Tumorzytogenetik und Tumorgenetik
Mutationsanalyse bei hereditärem Mamma- und Ovarialkarzinom
Brustkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen in der westlichen Welt; eine von acht Frauen wird im Laufe ihres Lebens an dieser Krebsform
erkranken. Etwa 5% der Mammakarzinome können eindeutig auf eine erbliche Komponente zurückgeführt werden. Bei einem wesentlichen Anteil der
erblich bedingten Mamma- und Ovarialkarzinome sind Mutationen in einem der beiden bislang identifizierten "breast cancer susceptibility" Gene (BRCA1 und BRCA2)
nachweisbar. Frauen mit einer ererbten "loss-of-function"-Mutation in einem dieser Gene haben ein etwa 85% Lebenszeitrisiko, ein Mamma- und/oder Ovarialkarzinom zu
entwickeln.
In einer von der Deutschen Krebshilfe geförderten Studie wurde in den Jahren 1996 bis 2004 in bundesweit 12 Zentren - eines davon Münster - Frauen aus
Risikofamilien die molekulargenetische Testung in diesen beiden Genen angeboten. In Münster wurden im Studienzeitraum in 234 Familien molekulargenetische
Analysen der beiden BRCA-Gene mittels "Denaturing High-Performance Liquid Chroma tography" (DHPLC) und direkter Sequenzierung durchgeführt und 48
eindeutig pathogene Mutationen nachgewiesen. Beide PCR-basierte Methoden sind hoch sensitiv, ermöglichen jedoch nur eine Untersuchung der amplifizierten
Bereiche. Größere genomische Umordnungen, die z.B. Deletionen oder Duplikationen ganzer Exone zur Folge haben können, werden mit solchen
PCR-basierten Methoden nicht erfasst. Um den Anteil solcher genomischen Umlagerungen in unserem Patientenkollektiv zu bestimmen, wurden Indexpatienten, die keine
nachweisbare BRCA1- oder BRCA2-Mutation hatten, mittels MLPA (multiplex ligation-dependent probe amplification) auf solche genomischen Umlagerungen hin
untersucht. Mit dieser neu entwickelten Technik (Schouten et al, 2002. NAR 30: e57) können über die relative Quantifizierung von über 40
verschiedenen DNA - Sequenzen in einer einzigen Reaktion (Multiplex-PCR) komplette Gene sehr schnell und sicher auf Deletionen oder Duplikationen hin untersucht
werden. Die retrospektive Untersuchung von 119 Indexpatienten erbrachte den Nachweis von drei zusätzlichen Mutationen im BRCA1-Gen: eine bislang nicht
beschriebene Deletion von Exon5, eine Duplikation von Exon 13 und eine Deletion von Exon 17. Genomische Umlagerungen BRCA1-Gen machen demnach zwar einen
kleinen aber dennoch nennenswerten Anteil der pathogenen Mutationen aus, und die MLPA-Technik ermöglicht eine arbeits- und kosten-effiziente Optimierung
der BRCA-Analytik.
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