Forschungsbericht 1999-2000 | |
Sonderforschungsbereich 556
Albert-Schweitzer-Str. 33 48149 Münster Tel. (0251) 83-4 76 17 / 83-4 83 98 Fax: (0251) 83-4 78 64 / 83-4 96 88 e-mail: breithg@uni-muenster.de, sfb556.sekretariat@uni-muenster.de WWW: http://www.uni-muenster.de/ Sprecher: Prof. Dr. Günter Breithardt | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Sonderforschungsbereiche Sonderforschungsbereich 556 | ||||||||||||||
Herzinsuffizienz und Arrhythmien -
Die Herzinsuffizienz ist das häufige gemeinsame Endstadium vieler
Erkrankungen des Herzens und ist durch das Unvermögen des Herzens
gekennzeichnet, den Körper bedarfsgerecht mit Blut zu versorgen. Die
Herzinsuffizienz hat eine sehr schlechte Prognose, vergleichbar mit bösartigen
Tumorerkrankungen. Die Zahl der Patienten mit chronischen Pumpstörungen des
Herzens hat sich in den industrialisierten Ländern in den letzten 2 bis
3 Jahrzehnten verfünffacht. Dies ist paradoxerweise Ausdruck des
Erfolges der modernen Herz- und Kreislaufmedizin, da die akuten Komplikationen wie
Herzinfarkt erfolgreicher behandelt werden können, so dass zunehmend mehr
Menschen das Endstadium Herzinsuffizienz erreichen. Allein in Deutschland leiden
gegenwärtig zirka eine Million Menschen an diesem als Herzinsuffizienz
bezeichneten Krankheitsbild, dessen Erforschung und Behandlung nicht zuletzt auch
eine große gesundheitspolitische Herausforderung zukommt. Denn trotz vieler
Fortschritte in der Behandlung der Herzinsuffizienz - von der
medikamentösen Behandlung bis hin zur Herztransplantation und zur
Anwendungvon Herzunterstützungssystemen - sind die
Heilungsaussichten nach wie vor in hohem Maße unbefriedigend. Zu viele
Patienten sterben am fortschreitenden Pumpversagen des Herzens oder an
lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen, die zum plötzlichen Herztod
führen. Vor diesem Hintergrund sind die Erwartungen an den
Sonderforschungsbereich in Münster sehr groß.
Wissenschaftler der am neuen Sonderforschungsbereich beteiligten Kliniken und Institute
arbeiten bereits seit Jahren in verschiedenen Projekten zur Herz-Kreislauf-Forschung zusammen.
Durch diese traditionell enge Kopplung experimentell und klinisch ausgerichteter Arbeiten
besteht an der Universität Münster ein besonders vielversprechendes
Forschungsumfeld für den neuen Sonderforschungsbereich, dessen Ziel es ist, zu einem
besseren Verständnis der Mechanismen der Entstehung, des Fortschreitens und der
eventuellen Rückbildung der Herzinsuffizienz und der begleitenden
Rhythmusstörungen beizutragen. Auf der Grundlage der neuen Erkenntnisse sollen
gleichzeitig neue therapeutische Ansätze zur Bekämpfung der lebensbedrohlichen
Pumpstörungen des Herzens entwickelt werden.
Am 1. Juli 2000 wurde der Sonderforschungsbereich 556 initiiert, in dessen
Rahmen die Erforschung der Herzinsuffizienz und begleitender Herzrhythmusstörungen
zunächst bis zum 30.6.2003 mit einem Finanzvolumen von 5,9 Millionen Mark
Mark gefördert werden wird. An diesem SFB wirken die Medizinische Klinik und
Poliklinik C (Kardiologie und Angiologie), das Institut für
Arterioskleroseforschung sowie zehn weitere wissenschaftliche Einrichtungen der
Medizinischen Fakultät mit: die Institute für Pharmakologie und Toxikologie,
für Physiologie, für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin, für
Experimentelle Pathologie (am Zentrum für Molekularbiologie der Entzündung),
die Klinik für Nuklearmedizin sowie in enger Zusammenarbeit die Kliniken für
Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie und für Anästhesiologie und
Operative Intensivmedizin.
