Forschungsbericht 1999-2000 | |
Sonderforschungsbereich 293 Mechanismen der Entzündung von-Esmarch-Str. 58 48149 Münster Tel. (0251) 83-565 77 / 63 Fax: (0251) 83-565 49 e-mail: sorg@uni-muenster.de / sfb293ms@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/sfb293/ Sprecher: Prof. Dr. Clemens Sorg | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Sonderforschungsbereiche Sonderforschungsbereich 293 - Mechanismen der Entzündung Projektbereich A | ||||
Endothel-Leukozyten-Interaktion
A1: Untersuchungen zur Regulation, Funktion und physiologischen Bedeutung der
Liganden endothelialer Selektine (Vestweber)
Im Teilprojekt A1 (Vestweber) wird die Funktion und Regulation zweier Liganden (PSGL-1 und
ESL-1) endothelialer Selektine sowie deren molekulare Interaktion mit den Selektinen näher
untersucht. E- und P-Selektine sind durch inflammatorische Mediatoren induzierbare, endotheliale
Adhäsionsmoleküle, die das Andocken von Leukozyten an das Endothel, also den
ersten Schritt bei der Einwanderung in entzündetes Gewebe, vermitteln. Die Analyse der
Funktion der Liganden wird in PSGL-1 und ESL-1 defizienten Mäusen anhand verschiedener
Entzündungsmodelle untersucht.
A3: Die Bedeutung des endothelialen Zytoskeletts bei der Transmigration von Leukozyten
(Gerke)
Im Mittelpunkt von A3 (Gerke) stehen Untersuchungen zur aktiven Beteiligung der Endothelzellen
am Prozeß der Diapedese von Leukozyten, insbesondere der eigentlichen Transmigration
durch das Endothels. Es konnte gezeigt werden, daß der feste Kontakt von Monozyten wie
Granulozyten zu einer transienten Ca2+ Mobilisierung aus intrazellulären Speichern der
Endothelzellen führt. Diese Ca2+ Signale sind funktionell an den
Transmigrationsprozeß gekoppelt, da ihre Unterbindung zu einer signifikanten Reduktion der
transendothelialen Migration im Zellkulturmodell führt. Mit dem Ca2+ bindenden Protein
Calmodulin wurde ein möglicher Vermittler dieser endothelialen Ca2+ Signale identifiziert,
da eine pharmakologische Blockierung des Calmodulins in Endothelzellen ebenfalls eine
verminderte Transmigration von Leukozyten nach sich zieht. Wie durch Experimente mit bakterielen
Toxinen gezeigt werden konnte, ist in die Regulation der Aktin-Veränderungen im Verlauf der
Transmigration auch die kleine GTPase Rho involviert. Zukünftige Experimente
müssen die genaue Verknüpfung der Ca2+ und Rho Signalwege zutage fördern.
A4: Funktionelle Charakterisierung der kalzium-bindenden Proteine MRP8 und MRP14
während der Interaktion von Monozyten mit dem Endothel (Roth / Harms)
In Teilprojekt A4 (Roth/Harms) werden zwei calcium-bindende Proteine, MRP8 (S100A8) und
MRP14 (S100A9), und deren Rolle während der Interaktion von Monozyten mit dem
Endothel untersucht. Mit Hilfe molekularbiologischer und massenspektrometrischer Verfahren ist es
gelungen, molekulare Grundlagen der Komplexbildung dieser beiden Proteine aufzudecken, die
für die Wechselwirkung mit spezifischen intrazellulären Liganden dieser S100-Proteine
von Bedeutung sind. Inzwischen ist auch klar geworden, daß die Interaktion von Monozyten
mit aktivierten Endothelzellen zur spezifischen Sezernierung dieser Proteine führt und
erhöhte Serumspiegel von MRP8/MRP14 einen diagnostischen Nutzen in entzündlichen
Erkrankungen, z. B. der rheumatoiden Arthritis, haben. Im weiteren Verlauf des Projektes soll auch
die extrazelluläre Wirkung des sezernierten MRP8 und MRP14 besonders auf die Funktion
von Endothelzellen analysiert und die Rolle dieser Proteine bei der Adhärenz und Diapedese
von Leukozyten genauer untersucht werden.
