Server (World Wide Web) für die Universität wurde weiter ausgebaut. Der zentrale WWW-Proxy-Cache-Dienst wurde als eigenständiger Dienst abgetrennt. Weitere dezentral und zentral abgelegte Informationsangebote der Institute und Einrichtungen wurden koordiniert und in das serverübergreifende, eigenentwickelte Recherchesystem eingebunden.

Die weiterhin explosionsartig wachsende Nutzung des WWW durch die Benutzer sowohl zur Verbreitung als auch zur Gewinnung von Informationen erfordert eine weitere Intensivierung der Dienstleistungen in diesem Bereich. Der monatliche Durchsatz der zentralen Server stieg auf bis zu 3,7 Mio. Zugriffe (46,7 Gigabyte Datenvolumen) beim Proxy-Server und bis zu 1,8 Mio. Zugriffe (13,7 Gigabyte) beim WWW(Informations-) Server - die entsprechenden Server in den Instituten sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Projekte

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Angewandte Informatik an der WWU wurden Projekte zu Themen der zentralen systemtechnischen Betreuung von Personalcomputern und Servern sowie zu betrieblichen Anwendungen im Internet und Videokonferenzen am Arbeitsplatz durchgeführt.

Ein neues DFN-Projekt für den Internet-Netzwerkdienst der nächsten Generation (IP Version 6) wurde gestartet, bei dem durch umfangreiche Tests von Netzkomponenten und den Aufbau eines ersten bundesweiten Testnetzwerks für IP Version 6 mit internationaler Anbindung Erfahrungen gesammelt werden sollen.

Zum Thema Multimedia wurden im Rahmen der Multimediatage 1996 mehrere Beiträge (Vortrag, Demo) geleistet sowie die Initiativen 'Multimedia Münsterland' und 'Digitales Offenes Münster' (D.O.M.) unterstützt.

Verschiedenes

Im Rahmen enger Kooperationen der Universität Münster mit den Universitäten im Baltikum sowie mit der Akademie der Wissenschaft in Sofia wurden zahlreiche Unterstützungen durch Beschaffung und Transport von Computer-Hardware sowie durch Beratung beim Aufbau von Netzinfrastrukturen geleistet.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9644
Datum: 1997-04-19