Klinische Neurodermatologie
Antipruritische Therapie mit dem oralen Opiatrezeptor-Antagonist Naltrexon: offene,
nicht-plazebokontrollierte Anwendung
Die Perzeption von Pruritus wird u.a. durch endogene und exogene Opiate über zentrale Opiatrezeptoren
verstärkt und kann dementsprechend mit Opiatrezeptorantagonisten unterdrückt werden. Das Ziel
dieser Arbeit war es, die Effizienz von Naltrexon, einem oralen Opiatrezeptorantagonisten, bei der Therapie
von schwerem Juckreiz unterschiedlicher Ursache zu beschreiben. 133 Patienten mit starkem,
therapierefraktären Pruritus bei verschiedenen entzündlichen Dermatosen (u.a. asteatotische
Dermatitis, atopische Dermatitis, Prurigo verschiedener Ursache, Psoriasis vulgaris) und bei Leber- und
Nierenerkrankungen, Neoplasien sowie Pruritus unklarer Genese wurden mit täglich 50 bis 150
mg Naltrexon (Nemexin) behandelt. Ein Ansprechen auf die Therapie war bei 86 der 133
Patienten (64,6%) zu verzeichnen. Naltrexon erwies sich als sehr gut wirksam bei Prurigo nodularis,
Pruritus bei kutanen Lymphomen sowie auch bei Juckreiz unklarer Genese. Eine Tachyphylaxie war bei
13% der Patienten zu beobachten, trat spät auf und konnte durch das Steigern der Dosis
abgefangen werden. Nebenwirkungen der Therapie beschränkten sich zum größten Teil auf
die ersten zwei Therapiewochen und umfassten vor allem neurologische (Schwindel, Kopfschmerzen,
Müdigkeit) und gastrointestinale Symptome (Übelkeit, Erbrechen und Durchfall). Die
vorliegenden Ergebnisse zeigen, daß der orale Opiatrezeptorantagonist Naltrexon eine effektive
Therapie mit guter Verträglichkeit bei therapierefraktärem Juckreiz verschiedenster Ursache
darstellt.