Bonhoefferforschung
Die philosophischen und theologischen Grundlagen der Ethik-Konzeption Dietrich Bonhoeffers
Die nicht abgeschlossene "Ethik" kann als Dietrich Bonhoeffers Hauptwerk gelten. Die breiten fundamentalethischen Ausführungen lassen eine
hochreflektierte theologische Konzeption erkennen, die durch die produktive, und d.h. interpretierende und umgestaltende, Aufnahme einflußreicher theologischer
und philosophischer Strömungen eine neue und originelle Synthese konstituiert. Unter den Einflüssen aus der protestantischen Theologie sind von
besonderer Bedeutung die christologische Offenbarungstheologie des mittleren Karl Barth und zentrale Einsichten Luthers, vor allem dessen Deutung der Inkarnation
sowie das Lehrstück von den Zwei Regimenten und die Stände-Lehre; daneben treten weitere Theologoumena der lutherischen Reformation zur
Rechtfertigungslehre, zur Lehre vom Gesetz und seinem dreifachen Gebrauch u.a. Darüber hinaus sind Einflüsse des dialogischen Personalismus in der
zeitgenössischen Theologie auch auf Bonhoeffer erkennbar, die auf seine Rezeption Grisebachs, Gogartens, Barths und Brunners zurückzuführen sind.
Von philosophischer Seite ist an erster Stelle der Neuthomismus des katholischen Philosophen Josef Piepers zu nennen. Dessen Einfluß erschöpft sich nicht in
der Aufnahme einiger mittels der thomistischen Philosophie gedeuteter Begriffe, sondern hat für die gesamte Konzeption der Ethik fundamentale Bedeutung. Dazu
tritt der Lebensbegriff der zeitgenössischen Lebensphilosophie und die Auseinandersetzung mit Nietzsches Kritik des Christentums und seiner Moral. Der Deutsche
Idealismus, insbesondere seine Grundlegung durch Kant, sowie die zeitgenössische Existenzphilosophie sind schließlich von Bonhoeffer intensiv, aber auch
sehr kritisch rezipiert und verschiedentlich in der "Ethik" verarbeitet worden.
Ziel dieses Forschungsprojekts ist die Herausarbeitung der auf den genannten philosophischen und theologischen Einflüssen beruhenden Konzeption der
"Ethik".
Beteiligte Wissenschaftler:
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