WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster



Jahresbericht des Rektors 1995

Rechenschaftsbericht des Rektorats
über das Jahr 1995 für die Sitzung des Konvents
am 01. Februar 1996



Bevor ich entsprechend Art. 38 Abs. 1 Nr. 3 der Universitätsverfassung den Bericht des Rektorates für das Jahr 1995 erstatte, wollen wir gemeinsam der im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder unserer Universität gedenken. Ich darf Sie bitten, sich hierzu von Ihren Plätzen zu erheben.

Die Westfälische Wilhelms-Universität hat im vergangenen Jahr 44 Mitglieder und Angehörige durch Tod verloren. Sie wird den Verstorbenen ein ehrendes Andenken bewahren.

1   Hochschulrechtliche Lage

1.1   Allgemeines

Der Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität hat in seinen Sitzungen am 06.02. und 26.06.1995 den Vorschlag zur Anpassung der Universitätsverfassung an die Bestimmungen des Universitätsgesetzes verabschiedet. Dem Konvent wird dieser Senatsvorschlag noch im laufenden Wintersemester 1995/96 zur Beschlußfassung vorgelegt werden. Da die vorgeschlagenen Änderungen im wesentlichen durch die neuen Vorschriften des Universitätsgesetzes vorgegeben sind, kann mit einer zügigen Genehmigung durch das Ministerium für Wissenschaft und Forschung gerechnet werden, so daß die Änderungen der Universitätsverfassung voraussichtlich noch im Sommersemester 1996 in Kraft treten werden.

Die Bestimmungen des Universitätsgesetzes konnten im Berichtszeitraum nur in zwei weiteren Fachbereichen umgesetzt werden, da die Behandlung neuer Fachbereichsordnungen bis zur Anpassung der Universitätsverfassung an die Bestimmungen des Universitätsgesetzes und die nachfolgende Überarbeitung der Fachbereichsmusterordnung ausgesetzt wurde. Festzuhalten ist, daß inzwischen in acht Fachbereichen Fachbereichsordnungen vorliegen und entsprechend Institutsvorstände gewählt wurden.

Die Neuordnung der Philosophischen Fakultät ist durch die Bildung des Fachbereichs 07 - Geschichte/Philosophie - mit Wirkung zum 01.10.1995 einen ersten großen Schritt vorangekommen. In dem neuen Fachbereich Geschichte/Philosophie haben sich der bisherige Fachbereich Philosophie, der bisherige Fachbereich Geschichte sowie aus dem Fachbereich 14 das Institut für Altertumskunde, das Archäologische Seminar und Archäologische Museum und das Institut für Frühgeschichte zusammengeschlossen.

Im übrigen zeichnet sich ab, daß sich diesem neuen Fachbereich auch das Seminar für Völkerkunde aus dem Fachbereich 14 zum 01.10.1996 anschließen wird.

Darüber hinaus sind bereits gute Ergebnisse hinsichtlich der Errichtung eines neuen Fachbereichs Philologie erzielt worden. In diesem neuen Fachbereich werden sich voraussichtlich die jetzigen Fachbereiche Germanistik, Anglistik, Romanistik/Slavistik und Alte und Außereuropäische Sprachen und Kulturen - mit Ausnahme des Seminars für Völkerkunde - sowie das Institut für Deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik aus dem Fachbereich 21 und das Institut für Allgemeine Sprachwissenschaft aus dem neuen Fachbereich Geschichte/Philosophie zusammenschließen. Die Vorbereitungen für die Errichtung des Fachbereichs Philologie sind bereits soweit vorangeschritten, daß mit den erforderlichen Beschlüssen auf der Ebene der betroffenen Fachbereiche noch im laufenden Wintersemester gerechnet werden kann. Es ist deshalb zu erwarten, daß die Errichtung des neuen Fachbereichs Philologie mit Wirkung zum 01.10.1996 erfolgt.

Im Fachbereich 14 - Alte und Außereuropäische Sprachen und Kulturen - standen aufgrund der Ausgliederung des Instituts für Altertumskunde, des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und des Archäologischen Seminars und Archäologischen Museums zu wenig gewählte Mitglieder der Gruppe der Professoren für die Bildung eines ordnungsgemäß besetzten Fachbereichsrats zur Verfügung. Das Rektorat hat deshalb zur Sicherung der Leitungsverantwortung für den Fachbereich 14 zum 01.10.1995 einen kommissarischen - verkleinerten - Fachbereichsrat aus den im Sommersemester 1995 gewählten Mitgliedern bestellt und zwei Mitglieder aus der Gruppe der Professoren kommissarisch mit der Wahrnehmung der Aufgaben eines Dekans bzw. eines Prodekans beauftragt.

Dem Fachbereich 20 gehören erneut zu wenige Mitglieder aus der Gruppe der Professoren an, um einen ordnungsgemäß besetzten Fachbereichsrat bilden zu können. Das Rektorat hat deshalb mit Wirkung zum 01.10.1995 einen kommissarischen - verkleinerten - Fachbereichsrat aus den im Sommersemester 1995 in den Fachbereichsrat gewählten Mitgliedern bestellt.

1.2   Wissenschaftliche Einrichtungen

1.2.1   Wissenschaftliche Einrichtungen der Universität

In der Evangelisch-Theologischen Fakultät sind im Berichtszeitraum verschiedene Strukturentscheidungen getroffen worden. So hat der Senat in seiner Sitzung am 06.02.1995 die bisherige Organisationseinheit "Institut für Evangelische Theologie und ihre Didaktik i.G." als "Institut für Evangelische Theologie und ihre Didaktik" gemäß § 29 des Universitätsgesetzes errichtet. Darüber hinaus wurden das Seminar für Alte Kirchengeschichte, das Seminar für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte und das Seminar für Neue Kirchen- und Theologiegeschichte aufgehoben bei gleichzeitiger Errichtung des Seminars für Kirchengeschichte I (Alte Kirche und Mittelalter) und des Seminars für Kirchengeschichte II (Reformation, Neuere und Neueste Kirchengeschichte). Zudem wurde durch Beschluß des Senats vom 06.02.1995 das Seminar für Religions- und Missionswissenschaft aufgehoben.

Gleichzeitig wurden das Institut für Ökumenische Theologie und das Alttestamentliche Seminar durch die Zuweisung der Aufgaben des bisherigen Seminars für Religions- und Missionswissenschaft geändert.

Im Fachbereich Psychologie wurden die Beratungsstelle I in "Psychotherapie - Ambulanz: Praxisstelle für Psychologische Therapie und Beratung" und die Beratungsstelle II in "Beratungsstelle für Organisationen" durch Beschluß des Rektorats vom 12.01.1995 umbenannt.

Im Fachbereich Mathematik hat der Senat in seiner Sitzung am 18.12.1995 die bisherige Organisationseinheit "Institut für Didaktik der Mathematik i.G." als "Institut für Didaktik der Mathematik" gemäß § 29 errichtet. Darüber hinaus wurde in diesem Fachbereich das Institut für Numerische und instrumentelle Mathematik durch die Ausgliederung des bisherigen Bereichs "Informatik" geändert. Gleichzeitig wurde dieser Bereich als "Institut für Informatik" gemäß §  29 des Universitätsgesetzes errichtet. Zudem wurde die Bezeichnung des Fachbereichs "Mathematik" in "Mathematik und Informatik" geändert.

Im Fachbereich Deutsche Sprache und Literatur, Künste und deren Didaktik hat das Rektorat mit Beschluß vom 16.06.1995 im Institut für Musikpädagogik die "Edvard-Krieg-Forschungsstelle" eingerichtet.

Nachdem bereits Ende 1994 durch Errichtung der vierten Abteilung das Konzept des Zentrums für Molekularbiologie der Entzündung in der Medizinischen Fakultät weiter umgesetzt worden war, konnte dieses Zentrum am 23.01.1995 in Anwesenheit der Ministerin für Wissenschaft und Forschung feierlich eröffnet werden.

Am 07.11.1995 hat sich ein interdisziplinärer Forschungsverbund, der Arbeitskreis zur Erforschung der Religions- und Kulturgeschichte des antiken Vorderen Orients, konstituiert, dem zur Zeit 26 Professoren der unterschiedlichsten Fächer aus bislang 5 Fachbereichen angehören.

1.3   Aufsichtsmaßnahmen des Rektorats

Rechtsaufsichtsmaßnahmen des Rektorats über die Organe und Gremien der Universität waren im Berichtszeitraum nicht erforderlich.

