Biologie und Pathogenese von Staphylokokken-Infektionen
Molekulare Epidemiologie von Infektionen durch Methicillin-resistente Staphylococcus aureus
(MRSA)-Stämme
MRSA nehmen innerhalb der nosokomialen Infektionen weiterhin eine herausragende Stellung ein und sind trotz
des auch in den vergangenen Jahren größer werdenden Armamentariums an neuen Antibiotika (u.a.
Quinupristin-Dalfopristin, Linezolid, Daptomycin) nach wie vor eine große Bedrohung. Inzwischen
konnten wir auch bei Small Colony Variants (SCVs) Methicillin-resistente Stämme beschreiben (siehe
Bericht "Infektionsbiologie und molekulare Charakterisierung von Small Colony Variants"). Seit wenigen Jahren
werden vermehrt MRSA-Stämme von Patienten isoliert, die keinen direkten vorherigen Kontakt zu
stationären medizinischen Einrichtungen in ihrer Anamnese aufweisen. Diese community acquired
MRSA (cMRSA) wurden u.a. von ambulanten Patienten isoliert, die insbesondere Infektionen der Haut
sowie eine besondere Form einer nekrotisierenden, oft letal verlaufenden Pneumonie zeigten. Diese cMRSA
tragen als besonderen Virulenzfaktor das Panton-Valentine-Leukozidin-Gen (siehe auch Bericht zu
Staphylokokken-Exotoxine). Da die Datenlage in Deutschland zur Prävalenz dieser
Stämme unzureichend ist, initiierten wir 2004 im Rahmen der AG
Staphylokokken-Infektionen der Paul-Ehrlich Gesellschaft für Chemotherapie e.V. (PEG) eine
multizentrische Studie, um den Anteil von cMRSA zu ermitteln. Gleichzeitig ermöglicht diese Studie, einen
repräsentativen Querschnitt der derzeit in Deutschland vorkommenden MRSA-Isolate (einschl. cMRSA)
weitergehend molekular charakterisieren (u.a. Genotypisierung mittels spa-Typing) zu können (erste
Ergebnisse wurden auf der PEG-Tagung 2004 präsentiert).
Eine
weitere aktuelle Studie am Universitätsklinikum Münster in Zusammenarbeit mit dem Institut
für Hygiene (A. W. Friedrich, A. Mellmann) konnte zeigen, daß gezielte Screeningmaßnahmen
in Risikobereichen ein hocheffizientes Werkzeug zur MRSA-Kontrolle darstellen. So konnte ein
MRSA-Screening bei sieben Prozent aller stationär aufgenommenen Patienten insgesamt ca. die
Hälfte aller im Beobachtungszeitraum aufgetretenen MRSA-Kolonisationen und -Infektionen nachweisen.
Wie wir nachweisen konnten, ist auch die Kontrolle des Sanierungserfolges ist ein sehr wichtiges Instrument
des MRSA-Managements. Aufgrund der immer kürzer werdenden Liegedauer kann diese jedoch selten
von der sanierenden Institution durchgeführt werden. Umso deutlicher wird die
Notwendigkeit effektiver MRSA-Kontrollprogramme unter Einbeziehung aller beteiligten Institutionen
einschließlich ambulanter Versorgungsbereiche.
Das Resistenzverhalten von MRSA sowie von Methicillin-resistenten Stämmen anderer
Staphylokokken-Spezies wird durch das mecA-Gen und regulatorischen Elementen bedingt, die in einem mobilen
genetischen Element, bezeichnet als staphylococcal cassette chromosome mec (SCCmec),
angeordenet sind. Derzeit sind mehrere SCCmec-Typen (I-V) sowie einige Subtypen bekannt. Bei der
vergleichenden Analyse mehrerer SCCmec-Nachweis- und Differenzierungsverfahren konnten wir einerseits
beträchtliche Differenzen aufzeigen; andererseits erwies sich eine beträchtliche Anzahl von
MRSA-Isolaten als nicht typisierbar, so daß von einer größeren Heterogenität des
SCCmec-Elements ausgegangen werden muß.
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