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Münster (upm/ch)
Prof. Dr. Stephan Ludwig<address>© WWU/Peter Grewer</address>
Prof. Dr. Stephan Ludwig
© WWU/Peter Grewer

"Paradigmenwechsel bei Behandlungsstrategien"

Grippe-Kongress in Münster / Experten diskutieren vom 21. bis 23. September aktuelle Forschungsfragen

Zwei Menschen, gleich alt, gleich gesund – beide stecken sich mit Grippe an. Der eine wird schwer krank, bei dem anderen verläuft die Erkrankung sehr mild. Warum ist das so, welche Rolle spielen die Erbanlagen eines Menschen bei dem Verlauf einer Grippeinfektion? Das ist eine der Fragen, mit der sich rund 290 Grippeforscher aus 28 Ländern bei einem internationalen Kongress an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) beschäftigen. Das "4th International Influenza Meeting 2014" findet vom 21. bis 23. September (Sonntag bis Dienstag) im münsterschen Schloss statt.

Das Thema Grippe bleibt aktuell und beschäftigt die Forscher, weil die Viren sich permanent verändern und neue Eigenschaften erwerben. Ein Konferenzthema ist ein neues Vogelgrippevirus in Asien. Dieser unter Wissenschaftlern "H7N9" genannte Virustyp ist laut Weltgesundheitsorganisation problematisch, weil er schwere Krankheitssymptome verursacht. "Der Erreger stellt uns vor eine besondere Herausforderung. Weil er über Vögel verbreitet wird, bei den Tieren aber keine Symptome hervorruft, macht das die Eindämmung schwierig", erklärt Prof. Dr. Stephan Ludwig. Der Leiter des Instituts für Molekulare Virologie an der WWU ist als Koordinator des bundesweiten Grippe-Forschungsverbunds "FluResearchNet" Gastgeber des Kongresses.

Grippeforscher haben nicht nur die Krankheitserreger im Blick, sondern auch die Menschen. "Die menschlichen Gene, die mit der Immunabwehr zu tun haben, interessieren uns besonders. Schließlich entscheiden sie über den Krankheitsverlauf", erklärt Stephan Ludwig. Aus der Antwort auf die Frage, weshalb manche Menschen gegen eine Infektion besonders gut gerüstet sind, erhoffen sich die Wissenschaftler auch Hinweise für neue Behandlungsstrategien.

Neue Methoden der Grippebehandlung sind ein weiteres zentrales Thema der Konferenz. „Wir erleben derzeit einen Paradigmenwechsel. Während man bisher versuchte, das Virus mit Medikamenten direkt anzugreifen, verfolgen wir nun andere Strategien", so Stephan Ludwig. Grund seien die zunehmenden Resistenzen der Viren gegen verschiedene Wirkstoffe. Neue Behandlungsmethoden zielten auf Faktoren in menschlichen Körperzellen, welche das Virus zur Vermehrung benötigt. Ein weiterer Ansatz sei die Regulation der körpereigenen Immunantwort durch Medikamente.

Beim Influenza-Kongress in Münster sprechen international renommierte Grippeforscher. Darunter sind Prof. George Gao vom Institut für Mikrobiologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking, Experte auf dem Gebiet der Vogelgrippe-Forschung, und Prof. Paul Kellam von der Universität Cambridge, ein ausgewiesener Experte auf dem Gebiet der Virus- und Wirtsgenetik.

Veranstalter sind der bundesweite Grippe-Forschungsverbund "FluResearchNet" und die Nationale Forschungsplattform für Zoonosen. Das "FluResearchNet" ist ein Forschungsverbund, der unter dem Dach der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen von Stephan Ludwig koordiniert wird. In dem Forschungsverbund bringen Virologen, Immunologen, Zellbiologen, Veterinär- und Humanmediziner von Universitäten und vom Robert-Koch-, Friedrich-Loeffler- und Paul-Ehrlich-Institut die gemeinsame Erforschung der Influenza-Viren voran.

 

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