Das Verhältnis zwischen Rektorat und den Organen der Studierendenschaft war im Berichtszeitraum im wesentlichen spannungsfrei. Es bestand innerhalb der Studierendenschaft allerdings weiterhin Unsicherheit über den genauen Umfang des im Vorjahr durch Beschluß des OVG NRW erlassenen Verbots allgemeinpolitischer Erklärungen. Eine am 06. Dezember 1995 ergangene Entscheidung des OVG im Zwangsvollstreckungsverfahren sorgte hier für weitere Klärung. Das Rektorat wurde in dieser Angelegenheit beratend tätig.

2   Haushaltssituation

2.1   Haushaltsentwicklung

Das Haushaltsjahr 1995 war im wesentlichen geprägt von dem Versuch HOCHSCHULE und FINANZAUTONOMIE: Der Versuch selbst ist gekennzeichnet durch die Verlagerung von Entscheidungskompetenzen beim Einsatz von Haushaltsmitteln von der Ministerienebene auf die Ebene der Hochschulen. Die in der Landeshaushaltsordnung NRW normierten Grundsätze bleiben dabei gültig, werden jedoch flexibler handhabbar. Neben der beschränkten Übertragbarkeit nicht verbrauchter Mittel in das folgende Haushaltsjahr ist die Ausweitung der gegenseitigen Deckungsfähigkeit von Ausgabetiteln als besonders relevante Neuerung hervorzuheben. Als wichtigste Neuregelung erwies sich jedoch die Möglichkeit, aus Stellenvakanzen errechenbare Personalmittel zur Bedienung zum einen von Sach- und Investitionsbedarfen, zum anderen aber auch von alternativen Personalbedarfen einsetzen zu können.

In welcher Weise die aus Vakanzen aufkommenden Mittel vorrangig einzusetzen sind, in welchem Umfang sie den Fachbereichen zufließen oder zur Verfügung des Rektorates verbleiben und mit welcher Transparenz und welchen Offenlegungspflichten dies alles erfolgt, waren Fragen, über die das Rektorat nach Beratung in der Kommission für Finanz- und Personalangelegenheiten und im Senat pflichtgemäß zu entscheiden hatte.

Die Regelung des Rektorates zur universitätseigenen Nutzung des Versuchs HOCHSCHULE und FINANZAUTONOMIE vom 19. Januar 1995 sollte diese und andere Fragen zunächst für das erste Jahr des Versuchs verbindlich beantworten. Danach soll ihre Sachgerechtigkeit und Handhabbarkeit überprüft und im Bedarfsfalle verbessert werden.

Von Anfang an wurde in Rektorat und Verwaltung die Unterscheidung in vereinbarte und ungezielte Personalmitteleinsparungen kritisch gesehen, aber dennoch in einer ersten Probephase eingeführt. Deutlich wurde ebenfalls, daß die Auffassungen darüber auseinandergingen, in welchem Umfang den Fachbereichen selbst die Verfügung über die aus ihren Stellen aufkommenden Vakanzmittel zustand oder nicht. Schließlich war auch zu berücksichtigen, daß das Mittelaufkommen erst gegen Jahresmitte verläßlich hochzurechnen ist; bis dahin waren lediglich Prognosen möglich. Vergleichsweise genau waren dagegen die jährlichen Kosten für wissenschaftliches Personal anzugeben, dessen Vergütungen nach ausfinanzierten Drittmittelprojekten und erfolglosen Versuchen, ihre Arbeitsverhältnisse aus diesem Grunde zu kündigen, von zentraler Ebene finanziert werden. So entschloß sich das Rektorat zu dem Verfahren einer vergleichsweise hohen Mittelkonzentration auf der Zentralebene und zu einer zurückhaltenden Praxis vereinbarter Personalmitteleinsparungen.

Im Mai des Jahres schien die Basis für eine Jahreshochrechnung so solide zu sein, daß das Leitungsgremium bei einem geschätzten Volumen von ca. 10 Mio. DM ein Schwerpunktprogramm im Umfang von 5,1 Mio. DM glaubte verantworten zu können.

Vorrangig gefördert werden sollten dadurch zum einen dringende Ersatzbeschaffungen von Rechnern, Meßgeräten und anderen technischen Gerätschaften; zum zweiten sollte die weitere Umrüstung von Arbeitsbereichen durch die Einführung von DV-Technik unterstützt werden; zum dritten war es dem Rektorat ein besonderes Anliegen, längst überfällige kleinere Baumaßnahmen durchzuführen, welche aus dem erschöpften Bauetat nicht zu bewirken waren.

Anfang Oktober erreichte die Jahreshochrechnung die 13 Mio. DM-Ebene, und das Rektorat entschloß sich, den Finanzrahmen dieser Maßnahme um weitere 3 Mio. DM zu erhöhen.

Schwieriger als die Schätzung des Mittelaufkommens erschien zu diesem Zeitpunkt allerdings die Vorhersage, in welchem Umfang die geschöpften Mittel tatsächlich abfließen würden. Eine Entscheidungsalternative lief darauf hinaus, die tatsächliche Verausgabung unter dem geschätzten Mittelaufkommen zu halten und etwaige Mittelreste in das Haushaltsjahr 1996 zu übertragen. Zweifelhaft blieb dabei, ob der Finanzminister diese neue haushaltsrechtliche Errungenschaft im Hinblick auf die tatsächliche Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben des Landes unangetastet lassen und nicht etwa aussetzen werde. Eine andere Entscheidungsalternative lief darauf hinaus, mehr Mittel zur Verausgabung freizugeben als hochrechnungsweise aus Stellenvakanzen aufkommen würden und dabei zu unterstellen, daß die bereitgestellten Mittel nicht in vollem Umfange bis zum Haushaltsjahresende abfließen würden. In diesem Falle wäre zwar gewährleistet, daß keine Mittelreste entstünden, die Überbuchung müßte sich aber als Vorbelastung für das Folgejahr auswirken.

Das Rektorat entschied sich nach sorgfältiger Beratung dieser und weiterer Entscheidungsvarianten für die Überbuchung. In der Tat erfolgte der Mittelabfluß sehr unterschiedlich.

Bis zum Jahresende wurden schließlich aus vakanten Stellen 14,6 Mio. DM gewonnen. Davon sind tatsächlich an Personalausgaben 1,9 Mio. DM, an Sach- und Investitionsausgaben 9,1 Mio. DM und an Bauausgaben 2,1 Mio. DM, zusammen also 13,1 Mio. DM abgeflossen. Der Mittelrest von 1,5 Mio. DM ist in das Haushaltsjahr 1996 übertragen worden und wird die Vorbelastung mindern, die für Personalausgaben mit 1,0 Mio. DM, für Sach- und Investitionsausgaben mit 0,5 Mio. DM, für Bauausgaben mit 3,1 Mio. DM, insgesamt also mit 4,6 Mio. DM zu veranschlagen ist.

Im großen und ganzen ist der Versuch HOCHSCHULE UND FINANZAUTONOMIE im Jahre 1995 erfolgreich realisiert worden. Diese Beurteilung ist mit Blick auf das zusätzlich gewonnene Finanzvolumen von 14,6 Mio. DM ganz ohne Zweifel gerechtfertigt. Das gilt aber auch in Bezug auf den Mittelansatz für Bedarfe von hoher Breitenwirkung sowie für akute Bedarfe, die mit der bisherigen Finanzausstattung nicht hätten bedient werden können.

Unter Berücksichtigung dieser zusätzlich verfügbaren Mittel ist der Gesamtaufwand der Universität um 1,37 % auf insgesamt 1.086 Mio. DM gestiegen. Davon wurden 673,4 Mio. DM in der Medizinischen Fakultät und 412,6 Mio. DM in den übrigen 20 Fachbereichen und Fakultäten eingesetzt.

Im Jahr 1995 hat die zentrale Beschaffungsstelle 10.000 Beschaffungsvorgänge mit einem Gesamtvolumen von rund 45 Mio. DM bearbeitet.

Über die Finanzquellen im einzelnen gibt die Übersicht im statistischen Teil detailliert Aufschluß, ebenso wie über die Frage, wieviel Finanzmittel die Fachbereiche für Forschung und Lehre aus der Titelgruppe 94 verausgabt haben und über wieviel selbst eingeworbene Drittmittel sie im Kontrast dazu verfügt haben.

