Prof. Dr. Werner Jacobsen
Die Auftraggeber von Florenz
Das bisherige, DFG-gestützte Projekt über die sozialen und ökonomischen Verhältnisse der Florentiner Maler, welches seit 1986 in Arbeit war, ist
abgeschlossen; die Ergebnisse im Jahre 2001 als Buch der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgelegt worden. Im Anschluß an das Projekt sollen in den
nächsten Jahren die Florentiner Auftraggeber für die damals anfallenden Kunstaufträge erforscht werden. Dieses Projekt betrachte ich als strategisch
wichtigstes Forschungsprojekt der Florenzforschung des nächsten Jahrzehnts. Es widmet sich der Aufarbeitung der Kunst und Kunstpolitik des Albizzi-Regimes
(1392-1434). Das Projekt zielt auf die zentrale Frage nach den Entstehungsbedingungen und -hintergründen der beginnenden Florentiner Renaissancekunst, nach den
mäzenatischen und kunstpolitischen Hintergründen, welche diese neue künstlerische Richtung erst bedingte und ermöglichte und sodann
stimulierte. Die bisherige Florenzforschung hat sich auf die Medici, insbesondere auf Cosimo als den entscheidenden Protagonisten dieser neuen Renaissancekunst
konzentriert (z. B. Gombrich, The Early Medici as Patrons of Art, 1960; Ames-Lewis, Cosimo il Vecchio, 1992; Beyer/Boucher, Piero de' Medici - Kunst im Dienste der
Medici, 1993). Doch ist eine solche Orientierung falsch. Dies belegt allein schon eine Analyse der großen damaligen Aufträge und die Zusammensetzung der
Kommissionen, die sich für die ersten Auftragsvergaben an neue Renaissancekünstler aussprachen. Nicht die Medici, sondern im Gegenteil deren politische
Kontrahenten, nämlich die Vertreter des Albizzi-Regimes, erweisen sich als die frühen Protagonisten dieser neuen Kunstrichtung. Nicht nur die einzelnen
Familien dieser politischen Gruppe bestellten als Privatleute bei den ersten Renaissancekünstlern, sie dominierten auch die städtischen und zünftischen
Gremien und Kommissionen, welche sich für die neue Kunstrichtung entschieden (Opera del Duomo, Parte Guelfa, Zünfte, Orsanmichele, Hospitäler
etc.). Cosimo hingegen (und die Medici insgesamt) haben sich in der Zeit ihrer politischen Isolierung bis 1433 kaum mit Kunstaufträgen hervorgetan und sodann
erst, nach Rückkehr aus der Verbannung 1434, allmählich diese damals schon bestehende neue Kunstrichtung unterstützt, ja seit den 40er Jahren
geradezu usurpiert. Diese Feststellung habe ich im Schlußkapitel meines Buches "Die Maler von Florenz zu Beginn der Renaissance" als Ausblick bereits
umrissen. Ursprünglich sollte diese Auftraggeberfrage den zweiten Großteil meines damaligen Florenzprojektes bilden, ein Vorhaben, das ich jedoch aus
realistischer Einschätzung der Arbeitszeit dann zurückstellen mußte und das ich erst jetzt, nach Vorliegen meines Florenzbuches, in Angriff nehmen
kann. Vorarbeiten hierzu habe ich in meinem Freisemester 2003/04 mit Unterstützung der VW-Stiftung in Florenz bereits durchführern können.
Projektdauer:
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
|