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Münster (upm/nor)
Das niederländische Königspaar geht von der Lambertikirche zum Haus der Niederlande.© WWU - Zentrum für Niederlande-Studien
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"Es war ein großartiges Erlebnis"

Königspaar Willem-Alexander und Máxima besucht Zentrum für Niederlande-Studien

Das Zentrum für Niederlande-Studien (ZNS) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen - und gleich der erste Programmpunkt entwickelte sich zu einem Höhepunkt des Festjahres: Rund eine Stunde Zeit nahm sich das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima am heutigen Dienstag (27. Mai), um mit Studierenden über die Arbeit des Zentrums, über die deutsch-niederländischen Beziehungen und über die Rolle der beiden Länder in Europa zu diskutieren. "Es war ein großartiges Erlebnis", fasste eine Studentin den Austausch zusammen.

Zuvor waren Willem-Alexander und Máxima von der Lambertikirche zum Haus der Niederlande gelaufen, in dem neben dem Zentrum für Niederlande-Studien das Institut für niederländische Philologie und eine Bibliothek untergebracht sind. Zahlreiche Schaulustige jubelten dem Königspaar auf dem kurzen Weg zu, sie schwenkten niederländische Fahnen und machten Fotos - einige von ihnen trugen orangefarbene Kleidung. Auf dem roten WWU-Teppich vor dem Eingang zum Haus der Niederlande begrüßten Rektorin Prof. Dr. Ursula Nelles, ZNS-Direktor Prof. Dr. Friso Wielenga und ZNS-Geschäftsführer Dr. Loek Geeraedts die Gäste, zu denen auch die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, die niederländische Botschafterin in Deutschland, Monique van Daalen, der niederländische Wirtschaftsminister Henk Kamp, der münstersche Oberbürgermeister Markus Lewe und der niederländische Honorarkonsul Dr. Eduard Hüffer zählten. "Wir heißen Sie an einem der Geburtsorte der Niederlande sehr herzlich willkommen", hob Friso Wielenga auf die historische Bedeutung des Hauses der Niederlande ab - am 30. Januar 1648 war an gleicher Stelle mit dem spanisch-niederländischen Vertrag, dem sogenannten Frieden von Münster, die Grundlage für die Unabhängigkeit der Niederlande gelegt worden.

Der niederländische Wirtschaftsminister Henk Kamp mit Königin Máxima an seiner Seite sowie König Willem-Alexander mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft kamen danach mit 36 Studierenden ins Gespräch, die an sechs Stehtischen warteten. Máxima war vor allem an den Berufswünschen und -perspektiven interessiert, sie unterhielt sich mit den Studierenden auf Niederländisch. Ein paar Meter weiter diskutierte Willem-Alexander, der seit dem 30. April 2013 König der Niederlande ist, auf Deutsch über die Zukunft Europas. Er hörte interessiert zu, machte aber zwischendurch immer wieder klar, dass er als Staatsoberhaupt in politischen Fragen zur Neutralität verpflichtet sei. "In meiner Funktion darf ich oft keine Meinung haben, als Person natürlich immer. Das ist manchmal schwer", unterstrich der König in großer Offenheit. Zu einer politischen Aussage war er dennoch bereit: Er lobte die Rede von Bundespräsident Joachim Gauck aus Anlass des Nationalen Befreiungstags der Niederlande am 5. Mai 2012 als "sehr emotional und einfach perfekt".

Zum Thema Europa hatten sich die Studierenden aber nicht nur Gedanken gemacht. Sie trugen auch einen konkreten Vorschlag vor, um vor allem unter jungen Menschen für die europäische Idee zu werben. "Wir plädieren für ein gemeinsames europäisches Schulfach", unterstrichen sie. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hob zwar hervor, dass jeder Vorschlag willkommen sei, eine Ausweitung des Fächerkanons an den Schulen hält sie derzeit jedoch für unwahrscheinlich.

Am Montagabend hatte das Königspaar rund 30 Gäste zu einem festlichen Abendessen ins Hotel Schloss Wilkinghege geladen. Zu den Geladenen gehörte neben anderen Rektorin Ursula Nelles, der Vorstandsvorsitzende der RWE AG, Peter Terium, der Rektor der Universität Aachen, Prof. Dr. Ernst Schmachtenberg, Regisseur Sönke Wortmann, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft sowie der niedersächsische Regierungschef Stephan Weil.

Der Arbeitsbesuch endete genauso, wie er begonnen hatte: pünktlich und unter dem Jubel der Schaulustigen. Für die Studierenden gab es noch ein besonderes Dankeschön: König Willem-Alexander und Königin Máxima stellten sich für ein gemeinsames Foto zu ihnen. Die Rolle der Studierenden hatte zuvor auch Direktor Friso Wielenga hervorgehoben. "Früher hätte man unsere Studierenden Brückenbauer nennen können, aber die brauchen wir zwischen unseren Ländern nicht mehr", betonte er. "Brücken bauen impliziert ja, dass es noch Gräben zu überbrücken gibt, und das haben wir schon längst hinter uns. Aber wir brauchen im heutigen Europa Menschen, die die Integration weiter voranbringen und selbst in ihrem Leben praktizieren. Unsere Studierenden und Absolventen tun dies, und das ist bei aller sich immer wieder zeigenden Euroskepsis ein wichtiges und ermutigendes Signal."

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