2.2   Notzuschlagsprogramm

Im Haushaltsjahr 1995 wurden im Rahmen des Notzuschlagsprogramms mit 2,70 Mio. DM für überlastete Fächer gut fünf Prozent weniger Mittel vom Wissenschaftsministerium zugewiesen als 1994 (2,85 Mio. DM). Es konnten 17 Fächer/ Lehreinheiten mit Beträgen zwischen knapp 12.000 DM und gut 700.000 DM gefördert werden. Mit 2,70 Mio. DM betrugen die Zuweisungen ein Mehrfaches anderer Zuweisungen für die Lehre aus Zentralkapiteln des Landeshaushalts. Seit Einführung des Notzuschlagsprogramms sind rd. 44 Mio. DM an die Westfälische Wilhelms-Universität geflossen. Die Zahlen belegen, in welchem Umfang die Universität seit 1977 zur Bewältigung der Überlast beigetragen hat und noch immer beiträgt.

Eine besondere Härte stellen - insbesondere für die seit Anfang der achtziger Jahre an dem Notzuschlagsprogramm beteiligten Fächer - die seit mehr als zehn Jahren unverändert geltenden Parameter dar. Anders als bei den Haushalts- und übrigen Drittmitteln sind seither keinerlei Anpassungen erfolgt. Angesichts der zwischenzeitlich eingetretenen massiven Kostensteigerungen im Personal- und Sachmittelbereich besteht inzwischen ein erheblicher Nachhol- und Anpassungsbedarf, der auch durch die Tatsache, daß die Mittel aus dem Notzuschlagsprogramm sehr direkt, d. h. zeitnah und engpaßorientiert eingesetzt werden können, nicht wettgemacht wird.

2.3   Entwicklung des Personalhaushaltes

Auch im Jahre 1995 wurde die haushaltsgesetzliche Stellenbesetzungssperre von 12 Monaten weitergeführt. Ausnahmen hiervon bestanden wiederum für Planstellen und Stellen der Medizinischen Einrichtungen, die der Krankenversorgung dienen, sowie für Planstellen in Lehreinheiten mit erschöpfender Nutzung der Ausbildungskapazität. Darüber hinaus waren einzelne Fächer, die zu mehr als 100 % ausgelastet sind, von der Stellenbesetzungssperre ausgenommen.

Von den 121 im Rahmen der Maßnahmen zur Konzentration und Neuordnung von Studienangeboten/Studiengängen ab 1983 zur Umsetzung vorgesehenen Stellen sind bereits 93 Umsetzungen in das Kapitel 06 110 verwirklicht worden.

Im Personalbereich der Kliniken war das Jahr 1995 durch Sparmaßnahmen geprägt. Im Hinblick auf die vom Land finanzierten Stellen waren es die einjährige Sperrung freiwerdender Stellen und die unterbliebene Zuweisung neuer Stellen für die sich vermehrenden Aufgaben, die die Personaleinsatzplanung erschwerten. Im Bereich der Finanzierung der Krankenversorgung wirkte sich die vom Gesundheitsstrukturgesetz geforderte Festschreibung der Kosten hinderlich aus; lediglich im Bereich der Krankenpflege konnten aufgrund der eindeutigen gesetzlichen Regelung zur Berechnung des Personalbedarfs spürbare Zuwächse verzeichnet werden.

2.4   Wissenschaftlicher Nachwuchs

2.4.1   Graduiertenförderung

Vom MWF wurden zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 792 TDM zur Verfügung gestellt. Die ca. 50 Stipendiaten verteilen sich auf alle Fachbereiche.

2.4.2   Wiedereinstiegsstipendien - HSP II

Dieses Förderungsprogramm nutzten 3 Frauen, um nach der Unterbrechung ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit aufgrund von Kindererziehungszeiten ein unterbrochenes Forschungsprogramm wieder aufzunehmen und abzuschließen.

2.5   Bauunterhaltung ohne Medizin

2.5.1   Einmalige Baumaßnahmen

Am 14. September 1995 konnte seit Jahren wieder zum ersten Mal der Grundstein für einen Neubau der Universität, nämlich für den Ersatzbau des Instituts für Lebensmittelchemie im Naturwissenschaftlichen Zentrum mit Gesamtkosten von 10,8 Mio. DM gelegt werden. Der Ersatzbau soll bereits um die Jahreswende 1996/97 fertiggestellt und in Betrieb genommen werden.

Eine ebenfalls erfreuliche Entwicklung haben für die Universität auch ihre Bemühungen um den Ersatz der veralteten und störanfälligen Fernsprechzentrale genommen. Es konnte hierfür die Genehmigung der Kostenberechnung mit Gesamtkosten von 10,75 Mio. DM erreicht werden. Lieferung und Installation ist bis Jahresende 1996 vorgesehen.

Auch die seit Jahren schon verfolgte Installation einer zentralen Leittechnik für den Universitätsbereich mit genehmigten Gesamtkosten von 5,5 Mio. DM geht nunmehr ihrer Realisierung entgegen, nachdem diese in die Kategorie 1 des Rahmenplanes nach dem Hochschulbauförderungsgesetz aufgenommen wurde.

2.5.2   Kleinere Baumaßnahmen

Auch im Jahre 1995 wurden zur Durchführung von kleineren Neu-, Um- und Erweiterungsbauten rd. 2,1 Mio. DM verausgabt, die vor allen Dingen dazu dienten, die Arbeitsbedingung der Studenten und Professoren zu verbessern und die vorhandenen Räume sinnvoll nutzen zu können. Für Bauunterhaltungsmaßnahmen wurden in den Gebäuden der Universität rd. 17 Mio. DM verausgabt. Mit diesem Geld wurden insbesondere bereits begonnene Sanierungen, so z. B. Hüfferstr. 27, Dachsanierung Schloß, weiter vorangetrieben und, wie z. B. bei der ehemaligen PH- Aula, abgeschlossen. Zudem konnten die für die Zukunft großen Aufgaben der Sanierung des Heizkraftwerkes sowie der Gebäude der ehemaligen von Einem-Kaserne in Angriff genommen werden.

Ebenfalls zu erwähnen sind die Baumaßnahmen, die zur Energieeinsparung in den Universitätsgebäuden mit einem Kostenaufwand von rd. 470.000,00 DM durchgeführt wurden. Es handelt sich hier im wesentlichen um den Einbau von Energiesparleuchten sowie Einbau von Heizungsregelanlagen. Weiterhin wurde für die Asbestsanierung in verschiedenen Gebäuden der Universität ein Betrag von rd. 80.000,00 DM verausgabt.

Der immer größer werdende Bedarf an Bauunterhaltungsmaßnahmen hat zudem das Rektorat gezwungen, etwa 2,1 Mio. DM zusätzlich zu verausgaben, um schwerwiegende Schäden an Gebäuden zu vermeiden.

2.6   Baumaßnahmen im Bereich der Medizin

Nach Abschluß der Planung konnte am 02.05.1995 mit dem Bau des Knochenmarktransplantationszentrums begonnen werden. Hier werden auf ca. 1.500 qm Nutzfläche 10 Patienteneinheiten mit den erforderlichen Labor- und Behandlungsräumen gebaut. Das Konzept für diesen Neubau entstand auf der Grundlage und Erfahrung anderer Zentren in Deutschland und in den USA. Aufgrund der guten Planung und Durchführung des Rohbaus konnte dieser schon am 13.12.1995 fertiggestellt werden. Mit der Gesamtfertigstellung ist im Mai 1998 zu rechnen.

Nach der Durchführung der dringend notwendigen Außenbalkonsanierung konnte im Monat September mit dem Um- und Ausbau des ehemaligen Britischen Militärhospitals (Ostflügel, Haus 2) zur Unterbringung des Zentrums für Molekularbiologie der Entzündung begonnen werden. Hier entstehen im ersten Bauabschnitt auf 2.564 qm Nutzfläche Labore und Nebenräume für fünf Institute des vorgenannten Zentrums.

In der alten Kinderklinik (ehemalige Czerny-/Pfaundlerstation) konnte nach dem Um- und Ausbau das Institut für Strahlenbiologie und das Labor für Biophysik vom Institut für Experimentelle Audiologie einziehen.

