WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1995

Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät



Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät bietet drei Diplom-Studiengänge an: Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsinformatik. Die Nachfrage nach Studienplätzen ist seit Jahren auf hohem Niveau. 1995 wurden 783 Studierende immatrikuliert - davon 575 in Betriebswirtschaftslehre, 107 in Volkswirtschaftslehre und 101 Studierende in Wirtschaftsinformatik.

Zu Beginn des Wintersemesters 1995/96 waren von den rund 6200 Studierenden im Studiengang Betriebswirtschaftslehre 4029, im Studiengang Volkswirtschaftslehre 1554 und in dem relativ jungen Studiengang Wirtschaftsinformatik 610 Studierende eingeschrieben. Der Anteil der wirtschaftswissenschaftlichen Studierenden an der Gesamtzahl der an unserer Universität immatrikulierten Studierenden beträgt mittlerweile ca. 12 %. So erfreulich die relativ hohe Nachfrage nach wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen ist, so schwierig stellt sich die Studiensituation für alle Beteiligten dar. Als Beispiel sei auf den aus der Überlastsituation resultierenden Betreuungs- und Korrekturaufwand im Prüfungsbereich hingewiesen. Zur Veranschaulichung seien einige Daten genannt: So wurden 1995 in der Fakultät neben den Seminarklausuren ca. 4000 Diplomprüfungsklausuren korrigiert und knapp 750 Diplomarbeiten betreut und begutachtet. Im Rahmen der Zwischenprüfung im Grundstudium waren ca. 10500 Klausuren zu korrigieren. Diese Daten dürften deutlich machen, daß an einer großen Fakultät ein erheblicher Aufwand im Bereich der Organisation des Prüfungswesens anfällt.

Auch für das kommende Jahr ist in der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät nicht mit einem Rückgang an Studierenden zu rechnen. Zusammen mit dem in den vergangenen Jahren betriebenen Personalabbau führt dies zu einer weiterhin außerordentlich angespannten Belastung der Professoren und der wissenschaftlichen Mitarbeiter. Für die Studierenden ist zu befürchten, daß sich diese Situation negativ auf die Studienzeiten auswirken könnte. Gleichwohl ist die durchschnittliche Studiendauer im Vergleich zu anderen Studiengängen als noch akzeptabel anzusehen.

Im Bereich der Lehre wurden neue technologische Konzepte (Multimedia) im Rahmen von Pilotprojekten ausprobiert und aufgrund der positiven Evaluierungsergebnisse weiterverfolgt. Durch die verbesserte Ausstattung von Computerpools und Hörsälen wurde für dieses Vorhaben die technische Grundlage geschaffen. Die Nutzung des Internets nahm nicht nur bei Professoren und Assistenten, sondern auch bei den Studierenden durch die Einbeziehung derartiger technologiegestützter Lehrveranstaltungen sprunghaft zu. Erstmalig wurden Diskussionsforen zu ausgewählten Vorlesungen im Internet eingerichtet und lebhaft genutzt.

Ende 1995 waren in der Fakultät drei C4-Stellen für die Gebiete Finanzierung, Verkehrswissenschaften und Wirtschaftsinformatik sowie drei C3-Stellen für den Vergleich der Wirtschaftssysteme, Europäische Wirtschaftspolitik und Praktische Informatik vakant. Die daraus resultierenden Probleme sind bei der Überlastsituation der Fakultät evident. Sie werden zusätzlich durch den Fortfall einer C4-Stelle für Soziologie verstärkt, die das Ergebnis einer Umstrukturierungsmaßnahme ist. Die knappen finanziellen Mittel zur Ausstattung der Lehrstühle sowie die hohe Nachfrage nach Wirtschaftswissenschaftlern in der deutschsprachigen Hochschullandschaft führen dazu, daß die Wiederbesetzung von Lehrstühlen zunehmend schwieriger wird. Die zahlreichen Forschungsaktivitäten, die zu einem erheblichen Teil auch aus Drittmitteln resultieren, werden im Forschungsbericht der Universität ausführlich dargelegt.

Die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist unter den vorherrschenden Bedingungen nur unter großen Anstrengungen möglich. Hinzu kommt, daß die Universität bei erfolgreichen Absolventen der Diplom-Studiengänge mit attraktiven Angeboten der freien Wirtschaft konkurriert. Dennoch ist es gelungen, den wissenschaftlichen Nachwuchs nachhaltig zu fördern. Dies zeigen 3 Habilitationen und 61 Promotionen, die 1995 erfolgreich abgeschlossen worden sind.

1995 wurde ein Doppeldiplom mit der Ecole Sup‚rieure de Commerce de Montpellier ins Leben gerufen, das als erstes Doppeldiplom an der Universität Münster eine Vorreiterfunktion erfüllt und zur Ausweitung der internationalen Kontakte beiträgt. Ein weiteres Doppeldiplom mit der Universit‚ Paris II ist zur Zeit noch in der Planung. Im Rahmen des tempus-tacis-Projektes fand eine Kooperation von Wissenschaftlern der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät mit Fachvertretern der Universität Novosibirsk statt. Die Aktivitäten im Erasmus-Programm haben sprunghaft zugenommen. Auch die Serviceleistungen des Sprachenzentrums wurden in steigendem Ausmaß von unseren Studenten genutzt.

Neben dem offiziellen Vorlesungsbetrieb wurde an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät eine Vielzahl von Gastvorträgen, Symposien sowie die traditionelle Ringvorlesung veranstaltet, bei der auswärtige Gelehrte und hochqualifizierte Praktiker zu einem bestimmten Themenkreis Vorträge halten. Der britische Generalkonsul John Macgregor CVO sprach über die Europäische Union aus der Sicht Großbritanniens. Prof. Dr. Herbert Giersch vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel referierte über das Thema Mobilität und weltwirtschaftlicher Wandel . Das Vorstandsmitglied der Deutschen Lufthansa AG Hemjö Klein erörterte die Herausforderungen und Strategien im Luftverkehr. Alle Vorträge erfreuten sich einer großen Resonanz.

Im vergangenen Semester ist ein Strukturplan erarbeitet worden, in dem die aktuelle Situation und die zukünftigen Kompetenzfelder der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät dargelegt wurden. Über eine Weiterentwicklung des wissenschaftlichen Profils der Fakultät und eine Neuordnung des Kanons der Wahlpflichtfächer sowie eine Reform der Prüfungsordnung wird z. Z. intensiv diskutiert.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: Jb9507
Datum: 29.02.1996; 18:30 Uhr