Die Verknüpfung von Herzinsuffizienz und Arrhythmien bzw. die molekularen
Mechanismen bei Arrhythmien und Herzinsuffizienz werden mit einer Vielzahl
unterschiedlicher, aber sich ergänzender Methoden untersucht. So werden
Untersuchungen an isolierten Molekülen (Kanäle), an isolierten Zellen, isolierten
Organen, Ganztieruntersuchungen und Studien am Menschen durchgeführt. Es werden
verschiedene Modelle von pharmakologisch (Zellkultur), physiologisch (Volumen- und
Druckbelastung) und genetisch bedingten Arrhythmien und Herzinsuffizienz (transgene
Mäuse, molekulargenetische Studien an Patienten) benutzt.
Rotationsstellen
Forschungskonferenzen
Zentrale Projektgruppe
Eröffnungsveranstaltung
Auch wenn bei der kurzen Förderperiode noch keine endgültigen Ergebnisse vorliegen
können, schreitet
die Arbeit in den Teilprojekten zügig voran. Im Folgenden sollen die Aufgaben und Ziele
der einzelnen Teilprojekte dargestellt werden.
Projekt A 1:
Molekulargenetik von
Herzrhythmusstörungen (Schulze-Bahr / Haverkamp / Funke)
Der plötzliche Herztod stellt insbesondere bei jugendlichen, bisher gesunden Personen ein
alarmierendes Ereignis dar. Zunehmend zeigt sich, dass Mutationen von Genen, die für
die elektrische Erregung des Herzens verantwortlich sind, zugrundeliegen. Im Zentrum der
Untersuchungen stehen zwei Erkrankungen: das QT-Syndrom und idiopathisches
Kammerflimmern vom Typ Brugada. Bei beiden Erkrankungen handelt es sich sog.
'primär elektrische Herzerkrankungen', d.h. es finden sich keine Hinweise auf eine
organische Erkrankung, bei denen vielmehr Genmutationen zu einer Fehlfunktion von kardialen
Ionenkanälen führen und somit durch die Störung des empfindlichen
Gleichgewichtes von Ionenströmen im Rahmen der Regulation des myozellulären
Aktionspotentials die gefährlichen Herzrhythmusstörungen bedingen. Ziel der
Untersuchungen ist es, neu entdeckte Genmutationen mit dem klinischen
Ausprägungsgrad der Erkrankung zu korrelieren.
Projekt A 2: Charakterisierung kardialer
Funktionen in Sterol Carrier Protein-2 / Sterol Carrier Protein-x Knockout Mäusen
(Seedorf / Mönnig)
Durch gezielte Beeinflussung und Veränderung von genetischen Informationen
können bei Mäusen die Entstehung und der Verlauf von beim Menschen bekannten
Erkrankungen gezielt untersucht werden. Dieses Teilprojekt untersucht die Auswirkungen
bestimmter Mutationen auf die Erregungsleitung des Herzens. Hierzu bedient sich die
Arbeitsgruppe miniaturisierter Verfahren zur Registrierung des Elektrokardiogramms von
Mäusen. Das EKG kann sowohl entsprechend dem Ruhe-EKG beim Menschen
über kurze Zeit als auch telemetrisch nach Implantation eines winzigen Senders
über lange Zeiten ohne Narkose registriert werden. Diese Untersuchungen sollen zu einem
besseren Verständnis der Entstehung von Rhythmusstörungen beim Menschen
beitragen.
Projekt A 3: Wirkungen von
Antiarrhythmika auf klonierte native und mutierte spannungsgesteuerte Kaliumkanäle des
Herzens (Madeja / Straub / Brosius)
Antiarrhythmika werde häufig zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen
eingesetzt. Neben einem Nutzen inform der Unterdrückung oder Verhinderung von
Rhythmusstörungen können gelegentlich auch bedrohliche
Rhythmusstörungen "paradoxerweise" hervorgerufen werden. Dies kommt gehäuft
bei Patienten mit Herzinsuffizienz vor, jedoch auch bei anscheinend organisch gesunden Herzen.
Bei der Herzinsuffizienz kann es ebenso wie bei angeborenen Ionenkanalerkrankungen zu einer
krankhaften Verlängerung des kardialen Aktionspotentials kommen, die auf einer
Verminderung oder einem Ausfall repolarsierender Kaliumströme beruht. Zum besseren
Verständnis dieser Vorgänge werden die zugrundeliegenden spannungsgesteuerten
Kaliumkanäle kloniert und in einem heterelogen Expressionsystem (z.B. Xenopus
laevis-Oozytensystem) exprimiert und elektrophysiologisch analysiert. Das besondere
Interesse konzentriert sich auf die pharmakologischen Wirkorte am HERG-Kanal, dem
KvLQT1/minK-Kanalkomplex und am Kv4.3-Kaliumkanal. Zudem werden Kanalmutanten
elektrophysiologisch untersucht, die bei Patienten mit QT-Syndrom und Brugada-Syndrom
(siehe Teilprojekt A1) gefunden werden.