3   Lehre und Studium

3.1   Studierendenzahlen und Studienanfängerzahlen

Im Wintersemester 1995/96 (Semesterendstand) waren an der Westfälischen Wilhelms-Universität 44.928 Studierende eingeschrieben, darunter 21.968 (49,6 Prozent) Frauen und 2.535 (5,6 Prozent) ausländische Studierende. Damit setzte sich trotz leicht gestiegener Exmatrikuliertenzahl (7.356 gegenüber 7.303 in 1994) der Anstieg der Studierendenzahl (287 oder 0,6 Prozent) fort. Der unter Berücksichtigung der gestiegenen Exmatrikuliertenzahl berechnete bereinigte Zuwachs von 340 geht zu gut drei Fünftel auf das erhöhte Ausgangsniveau zurück, zu gut einem Viertel auf die gestiegene Zahl von Hochschulwechslern (2.256 gegenüber 2.167 in 1994) und zu gut einem Achtel auf die entgegen dem allgemeinen Trend gegenüber dem Vorjahr erneut gestiegene Erstimmatrikuliertenzahl (5.387 gegenüber 5.345) (s. auch Tabelle 4).

Die Westfälische Wilhelms-Universität ist damit der jüngsten Umfrage der Hochschulrektorenkonferenz zufolge unter den zehn von ihrer Studierendenzahl her größten deutschen Universitäten eine der beiden, die auch zum Wintersemester 1995/96 einen Zuwachs verzeichneten. Für die Gruppe der zehn studentenstärksten Universitäten ergab sich insgesamt ein Minus von 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr sowie ein Minus von 2,4 Prozent gegenüber dem Wintersemester 1993/94.

Bei einem allgemeinen Anstieg um knapp 300 oder rund 0,6 (1,4) Prozent ist die Entwicklung der Studierendenzahlen in den einzelnen Fachbereichen sehr unterschiedlich verlaufen. Überdurchschnittlich gestiegen ist die Studierendenzahl in den Fachbereichen 14 neu, Sportwissenschaft und Sozialwissenschaft. Der Fachbereich Sozialwissenschaften ist dabei der einzige Fachbereich mit durchgängig gestiegener Studierendenzahl seit Anfang der achtziger Jahre. Gegenüber dem Wintersemester 1985/86 (2.350) hat sich die Zahl der Studierenden (3.532) um mehr als die Hälfte, die Zahl der Studienfälle um fast 40 Prozent erhöht. In acht Fachbereichen ist die Studierendenzahl zurückgegangen. Der Rückgang in den Fachbereichen Medizin und Geowissenschaften ist dabei im wesentlichen das Ergebnis von Kapazitätsabbau und damit einhergehender Verschärfung bzw. Einführung von Zulassungsbeschränkungen (Geographie), in den übrigen Fachbereichen die Konsequenz von - zum Teil seit längerem - rückläufigen Studienanfängerzahlen.

Auf das Jahr bezogen, d. h. Sommer- und nachfolgendes Wintersemester zusammengefaßt, verzeichneten zehn Fachbereiche einen Anstieg der Anfängerzahlen. Aus dem Rahmen fallen die Zuwächse bei der Zahl der Studienfälle in den Fachbereichen 20, 3 sowie 14 und 7 neu.

Nach dem deutlichen Rückgang in den Jahren 1991 und 1992 sowie dem sich beschleunigenden Anstieg 1993 und 1994 stieg die Zahl der Lehramtsstudienanfänger/innen 1995 erneut an, mit einem Plus von 4,6 Prozent (2.084 gegenüber 1.992) allerdings deutlich schwächer als 1994 (8,7 Prozent). Der Zuwachs geht dabei vor allem auf das Konto des Lehramts für die Sekundarstufe I (343 gegenüber 259 in 1994). Der Anteil der Lehramtsstudienanfänger/innen stieg auf 29,2 Prozent an.

3.2   Entwicklungen in der Lehre

"Studierende Fragen - Ministeriale Antworten" ist der Titel eines Glossars zur Eckdatenverordnung, das den erheblichen Interpretations- und Beratungsbedarf auch nach deren Inkrafttreten deutlich werden läßt. Die konkrete Arbeit an neuen Diplomprüfungsordnungen in den Fachbereichen hat die Notwendigkeit einer verstärkten Berücksichtigung fachspezifischer Erfordernisse deutlich werden lassen. Exemplarisch genannt sei hier der Antrag des Fachbereichs Physik an das Ministerium für Wissenschaft und Forschung, die Regelstudienzeit im Diplomstudiengang auf 10 Semester festzusetzen, dem aufgrund der konsistenten Argumentation des Fachbereichs die Zustimmung erteilt wurde. Weitere Fachbereiche und Fakultäten haben in dieser und anderen Fragen ihre Diskussionen bisher nicht abgeschlossen. Es ist allerdings erforderlich, fach- und ortsspezifisch zu argumentieren: Landesweite Anträge auf Erweiterung der Regelstudienzeit sind in der Vergangenheit ausnahmslos abgelehnt worden.

Die Fachbereiche sind vom Universitätsgesetz aufgefordert, Lehrberichte zu erstellen, die einer Überprüfung der Belastung in der Lehre, der Vollständigkeit im Lehrangebot und der Entwicklung von Initiativen zur Studienreform dienen. Die Kommission für Lehre und studentische Angelegenheiten hat den Fachbereichen und Fakultäten einen Leitfaden zur Verfügung gestellt, der von den Fachbereichen jeweils - bezogen auf die fachspezifischen Gegebenheiten - umgesetzt werden soll.

Als erste Universität in Nordrhein-Westfalen hat die Universität Münster mit Beginn des Wintersemesters 95/96 den Studiengang "Fachspezifische Fremdsprachenausbildung für Juristen" eingeführt, der mit einem Testat nach 2 Semestern und einem Zertifikat nach 4 Semestern abgeschlossen werden kann. Die überaus große studentische Nachfrage schon im ersten Semester - mehr als 200 Studierende haben sich für diesen zusätzlichen Studiengang entschieden - bestätigt die Entscheidung der Rechtswissenschaftlichen Fakultät, die diesen Studiengang - trotz aller kapazitativen Engpässe - zusammen mit dem Zentrum für Sprachforschung und Sprachlehre verantwortet.

Das Zentrum für Umweltforschung hat in einem umfangreichen Abstimmungsprozeß mit den beteiligten Fakultäten und Fachbereichen einen Zusatzstudiengang "Umweltwissenschaften" konzipiert, dessen Modulstruktur ausgesprochen interdisziplinär angelegt ist und eine Schwerpunktbildung für Absolventen beinahe aller Studiengänge der Universität Münster ermöglicht. Nach Verabschiedung durch die zentralen Gremien und Genehmigung durch das Ministerium wird dieser Studiengang einer Empfehlung des Wissenschaftsrats auf Nutzung des großen Potentials an dieser Universität im Bereich der Umweltforschung auch für die Lehre gerecht werden können.

Nachdem die 7. Änderungsverordnung zur Lehramtsprüfungsordnung durch einen ministeriellen Erlaß für das Grundstudium de facto suspendiert war, haben die Fachbereiche und Fakultäten gleichwohl die Arbeit an neuen Studienordnungen und Zwischenprüfungsordnungen aufgenommen. Der Abstimmungsbedarf und die nach wie vor bestehenden und durch die Änderungsverordnung geschaffenen Probleme bei ihrer Umsetzung haben aber bisher zu keinem durchschlagenden Ergebnis geführt. Parlamentarische Anfragen und eine Petition an den Petitionsausschuß des Landtages plädieren für eine Aussetzung der 7. Änderungsverordnung zur Lehramtsprüfungsordnung. Das Ministerium für Schule und Weiterbildung hat sich bis zum heutigen Tage in dieser Frage bedeckt gehalten. Lehramtsstudiengänge und Erste Staatsprüfungen befinden sich damit auf längere Sicht auf einem rechtlich außerordentlich unsicheren Boden, der eine juristisch geforderte Vergleichbarkeit von Ausbildung und Prüfung gefährdet.

Als eine von vier Universitäten hat die Universität Münster einen Modellversuch "Zentrale Koordination Lehrerausbildung" als "Zentrum für Lehrerbildung" vom MWF genehmigt bekommen. Dabei ist deutlich darauf hinzuweisen, daß die fachliche Zuständigkeit und Verantwortung der Fachbereiche durch die Einrichtung dieses Modellversuchs in keiner Weise berührt werden wird. Ziel ist eine größere Effizienz und verbesserte Koordination zwischen Funktionsbereichen der Lehrerausbildung, die schon bestehen oder erst neu einzurichten sind, sowie zwischen Wissenschaftsbereichen im fach- und lehramtsübergreifenden Bereich.