A5: Die Blut-Hirn-Schranke in vitro: Regulation der Permeabilität und Migration von
immunkompetenten Zellen (Galla)
Das Teilprojekt A5 (Galla) befasst sich mit der Transmigration von immunkompetenten Zellen
durch das Capillar-Endothel des Gehirns. Der Schwerpunkt liegt auf der Frage, wie die
Permeabilität der Blut-Hirn- Schranke (BHS) unter normalen und entzündlichen
Bedingungen reguliert ist und wie Leukozyten diese Barriere durchschreiten können. Dieser
Schritt in der BHS-Entzündung wird als entscheidend für die Pathologie einer Vielzahl
neurologischer Erkrankungen angesehen. Um detailliert den Vorgang der Leukozytentransmigration
über die entzündete BHS untersuchen zu können, wurde u.a. die experimentell
relative neue Technik des Electric Cell- Substrate Impedance Sensing (ECIS), benutzt. Mittels ECIS
wurden morphologische Änderungen von PBCEC untersucht, die nach Zugabe von prä-
entzündlichen Cytokinen in Anwesenheit und Abwesenheit von aktivierten sowie
nicht-aktivierten Leukozyten stattfanden. Die ECIS-Technik erlaubt es, diese Vorgänge
nicht-invasiv, aber quantitativ in einer Zeitauflösung innerhalb von Minuten zu verfolgen.
Veränderungen der Zell-Zellkontakte oder Zell-Substratkontakte wurden mit der
immunoctochemischen Lokalisation von thight junction-assoziierten Proteinen (z.B. ZO-1,
Occludin) sowie mit Zelladhäsionsmolekülen (z.B. E-Selektin) korreliert.
A6: Staphylococcus aureus-Infektionen des vaskulären Kompartments: Interaktion
zwischen Bakterien, Thrombozyten und Endothel (Hermann / Peters / Kehrel)
Bericht liegt nicht vor
A7: Decorin als Modulator der entzündungsbedingten Angiogenese
(Schönherr)
Das Teilprojekt A7 (Schönherr) befasst sich mit der Rolle von Decorin, einem kleinen
multifunktionellen Proteoglycan bei der Angiogenese. In einem Zellkulturmodell wurde untersucht,
welche Folgen die Induktion von Decorin in Endothelzellen hat. Es zeigte sich, dass die Induktion
dieses Proteoglycans zur Bildung kapillarähnlicher Strukturen führt und die Apoptose
der Endothelzellen verhindert. In weiteren Experimenten wurde untersucht, welche
Signalübertragungswege durch Decorin aktiviert werden. Es wurde nachgewiesen, dass es in
Endothelzellen zu einer Phosphorylierung von Akt/PKB und anschließend zu einer Induktion
der Inhibitoren cyclin- abhängiger Kinasen p21 und p27 kommt. Kurzfristig wird ebenfalls
Cyclin A erhöht, dessen Menge aber nach 24 h unter die Anfangskonzentration sinkt.
Mit Hilfe eines Adenovirus, der die Synthese von dominant negativen Akt induziert, wurde gezeigt,
dass p21 und Cyclin A durch Akt/PKB reguliert werden, wohingegen p27 nicht über diesen
Weg beeinflusst wird. Weitere Signalübertragungswege sollen in Zukunft untersucht werden.
Versuche, bei denen dominant negatives Akt und dominant positives Akt überexprimiert
wurde, zeigten, dass sowohl Akt-abhängige als auch Akt-unabhängige
Signalübertragungswege für die Hemmung der Apoptose durch Decorin nötig
sind. Diese Befunde unterstreichen die Bedeutung von Decorin als Modulator der Differenzierung
und des Überlebens von Endothelzellen auch in vivo.
