WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster


Jahresbericht des Rektors 1994

Fachbereich 19 - Geowissenschaften



Der Fachbereich 19 umfaßt das Institut für Planetologie (IfP), das Geologisch-Paläontologische Institut (GPI), das Institut für Landschaftsökologie (IfLök)*, das Institut für Geoinformatik (IfGI)*, Institut für Geographie (IfG)* und das Institut für Didaktik der Geographie (IfDG).
*) Aufhebung des Instituts für Geographie (alt) und Neuerrichtung des IfLök, IfGI und IfG (neu) am 20.09.1994.

Lehre, Studiengänge

Engpässe im Lehrangebot, Numerus Clausus in drei Fachrichtungen und eine neue Studienordnung sind die wichtigsten Fakten zur Lehrsituation im FB 19 im Jahr 1994. Der Studiengang "Diplom-Geographie 1992" wurde unter Berücksichtigung der Eckdatenverordnung novelliert. Bereits jetzt läßt sich der Trend zu einer erheblichen Verkürzung der durchschnittlichen Studiendauer von knapp 14 auf 10-11 Fachsemester erkennen.

Teilbereiche der Studienprogramme am GPI, IfG und IfLök konnten nur durch Unterstützungen aus den Programmen "Qualität der Lehre" und "Sonderprogramm Lehre" sowie durch NaZ-Mittel absolviert werden. Sogar wichtige Pflichtveranstaltungen mußten durch Lehrbeauftragte übernommen werden (IfDG, GPI). Im Bereich Paläontologie ist nach Ausscheiden von Prof. Kaever die C 3-Professur Mikropaläontologie nicht wieder zugewiesen worden. Die Lehre auf diesem Gebiet konnte ebenfalls nur durch die Vergabe von Lehraufträgen aufrecht erhalten werden. Bezüglich der katastrophalen Hörsaal-Situation und des extremen Raummangels im GPI konnte auch 1994 keine Verbesserung erreicht werden.

Der zur Zeit mit einem N.C. belegte grundständige Studiengang Landschaftsökologie wird sehr stark nachgefragt. Eine Erhöhung der Zulassungszahlen, die aber nur nach Aufstockung der Personal- und Sachmittel möglich wäre, wird daher ins Auge gefaßt.

Am IfP wurde das Lehrangebot im Rahmen des für weitere drei Jahre bewilligten Graduierten-Kollegs "Entstehung und Entwicklung des Sonnensystems" auf einem ähnlich hohen Stand gehalten wie im Vorjahr.

Personal, Nachwuchsförderung

Stellenstreichung, Berufungen an andere Hochschulen und altersbedingtes Ausscheiden von Hochschullehrern kennzeichneten die Personalsituation im Bereich der Hochschullehrer. Für eine einbehaltene C 3-Stelle am GPI wird für 1995 eine Assistentenstelle in Aussicht gestellt. Sie könnte dazu beitragen, die bekanntermaßen sehr schlechte Ausstattung an wissenschaftlichen Zeitstellen zu verbessern. Derzeit sind vier durch Professuren vertretene Arbeitsbereiche gänzlich ohne wissenschaftliche Mitarbeiter. Besonders gravierend ist am GPI außerdem der Mangel an Personal im technischen Bereich: das Sedimentlabor blieb wegen fehlender Aufsicht geschlossen, der Laborbetrieb in der Angewandten Geologie konnte nur mit Hilfe einer aus Drittmitteln bezahlten Mitarbeiterin aufrecht erhalten werden.

Die lange Vakanz der C 4-Stelle Landschaftsökologie wurde durch die Besetzung mit Prof. Krieter beendet. Durch die Wegberufung von drei Hochschullehrern (IfG: Profs. Mayr, de Lange; IfLök: Prof. Felix- Henningsen) sowie des AOR Dr. Sedlacek sind erhebliche Probleme in der Betreuung der Studierenden entstanden, besonders am IfG war eine normale Betreuung von Examenskandidaten nicht mehr zu leisten.

