'Virtus' in der Kunst und Kunsttheorie der italienischen Renaissance
Das kunsthistorische
Teilprojekt untersucht im Hinblick auf die Kunst der italienischen Renaissance Tugendbilder und
Manifestationen der virtù im weitesten Sinn unter Berücksichtigung der antiken und
zeitgenössischen kunsttheoretischen Reflexion sowie tugendethischer Theorien und Affektlehren. Im
Mittelpunkt der Untersuchungen stehen die beiden, von der humanistischen Kultur geprägten
Kunstzentren Florenz und Venedig. Angestrebt ist eine systematische Erfassung entsprechender Zeugnisse und
die Erarbeitung einer Typologie bild- und baukünstlerischer Tugendmanifestationen. Jedoch geht es
dabei nicht nur um die Tugend-Ikonographie, sondern auch um die in Werkprozess und realisiertem Opus
- also nicht zuletzt im Stil - sich manifestierende virtù des Künstlers vor
dem Hintergrund der seinerzeit von verschiedenen Seiten erhobenen ethischen Anforderungen an
Künstler und Werk.
Im Berichtszeitraum erbrachte Forschungsergebnisse konnten anlässlich von zwei
interdisziplinären Tagungen vorgestellt werden, die von den Projektmitarbeitern im Jahre 2002
ausgerichtet worden sind (Tugenden und Affekte in der Philosophie, Literatur und Kunst der
Renaissance; Praemium virtutis. Grabmonumente und Begräbniszeremoniell im
Zeichen des Humanismus). Dabei wurde neben den bild- und baukünstlerischen Medien
u. a. durch die Berücksichtigung des Zeremonialwesens, der darstellenden Künste und der
Musik auch den im weitesten Sinne performativen Akten gebührende Aufmerksamkeit geschenkt und
auf diese Weise ebenso der Verschränkung wie der gegenseitigen Abgrenzung verschiedener Formen
von symbolischer Kommunikation im historischen Untersuchungsfeld in angemessener Weise Rechnung
getragen. Die Akten der betreffenden Tagungen wurden noch im selben Jahr als Bände 1 und 2 in der
Schriftenreihe des SFB 496 publiziert.
Im Rahmen des Teilprojektes B2 wird eine Datenbank thematisch relevanter Bildzeugnisse erarbeitet,
die dem Benutzer alle verfügbaren Wissens-Daten zu den einzelnen Werken inklusive bibliographischer
Angaben an die Hand gibt. Die Virtus-Datenbank entsteht in Abstimmung mit parallel hierzu
entwickelten anderen Datenbanken, die unter dem Dach des SFB 496 gegründet worden sind, und
gewährleistet auf diese Weise eine direkte Vernetzung und breitgefächerte,
disziplinenübergreifende Recherche zum Themenkomplex symbolischer Kommunikation vor dem
Hintergrund gesellschaftlicher Wertesysteme. Die kunsthistorische Datenbank enthält derzeit
ca. 450 Datensätze und wird ständig erweitert.
Ein gemeinsam mit den Teilprojekten B3 und B5 im WS 2000/2001 veranstaltetes Hauptseminar zur antiken
Tugendethik und deren Rezeption in der Renaissance diente der interdisziplinären Erschließung
der für die beteiligten Projekte relevanten Quellentexte.
Projektdauer:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen:
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