Fachbereich 09 - Philologie
Institut für Deutsche Philologie II
Lehrstuhlbereich Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf

Fetischismus und kulturelle Produktivität. Dinge und Identitäten im 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert tauchen die dem kolonialen Diskurs entstammenden Begriffe Fetisch' und Fetischismus' in der Selbstbeschreibung der europäischen Kultur auf. Dienten sie zuvor der Grenzziehung zwischen wahrem Glauben und Götzendienst und damit zwischen eigener und fremder Kultur, so werden sie nun für die Analyse eines für die moderne kapitalistische Gesellschaft charakteristischen Verblendungszusammenhangs (Marx) und zur Diagnose sexueller Pathologien (Psychoanalyse) adaptiert. Dem hier anzutreffenden, wissenschaftliche Objektivität beanspruchenden Gestus steht vor allem in literarischen Texten die Aufmerksamkeit für Prozesse und Strategien der Konstitution kultureller Identität(en) gegenüber. Die Habilitationsschrift will in kulturwissenschaftlicher Perspektive das Feld von der Romantik bis zur Moderne ausloten und untersuchen, inwiefern mit dem Verhältnis von Dingen und Menschen ein unauflöslicher Zusammenhang von kultureller Bedeutungsbildung und Materialität bzw. Medialität in den Blick kommt. Damit wird, so soll gezeigt werden, die Möglichkeit der klaren (hierarchisierenden) Unterscheidung zwischen richtigem und falschem Glauben/Bewusstsein, Eigenem und Fremdem, Norm und Abweichung in Frage gestellt.

Beteiligte Wissenschaftlerin:

Dr. Doerte Bischoff