A8: Differenzierung myeloischer Vorläuferzellen in Makrophagen während der
Entzündung (Sunderkötter)
Ziel ist es, herauszufinden, wodurch es in der Maus binnen kurzer Zeit zu einer hohen Zahl an z.T.
unterschiedlichen Makrophagen im Infiltrat kommt. Insbesondere widmen wir uns den unmittelbaren
Vorläufern der Infiltratmakrophagen. Bisherige Ergebnisse: (1) Die murinen Zellen mit
ringförmigen Kernen ("Ringzellen") sind zwar zu einem großen Teil Granulozyten,
unter ihnen befindet sich aber auch eine morphologisch unterscheidbare Gruppe, die Monozyten und
Vorstufen beider Zelllinien enthält. Es hat sich gezeigt, daß Zellen, die man in der Maus
für PMN gehalten hat, z.T. Monozyten und nicht PMN sind. (2) In der Maus gibt es im Blut
Subpopulationen von Monozyten die sich hinsichtlich der Expression von
Oberflächenmarkern (BM8, ER-MP20) und der Ausprägung typischer Eigenschaften
des MPS (Phagozytose, Adhärenz, Proliferation) unterscheiden lassen. Insbesondere das
unterschiedliche Proliferationsverhalten weist darauf hin, daß Infiltratmakrophagen sich
bevorzugt aus bestimmten Subpopulationen rekrutieren. (3) Während einer systemischen
Infektion mit L.major verändert sich der prozentuale Anteil dieser Populationen auf
charakteristische Weise ("Linksverschiebung" der Monozyten). (4) Ein bestimmter Subtyp an
Monozyten (welcher das Ca-bindende S100 Protein MRP14 exprimiert) begünstigt die
Disseminierung der Leishmanien in Mäusen. 5) In op/op Mäusen liegt aufgrund des
Fehlens von M-CSF eine deutliche Blutmononzytopenie vor, die verbliebene
GM-CSF-abhängige Blutmonozytensubpopulation hat aber eine erhöhte
Proliferationsfähigkeit in vitro und wahrscheinlich auch in vivo (da die
Makrophagenzusammensetzung im infizierten Gewebe bei op/op und WT ähnlich ist). 6)
Auch wenn das Schwergewicht des Projektes auf den Monozytensubpopulationen in der Maus liegt,
untersuchen wir im Rahmen des Projektes auch die Bedeutung der Subpopulationen mit gleichen
oder ähnlichen phänotypischen Eigenschaften im Humanbereich. Hierbei fanden wir,
daß die Leishmanien-permissive MRP14+ Fraktion auch maßgeblich ist für die
entzündlichen Reaktion bei der rheumatoiden Arthritis.
A10: Phänotypische Analyse einer MRP14 (-/-) "knock out"- Maus (Nacken / Sorg)
Im Rahmen des Teilprojektes A10 (Nacken/Sorg) wurde eine MRP14- knock out Maus hergestellt.
Obwohl MRP14 wie MRP8 in Granulozyten bis zu 40 % der zellulären Proteine und
bei Monozyten bis zu 10 % ausmachen, zeigen die Mäuse keinen offensichtlichen
Phänotyp. Inzwischen wurde nachgewiesen, dass MRP14 eine wichtige Rolle bei der
Adhärenz über ß2-Integrine spielt. Im Rahmen einer detaillierten
Phänotyp-Analyse soll deshalb untersucht werden, ob die Leukozyten (Granulozyten und
Monozyten) sich in ihrem Adhärenz- und Diapedese- Verhalten vom Wildtyp unterscheiden.
