WWU Münster

Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1996

Fachbereich 19
Geowissenschaften



Der Fachbereich 19 umfaßt das Institut für Planetologie (IfP), das Geologisch-Paläontologische Institut (GPI), das Institut für Landschaftsökologie (IfLök), das Institut für Geoinformatik (IfGI), das Institut für Geographie (IfG) und das Institut für Didaktik der Geographie (IfDG).

Lehre, Studiengänge

Die Lehrsituation am GPI befand sich, bedingt durch das Ausscheiden von 2 weiteren Professoren, auf einem Tiefstand. Zwei auswärtige Kollegen, die Professuren vertraten, konnten nur den dringendsten Bedarf abdecken. Gravierende Engpässe bestanden vor allem bei der Vergabe und Betreuung von Diplom- und Doktorarbeiten. Die Wiederbesetzungen ziehen sich voraussichtlich bis zum WS 97/98 hin. Durch die Engpässe verursacht ist ein Abwandern von Studenten zu verzeichnen.

Der Studiengang Geologie-Paläontologie ist in Münster noch nicht an den Eckdatenerlaß angepaßt worden, da es nicht opportun ist, eine Neustrukturierung der Diplom- und Studienordnung vorzunehmen, wenn die Hälfte der Professuren unbesetzt ist.

Aufgrund einer weiterhin starken Nachfrage nach dem mit einem NC belegten Studiengang Landschaftsökologie" wurde die Zulassungszahl vom Ministerium auf 91 im WS 96/97 erhöht und die Ausbildungskapazität dadurch erheblich überschritten. Engpässe bestehen insbesondere bei Gelände- und Laborpraktika.

Das Pflichtlehrangebot am IfDG konnte nur durch mehrere Lehraufträge erbracht werden. Für das kommende Jahr sind trotz Wiederbesetzung einer C 4-Professur aufgrund drastisch gestiegener Studienanfängerzahlen neue Engpässe zu erwarten. Besonders überlastet war das IfDG im Bereich des Prüfungswesens. Auf dem Gebiet der Umweltdidaktik sind neue Lehrangebote entwickelt worden.

Auch am IfGI sind trotz der Besetzung einer C 3-Professur wegen der starken Nachfrage und wegen umfangreicher Serviceleistungen Engpässe in der Lehre zu verzeichnen.

Während das GPI die seit 20 Jahren bestehende katastrophale Hörsaalsituation und das Fehlen moderner didaktischer Multimedia-Möglichkeiten beklagt, konnte am IfP erstmals der Einsatz von rechnergesteuerten Multimediaelementen begonnen werden.

Durch die Wiederbesetzung der C 3-Stelle im IfG konnte im WS 96/97 ein besonders problematischer Engpaß im Ausbildungsbereich Räumliche Planung" behoben werden.

Personal, Nachwuchsförderung

Am FB hat sich die Personalsituation durch die Besetzung von 4 vakanten Professuren wieder etwas normalisiert. Verschärft hat sie sich aber weiter am GPI.

Das im Jahr 1994 gegründete IfGI befindet sich hinsichtlich seiner Ausstattung mit Personal noch in der Aufbauphase. Die dringend erforderliche Dauerstelle (Wiss. Angestellter) für die Betreuung der umfangreichen Hard- und Software sowie für Organisation und Beratung der studentischen Nutzung der CIP-Pools ist vom FB zwar umgewidmet worden, personell jedoch erst ab dem Jahr 2002 verfügbar.

Die gestiegene Verwendung von Computern und aufwendiger Software in fast allen Instituten hat zu Problemen der Wartung und Reparatur geführt. Hier wird in Zukunft für den gesamten FB wenigstens die Stelle eines System-Administrators benötigt.

Forschung und internationale Kontakte

Am FB wurden wiederum in erheblichem Umfang Drittmittel von unterschiedlichen Geldgebern eingeworben. Diese Drittmittel ermöglichten es, trotz der angespannten Stellensituation und Überlastung in der Lehre umfangreiche Forschungsprojekte erfolgreich durchzuführen. Die Höhe der Drittmitteleinwerbung waren durch das IfGI und das IfP sehr umfangreich, während am GPI die drittmittelgeförderten Forschungsprojekte wegen der momentanen Reduzierung und Überlastung des Lehrkörpers zurückgegangen sind.

Wissenschaftleraustausch und Forschungsprojekte wurden mit zahlreichen europäischen und außereuropäischen Universitäten und sonstigen Forschungseinrichtungen durchgeführt. Bemerkenswert waren auch die umfangreichen ehrenamtlichen Aktivitäten in nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gremien sowie auf dem hochschulpolitischen Sektor.

Die Marsforschung am IfP hat durch das Scheitern der MARS-96-Mission einen Rückschlag erhalten. Positiv ist dagegen die Auswahl des Experiments MUPUS (Thermalsonde zum Einsatz auf einem Kometen) als Teil der Payload der ROSETTA-Landesonde zu werten. Damit darf davon ausgegangen werden, daß im Jahre 2003 ein Gerät aus Münster mit zum Kometen Wirtanen fliegen und dort ab 2007 Messungen vornehmen wird.

Entwicklungen, Perspektiven

Im FB haben diejenigen Forschungsarbeiten, die nur mit Hilfe von großapparativen Labor- und EDV-Einrichtungen durchgeführt werden, in nahezu allen Forschungsabteilungen (mit Ausnahme des IfDG und des IfG) stark zugenommen. Bislang konnten diese Geräteanschaffungen in einem notwendigen minimalen Umfang durch Berufungszusagen, Drittmittelgeber und durch Sonderprogramme des Landes und der Universität ermöglicht werden. Es bleibt zu hoffen, daß es im Rahmen der Wiederbesetzungen der beiden vakanten C 4-Professuren zu einer Verbesserung der Personal- und Geräteausstattung kommen wird. Bei dem momentanen Zustand läuft zumindest das GPI Gefahr, seine bisherige Attraktivität für Studierende und Drittmittelgeber zu verlieren.

Wünschenswert wäre es, den Empfehlungen wichtiger Vorschläge bzw. Entscheidungen wissenschaftspolitischer Gremien folgen zu können, die Geowissenschaften der festen Erde in einen integrierten Studiengang und die einzelnen Disziplinen bzw. Institute in ein Geo-Department zu vereinen, wie es zunehmend im Rahmen der EU-Anpassung auch in Deutschland geschieht.

Im FB stellt die Geoinformatik einen jungen, sehr wachstumskräftigen Wissenschaftszweig auf der Kooperationsebene zwischen Geowissenschaften und Informatik dar. Die Nachfrage von Industrie und öffentlichen Institutionen nach Forschungstransfer, Leistungen und Absolventen steigt mit der zunehmenden Bedeutung der raumbezogenen Informationsverarbeitung stark an. Die Einführung eines grundständigen Diplom-Studienganges Geoinformatik" an der Universität Münster kann dieser Nachfrage mit einer fachlich fundierten und zugleich praxisnahen Ausbildung Rechnung tragen. Dieser integrative Studiengang wird in enger Kooperation von den Fachbereichen 15 und 19 geplant.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9622
Datum: 1997-04-19