WWU Münster
Westfälische Wilhelms-Universität
Münster


Jahresbericht des Rektors 1994

Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät



Durch die Beibehaltung des NC im Fach Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik und Volkswirtschaftslehre konnte ein weiterer Anstieg der Zahl der Studierenden in der Wirtschafts wissenschaftlichen Fakultät während des Jahres 1994 zwar verhindert werden, mit ca. 6.000 Studierenden blieb die bereits in den Vorjahren herrschende Überlastsituation allerdings weiterhin bestehen. Nach wie vor stellt die Betriebswirtschaftslehre mit über 3.900 Studenten den größten Anteil, gefolgt von der Volkswirtschaftslehre mit über 1.750. Im noch relativ jungen Studiengang Wirtschaftsinformatik waren 1994 bereits knapp 550 Studenten eingeschrieben.

Insbesondere das Hauptstudium ist, bedingt durch das Nachrücken der starken Anfängerjahrgänge der Vorjahre, von der Überlast betroffen. 1994 wurden im Rahmen des Hauptstudiums ca. 700 Diplomarbeiten, ca. 3.700 Diplomprüfungsklausuren und ca. 8.000 Seminararbeiten bzw. Klausuren zum Erwerb der Prüfungsberechtigung geschrieben. Hinzu kamen im Rahmen der Zwischenprüfung im Grundstudium ca. 12.000 Klausuren. Die hierbei anfallenden Betreuungs- und Korrekturarbeiten waren ausschließlich vom wissenschaftlichen Personal innerhalb der Fakultät zu leisten.

Auch für 1995 ist nicht mit einer deutlichen Abnahme der Prüfungsbelastungen zu rechnen. Dem steht zwar keine weitere Kürzung der Mittel aus dem Programm "Not zuschlagsmittel auf Zeit wie in den letzten Jahren gegenüber, dennoch kann nicht von einer Entspannung der Überlastsituation gesprochen werden. Bedingt durch den Personal abbau in den letzten Jahren bleibt die Belastung der Professoren und Wissenschaftlichen Mit arbeiter weiterhin außerordentlich hoch. Für den Bereich der Lehre ist zu befürchten, daß sich diese Situation mittelfristig negativ auf die Studienzeiten auswirken wird.

In Ermangelung angemessener Möglichkeiten zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses bzw. einer privatwirtschaftlichen Maßstäben standhaltenden Besol dung der wissenschaftlichen Mitarbeiter sinkt in zunehmendem Maße die At traktivität der Universität als Arbeitgeber aus der Sicht hochqualifizierter Absolven ten der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre sowie der Wirtschaftsinformatik. Die Folge ist, daß die Besetzung von C3-Stellen und selbst von C4-Stellen sich zunehmend schwieriger gestaltet. So wird die Überlastsituation der Fakultät zusätzlich dadurch verschärft, daß 1994 eine C4-Stelle in der Betriebswirtschaftslehre und die C3-Stelle für Betriebliche Datenverarbeitung bislang nicht wiederbesetzt werden konnten. Ohne attraktive Angebote im Hinblick auf eine angemessene personelle, materielle und räumliche Ausstattung sowie ohne geeignete Maßnahmen zur Entlastung bei der Lehre wird es der Fakultät auch in Zukunft nicht möglich sein, für eine schnelle und adäquate Wiederbesetzung der vakanten Stellen zu sorgen.

Eine weitere Folge des Überlastproblems besteht in der teilweise katastrophalen räumlichen Situation. Insbesondere die Überfüllung in den Seminaren führt für die Studierenden zu einer erheblichen Beeinträchtigung ihres Studi ums, da gerade der allseits geforderte Praxisbezug zu kurz kommt und die Studierenden zu weitestgehender Passivität verdammt werden. Negative Auswirkungen auf Motivation, Erfolg und Studienzeiten sind unübersehbar.

Das Fazit aus dieser in personeller, materieller sowie räumlicher Hinsicht unbefriedigenden Situation läßt für die Zukunft die Befürchtung zu, daß die Fa kultät ihren bisherigen Spitzenplatz in der Rangliste der deutschen Wirtschafts fakultäten über kurz oder lang einbüßen wird. Dies wäre um so bedauerlicher, als im Jahr 1994 der relativ junge Studiengang "Wirtschaftsinformatik in der Gunst der Studienplatzbewerber in Nordrhein-Westfalen besonders begehrt ist. Trotz einer bewußt in Kauf genommenen Überlast mußte eine Vielzahl von Studierenden an andere Hochschulen verwiesen werden. Das damit unbestritten hohe At traktivitätspotential der Fakultät sollte durch unzureichende materielle wie immate rielle Ausstattung nicht weiter untergraben werden.

Auch 1994 erzielten die traditionellen Ringvorlesungen und das daran anschließende Symposium Oeconomicum mit der gleichen Thematik große Resonanz. Im Rahmen des Themenkreises "Wirtschaft und Kultur sprach Prof. Manfred Lahnstein, Mitglied des Aufsichts rates der Bertelsmann AG, zum Thema "Medien zwischen Kultur und Kommerz . Prof. Dr. Dieter Ronte, Direktor des Kunstmuseums Bonn, diskutierte das Thema "Ästhetik und Kommerz , und der Generalintendant der Städtischen Bühnen Münster Achim Thorwald referierte über Kultur als Wirtschaftsfaktor. Alle Vorträge bereicherten das Lehrangebot der Fakultät und trugen zur Pflege des für die Wirtschaftswissen schaften unverzichtbaren Kontaktes zur Praxis bei.

Trotz der geschilderten Überlast bei der Lehre wurden Professoren der Wirtschaftswissen schaftlichen Fakultät auch 1994 Auszeichnungen für ihre Forschungstätigkeit in vielfältiger Form zuteil, u. a. durch Berufungen in Sachverständigenräte, Beiräte und Kommissionen des Bundestages und der Bundesregierung, durch direkte Auszeichnungen, durch die Wahl zu Fachgutachtern, Forschungsaufträge und die Auf forderung zu Referaten bei wichtigen Treffen der scientific community.


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Hans-Joachim Peter
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Informationskennung: D2JB9407
Datum: 28.06.1995; 01:50 Uhr