Archäometrie
Mineralogie und Geochemie römischer Keramiken aus dem Töpfereibezirk vor der porta
praetoria des Hauptlagers von Haltern, Westfalen
Südwestlich der porta praetoria des Hauptlagers von Haltern wurde bei Ausgrabungen im Bereich des
heutigen Museumsparkplatzes eine Töpfereiwerkstatt mit zehn Töpferöfen und großen
Mengen zerscherbter Keramik freigelegt. Die Römer stellten hier überwiegend einfache
Gebrauchsgegenstände wie Kochtöpfe, Krüge, Schüsseln und
Vorratsgefäße her. Daneben fanden sich auch anspruchsvollere Keramiken wie Lampen und
Terrakotten. Die archäologische Auswertung des keramischen Inventars der verschiedenen
Töpferöfen warf die Frage nach den möglichen Affinitäten der im Töpfereibezirk
ausgegrabenen mutmaßlichen Töpfertone mit den in Haltern hergestellten römischen
Keramiken auf.
Zur Bildung
einer neuen Referenzgruppe im Vergleich zu der als Importware vorkommenden Ca-reichen Keramik (Lasfargues
& Picon 1982) wurde die Clusteranalyse eingesetzt. Sie erlaubt in der Dendrogramm-Darstellung dieser
betont Ca-armen Keramiken eine Untergruppierung der Proben.
Aufgrund der extrem niedrigen CaO- und hohen SiO2 Gehalte liegen alle untersuchten Proben
im "Stabilitätsfeld" SiO2 Anorthit-Mullit des ternären Systems SiO2
CaO+MgO Al2O3. Diese Feststellung gilt für die beiden vermuteten Töpfertone, die
Lehmproben und die römischen Scherben.
Als Ton- und Keramikbestandteile wurden lichtoptisch bzw. röntgenographisch identifiziert: Quarz
(Q); Orthoklas, Mikroklin bzw. Plagioklas (F), Kaolinit (K), Sericit/Muskovit bzw. Illit (I), Biotit, Hornblende,
Ortho- und Klinopyroxen, Turmalin, Zirkon, Apatit, Magnetit, Rutil, Hämatit, Cristobalit (C), Mullit (M),
Epidot, Granit- und Quarzitgrus, gemahlener Keramikbruch, Diatomeen.
Temperversuche
im oxidierenden Milieu zwischen 600 und 1300°C sowie DTA-/DTG-Untersuchungen
an den Töpfertonen (12: kaolinitischer Ton mit Diatomeen; 28: illitischer Ton) ergeben mit
den Scherben vergleichbare Mineralbestände. Eine Herstellung der Ca-armen Keramiken in Haltern
erscheint daher wahrscheinlich. Identische Untersuchungen an zwei Lehmproben aus der stillgelegten Tongrube
Frettholz bei Haltern liefern vergleichbare Daten und deuten auf eine "Lager-nahe" Herkunft der
Töpfertone.
Beteiligte Wissenschaftlerin:
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