Psychotherapie
Affektforschung / Psychotherapieforschung / Transsexualität
Die Arbeitsgruppe Psychotherapieforschung arbeitet an unterschiedlichen Schwerpunkten, die die Affektforschung, die Psychotherapieforschung, aber auch bestimmte
Störungsbilder wie die Anorexia nervosa und die Transsexualität betreffen.
Affektforschung
Ein Schwerpunkt der Forschungsaktivitäten betrifft die Bewältigung traumatischer Verluste. In Untersuchungen, die in Kooperation mit der Klinik und Poliklinik
für Frauenheilkunde und Geburtshilfe des Universitätsklinikums Münster (Direktor: Prof. Dr. L. Kiesel) durchgeführt wurden, konnten wir
zeigen, dass traumatische Verluste neben einem normalen Trauerprozeß in pathologische Trauer, aber auch in eine krankheitswertige psychische Symptomatik
münden können. Dabei sind intensive Trauer und traumatisches Erleben noch Jahre nach dem Verlust bei den Betreffenden nachweisbar.
In Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Münster (Direktor: Prof. Dr. E. Harms) wurde das
traumatische Erleben von Frauen nach Frühgeburt untersucht. Die Ergebnisse unterstreichen den traumatischen Aspekt einer Frühgeburt für die
betroffenen Frauen. So wiesen Frauen nach Frühgeburt auch noch 14 Monate nach der Geburt signifikant höhere Werte traumatischen Erlebens auf als Frauen
nach der Geburt eines gesunden, reif geborenen Kindes. Darüber hinaus war im Vergleich zur Kontrollgruppe bei Frauen, die ein Frühgeborenes zur Welt
gebracht hatten, keine signifikante Reduktion des traumatischen Erlebens im Zeitverlauf zu verzeichnen. Andere Forschungsschwerpunkte betreffen depressive
Erkrankungen (siehe Psychotherapieforschung) und Angsterkrankungen (siehe Angsterkrankungen (Deckert)).
Psychotherapieforschung
Im Bereich der Psychotherapieforschung stand zunächst die Entwicklung und Evaluation eines integrativen psychodynamischen Behandlungskonzepts für
Mütter mit psychosomatischen Erkrankungen im Zentrum unseres wissenschaftlichen Interesses. Das Projekt wurde durch das Bundesministerium für
Bildung, Wissenschaft und Technologie und den Verband Deutscher Rentenversicherer in Kooperation mit der Abteilung für Psychosomatik und Psychotherapie der
Medizinischen Hochschule Hannover (Direktor: Prof. Dr. F. Lamprecht) durchgeführt.
Weitere Studien, die in Zusammenarbeit
mit der Arbeitsgruppe kognitive Neuropsychiatrie (PD Dr. Suslow) durchgeführt wurden, beschäftigten sich mit dem Einfluss stationärer Psychotherapie
auf kontrollierte Prozesse affektiver Informationsverarbeitung bei depressiven Patienten. In einer Reihe von Längsschnittstudien haben wir den Einfluss
stationärer psychodynamischer Psychotherapie auf automatische und kontrollierte Prozesse affektiver Informationsverarbeitung bei depressiven Patienten untersucht,
wobei Methoden der kognitiven Emotionspsychologie eingesetzt wurden. Unsere Ergebnisse verweisen zum einen auf eine automatische Verarbeitungsverzerrung
für den affektiven Gesichtsausdruck im Zustand der akuten Depression, die für die Persistenz der depressiven Symptomatik prädiktiv erscheint. Zum
anderen ergab sich ein Anhalt für eine effiziente räumliche Detektion von einem negativen Gesichtsausdruck bei einer verlangsamten räumlichen
Detektion von einem positiven Gesichtsausdruck bei depressiven Patienten (siehe affektive Informationsverarbeitung bei psychischen Erkrankungen).
Im Bereich der stationären Psychotherapieforschung wurden darüber hinaus ebenfalls in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe kognitive Neuropsychiatrie (Dr.
P. Ohrmann) neurobiologische Korrelate der Anorexia nervosa untersucht. Hier fanden wir mit der Protonenmagnetresonanzspektroskopie Hinweise auf eine
Schädigung neuronaler Strukturen, die auch unter Gewichtszunahme und psychotherapeutischer Behandlung zunächst nicht reversibel waren. Eine weitere
Untersuchung beschäftigte sich mit dem inzidentellen Lernen von auf Nahrungsmittel bezogene und emotionale Wörter bei Frauen mit Anorexia nervosa
(siehe affektive Informationsverarbeitung bei psychischen Erkrankungen).
Transsexualität
In der ersten Prävalenzstudie zu dissoziativen Störungen und traumatischen Kindheitserfahrungen bei Transsexuellen, die in Kooperation mit Frau Priv.-Doz. Dr. U. Gast, Evangelisches Johannes-Krankenhaus Bielefeld, durchgeführt wurde, zeigte sich ein überraschend hohes Ausmaß an emotionalen Missbrauchserfahrungen.
Hinsichtlich der Prävalenz dissoziativer Symptomatik zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu einer Stichprobe stationär behandelter
psychiatrischer Patienten.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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