3.3   Prüfungs- und Studiendauer

Hinsichtlich der inzwischen für die Höhe der Mittel für Forschung und Lehre zunehmend bedeutsam werdenden Studienerfolgs- und Leistungskriterien wie Absolventenzahlen und Studienzeiten kann die Westfälische Wilhelms-Universität erneut auf insgesamt durchaus positive Ergebnisse verweisen. So verzeichnete die Universität Münster nach Angaben des Statistischen Landesamtes im Prüfungsjahr 1994 mit 5.163 bestandenen Abschlußexamen die größte Zahl in ihrer Geschichte und nach der Universität Köln die meisten Prüfungen an einer nordrhein- westfälischen Hochschule.

3.4   Wissenschaftliche Weiterbildung

Die Internationale Sommeruniversität Münster/Osnabrück, die im Jahr 1995 zum dritten Mal stattfand, stand unter dem Thema "Deutschland und Europa? - Deutschland in Europa! Der Weg der Europäischen Union - 50 Jahre nach Kriegsende". Neben namhaften Referenten aus den Universitäten Münster und Osnabrück konnten auch diesmal wiederum Referenten für Vorträge und Workshops aus Wirtschaft und Politik gewonnen werden, die einem Publikum aus dem In- und Ausland ein buntes Kaleidoskop von Beiträgen boten.

Der im letzten Jahr konstituierte Verein zur Förderung der Wissenschaftlichen Weiterbildung an unserer Universität hat in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Weiterbildung insgesamt 17 Weiterbildungsveranstaltungen durchgeführt. Dabei handelte es sich vor allem um Fachsprachkurse des Sprachenzentrums. Ferner erschien im April 1995 erstmals eine etwa 100 Seiten starke Weiterbildungsbroschüre, die die Angebote der Westfälischen Wilhelms-Universität bündelt und einem breiten Adressatenkreis zugesandt wurde.

4   Forschung

Die erfolgreiche Einwerbung von Drittmitteln wird mehr und mehr zu einem aussagekräftigen Kriterium für die Leistungsfähigkeit der an einer Hochschule betriebenen Forschung. Zudem ist die Einwerbung von Drittmitteln in den meisten Fächern unerläßlich zur Sicherstellung der Aufgabenerfüllung in Forschung und Lehre. Ein landes- und bundesweiter Vergleich mit anderen Hochschulen zeigt, daß die Leistungsbilanz der an unserer Universität betriebenen Drittmittelforschung verbesserungsbedürftig ist. Das Rektorat hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, diese Situation zu verändern. Die neue Finanzautonomie bietet dazu im Vergleich zur bisherigen Haushaltslage günstigere Rahmenbedingungen.

Das Rektorat hat zum Beispiel erfolgversprechende und besonders förderungswürdige Vorhaben durch die Gewährung einer Anschubfinanzierung während der Antragsphase unterstützt. Da sich vor allem durch interdisziplinäre Kooperation und die Einrichtung von interdisziplinären Forschungsverbünden die Chancen der beteiligten Fächer auf eine erfolgreiche Drittmitteleinwerbung beträchtlich erhöhen, hat das Rektorat es ebenfalls als vordringlich angesehen, bei der Bildung solcher Forschungszusammenschlüsse aktiv Hilfestellung zu leisten. Mit Unterstützung des Rektorats wurde z. B. der Interdisziplinäre Arbeitskreis zur Erforschung der Religions- und Kulturgeschichte des antiken Vorderen Orients als institutionalisierter Forschungsverbund ins Leben gerufen.

Im Hinblick auf die zu geringe Zahl der an unserer Universität eingerichteten und von der DFG geförderten Sonderforschungsbereiche und Forschergruppen fand eine Bestandsaufnahme statt. Diese hat ergeben, daß in einigen Fachbereichen derzeit durchaus erfolgversprechend an einer entsprechenden Antragstellung gearbeitet wird. Weitere diesbezügliche Aktivitäten sind aber wünschenswert und dringend angezeigt. Sofern und soweit erforderlich, wird das Rektorat hier - wie schon in der Vergangenheit - fördernd zur Seite stehen.

Die Beteiligung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unserer Universität an den Forschungsprogrammen der EU ist ebenfalls defizitär. Um einen Anreiz zu schaffen, haben das Ministerium für Wissenschaft und Forschung und das Rektorat in einer Gemeinschaftsaktion im vergangenen Jahr Starthilfemittel zur Verbesserung der Beteiligung an EU-Förderprogrammen bereitgestellt und in drei Vergaberunden an Antragsteller bewilligt. Die hierbei im Ergebnis berücksichtigten Antragsteller nutzten diese Förderung insbesondere für Reisen, die im Zusammenhang mit der jeweiligen Projektvorbereitung notwendig waren. Ob die einzelnen EU-Anträge allerdings erfolgreich sein werden, bleibt abzuwarten.

Trotz der notwendigen kritischen Anmerkungen soll nicht vergessen werden, daß es im Berichtsjahr auch Erfreuliches über die Forschung an unserer Universität zu berichten gibt. So fand im Januar 1995 die offizielle Eröffnung des auf interdisziplinäre Forschung angelegten Zentrums für Molekularbiologie der Entzündung - ZMBE - statt, das weltweit seinesgleichen sucht. Mit den Vorbereitungen zur Einrichtung des Interdisziplinären Klinischen Forschungszentrums - IKF - und seiner Förderung durch das BMBF erfolgte eine entscheidende Weichenstellung für eine zukunftsweisende Bereicherung der universitären Forschung. Im März des letzten Jahres wurde das neue Gebäude des Instituts für Chemo- und Biosensorik, das als sogenanntes An-Institut in vertraglicher Bindung zur Universität steht, in Anwesenheit von Ministerpräsident Johannes Rau feierlich seiner Bestimmung übergeben.

Besonders erwähnenswert ist ferner, daß die DFG zusätzlich zu den fünf an unserer Universität bestehenden zwei weitere Graduiertenkollegs, und zwar im Bereich der Physik und Biochemie bewilligte, deren Förderung im Januar 1996 beginnt. Außerdem konnten für zahlreiche neue Forschungsvorhaben die finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden, insbesondere durch Förderzusagen der DFG, des BMBF, der VW-Stiftung, der EU sowie öffentlicher und privater Partner im Rahmen der Auftragsforschung.

Schließlich haben im vergangenen Jahr wieder eine erfreulich große Zahl von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität für besondere Leistungen in der Forschung Preise erhalten. Aus der Vielzahl dieser Ehrungen seien die folgenden hervorgehoben:

Den Bennigsen-Foerder-Preis, die höchste wissenschaftliche Auszeichnung des Landes Nordrhein-Westfalen, erhielten die Chemikerin Dr. Sabine Laschat und der Biochemiker Dr. Hartmut Schlüter. Dr. Schlüter wurde zudem Preisträger im Rahmen des Gerhard Hess-Programms der DFG. Der Vorstand der Bayer AG Leverkusen verlieh den sehr angesehenen Otto Bayer-Preis an den Chemiker Prof. Dr. Gerhard Erker. Für ihre Dissertation auf dem Gebiet der Algebraischen Geometrie erhielt die Mathematikerin Dr. Annette Huber den Heinz Maier-Leibnitz-Preis des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, und der Student Burkhard Brörkens erhielt durch die Hanns-Seidel-Stiftung einen ersten Preis. Der Kulturreferent der Unikliniken, Christian Heeck, erhielt den erstmals verliehenen Förderpreis für Prävention und Gesundheitsforschung der Alte Leipziger Hallesche Nationale Stiftung.

5   Situation der Studierenden

5.1   Behinderte Studierende

Auch im Jahr 1995 hat die Universität weitere Anstrengungen unternommen, um die Gebäude auch für Behinderte besser zugänglich zu machen. So wurde mit dem Bau eines Aufzuges zur behindertengerechten Nutzung des Gebäudes Domplatz 23 begonnen. Hierfür wurde im Berichtsjahr ein Betrag von 260.000,00 DM verausgabt.

5.2   Wohnungssituation

Die Wohnungssituation der Studierenden hat sich nach den schwierigen Jahren zu Beginn der neunziger Jahre deutlich entspannt. Erneut konnten am 01.10.93 insgesamt 96 neue Wohnheimplätze auf dem Gelände Wilhelmskamp übergeben werden. Derzeit stehen den Studierenden der Münsteraner Hochschulen 6.237 Wohnheimplätze zur Verfügung.