Projekt A 4: Bedeutung des atrial
natriuretischen Peptids (ANP) und seiner Rezeptor-Guanylatcyklase (GC-A) für die
Regulation der Herzfunktion (Kuhn)
Die Entwicklung einer Herzhypertrophie/Herzinsuffizienz wird durch Botenstoffe und
Mediatoren gesteuert. Ein früher klinisch-biochemischer Marker hierfür ist die
erhöhte kardiale Bildung natriuretischer Peptide, des atrialen (ANP) und B-Typ
natriuretischen Peptids (BNP). Deren spezifischer Rezeptor, die membranständige
Guanylyl Cyklase A (GC-A), wird in Blutgefäßen, Niere, Nebenniere und auch im
Herzen selbst exprimiert. So werden neben den bekannten endokrinen, blutdrucksenkenden
Effekten dieser Peptide auch lokale, "protektive" Wirkungen auf Zellwachstum und
Kontraktilität im Herzen vermutet. Klinische Studien belegen, dass die
blutdrucksenkenden und diuretischen Effekte von ANP und BNP bei Patienten mit
Herzhypertrophie/Herzinsuffizienz deutlich vermindert sind, möglicherweise durch eine
Hemmung der GC-A. Es ist wahrscheinlich, dass dies mit Veränderungen des Rezeptors
im Herzen selbst einhergeht, was wiederum die Entwicklung der kardialen Veränderungen
beschleunigen könnte. Daher werden die kardialen Effekte der natriuretischen Peptide
sowie die mögliche Bedeutung einer Dysfunktion des ANP-Rezeptors, der GC-A,
für die Entwicklung der hypertensiven Herzinsuffizienz charakterisiert. Basis der
experimentellen Untersuchungen bilden zwei Maus-Modelle, in denen das Gen für den
ANP-Rezeptor (GC-A) systemisch oder herzspezifisch deletiert wurde.
Projekt B 1: Calcium-regulierende
Proteine des sarkoplasmatischen Retikulums (Neumann / Schmitz)
Kontraktion und Relaxation des Herzmuskels werden wesentlich durch die freie
Calciumionen-Konzentration im Zytoplasma der Herzmuskelzellen bedingt. Zu Beginn einer
Kontraktion wird Calcium aus dem intrazellulären Calciumspeicher, dem
sarkoplasmatischen Retikulum, freigesetzt und zu Beginn der Relaxation wieder in den Speicher
zurückgepumpt. Im sarkoplasmatischen Retikulum werden die Calciumionen von
Calsequestrin, einem Speicherprotein, gebunden. Calsequestrin wird durch zwei verschiedene
Proteine, Junctin und Triadin, im sarkoplasmatischen Retikulum fixiert. Das Ziel dieses
Teilprojektes besteht darin, mit Hilfe transgener Tiere, welche diese drei Proteine im Herzen
einerseits vermehrt ausprägen, andererseits kein Calsequestrin mehr ausprägen, die
Kopplung von Erregung und Kraftentwicklung im Herzen besser zu verstehen. Diese
Untersuchungen sind damit von fundamentaler Bedeutung für das Verständnis von
Rhythmusstörungen und der chronischen Herzinsuffizienz.
Projekt B 2: Bedeutung von Proteinphosphatase-Isoenzymen
für die
Kontraktilität und den Gefäßtonus (Boknik / Neumann)
Die Übertragung und Abspaltung von Phosphatresten stellt einen grundlegenden
Mechanismus zur Steuerung der Funktion regulatorischer Eiweiße dar. Eine gesteigerte
Abspaltung von Phosphatresten von funktionell relevanten regulatorischen Proteinen im Herzen
düfte zur Entstehung und zum Fortschreiten der menschlichen
Herzmuskelschwäche beitragen. Dies könnte auf einer erhöhten
Aktivität von sogenannten Proteinphosphatasen beruhen. Die geplanten Experimente
konzentrieren sich daher auf die ursächliche Bedeutung von Proteinphosphatasen
für die Herzmuskelschwäche und für Störungen des Herzrhythmus.
