WWU
Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1995

Zentrum für Sprachforschung und Sprachlehre i.G.



Abteilung Sprachforschung

Forschung und internationale Kontakte

Das Jahr 1995 stand im Zeichen der Nachbereitung und Veröffentlichung der zahlreichen Beiträge der internationalen Tagung zu "Lexicology and lexical semantics", die im September 1994 unter Leitung von Prof. E. Weigand und Prof. F. Hundsnurscher an der Universität Münster veranstaltet wurde. Eine Auswahl der Vorträge wird in zwei umfangreichen Bänden im Frühjahr 1996 unter dem Titel "Lexical structures and language use" bei Niemeyer erscheinen. Verschiedene internationale Kontakte, die sich z.T. durch die Tagung ergeben haben, konnten ausgebaut werden. Im Sommersemester wurde im Kreis des Linguistischen Kolloquiums der Abteilung Sprachforschung ein Kolloquium zu Fragen kontrastiver lexikalischer Semantik, speziell unter dem Gesichtspunkt der Wortfamilienforschung, veranstaltet.

Die dem Zentrum angegliederte Arbeitsstelle "Sondersprachenforschung", die vorwiegend ehrenamtlich arbeitet, veranstaltete u.a. ein Symposium zur "Sondersprachenforschung - Rotwelschdialekte". Die Beiträge des Symposiums werden von Dr. Klaus Siewert als Band 1 der von ihm begründeten Reihe "Sondersprachenforschung" im Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, herausgegeben.

Künftige Perspektiven

Zwei größere Projekte sollen in Angriff genommen werden, eines zur kontrastiven lexikalischen Semantik, ein anderes zur Einrichtung eines internationalen Studiengangs "Master of Dialogue". Der Ausbau dieser Projekte hängt ganz wesentlich von finanzieller sowie personeller Unterstützung durch die WWU ab.

Abteilung Sprachlehre

Lehre

Das Fach "Sprachlehrforschung" wurde vom Fakultätsrat der Philosophischen Fakultät als Haupt- und Nebenfach für die Promotion zum Dr. phil. aufgenommen. Damit erhielten die im Fach Sprachlehrforschung durchgeführten Lehrveranstaltungen einen festen institutionellen Rahmen und eine Perspektive.
In der Sprachlehre kann das umfangreiche Sprachkursangebot auch weiterhin die große Nachfrage nicht befriedigen. Die zu Beginn des Wintersemesters 94/95 eingeleitete Umorientierung des Lehrangebots zu einem curricular strukturierten Fachsprachkursangebot auf hohem Niveau wurde im Berichtszeitraum weitergeführt und konsolidiert. Am Ende des Sommersemesters 95 konnten die ersten Abschlußprüfungen auf Testats- und Zertifikatsebene durchgeführt werden.

Entscheidende Impulse erhielt das Fachsprachangebot durch den gemeinsam mit der Rechtswissenschaftlichen Fakultät entwickelten interdisziplinären Fachsprachstudiengang "Fachspezifische Fremdsprachenausbildung für Juristen in den Sprachen Englisch und Französisch". Rechtzeitig zum Wintersemester 95 wurde der auf vier Semester angelegte Studiengang vom Wissenschaftsministerium genehmigt. Das entsprechende Fachsprachangebot des Zentrums wurde in den neuen Studiengang integriert.

Das im Vorjahr beim "Arbeitskreis Sprachenzentren" (AKS) eingeleitete Anerkennungsverfahren für das hochschulsepzifische Fremdsprachzertifikat UNICERT wurde im Wintersemester erfolgreich für Englisch und Französisch in den Richtungen Geistes- und Sozialwissenschaften, Medizin und Wirtschaft abgeschlossen. Damit kann das Sprachenzentrum den Studierenden in den betreffenden Fächern und Sprachen ein fachbezogenes Fremdsprachangebot mit bundeseinheitlichen Qualitätsanforderungen anbieten.

Die Nachfrage nach dem im Sprachenzentrum etablierten TOEFL-Test-Zentrum hält unvermindert an.

Als neuer Schwerpunkt wurde mit der Industrie- und Handelskammer Madrid ein Vertrag über die Akkreditierung als Prüfungszentrum für die Zertifikatsprüfungen der Kammer für Wirtschaftsspanisch abgeschlossen. In Verbindung mit dem Weiterbildungsverein wurde ein spezieller Vorbereitungskurs durchgeführt, der mit einer Prüfungssession unter Leitung der Kammer abgeschlossen wurde.

Zum Jahresende konnte der Ersatz der beim Umzug in die neuen Räumlichkeiten installierten computergestützten Sprachstudios durch erheblich leistungsfähigere Geräte eingeleitet werden. Die Einrichtung hat im Zusammenwirken mit dem am Zentrum entwickelten Sprachtest- und -anmeldeverfahren wesentlichen Anteil an der Bewältigung der hohen Teilnehmerzahlen (so wurden zum Wintersemester über 1200 Tests durchgeführt und fast 2000 Anmeldungen erledigt).

