Mittelalterliche Geschichte
Verrechtlichung der Internationalität. Vor- und Frühformen des Völkerrechts in theoretischer Reflexion und politisch-diplomatischer Praxis (14.-17.
Jahrhundert)
Ähnlich wie in der Gegenwart, war im europäischen Spätmittelalter des 14. und 15. Jahrhunderts die internationale Kommunikation in eine
Legitimitätskrise gestürzt. Infolge des faktischen Geltungsverlustes der vormals wirkmächtigen Universalmächte, bedingt durch das Fehlen
anerkannter Normen und unter dem Druck wachsender äußerer Gefahren suchten die Aktanden des politischen Geschehens nach rechtlichen Formen der
Verständigung, eines Konfliktaustrages und der Konfliktlösung. Aus den tradierten Verfahren der Hof- und Adelsgesellschaft und aus überlieferten
Rechtssätzen entwickelte man schrittweise grenzübergreifend anwendbare, konsensuale Praktiken politischen Handelns, die allmählich verschriftlicht
und verrechtlicht wurden. Die Theorie folgte hier der Praxis. Seit dem 16. und ausgeprägt im 17. und noch im 18. Jahrhundert fanden diese Verfahren als
formulierte Norm Eingang in Textkorpora zum Völkerrecht, deren historische Exempla weithin spätmittelalterliche diplomatische Realität
nachzeichnen. Das Projekt setzt sich zum Ziel, diesen Prozeß der Genese von Vor- und Frühformen des europäischen Völkerrechts aus der
politisch-diplomatischen Praxis des Spätmittelalters und ihre Transformation zu einem normierten und vermittelbaren Regelwissen zu untersuchen.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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