Diese Erkenntnisse könnten einen Ausgangspunkt für die Entwicklung neuer
spezifischer Arzneimittel zur Therapie der chronischen Herzmuskelschwäche darstellen.
Projekt B 3: Bedeutung
cAMP-abhängiger Transkriptionsfaktoren bei der Herzinsuffizienz
(Müller / Schmitz)
Klinische und experimentelle Befunde zeigen, dass eine chronische Stimulation des Herzens
durch vermehrt ausgeschüttete Streßhormone die veränderte Bildung
funktionell wichtiger Eiweiße im Herzen selbst beeinflusst, die für die Entstehung
und das Fortschreiten der Erkrankung relevant sind. Daher werden Transkriptionsfaktoren
untersucht, die eine krankhafte Steuerung des genetischen Programmes nach
Ausschüttung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin im Herzen bewirken
können. Ein Verständnis dieser Regulationswege könnte in ferner Zukunft
eine gezielte Wiederherstellung der Genexpression im Herzen erlauben.
Projekt B 5: Die Rolle
des
Transkriptionsfaktors NF-kB bei Hypoxie-ausgelöster Apoptose von Kardiomyozyten
(Levkau / Breithardt)
Das Absterben von Kardiomyozyten durch Apoptose ist ein prominentes pathologisches
Merkmal der chronisch ischämischen Herzinsuffizienz und des Myokardinfarkts und wird
mit Erkrankungen wie der arrhythmogenen rechtsventrikulären Kardiomyopathie, bei der
kardiale Arrhythmien im Vordergrund stehen, in Zusammenhang gebracht. Die Apoptose von
Kardiomyozyten kann durch Hypoxie, eine wichtige Komponente der Ischämie und der
durch sie ausgelösten elektrischen Störungen, experimentell ausgelöst
werden. Andererseits aktiviert Hypoxie auch den Transkriptionsfaktor NF-kB - ein Regler der
Genexpression, der als wichtiger Schutzfaktor vor Apoptose identifiziert wurde. Die biologische
Bedeutung des Zusammenspiels zwischen der durch Hypoxie ausgelösten pro- und
antiapoptotischen Signalwege für das Verhalten von Kardiomyozyten gegenüber
Hypoxie ist bisher unbekannt. Diese gegensätzlichen molekularen Signalwege treffen
aufeinander auch beim 'Preconditioning', dem Phänomen der Adaptation von
Kardiomyozyten durch vorausgehende nicht-lethale Episoden von Ischämie oder
Hypoxie. Im beantragten Projekt soll die Hypothese geprüft werden, dass
Kardiomyozyten NF-kB als Schutzreaktion vor Hypoxie-induzieter Apoptose aktivieren, und
dass endogene 'Todesmechanismen' diese Aktivität ausschalten müssen, bevor
Apoptose eintreten kann. Die Beeinflußung dieses Zusammenspiels durch die Induktion
antiapoptotischer 'Schutzgene' über NF-kB könnte ein möglicher protektiver
Wirkmechanismus des hypoxischen Preconditioning darstellen und wird hier zu prüfen
sein. Die Untersuchung der Regulation der identifizierten Schutzgene bei Patienten mit
ischämischer Herzinsuffizienz könnte Aufschluß über die protektive
Adaptationsfähigkeit des Herzmuskels geben.
Projekt C 1: Perfusion,
Metabolismus und adrenerge Innervation (Schäfers / Wichter / Schober)
Lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen kommen im Rahmen unterschiedlicher
Herzerkrankungen vor und sind oft für die Prognose der einzelnen Erkrankungen
bedeutend (plötzlicher Herztod). In diesem Teilprojekt sollen daher Faktoren, die ein
Risiko für das Auftreten von Herzrhythmusstörungen begünstigen, erkannt
werden, um ggf. therapeutisch einzugreifen. Mit neuartigen bildgebenden Verfahren
(Positronen-Emissions-Tomographie = PET), die von außerhalb des Körpers
(nicht-invasiv) Durchblutung, Energiestoffwechsel und Nervenversorgung messen
können, werden daher Erkrankungen, die mit unterschiedlich ausgeprägtem
Pumpversagen (Herzinsuffizienz) und/oder schweren Herzrhythmusstörungen
einhergehen, untersucht. Von diesem Projekt sind wichtige Erkenntnisse über die
Entstehung von Herzrhythmusstörungen zu erwarten, die neben einer verbesserten
Diagnostik auch ihre Anwendung in der Entwicklung neuer Therapiestrategien finden
können.