6   Auslandsbeziehungen

Erneut weilten zahlreiche ausländische Studierende und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an unserer Universität zu Gast. Um das dichte Netz der Auslandsbeziehungen weiter zu pflegen, hat die Universität auch im abgelaufenen Berichtsjahr weitere Partnerschaftsabkommen geschlossen. Eine innovative Neuerung stellt ein Doppeldiplomstudium in der Betriebswirtschaftslehre und in der Volkswirtschaftslehre dar, das Studierenden sowohl der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster als auch Studierenden der ausländischen Partneruniversität (Montepellier in BWL und Paris II in VWL) die Möglichkeit eröffnet, im Rahmen ihres normalen Studiums zwei Diplome - das der Universität Münster und das der ausländischen Partneruniversität - zu erwerben. Entsprechende Vereinbarungen wurden unterzeichnet.

Ferner wurde 1995 ein Abkommen unterzeichnet, das die Gründung einer Krakau- Münster-Medical School in Krakau zum Ziel hat. Darüber hinaus wurde ein bereits seit längerem bestehendes Kooperationsabkommen mit der Universität Lund um weitere fünf Jahre verlängert. Die neu gegründete Universität Zypern und die Universität Münster sind übereingekommen, ein Institut für Interdisziplinäre Zyprische Studien einzurichten, das fakultätsübergreifend in der Universität Münster angesiedelt werden soll. Schließlich wurde mit der Universität Damaskus eine Erklärung unterzeichnet, die den Abschluß eines Kooperationsabkommens vorsieht.

7   Beziehungen der Westfälischen Wilhelms-Universität zur Stadt und Region

Die Westfälische Wilhelms-Universität war auch im Jahre 1995 in die Aktivitäten der Stadt und der Region Münster eng eingebunden. So beteiligte und unterstützte die Universität Universitätstage in den Städten Coesfeld und Bocholt. Auch im Jahr 1995 wurde die Vortragsreihe, welche die Universität mit der Stadt gemeinsam durchführt, mit Vorträgen zum Rahmenthema Solidarität fortgeführt.

In enger Zusammenarbeit mit der Stadt und der Region war die Universität ferner in die Feierlichkeiten zum dreihundertsten Geburtstag Johann Conrad Schlauns eingebunden. Das große specataculum universitatis vor dem Schloß wurde zwar durch die sehr schlechten Witterungsbedingungen beeinträchtigt, fand aber dennoch den ungeteilten Beifall aller Besucher. Ferner hat sich die Universität Münster in Zusammenarbeit mit der Stadt Münster und dem japanischen Generalkonsulat Düsseldorf aktiv an der deutsch-japanischen Woche beteiligt. Beteiligt war die Universität auch an der deutsch-polnischen Woche in Münster. Ferner konnte in guter Kooperation von Universität und Stadt im Mai 1995 der Einzug des Hauses der Niederlande ins Krameramtshaus gefeiert werden.

Der von der Arbeitsstelle Wissenschaftliche Weiterbildung in Zusammenarbeit mit der Zentralen Studienberatung organisierte "Tag der offenen Tür" für Schülerinnen und Schüler der Oberstufen der Gymnasien und Gesamtschulen im Einzugsbereich der Universität erfreute sich wie in den vergangenen Jahren großer Beliebtheit. Mehr als 6.000 Schülern wurde an diesem Tag die Gelegenheit geboten, sich in über 364 Einzelveranstaltungen intensiv über die Studienmöglichkeiten zu informieren.

Bessere Kommunikation nach außen und eine bessere Darstellung in der Öffentlichkeit ist auch das Ziel der drei geplanten Broschüren zu Lehre, Forschung und Auslandsbeziehungen. Der erste Band, der auf mehr als 140 Seiten die Studienmöglichkeiten der Universität präsentiert, konnte im Dezember der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

8   Ziele und Aufgaben

Wie schon in den vergangenen Jahren, so legt das Rektorat dieser Universität großen Wert darauf, zum einen die Arbeit früherer Rektorate möglichst kontinuierlich fortzuführen, zum anderen aber auch neue Akzente zu setzen und vor allem die aktuellen wissenschaftspolitischen Entwicklungen ins Kalkül zu ziehen sowie dementsprechend Notwendigkeiten zu Anpassungen frühzeitig zu erkennen. Zu den nach wie vor gültigen Aufgabenbereichen des Rektorats gehören unter anderem:

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Im Bereich der interdisziplinären Forschung und Lehre ist die Arbeit in den bereits bestehenden Zentren, Sonderforschungsbereichen und Graduiertenkollegs erfolgreich weitergeführt worden. Ein Zentrum für Lehrerausbildung, mit dem zum einen fachbereichsübergreifende Aktivitäten für die Entwicklung der Lehramtsstudiengänge gebündelt und zum anderen Anstöße für eine moderne Gestaltung der Lehrerausbildung gegeben werden soll, ist vom MWF als eines von vier in NRW genehmigt worden und befindet sich augenblicklich in der Vorbereitung. Vor allem in den Geisteswissenschaften sind einige Modelle für interdisziplinäre Projekte entwickelt worden, die darauf abzielen, durch die Einrichtung von Forschergruppen oder auch von Sonderforschungsbereichen zusätzliche Drittmittel einzuwerben und/oder den Forschungs- und Lehrverbund einerseits innerhalb der Universität, andererseits aber auch im Kontakt mit anderen in- und ausländischen Universitäten durch die Gründung von Zentren zu institutionalisieren. Zu nennen sind hier insbesondere die Projekte Zypernstudien , Süd-Ostasien , Religions- und Kulturgeschichte des Antiken Vorderen Orients sowie Historische Kulturwissenschaften .

Drittmittelforschung

Angesichts der inzwischen in allen Fachbereichen erkannten Notwendigkeit, die Drittmittelforschung zu intensivieren, sind in einer Reihe von Wissenschaftsgebieten auf interdisziplinärer Basis vielversprechende Projektskizzen für Forschergruppen, Sonderforschungsbereiche und Graduiertenkollegs entworfen worden. Als Beispiele seien genannt: in der Medizinischen Fakultät PET-Zentrum , Fokale Epilepsien , Biologie und Endokrinologie des Mannes sowie Mechanismen der Entzündung ; in der Mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät Geometrie , Atomare Bewegungen in Materialien mit untergeordneten Strukturen sowie Pathogenitätsfaktoren, Signalvermittlung und Abwehrreaktionen bei der Interaktion zwischen Mikroorganismen und Pflanzen ; in der Philosophischen Fakultät Staat und Gesellschaft in Südostasien. Kontinuität, Diskontinuität, Transformation sowie Grenzen in Lateinamerika . Seitens der Medizinischen Fakultät sind bereits beantragt worden die Einrichtung eines Interdisziplinären Forschungszentrum (IKF) sowie die Einrichtung von Sonderforschungsbereichen zu den Gebieten Fokale Epilepsien und Mechanismen der Entzündung .

Auch im laufenden Jahr 1996 gilt es, den hier eingeschlagenen Weg fortzusetzen, die angedachten Projekte von der Planungs- in die Realisierungsphase zu überführen sowie weitere Aktivitäten in Richtung auf Institutionalisierung und Drittmittelfinanzierung neuer interdisziplinärer Projekte zu fördern. Das Rektorat wird solche Projekte mit Anschubfinanzierungen unterstützen und hat hierfür im zentralen Budget Mittel reserviert.

Wissens- und Technologietransfer

Der Wissenstransfer, vor allem praktiziert durch die Zusammenarbeit zwischen Universität und außeruniversitärer Praxis, wird in einigen Zentren und An-Instituten sowie durch Aktivitäten der Arbeitsstelle Forschungstransfer nach wie vor mit beachtlichem Erfolg betrieben. Zu nennen sind hier beispielsweise das Institut für Chemo- und Biosensorik (ICB), das Institut für Angewandte Informatik, die Forschungsstelle für Textilwirtschaft, das Zentrum für Niederlande-Studien, das Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung (ZMBE) und das Zentrum für Umweltforschung.

