WWU Münster

Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1996

Zentrum für Niederlande-Studien



Veröffentlichungen

In der Reihe 'Niederlande-Studien' ist erschienen: Jac Bosmans (Hrsg.), Europagedanke, Europabewegung und Europapolitik in den Niederlanden und Deutschland seit dem Ersten Weltkrieg. Münster: Lit 1996 (Niederlande-Studien, Bd. 10). Für kleinere Studien oder Themen aus Politik, Kultur und Gesellschaft in Form umfangreicher Essays wurde eine neue Reihe mit dem Titel: Niederlande-Studien - Kleinere Schriften aufgelegt. Als Heft 1 ist inzwischen erschienen: Horst Lademacher, Wo Glanz ist, ist auch Gloria. Reisende in den Niederlanden des Goldenen Jahrhunderts. Münster: Lit 1996. Die Veröffentlichung von Band 17 der großen Reihe steht unmittelbar bevor. Der Band erscheint unter dem Titel: Olaf Mörke, 'Stadtholder' oder 'Staetholder'? Die Funktion des Hauses Oranien und seines Hofes in der politischen Kultur der Republik der Vereinigten Niederlande im 17. Jahrhundert. Folgende Bände befinden sich in der redaktionellen Endphase: Band 11, Loek Geeraedts (Hrsg.), Der zotten ende der narrenscip. Zur niederländischen Tradition des Narrenschiffs von Sebastian Brant. Edition und Untersuchung. Band 14, Jos M.M. Hermans/Robert Peters (Hrsg.), Humanistische Buchkultur. Deutsch-Niederländische Kontakte im Spätmittelalter (1450-1520).

Projekte

Neben dem Vorhaben "Grenzkorrekturen 1945-1949", das im Berichtsjahr erhebliche Fortschritte gemacht hat, begann die Arbeit mit dem Großprojekt "Manifestation der Beharrlichkeit - Selbstbild und Fremdbild zwischen Stereotyp und Wandel im deutsch-niederländisch-belgischen Verhältnis im 19. und 20. Jahrhundert". Dieses Projekt ist Teil der "Kultur- und Kulturraumforschung", die - vom Zentrum ins Leben gerufen und theoretisch begründet - in Kooperation mit niederländischen und belgischen Wissenschaftlern unternommen wird. Es fügt sich in die interdisziplinär geprägte Stereotypen- und Klischeeforschung ein, die seit geraumer Zeit auf hohem theoretischem Niveau geführt wird. Die auf 3 Jahre veranschlagte Untersuchung ist auch Folge einer seit mehr als zehn Jahren geführten politischen Diskussion um das transnationale niederländisch-deutsche Verhältnis und dient nicht zuletzt dem Ziel, über die Analyse kollektiver Identitäten (Selbstbild - Fremdbild) die grenzüberschreitende Kooperation im Zuge europäischer Zusammenarbeit zu erleichtern.

Eben im Zuge der "Kultur- und Kulturraumforschung" und parallel zur "Manifestation der Beharrlichkeit" wurde das Thema "Toleranz in Theorie und Praxis - Aspekte der politischen und gesellschaftlichen Kultur der Niederlande und Deutschlands im Vergleich" in Angriff genommen - eine Begriffsgeschichte gleichsam, die von der Frühneuzeit bis in die Gegenwart reichen soll und die den Wandel der Begriffsinhalte sowie deren Umsetzung in Politik und Gesellschaft aufzuarbeiten hat. Das Projekt bietet die Möglichkeit, genauere Einblicke in die politische Kultur beider Länder zu schaffen und zugleich den Ideologie-Charakter von Begriffen vor allem in ihrer Bedeutung für die transnationalen Beziehungen vorzuführen. Eben dieser letztgenannte Aspekt rückt das "Toleranz"-Vorhaben eng in die Nähe zu vorgenanntem Projekt "Manifestation der Beharrlichkeit".

Freistätte Amsterdam

Unter dem Titel: Freistätte Amsterdam - ...von Zeit zu Zeit ein Asyl des europäischen Geistes zu sein" fand vom 9. bis zum 26. Januar 1996 im Zunftsaal des Hauses der Niederlande eine Ausstellung statt, die vom Kultursekretariat Nordrhein-Westfalen, Gütersloh, vorbereitet worden war.