Ausstattung, Personal, Nachwuchsförderung

Im Berichtszeitraum konnten die von Grund auf renovierten neuen Räumlichkeiten für die MitarbeiterInnen bezogen werden. Dadurch haben sich die Arbeitsmöglichkeiten entscheidend verbessert. Trotz der knappen räumlichen Ressourcen konnte ein "Common Room" für die Lehrbeauftragten bereitgestellt werden, der ihnen die Vorbereitung auf Lehrveranstaltungen und die Abhaltung von Sprechstunden etc. ermöglicht. Mit dem Umbau eines konventionellen Sprachlabors zu einem mediengestützten Sprachlehrraum konnte auch das Lehrangebot qualitativ verbessert werden.

Die personelle Basis ist angesichts der neuen Aufgaben in den Fachsprachstudiengängen zu knapp. Insbesondere erfordert das neue Angebot feste Mitarbeiterstellen für die Koordination des Angebots und die Durchführung von Prüfungen in den jeweiligen Sprachen und Fächern, mindestens für Englisch und Französisch in Verbindung mit den Fachrichtungen Wirtschaft und Recht, die zunächst auch die Fachrichtungen Medizin sowie Geistes- und Sozialwissenschaften mitbetreuen müssen. Davon ist zur Zeit lediglich eine Kombination dauerhaft gesichert. Auch die Ausstattung mit studentischen Hilfskräften ist angesichts des umfangreichen Serviceleistungen für die Betreuung der zentralen Lehreinrichtungen unzureichend.

Forschung und internationale Kontakte

Das Austauschprogramm mit der University of Washington (Seattle/USA) für Postgraduierte wurde fortgeführt und hat sich für das Sprachenzentrum insofern in besonderer Weise bewährt, als kompetente native-speakers Kurse zur Vorbereitung von Qualifikations-Tests sowie englische Fachsprachenkurse durchgeführt und Selbstlernprogramme mitentwickelt haben.

In Zusammenarbeit mit den Universitäten Derby, Granada und Kreta wurden im Rahmen eines Lingua-Projektes Fortbildungsmaßnahmen für europäische Fremdsprachenlehrer entwickelt. Im Juli wurde ein 2-wöchiges Fortbildungsseminar mit ca. 50 Teilnehmern aus England, Spanien, Griechenland und Deutschland durchgeführt. Überdies zeichnet sich eine engere Kooperation mit der Universität Oxford im Bereich der europäischen Fremdsprachenlehrerausbildung ab, die in den kommenden Jahren intensiviert werden soll. Ein entsprechendes Projekt wird derzeit vorbereitet.

Unter Leitung des Sprachenzentrums wurden in Kooperation mit dem Kultusministerium NRW zudem jeweils 3-wöchige Fortbildungsseminare für deutsche Fremdsprachenlehrer in York, Thessaloniki und Granada durchgeführt.

Die Kooperation mit der EuroFakultät (Riga, Vilnius, Tartu) wurde fortgeführt. Ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Zentrums konzipiert und koordiniert die Fachsprachausbildung Deutsch als Fremdsprache für die Fächer Recht und Wirtschaft. Prof. Dr. S. Plausinaitis von der Universität Vilnius/Litauen war im Juli/August zu Arbeiten an einem Wirtschafts-Lexikon Deutsch-Litauisch, das er gemeinsam mit einem litauischen Wirtschaftswissenschaftler entwickelt, am Zentrum. Von der Universität Riga hielt sich Dr. Kanca für 1 Monat am Zentrum auf, um sich mit neuen Methoden der Fremdsprachvermittlung vertraut zu machen. Zu demselben Zweck arbeiteten auch Frau T. Valbona, Universität "Luigj Gurakuçi" Shkoder/Albanien 2 Monate und Frau B. Tkaczyk aus Polen am Zentrum.

Aus dem Besuch einer weißrussischen Wissenschaftsdelegation unter Leitung des Wissenschaftsministers im Januar 1995 entwickelten sich intensive Arbeitsbeziehungen. Ein Vertreter des Zentrums besuchte als Mitglied einer Delegation des Rektorats die Kultur-Universität Minsk, um die Installation eines in Münster genutzten Computersprachstudios vorzubereiten. Anschließend wurden Frau Charitontschik (Dozentin für Deutsch) und Dr. Buravkin (Informationstechnologie) in Münster auf die Arbeit mit der Anlage vorbereitet. Dabei informierte sich auch B. Valeri vom Institut für internationale Zusammenarbeit des DVV aus St. Petersburg über computergestützte Fremdsprachlehrmethoden.

Mehrere FachkollegInnen aus der Bundesrepublik (z.B. aus Dortmund, Osnabrück, Kassel) besuchten die computergestützten Sprachlehrstudios. Mit MitarbeiterInnen des Hessischen Instituts für Lehrerfortbildung (HILF) wurde im November ein Seminar zur Vorbereitung von Lehrerfortbildungsseminaren durchgeführt.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9528
Datum: 27.03.1996; 18:15 Uhr