Gleichwohl gibt es im Bereich des Wissens- bzw. Technologietransfers noch viel zu tun. In den Natur-, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften sowie in der Medizin gehören die Praxiskontakte zwar zum wissenschaftlichen Alltag, aber das Potential, insbesondere in Form einer stärkeren Verbindung von Studium und Praxis, ist sicherlich noch nicht ausgeschöpft. Gefordert sind aber auch die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften, die zum einen ihre Praxisorientierung in Forschung und Lehre ausweiten müssen, um die Arbeitsmarktchancen ihrer Absolventen zu verbessern, zum anderen aber auch vermehrt den Dialog mit der Praxis führen müssen, um ihre Rolle in der modernen Gesellschaft mit Nachdruck behaupten zu können.

Wirtschaftsminister Clement hat in einem Kabinettsgespräch im Dezember 1995 die Rektoren der nordrhein-westfälischen Universitäten aufgefordert, Lehre und Forschung noch mehr als bisher darauf zu richten, Beiträge zu einer nachhaltig positiven wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung unseres Landes zu liefern und dementsprechend in Forschung und Lehre offen zu sein für Praxis- und Arbeitsmarktorientierung. Es ist zu erwarten, daß dieser Aspekt bei der neuen leistungsorientierten Mittelvergabe seitens der Landesregierung zukünftig von Bedeutung sein wird.

Studienreform, Qualität und Profil der Lehre

Beim Stichwort Studienreform geht es nicht nur um die Umsetzung der sogenannten Eckdatenverordnung, sondern vor allem um die Entwicklung von Curricula, die einerseits mit einem verminderten Einsatz von Personal- und Finanzressourcen realisierbar sind und somit eine größere Effizienz implizieren, andererseits aber zu Absolventen führt, die sowohl eine möglichst universitäre Bildung besitzen als auch den Anforderungsprofilen des 21. Jahrhunderts genügen. In diesem Sinne wird es den Fachvertretern nicht erspart bleiben, in Hinsicht auf die Studiengestaltung einen Weg zwischen Bewahrung und Stetigkeit auf der einen Seite und permanenter Anpassung an moderne Entwicklungen auf der anderen Seite zu gehen.

Besondere Aufmerksamkeit muß der Entwicklung internationaler Studiengänge gewidmet werden. Damit sind mehrere Ziele verbunden:

Neben der ohnehin schon praktizierten Beteiligung an europäischen Austauschprogrammen bietet es sich an, zum einen in Kooperation mit ausländischen Universitäten Doppeldiplomstudiengänge aufzubauen und zum anderen an der WWU reguläre Teile von bereits bestehenden Studiengängen oder aber neu zu konzipierende Ergänzungsstudiengänge in englischer Sprache anzubieten, um so sowohl die Attraktivität des Hochschulstandortes Münster für ausländische Studierende zu erhöhen als auch deutsche Studierende frühzeitig an die Wissenschaftssprache Englisch heranzuführen. Studienangebote mit gezielter internationaler Ausrichtung sind 1995 insbesondere in der rechtswissenschaftlichen und in der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät eingeführt worden. Das Rektorat hat sich darauf verständigt, weitere Maßnahmen auf diesem Gebiet beratend und nach Möglichkeit auch finanziell zu unterstützen.

Neustrukturierung der Philosophischen Fakultät

Die bereits für 1994 geplante Neustrukturierung der Philosophischen Fakultät ist zwar im Jahr 1995 einen kleinen Schritt vorangekommen, aber bei weitem noch nicht abgeschlossen. Die Fachbereiche 7 und 10 sowie Teilbereiche des Fachbereichs 14 haben sich 1995 zu einem Fachbereich Philosophie und Geschichte zusammengeschlossen. Erkennbar ist zur Zeit auch die Bereitschaft der Fachbereiche 11, 12 und 13 sowie von Teilbereichen der Fachbereiche 14 und 21, gemeinsam einen neuen Fachbereich Philologie zu bilden.

Aus der Sicht des Rektorats gibt es nach wie vor einige - schon früher häufig genannte - gewichtige Gründe für einen Zusammenschluß zu größeren Fachbereichen: Verbesserung der profilbildenden interdisziplinären Zusammenarbeit, Verringerung der Verwaltungslasten für die Wisssenschaftler bei gleichzeitiger Steigerung der verwaltungstechnischen Kompetenz, Realisierung der notwendigen Personal-, Finanz- und Raumeinsparungen durch Straffung des Verwaltungsbereichs und Schonung des Wissenschaftsbereichs, Erleichterung der fachlichen Vernetzungen. Das Rektorat wird sich auch 1996 an weiteren Gesprächen zur Neustrukturierung der Philosophischen Fakultät beteiligen.

Stadt und Region

Die Zusammenarbeit zwischen der Universität Münster auf der einen Seite und der Stadt Münster sowie mit den Kreisen und Städten im näheren Umland gestalteten sich auch 1995 problemlos. In mehreren gemeinsamen Veranstaltungen wurde beispielsweise die Kooperation zwischen Universität und Stadt Münster untermauert, so z. B. im Rahmen der Einweihung des Niederlande-Hauses im Mai 1995, im Rahmen der deutsch-polnischen und der deutsch-japanischen Woche, bei den Gedenkfeiern zum 8. Mai und zur Deportation jüdischer Bürger aus Münster im November, bei der Gestaltung der Vortragsreihe Solidarität , bei der Durchführung der Multimedia-Tage in der Halle Münsterland sowie beim gemeinsamen Empfang vieler ausländischer Gäste der Universität Münster. In der Zusammenarbeit mit den Kreisen und Städten wurden auch 1995 die schon traditionellen Universitätstage fortgeführt. Ein besonderes Ereignis wird 1996 der 50. Jahrestag der Universitätstage in Papenburg sein.

Internationale Beziehungen

Wie schon im Zusammenhang mit dem Aufbau internationaler Studiengänge angeklungen ist, gehört die Entwicklung der internationalen Beziehungen zu den Hauptaufgaben des Rektorats. Der Rektor hat 1995 die Partneruniversitäten in Riga (Lettland), Tartu (Estland), Vilnius (Litauen), Lund (Schweden), Twente und Nijmegen (Niederlande) sowie Rio de Janeiro, Florianopolis und Porto Alegre (Brasilien) besucht. Darüber hinaus hat der Rektor der Universität York mit dem Ziel der Vorbereitung eines Kooperationsabkommens einen Besuch abgestattet. Ferner haben in Münster Gespräche mit Rektoren, Prorektoren, Kanzlern, Dekanen und anderen Fachvertretern einer großen Zahl ausländischer Universitäten stattgefunden, so z. B. mit Concepción (Chile), Florianopolis und Porto Alegre (Brasilien), Damaskus, Prag, Nikosia, York, Tokio, Peking, Montpellier, Tver (Rußland), Minsk (Weißrußland), Twente, Nijmegen, Granada, Raleigh (USA), Arhus (Dänemark).

Auch im Jahr 1996 werden weitere förmliche Kooperationsabkommen geschlossen und Beziehungen zu weiteren ausländischen Universitäten geknüpft werden. Ziel ist es in allen Fällen, den Austausch von Wissenschaftlern und Studierenden zu erleichtern, die weltweite Ausrichtung von Forschung und Lehre dieser Universität zu fördern sowie nicht zuletzt den Bekanntheitsgrad der Universität Münster in der internationalen Wissenschaftslandschaft zu erhöhen.

Globalhaushalt und Finanzautonomie

Im Jahr 1995 nahm auch die Universität Münster erstmals an dem Modellversuch Finanzautonomie teil. Eine besondere Rolle spielt dabei die Möglichkeit, Finanzmittel aus nicht besetzten sowie unterbesetzten Stellen zu schöpfen und diese Mittel in einem vom Ministerium nur wenig beeinflußten Entscheidungsverfahren für die Finanzierung wichtiger Aufgaben einzusetzen. Für die Universität Münster ergab sich daraus ein zusätzlicher Finanzierungsspielraum in Höhe von etwa 14 Mio. DM. Diese Mittel wurden zum einen von den Fachbereichen in eigener Entscheidungskompetenz für zusätzliche Personal-, Sach- und Investitionsausgaben sowie für Ausgaben im Rahmen von Berufungsverfahren verwendet und zum anderen vom Rektorat für eine Reihe spezifischer Maßnahmen eingesetzt, z. B. für die Bauerhaltung, für größere Investitionsvorhaben sowie zur Förderung von Lehr- und Forschungsprojekten (zu verweisen ist auf die Ausführungen zu 2.1).

