Zentrale Hörverarbeitung
Evaluierung einer Funkübertragungsanlage als Maßnahme zur Verbesserung der
Signalqualität bei auditiven Selektionsstörungen
Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS) sind definiert als Störungen der
zentralen Prozesse des Hörens. Gemäß der Definition des Konsensusstatements der
Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie umfassen diese neben der Analyse von
Zeit-, Frequenz- und Intensitätsunterschieden akustischer Signale vor allem Prozesse des binauralen
Hörens. Das binaurale Hören spielt neben seiner Funktion bei der Lokalisation eine wichtige Rolle
bei der Separation von Schallquellen, bei der Verbesserung der Wahrnehmung von gestörter Sprache
sowie bei der Unterdrückung von Klangverfärbungen. Eigene retrospektive Studien mit mehr als
400 Kindern belegen, dass auditive Selektionsstörungen bei Schulkindern mit einer
Häufigkeit von ca. 20% zu den häufigsten anamnestischen Hinweisen bei V. a. eine AVWS
gehören. Je nach eingesetztem subjektiven Testverfahren finden sich zwischen 30 und 52%
auffälliger Befunde. Die Alltagsrelevanz dieser Teilleistungsstörung und die Umwegstrategien
betroffener Kinder sind individuell sehr unterschiedlich, jedoch ist von einer erheblich erhöhten
Höranstrengung auszugehen. Therapeutisch werden neben übenden Verfahren und Techniken zur
Kompensation gestörter Dysfunktionen vor allem Maßnahmen zur Verbesserung der
Signalqualität (z. B. bauakustische Veränderungen, Anpassung von Hörgeräten
oder FM- Anlagen) diskutiert.
Seit März 2004 steht mit dem Phonak Edu- Link
eine FM- Übertragungsanlage zur Verfügung, die speziell für die Behandlung von
Kindern mit auditiven Verarbeitungsstörungen konzipiert wurde. Ziel ist die Reduktion von
ungünstiger Raumakustik und Hintergrundgeräuschen für eine bessere Sprachdiskrimination.
Bislang ist unklar, ob der Nutzen ausschließlich in einer Ergänzung der übenden und
metakognitiven Ansätze liegt, oder ob ihr ein eigenständiger therapeutischer Wert zugeschrieben
werden kann. Ziel
der Studie ist die Überprüfung der Effektivität im Rahmen einer kontrollierten prospektiven
Interventionsstudie im Hinblick auf subjektive und objektive Erfolgskriterien. Es soll geprüft werden, ob
sich bei Einsatz des Phonak EduLink- Systems bei Patienten mit auditiven Selektionsstörungen die
Höranstrengung und/oder deren sekundäre Folgen verringern, die Leistungen in der auditiven
Selektion verbessern, und ob sich Veränderungen in den logopädischen und psychologischen
Variablen ergeben.
Im Laufe von 30 Monaten werden bis zu 20 Probanden mit
auditiver Selektionsstörung über 6 Monate mit dem Phonak EduLink-System versorgt und
anschließend einem Retest audiologischer, logopädischer und psychologischer Variablen
unterzogen. Zudem werden die Tragedauer des Systems sowie Eigen- und Fremdbeurteilungen
(Eltern/Lehrer) zur Höranstrengung und sekundären Faktoren (Selbstkonzept, Verhalten) durch
standardisierte und nicht standardisierte Fragebögen erhoben. Eine Kontrollgruppe mit gleicher klinischer
Auffälligkeit wird nach 6 Monaten ohne Trageversuch mit dem gleichen Inventar
nachuntersucht.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
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