Am 20.09. wurden aus dem bisherigen IfG drei neue Institute gegründet. Besonders das IfGI befindet sich hinsichtlich seiner Ausstattung mit Personal noch in der Aufbauphase. Hier wird dringend die Dauerstelle für einen wiss. Angestellten für die Betreuung der umfangreichen Hard- und Software benötigt. Das IfDG beantragt dringend die Stelle eines abgeordneten Lehrers, die Besetzung einer Assistentenstelle sowie die Erteilung der vollen Prüfungsberechtigung an die Vertreter des akademischen Mittelbaus, um Engpässe in der Lehre abzubauen.

An nahezu sämtlichen Instituten bestehen unzureichende Möglichkeiten für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Positives ist aus dem IfP zu melden. Es verfügt seit dem 01.10.94 über einen physikalisch-technischen Assistenten. Ein Mitarbeiter des IfP (Dr. Wolf) wurde habilitiert.

Forschung u. internationale Kontakte

Dank der Bereitstellung zusätzlicher Sondermittel des Landes und des Rektorates konnte ein Massenspektrometer für das GPI angeschafft werden. Die noch zahlreich eingeworbenen Drittmittel (hier gibt es zunehmend Schwierigkeiten wegen fehlender Grundausstattung der Institute) ermöglichten auch 1994 intensive Forschungsaktivitäten in allen Fachrichtungen. Ausdruck dafür waren u.a. wieder zahlreiche Vortrags- und Forschungsreisen sowie Kurzzeitdozenturen von Wissenschaftlern der verschiedenen Institute im In- und Ausland. Im Gegenzug waren ausländische Wissenschaftler zu Gast: für ein Jahr ein DAAD-Stipendiat von der Universidad de Chile, für drei Monate ein DAAD-Stipendiat von der Universität Kiew, für ein halbes Jahr ein Alexander-von-Humboldt-Preisträger aus den Vereinigten Staaten, alle am GPI, sowie für mehrere Monate ein kanadischer Humboldt-Preisträger und eine Wissenschaftlerin der Mongolei am IfP. Das IfP war im Rahmen vielfältiger internationaler Kooperationen u.a. mit der Vorbereitung der Raumfahrtprojekte ROSETTA, MARS-96 und Intermarsnet sowie in der Durchführung eines wissenschaftlichen Netzwerkes der europäischen Sciences-Foundation engagiert. Mehrere Hochschullehrer waren durch umfangreiche Tätigkeiten in außeruniversitären Gremien der Wissenschaftsplanung, als Leiter von Fachgremien sowie von wissenschaftlichen Tagungen u.ä. zusätzlich stark gebunden.

Entwicklung, Perspektiven

Es ist für 1995/96 zu erwarten, daß durch das fast gleichzeitige altersbedingte Ausscheiden von vier Professoren (von insgesamt sieben) im GPI sich die schon erhebliche Engpaßsituation in der Lehre weiter verschlechtern wird, wodurch besonders die Betreuung von Diplomanden und die Durchführung von Geländeveranstaltungen gefährdet sein werden. Bei der Wiederbesetzung der Stellen stehen seitens des Fachbereichs weder genügend Berufungsreserven zur Verfügung noch ist die personelle Ausstattung des Institutes angemessen, um qualifizierten Bewerbern einen ernst zu nehmenden Anreiz zu bieten.

Am IfG tritt im kommenden Jahr eine unverhältnismäßig große Studierendenzahl in die Examensphase, damit ist im Bereich des Prüfungswesens eine dramatische Zuspitzung der Engpaßsituation zu erwarten.

Die Reduzierung der Hochschullehrerstellen 1994 hat am IfG zu einer Situation geführt, die es fraglich macht, ob die positiven Ansätze insbesondere im Bereich der Diplomausbildung durchgehalten werden können.

Eine sehr positive Entwicklung ist mit der Gründung des Instituts für Geoinformatik - das erste dieser Art im deutschsprachigen Raum - eingeleitet worden. Die Geoinformatik ist ein junger, sehr wachstumskräftiger Wissenschaftszweig auf der Kooperationsebene zwischen Geowissenschaften und Informatik. Die Nachfrage von Industrie und öffentlichen Institutionen nach Forschungstransfer-Leistungen und Absolventen ist sehr rege und steigend. Die akuten Engpässe im Lehrangebot des IfGI können mit der für 1995 zu erwartenden Besetzung der zweiten Professorenstelle (Geoinformatik) beseitigt werden.


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Hans-Joachim Peter
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Informationskennung: D2JB9422
Datum: 28.06.1995; 02:46 Uhr