Westfälische Wilhelms-Universität
Münster
Jahresbericht des Rektors 1995
Fachbereich 01 - Evangelisch-Theologische Fakultät
Lehre, Studiengänge
Zu Beginn des Wintersemesters 1995/96 betrug die Zahl der Studierenden 1389.
Die Zahl der Studierenden mit kirchlichem Abschluß betrug 370, mit den
Abschlüssen Magister 96, Promotion 97, Fakultätsexamen 1. In den
Lehramtsstudiengängen mit den Abschlüssen Sekundarstufe II und
Sekundarstufe II/I einschließlich der Zusatzprüfungen befanden sich 249
Studierende, im Studiengang Sekundarstufe I einschließlich
Zusatzprüfung 160 Studierende und in den beiden Studiengängen der
Primarstufe einschließlich Zusatzprüfungen 401.
Die Fakultät steht weiterhin vor der kaum lösbaren Aufgabe, den
Studierenden sehr unterschiedlicher Studiengänge und Abschlüsse, vor
allem sehr unterschiedlicher Regelstudienzeiten und Stundenkontingente, durch ein
entsprechend differenziertes Angebot jeweils im Bereich des Grund- und
Hauptstudiums gerecht zu werden - und dies angesichts von Stellenstreichungen.
Für die Studierenden mit den Abschlüssen Magister, Promotion und
Pfarramt sind das Latinum, Graecum und Hebraicum obligatorisch, für das
Lehramt Sekundarstufe II das Graecum sowie das Latinum oder Hebraicum. Die
Sprachkurse einschließlich der Ferienkurse sind didaktisch so strukturiert,
daß sie einerseits zügig abgeschlossen werden können und
andererseits sinnvoll in das Grundstudium integriert werden. Dieses Konzept hat
sich bewährt. Im SS 1995 und im WS 1995/96 ergaben sich durch die
Pensionierung des Lektors für Latein und Griechisch erhebliche Probleme:
sieben Kurse mußten durch kurzzeitig zu gewinnende Lehrbeauftragte bedient
werden.
Personal
Die beschriebenen Schwierigkeiten bei dem Versuch, ein differenziertes
Lehrangebot abzudecken, verschärfen sich nicht nur durch den bereits im
Vorjahr erfolgten Wegfall von zwei C 4- und einer C 3-Stelle, sondern
auch durch die Vakanz einer C 4-Stelle für Judaistik und Neues
Testament und einer
C 4-Stelle für Praktische Theologie/Religionspädagogik. Immerhin
konnte Prof. Dr. R. Albertz am 1.10.1995 seine Tätigkeit im Fach "Altes
Testament" aufnehmen.
Nachwuchsförderung
Der Wegfall von Stellen, die Vakanzen und Besetzungssperren erschweren die
Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses erheblich. Hinzu kommt die
ungünstige Stellensituation im Mittelbau. Eine besonders intensive Betreuung
benötigt die ständig wachsende Zahl ausländischer Doktoranden,
von denen ein großer Teil aus Korea stammt. Im Jahr 1995 konnten 3
Promotions-, 2 Magister- und 1 Habilitationsverfahren erfolgreich abgeschlossen
werden.
Räumliche Verhältnisse
Das Institutum Judaicum Delitzschianum ist nach der Renovierung des
Gebäudes Wilmergasse 1-4 von der Scharnhorststr. 100 zurückgekehrt.
Das Institut für Evangelische Theologie und ihre Didaktik befindet sich noch
immer im Gebäude Scharnhorststr. 103-109. Eine räumliche Anbindung
an die Fakultät und eine größere Nähe zu den Seminaren der
anderen Fächer des Lehramtsstudiums läge im Interesse der
Studierenden.
Situation im Bereich EDV
Im EDV-Bereich gab es bei WAP-Rechnern einige Verbesserungen. Allerdings kann
man wohl zu Recht von einer Minimalausstattung in der Evangelischen Theologie
sprechen, die angesichts der hohen Preise kaum grundsätzlich aus
Eigenmitteln geändert werden kann. Die Daten der Fakultät werden in
den WWW Service eingespeist.
Forschung und internationale Kontakte
Die Institute und Seminare der Fakultät pflegen zahlreiche wissenschaftliche
Kontakte zu in- und ausländischen Universitäten und
Forschungseinrichtungen. Im Institut für Neutestamentliche Textforschung
haben 1995 Wissenschaftler aus mehreren, auch außereuropäischen
Ländern gearbeitet. Die Zusammenarbeit mit dem "'Ivan Dujcev' Research
Centre" in Sofia wurde weiter ausgebaut. Internationale Beziehungen zu
Wissenschaftlern und Einrichtungen unter anderem in den osteuropäischen
Ländern sind 1995 auch durch das Seminar für Alte Kirchengeschichte
und entsprechende Forschungsstellen zur Kirchengeschichte, das Ostkircheninstitut,
das Institut für Evangelische Theologie und ihre Didaktik und das
Alttestamentliche Seminar weiter intensiviert worden. Die von Prof. Müller
1988 begründete 'Zeitschrift für Althebraistik' schafft fortlaufend
zahlreiche internationale Kontakte, auf deren Bestehen sie z.T. schon beruht. Die
Forschungsarbeiten der Fakultät finden, wie durch Publikationen,
Gastvorträge und gemeinsame Projekte deutlich wird, internationale
Anerkennung.
Entwicklung, Perspektiven
Die Zahl der Lehramtsstudierenden und die Verschiedenartigkeit der
Studiengänge machen spezifische Lehrveranstaltungen und neue Formen der
Kooperation und eine stärkere Berücksichtigung des Lehramtsstudiums
erforderlich.
Über die bereits bestehenden einzelnen Projekte und Kooperationen (z.B. im
Bereich der Lehrerbildung) hinaus will die Fakultät die in ihr vorhandenen
Forschungsaktivitäten zu einer intra- und interdisziplinären Kooperation
am Leitthema "Theologische Anthropologie angesichts gegenwärtiger Krisen
und Konflikte" (Arbeitstitel) zusammenführen. Prof. R. Albertz arbeitet an der
Begründung einer 'Interdisziplinären Arbeitsgruppe zur Erforschung der
Religions- und Kulturgeschichte des Antiken Vorderen Orients', an der sich
zahlreiche Wissenschaftler nicht nur der WWU beteiligen; erste
Zusammenkünfte, auf denen u.a. die Arbeit an einer Satzung aufgenommen
wurde und erste Arbeitsplanungen durchgeführt wurden, haben
stattgefunden.
Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: Jb9504
Datum: 29.02.1996; 18:00 Uhr