Projekt C 2: Erregungsausbreitung
und -rückbildung bei chronischer Herzinsuffizienz - Einfluß von
hämodynamischen Parametern und Antiarrhythmika
(Borggrefe / Breithardt)
In diesem Projekt werden die grundlegenden Mechanismen der Entstehung von
Rhythmusstörungen bei den verschiedenen Formen der chronischer Herzinsuffizienz beim
Menschen untersucht. Im Vordergrund des Interesses stehen dabei die Charakteristika der
Erregungsausbreitung und -rückbildung bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz
auf dem Boden einer koronaren Herzerkrankung oder einer dilatativen Kardiomyopathie. Ein
neuartiges, kontaktloses Mapping-System ermöglicht die simultane Analyse von mehr als
3000 'virtuellen' endokardialen Elektrogrammen, die mittels mathematischer Algorithmen aus
Fernfeldelektrogrammen, die von 64 auf einem Ballon angeordneten Elektroden aufgezeichnet
werden, rekonstruiert werden. Hierdurch ist eine Analyse des Erregungsablaufes des Herzens
auch bei komplexen Entstehungsmechanismen möglich. Zusätzlich können
die Einflüsse von hämodynamischen oder pharmakologischen Interventionen auf
die Erregungsausbreitung und -rückbildung untersucht werden.
Projekt C 4: Arrhythmogene
rechtsventrikuläre Kardiomyopathie: Pathophysiologie und Risikostratifikation
(Wichter / Borggrefe)
Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVCM) ist eine
häufige Ursache von ventrikulären Herzrhythmusstörungen,
plötzlicher Herztodesfälle und fortschreitender Herzinsuffizienz bei jungen
Patienten und Sportlern. Wesentliche Differentialdiagnose sind Kammertachykardien ohne
Nachweis einer strukturellen Herzerkrankung ("idiopathische Kammertachykardie"). Die
pathogenetischen Grundlagen der ARVCM und idiopathischer Kammertachykardien sind
bislang nur unzureichend geklärt. Bei ARVCM wurden sowohl strukturelle myokardiale
Schäden (Myozyten-Degeneration mit Ersatz durch Fett- und Bindegewebe) als auch
Störungen der sympathischen Nervenversorgung als mögliche Ursache bei der
Entstehung der Arrhythmien beschrieben.
Hauptziele des Teilprojekts sind:
pathogenetische und pathophysiologische Mechanismen bei ARVCM und idiopathischen
Kammertachykardien aufzuklären, um hieraus neue therapeutische Konzepte abzuleiten,
die Wertigkeit verschiedener diagnostischer Verfahren zur Diagnosestellung der ARVCM
in Abgrenzung zu idiopathischen Kammertachykardien zu erarbeiten, die Effektivität
unterschiedlicher Therapieverfahren zu ermitteln und eine verbesserte Therapiestrategie und
Risikostratifikation zu erreichen.
Projekt Z 2: Kardiale
Phänotypisierung transgener Mäuse - Pumpfunktion und Elektrophysiologie
(Kirchhof / Haverkamp / Neumann)
Um die funktionellen Auswirkungen genetischer Veränderungen bei chronischer
Herzschwäche besser zu verstehen, werden in diesem zentralen Projekt transgene
Mäusen aus verschiedenen Teilprojekten kardiologisch untersucht ("Mäuseklinik").
Hierzu werden Oberflächen-EKG, invasive elektrophysiologische Untersuchung (EPU),
telemetrische Aufzeichnung von Langzeit-EKGs mit Video-Überwachung und
Echokardiographie eingesetzt. Diese Methoden erlauben eine umfassende Untersuchung von
Pumpfunktion und elektrophysiologischen Eigenschaften bei transgenen Mäusen,
vergleichbar der kardiologischen Untersuchung beim Patienten mit Herzschwäche.
Insbesondere können die Entwicklung von Herzgröße, Herzwanddicke und
Herzfunktion per Echokardiographie, das Auftreten von Rhythmusstörungen durch
Telemetrie und Oberflächen-EKG sowie in elektrophysiologische Parameter
Herzvorhöfen und Herzkammern untersucht werden (EPU). In den bisherigen
Untersuchungen konnten genetisch bedingte AV-Blockierungen, polymorphe
Kammertachykardien und Vorhofflimmern beobachtet werden.
Der Vorstand des SFB 556 setzt sich wie folgt zusammen:
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Hans-Joachim Peter