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Münster (upm/bn)
Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer<address>© WWU/Arning</address>
Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer
© WWU/Arning

Ein ungemein weiter Horizont

Prof. Hans-Ulrich Thamer hält seine Abschiedsvorlesung

"Was an ihm auffällt, ist sein ungemein weiter Horizont", sagt Prof. Dr. Thomas Großbölting über seinen akademischen Lehrer und Vorgänger, Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer. Der 68-Jährige, einer der bekanntesten deutschen Zeithistoriker, hält am Montag, 16. Mai, seine Abschiedsvorlesung an der Universität Münster. Er spricht um 12 Uhr im Hörsaal S1 des münsterschen Schlosses zum Thema "Die WWU über sich selbst. Feierkultur und Selbstinszenierung der Universität Münster im 20. Jahrhundert".

Bekannt wurde Hans-Ulrich Thamer vor allem durch seine Auseinandersetzung mit Geschichte und Auswirkungen des Nationalsozialismus. Zuletzt wirkte er als Gast-Kurator der Ausstellung "Hitler und die Deutschen. Volksgemeinschaft und Verbrechen" im Deutschen Historischen Museum in Berlin mit. Darin wurde die Verschränkung von Hitlers persönlicher Macht mit den Hoffnungen und Interessen von großen Teilen der deutschen Gesellschaft gezeigt. Erst durch die breite Zustimmung der Bevölkerung zu Hitlers Rolle als "Führer" festigte sich seine Diktatur, so die These der Wissenschaftler.

"Freundlich und gelassen, ruhig und unermüdlich", so lautet nicht nur die Meinung von Thomas Großbölting über Hans-Ulrich Thamer, der sich auch in der akademischen Selbstverwaltung engagierte. Der 1943 Geborene studierte in Berlin und Marburg, wo er 1971 promoviert wurde. 1980 habilitierte er in Erlangen und erhielt 1983 den Ruf für Neuere und Neueste Geschichte an die Universität Münster. Von 1998 bis 2003 gehörte er als Prorektor für Lehre und studentische Angelegenheiten dem Leitungsgremium der WWU an.

Die Aufarbeitung der Geschichte der Universität Münster von den 1920er bis in die 1960er Jahre wird derzeit unter der Federführung Hans-Ulrich Thamers vorangetrieben. Auch wenn er am Montag seine Abschiedsvorlesung hält, er bleibt der WWU verbunden: als Mitglied des Exzellenzclusters "Religion und Politik" und des Sonderforschungsbereiches "Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme".

Neben dem Nationalsozialismus und dem europäischem Faschismus gehören die Ideen- und Sozialgeschichte Frankreichs im 18. und 19. Jahrhundert sowie die Kulturgeschichte von Sammlungen, Ausstellungen und Museen zu den Forschungsschwerpunkten Hans-Ulrich Thamers. Unter anderem war er Mitglied der Kommission zur Bewertung der umstrittenen Wehrmachtsausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung, die auch Empfehlungen für die Neukonzeption gegeben hat. Seine wissenschaftlichen Interessen lässt er immer wieder praktisch einfließen, zum Beispiel im Beirat des Militärhistorischen Museums in Dresden, an dessen Konzeption er mitgewirkt hat, und des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg.

Für letzteres konzipiert er gerade eine Ausstellung über die deutsche Jugendbewegung im 20. Jahrhundert, die im September 2013 eröffnet wird. Der 68-Jährige hat einen langen Atem: "Er verfügt über eine unglaubliche Ausdauer", bescheinigt Thomas Großbölting seinem einstigen Lehrer und fügt hinzu: "Er hat es verstanden, seinen Schülern weitestgehende Freiheit zu lassen und ihnen in diesem Rahmen immer wieder neue Inspirationen zu liefern."

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