Im ersten Teil der Ausstellung wurden auf der Grundlage eines kurzen historischen Abrisses schlaglichtartig die wichtigsten und bekanntesten Autoren, die seit der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1588 bis ins 20. Jahrhundert in den Niederlanden und im niederländischsprachigen Teil Belgiens erscheinen konnten, in Erinnerung gerufen.

Den Kern der Ausstellung bildete die deutschsprachige Exilliteratur von 1933 bis 1940 in Amsterdam. In Themenschwerpunkten wurden die Verlagsgemeinschaften in Amsterdam mit ihren verschiedenen Verlagsschwerpunkten, Verleger und Lektoren, Absatzmöglichkeiten und -schwierigkeiten, Rezeption, Lebens- und somit auch Schreibbedingungen der exilierten Autorinnen und Autoren in begleitenden Texten, Dokumenten, Fotos und Originalexponaten sichtbar. Darüber hinaus fanden sehr seltene, in den Niederlanden verlegte Erstausgaben von Literaten wie Remarque, Döblin, Feuchtwanger, Heinrich und Klaus Mann, aber auch Werke exilierter Wissenschaftler wie Alfred Einstein und Gerth Schreiner einen vorrangigen Platz in der Ausstellung.

Louis Paul Boon, eine Doppelbegabung

Louis Paul Boon als Doppelbegabung war eine Veranstaltungsreihe gewidmet, die das Zentrum für Niederlande-Studien und das Niederländische Seminar der Westfälischen Wilhelms-Universität mit Unterstützung der Stichting Vlaamse Literatuur in het Buitenland organisierten. Neben einer Ausstellung zum literarischen und malerischen Werk Boons, die mit einem Vortrag über das Gesamtwerk des flämischen Meisters eröffnet wurde, fanden zwei Vorträge zu den beiden Sparten der Boonschen Doppelbegabung statt. Die Vorführung zweier Verfilmungen, Daens und Menuet, schlossen die Reihe ab.

Die Welt der Anne Frank

Im Oktober 1996 bereiteten das Zentrum für Niederlande-Studien und das Institut für Niederländische Philologie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Zusammenarbeit mit dem Kultursekretariat Nordrhein-Westfalen, Gütersloh, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Münster, der Anne Frank-Stiftung in Amsterdam sowie dem Kultur- und Schulamt der Stadt Münster eine Veranstaltungsreihe unter dem Titel: Die Welt der Anne Frank", mit einer Ausstellung und einem thematischen Begleitprogramm vor.

Die Anne Frank-Ausstellung ist ein internationales Projekt der Anne Frank-Stiftung. Sie versucht, die Ereignisse der 30er und 40er Jahre in Deutschland und in den Niederlanden zu erfassen und zugleich einen Eindruck vom Alltagsleben unter der Repression durch den Nationalsozialismus zu vermitteln. Die Geschichte der Familie Frank bildet den roten Faden. Sie steht für zahllose jüdische Schicksale dieser Zeit. Anhand bisher kaum bekannter Fotographien, Faksimiles aus Annes Tagebuch und eines Modells des Hinterhauses gewinnt man einen genauen Eindruck von den Zeit- und Lebensumständen. Ziel der Ausstellung war es nicht zuletzt, die Erfahrung der Vergangenheit als historisches Wissen zu vermitteln und diese Erfahrung als Warnung für die Gegenwart zu präsentieren.

Jubiläumskonferenz zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Horst Lademacher

Am 13. Juli d.J. feierte Prof. Dr. Horst Lademacher, Direktor des Zentrums für Niederlande-Studien, seinen 65. Geburtstag. Aus diesem Anlaß organisierten seine ehemaligen und derzeitigen Schüler und Mitarbeiter einen Kongreß unter dem Titel: Grenzgänger. Persönlichkeiten des deutsch-niederländischen Verhältnisses. Ziel der Konferenz war es, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens vorzustellen, die für das deutsch-niederländische Verhältnis im 20. Jahrhundert von Bedeutung gewesen sind. Die Beiträge werden demnächst in Buchform erscheinen.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9627
Datum: 1997-04-19