Wesentliche Bedingung für die relativ hohe Flexibilität des Mitteleinsatzes ist einerseits die weitreichende gegenseitige Deckungsfähigkeit von Titelgruppen und andererseits die Übertragbarkeit eines zwar immer noch recht kleinen, aber dennoch nennenswerten Teilbetrags in das Jahr 1996. Die Übertragbarkeit erweist sich vor allem bei Bauerhaltungs- und Investitionsmaßnahmen, die durch eine längere Realisierungszeit gekennzeichnet sind, von Vorteil. Das Modell der Finanzautonomie wird auch im Jahr 1996 fortgeführt. Vor dem Hintergrund der 1995 gewonnenen Erfahrungen wird das Rektorat allerdings organisatorische Erleichterungen vornehmen und dabei vor allem den autonomen Entscheidungsspielraum der Fachbereiche zu erweitern versuchen.

Öffentlichkeitsarbeit

Das Leistungsniveau und das Leistungspotential der Westfälischen Wilhelms-Universität ist in Lehre und Forschung sowohl im nationalen als auch im internationalen Vergleich nach wie vor beachtlich. Es zeigt sich aber immer wieder, daß in breiten Kreisen unserer Gesellschaft häufig falsche Vorstellungen über die Leistungen der Universitäten und über die große Bedeutung von Lehre und Forschung für die weitere kulturelle, politische und wirtschaftliche Entwicklung des Staates bestehen. Da die Universitäten in den kommenden Jahren verstärkt zur Rechtfertigung ihres Ressourceneinsatzes gezwungen sein werden, müssen solche Informationsdefizite dringend abgebaut werden. Es gilt, die Leistungen der Universität in der Öffentlichkeit darzustellen und für eine breite Akzeptanz der Bildungs- und Forschungsaufgaben der Universität zu werben. Hierzu dient nicht zuletzt das vom Rektorat angestoßene Projekt der Anfertigung von Broschüren zu den Bereichen Lehre , Forschung , Internationale Beziehungen sowie Kunst und Kultur . Die erste Broschüre Studium an der Universität Münster ist gerade erschienen. An der zweiten Broschüre Forschung an der Universität wird zur Zeit gearbeitet.

9   Ausblick: Effizienzdruck und Strukturwandel

Daß die Zeiten des Wachstums von Finanz- und Personalressourcen nicht nur im gesamten öffentlichen Bereich der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch für die Universitäten zumindest auf absehbare Zeit vorbei sind, dürfte inzwischen allseits bekannt sein. Zwar nimmt auch 1996 der gesamte Hochschuletat des Landes Nordrhein-Westfalen mit einer recht beachtlichen Rate von etwa 5 % zu, aber hiervon wird ein großer Teil für den Auf- und Ausbau von Fachhochschulen sowie für Zuwächse der Personalkosten und der Pensionsansprüche absorbiert. So erhöhen sich 1996 beispielsweise die Kosten für die Bezüge der Beamten und Angestellten sowie der emeritierten Professoren an der WWU um etwa 4 Mio. DM.

Der Haushaltsplan 1996 sieht für die WWU auch eine Erhöhung der Ausgaben für Investitionen um etwa 3,4 Mio. DM vor. Auf der anderen Seite ergeben sich aber im Vergleich zu 1995 erhebliche Einschränkungen. So werden beispielsweise die Zuweisungen in der Titelgruppe 94 aufgrund der neuen leistungsorientierten Mittelvergabe für die WWU um ca. 1,4 Mio. DM gekürzt. Kürzungen gibt es auch bei Positionen, die im Haushaltsplan 1996 direkt nicht enthalten sind: die Pauschalsätze für die Ausschöpfung nicht besetzter Stellen werden um 25 % gekürzt und die Mittelschöpfung bei unterbesetzten Stellen ist nicht mehr möglich. Der durch die Ausschöpfung nicht genutzter Stellen im Jahr 1995 eröffnete zusätzliche Finanzierungsspielraum, der vor allem im Rahmen der Finanzautonomie von Bedeutung gewesen ist, wird durch diese Maßnahme erheblich eingeschränkt, für die WWU vermutlich um mehr als 6 Mio. DM.

Im Rahmen der Beteiligung am Aufbau von Fachhochschulen muß die Universität Münster 1996 und 1997 insgesamt 20 Stellen abgeben, davon 16 Stellen im C1-Bereich. Dieser Verlust an Stellen mag angesichts des relativ hohen Personalbestands an der WWU als nicht besonders problematisch eingestuft werden. Es darf allerdings nicht vergessen werden, daß

Jede weitere Stellenstreichung bedeutet vor diesem Hintergrund, daß die ohnehin schon hohen Belastungen aller Beschäftigten der WWU noch weiter zunehmen werden und die Bewältigung wichtiger Zukunftsaufgaben merklich erschwert wird. Mit dem Wegfall von weiteren Stellen wird zwar vorerst nicht die Funktionsfähigkeit der gesamten WWU in ihrer zur Zeit gegebenen Lehr- und Forschungsstruktur gravierend beeinträchtigt, aber es besteht gleichwohl kein Zweifel daran, daß die Gestaltungsmöglichkeiten der WWU durch weitere Finanz- und Personalkürzungen eingeschränkt werden und es dadurch für die WWU immer schwerer wird, die Herausforderungen der Zukunft zu meistern. In diesem Sinne haben weitere Kürzungsmaßnahmen dann auch eine Gefährdung der vollen Leistungs- und Funktionsfähigkeit der WWU zur Folge.

Gleichwohl macht es mit Blick auf die Zukunft keinen Sinn, Klagelieder anzustimmen und ansonsten die Augen angesichts der notwendigen strukturellen Anpassungen zu verschließen. Es ist zu erwarten, daß sich die Haushaltslage von Bund und Ländern in den kommenden Jahren noch weiter verschlechtern wird und daß von dieser Verschlechterung auch die Universitäten vermehrt und auf Dauer betroffen sein werden. Ausbildung und Forschung an den deutschen Hochschulen sind zwar ein wichtiger Faktor für den Erhalt des Wirtschaftsstandortes Deutschland und für ein auch in Zukunft angemessenes Wirtschaftswachstum, aber diese Erkenntnis allein genügt offenbar nicht, Umschichtungen in den öffentlichen Haushalten herbeizuführen, die es erlauben, Lehre und Forschung an den deutschen Universitäten in gleichem Maße wie bisher zu finanzieren. Neuere Zahlen deuten sogar darauf hin, daß der Anteil der staatlichen Bildungsausgaben bezogen auf das Bruttosozialprodukt bereits seit einiger Zeit rückläufig ist.

Es bleibt zwar eine Aufgabe der Universitäten, immer wieder die Verantwortung des Staates für den Erhalt und die zukunftsorientierte Weiterentwicklung von Lehre und Forschung an den deutschen Universitäten sicherzustellen, aber der Realitätssinn erfordert auch seitens der Universitäten selbst Strategien zur Anpasssung an die neue Situation. Es wird also darum gehen müssen, trotz Finanzmittelkürzungen und Personalabbau in Lehre, Forschung und Verwaltung Strukturanpassungen herbeizuführen, mit denen die Leistungs- und die Funktionsfähigkeit der WWU auch in Zukunft gesichert werden können. Solche Anpassungen müssen zwangsläufig in allen drei Bereichen eine höhere Effizienz bzw. Produktivität sowie einen höheren Anteil der aus nichtstaatlichen Quellen geschöpften Mittel bewirken.

Vor diesem Hintergrund wird es erforderlich sein,

10   Dank

Ich möchte am Ende meines Berichts ein Wort des Dankes an die Mitglieder und Angehörigen der Westfälischen Wilhelms-Universität richten. Viele haben in Wissenschaft, Verwaltung und Selbstverwaltung oftmals durch über das vorgeschriebene Maß hinausgehenden Einsatz dazu beigetragen, daß die Westfälische Wilhelms-Universität trotz Knappheit von Personal- und Sachmitteln auch im Jahre 1995 ihre zahlreichen und vielfältigen Aufgaben erfüllen konnte. Dieses hohe Maß am Engagement werden wir auch 1996 dringend benötigen, um Lösungen für die anstehenden Probleme zu finden, die Herausforderungen zu meistern und unsere Universität in eine weiterhin erfolgreiche Zukunft zu führen.


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Hans-Joachim Peter
EMail: VDV12@uni-muenster.de
Informationskennung: JB9503
Datum: 18.03.1996; 21:30 Uhr