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Münster (upm/ch)
Schwarzkehlchen<address>© Thomas Israel</address>
Schwarzkehlchen
© Thomas Israel

Lebensadern auf Sand

Naturschutzprojekt in südlichem Emsland und nördlicher westfälischer Bucht offiziell gestartet / WWU-Landschaftsökologen beteiligt

Um einen Lebensraum, der aus Sicht des Naturschutzes von besonderer Bedeutung ist, geht es bei dem Projekt "Wege zur Vielfalt – Lebensadern auf Sand": um nährstoffarme Sandstandorte im sogenannten Biodiversitäts-Hotspot 22 "Südliches Emsland und nördliche westfälische Bucht." Ziel ist es, diese Flächen, die eine Heimat für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten sind, zu erhalten und zu vernetzen. Unter den Projektpartnern sind auch Landschaftsökologen der WWU: Prof. Dr. Tillmann Buttschardt, Privatdozent Dr. Till Kleinebecker und Witold Arndt. Das auf sechs Jahre angelegte Vorhaben wurde heute, 25. April, in Anwesenheit des nordrhein-westfälischen Umweltministers Johannes Remmel und der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Dr. Beate Jessel, bei einer Auftaktveranstaltung im Kloster Gravenhorst bei Hörstel, Kreis Steinfurt, vorgestellt. "Hotspots" sind Gegenden mit einer besonders hohen Dichte und Vielfalt an charakteristischen Arten, Populationen und Lebensräumen. Es gibt 30 solcher "Hotspot-Regionen" in Deutschland.

Nährstoffarme Sandstandorte sind in der Kulturlandschaft außerhalb der Schutzgebiete häufig nur noch an Sonderstandorten oder an Wegesäumen beziehungsweise Uferbereichen von Still- und Fließgewässern zu finden. Sie können in der Agrarlandschaft als sogenannte "Trittsteine" der Artenvielfalt fungieren, also den Arten, die auf Sandstandorte angewiesen sind, eine Verbreitung ermöglichen – beispielsweise von Schutzgebiet zu Schutzgebiet. Neben diesen "Trittsteinen" sollen die Schwerpunktvorkommen von gefährdeten Arten in den Schutzgebieten gefördert werden.

Die münsterschen Landschaftsökologen begleiten die verschiedenen Teilprojekte, um einen dauerhaften Erfolg der Maßnahmen zu gewährleisten. Beispielsweise legen sie fest, welche Arten und Indikatoren künftig regelmäßig wissenschaftlich untersucht werden müssen, um das Gelingen des Naturschutzprojektes zu bewerten. Dabei soll auch die Öffentlichkeit eingebunden werden. "Wir wollen besonders auch die Bürger ansprechen und beziehen daher auch solche Aspekte ein, die von Laien leicht erfasst werden können", erklärt Tillmann Buttschardt. "Das können beispielsweise Geräusche wie Zirpen, Quaken oder Vogelgesang sein oder visuelle Eindrücke wie die Farbvielfalt der Blüten." Außerdem werden die Münsteraner eine von allen Projektpartnern nutzbare Geo-Daten-Infrastruktur etablieren. Dazu zählen beispielsweise Informationen zu Geologie und Wasserhaushalt, zur Landnutzung oder zu Schutzgebieten und Vorkommen verschiedener Arten.

Neben den WWU-Forschern sind der Kreis Steinfurt, die Naturschutzstiftung des Landkreises Emsland, der Landkreis Grafschaft Bentheim, die Stadt Lingen (Ems) sowie die Biologischen Stationen Kreis Steinfurt und Zwillbrock beteiligt. Das Vorhaben hat ein Gesamt-Finanzvolumen von 3,5 Millionen Euro. Gefördert wird es im Rahmen des Bundesprogramms "Biologische Vielfalt" durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit sowie durch das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW und durch das niedersächsische Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz. Die Verbundpartner tragen jeweils einen Eigenanteil.

 

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