Westfälische Wilhelms-Universität Münster
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Graduiertenkolleg
"Gesellschaftliche Symbolik im Mittelalter"

 

"Symbol" und "Ritual" sind Zentralkategorien der historischen wie ethnologischen Kulturanthropologie geworden, weil sie sich zur Erfassung der Regelhaftigkeit und (verborgenen) Signifikanz von Kommunikations- und Interaktionsprozessen fremder Gesellschaften besonders gut eignen. Das europäische Mittelalter bietet sich als Paradigma zur Erforschung solcher gesellschaftlicher Symbolik an. Denn die mittelalterlichen Gesellschaften sind aus der Synthese verschiedener kultureller Traditionen und Symbolsysteme hervorgegangen, die sich nach Herkunft und Entwicklungsstand deutlich unterschieden und in Konkurrenz und Interferenz neue Lebensbedingungen, Verhaltensweisen und Ausdrucksformen ausgebildet haben. Dabei ließ die Pluralität der Kulturen eine Bewußtheit im Umgang mit formalisierter Kommunikation und eine Sensibilität für die Lesbarkeit der Zeichen entstehen, die in einfacheren, homogenen Gesellschaften nicht vonnöten war.

Das Graduiertenkolleg fördert Doktoranden und Postdoktoranden in umfassender Weise, indem es durch sein breites, interdisziplinäres mediävistisches Studienangebot die Möglichkeit zur Erwerbung der für die jeweiligen Projekte benötigten Spezialkompetenzen bietet und zugleich eine Perspektivierung der eigenen Fragestellung auf den Horizont unterschiedlicher Ansätze und Methoden hin ermöglicht. Die Neuaufnahme von Kollegiaten wurde als Chance betrachtet und genutzt, um das Themenspektrum des Kollegs gezielt zu verbreitern und zugleich kohärenter zu machen.

Die weitgehend von den Kollegiaten mitbestimmten Veranstaltungsprogramme zeigen, welche gemeinsamen Fragestellungen und Interessen sich aus der unmittelbaren Nachbarschaft der verschiedenen Fächer und Methoden ergeben haben. An die Vortragsreihe im Wintersemester 1999/2000, in der die Kollegiaten ihre Arbeitsthemen einer interessierten Öffentlichkeit vorstellten, schloss sich im Sommersemester 2000 eine Ringvorlesung der Betreuer des Kollegs zum Thema "Symbol und Ritual in Mittelalter und Früher Neuzeit" an. Im Wintersemester 2000/2001 sprechen im Wechsel auswärtige Gelehrte und Kollegiaten zum Themenbereich gesellschaftlicher Symbolik im Mittelalter. Zusätzlich fand am 10.11.2000 eine gutbesuchte Podiumsdiskussion zum Thema „Ritual im interkulturellen Vergleich" statt. Zum Ende des Wintersemesters 2000/2001 richtet das Graduiertenkolleg ein internationales Kolloquium über „Ankunft und Abschied. Aspekte weltlichen und geistlichen Zeremoniells im Mittelalter" aus.

Beteiligte Hochschullehrer:

Prof. Dr. Mechthild Albert, Prof. Dr. Gerd Althoff, Prof. Dr. Arnold Angenendt, Prof. Dr. Amand Berteloot, Prof. Dr. Torsten Capelle, Prof. Dr. Volker Honemann, Prof. Dr. Peter Johanek, Prof. Dr. Frank Kämpfer, Prof. Dr. Hagen Keller, Prof. Dr. Christel MeierStaubach, Prof. Dr. Joachim Poeschke, Prof. Dr. Nikolaus Staubach, Prof. Dr. Rainer Stichel, Prof. Dr. Barbara Stollberg-Rilinger, Prof. Dr. Tomas Tomasek

Laufende Forschungsarbeiten:

  • Cornell Babendererde, Begräbnis und Totengedenken im weltlichen Reichsfürstenstand des Spätmittelalters (1300-1530)
  • Jörg Bölling, Die Bedeutung der Musik im päpstlichen Zeremoniell des 15. und frühen 16. Jahrhunderts
  • Laura Capone, Wunder-Inszenierung in der italienischen Frührenaissance
  • Christine Dartmann, Das Lachen der vrouwe. Untersuchungen zur Funktion von lachen in ausgewählten Texten des Minnesangs und der Epik
  • Frank Dierkes, Symbolische und rituelle Momente im Konfliktverhalten des westfälischen Adels im 16. und 17  Jahrhundert
  • Ulrich Fischer, Pontifex et Opifex. Baumaßnahmen, Stadtplanung und Repräsentation in anglonormannischen Bischofsstädten
  • Dr. Sabine Griese, Zeichenhaft verknappte Kommunikation. Appellmöglichkeiten einseitig bedruckter Holzschnitte des 15. Jahrhunderts
  • Gernot Kirchner, Die adventus-Zeremonie in germanischen Reichen des Frühmittelalters
  • Dr. Thomas Kock, Ablaß und Interdikt in den Niederlanden. Die christliche Gesellschaft des Spätmittelalters zwischen Polarisierung und Integration
  • Ingmar Krause, Symbolische Kommunikation im Bereich der frühen Capetinger
  • Julia Lumpe, Ofenkeramik in Westfalen-Lippe<
  • Dr. Claudia Olk, Verbale und bildhafte Elemente symbolischer Wirklichkeitskonstitution in den mittelenglischen Mysterienzyklen
  • Michael Richarz, Die politische Philosophie der Christine de Pizan
  • Thorsten Schottke, Signa episcopalia. Untersuchungen zu den 'Zeichen' bischöflicher Repräsentation (Urkunde, Siegel, Zeremoniell) von der 2. Hälfte des 9. bis zu Beginn des 12. Jahrhunderts
  • Dr. Gudrun Tscherpel, Das Bild der Amazonen zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit
  • Christoph Friedrich Weber, Strategien im Umgang mit heraldischer Symbolik in spätmittelalterlichen italienischen Kommunen. Zur Entwicklung eines gesellschaftlichen Symbolsystems im 13. und 14. Jahrhundert anhand von Beispielen aus Bologna, Florenz, Siena, Perugia und Rom
  • Julia Wild, Der Tod mittelalterlicher Herrschaftsträger als rituelle Inszenierung
  • Peter Worm, Die Entwicklung der Rekognitionszeichen in früh- und hochmittelalterlichen Königs- und Kaiserurkunden
  • Beatrix Zumbült, Die europäischen Illustrationen des 'Reineke Fuchs' bis zum 17. Jahrhundert

 

Prof. Dr. Nikolaus Staubach
Sprecher des Graduiertenkollegs