Kürzlich wurde festgestellt, daß eine S100A8 knock out Maus nicht lebensfähig
ist, sondern in utero abstirbt. Offensichtlich ist das S100A8 Protein für eine bestimmte Phase
um den Tag 7 p.c. für die weitere Embryonalentwicklung nötig. Dagegen kommt
eine S100A9 defiziente Maus gesund zur Welt, erreicht ein hohes Alter und ist fertil. In peripheren
Blutleukozyten kann weder S100A9 noch S100A8 Protein entdeckt werden. Die Anwesenheit von
S100A8 mRNA spricht dafür, daß dieses Protein zumindest in myeloiden Zellen
S100A9 zur Komplexbildung braucht, um stabil exprimiert zu werden. Trotz des Fehlens beider
S100 Proteine in peripheren myeloiden Zellen wurden bisher keine oder nur geringe Abweichungen
von der Wildtyp Maus im Phagozytose-Verhalten und der Myelopoese entdeckt. Lediglich im
Transmigrationassay scheinen die nicht stimulierten -/- Leukozyten schneller zu wandern als die von
+/+ Mäusen. In weiteren Studien soll die Funktion der Moleküle in der Maus
geklärt werden.
A11: Regulatorische DNA-Elemente als Werkzeuge zum Studium der Makrophagen- und
Granulozytendifferenzierung (Klempnauer)
Das Teilprojekt A11 (Klempnauer) beschäftigt sich mit den Grundlagen der Differenzierung
der in Entzündungsprozesse involvierten Zelltypen, insbesondere der Granulozyten und
Monozyten. Ziel des Projektes ist es, Transkriptionsfaktoren zu identifizieren, die für die
Aktivierung differenzierungsspezifisch exprimierter Gene verantwortlich sind und die dadurch
unmittelbaren Einfluß auf die Differenzierung von Granulozyten bzw. Monozyten
ausüben. Durch Analyse der Chromatinstruktur granulozyten-/monozyten-spezifischer Gene
(u.a. mim-1; C/EBPb; MRP14) versuchen wir zunächst, sogenannte DNaseI hypersensitive
sites in der Umgebung dieser Gene zu lokalisieren. In einem zweiten Schritt werden die auf diese
Weise lokalisierten putativen regulatorischen Elemente funktionell charakterisiert, wobei uns
insbesondere ihre mögliche Rolle als Enhancer bzw. Silencer, ihre Zellspezifität und die
an diese Elemente bindenden Transkriptionsfaktoren interessieren.
A12: Die Rolle von Todesrezeptor/Liganden-Systemen im entzündlichen Endothel
(Schulze-Osthoff / Riehemann)
Vasculitiden sind ein klinisch häufiges Phänomen, sind jedoch in ihren Mechanismen
wenig verstanden. So kommt es im Laufe von Entzündungsreaktionen zu Schädigung
und Zerstörung von Endothel und es ist anzunehmen, daß auch Apoptose ein wichtiger
Mechanismus des endothelialen Untergangs darstellt. Ziel des Projektes A12
(Schulze-Osthoff/Riehemann) ist es, die bislang wenig verstandene Rolle von CD95L und TRAIL
im Endothel zu untersuchen. Einige Beobachtungen lassen vermuten, daß CD95 und TRAIL
vermittelte Signalwege eine regulatorische Funktion im Endothel besitzen. Sowohl der CD95-Ligand
(CD95L) als auch sein Rezeptor werden im Endothel exprimiert. Im Gegensatz zu vielen Zelltypen
induziert CD95 im Endothel jedoch weder Apoptose noch andere z. T. genregulatorische
Effekte. Vielmehr besitzt CD95 vermutlich eine antiinflammatorische Funktion, indem es u.a. die
TNF-stimulierte Extravasion von Leukozyten inhibiert. Anhand von Expressionsstudien,
pharmakologischen Experimenten und transgenen Tiermodellen sollen diese Fragen bearbeitet
werden. Im Projekt wird eine transgene Maus etabliert, die den CD95 Liganden endothelspezifisch
exprimiert. Ob Entzündungsprozesse in diesen Mäusen unterschiedlich gesteuert sind,
wird auf breiter Ebene untersucht.
Abgeschlossene Dissertationen
Belling, Gunnar:
Brodde, Martin:
Engelbertz, Christiane:
Engels, Ingo:
Glauner, Martin:
Haberland, Jörg:
Hackethal, Uwe:
Hartleib, Jörg:
Haverkämper, Guido:
Horstmann, Sebastian:
Köhler, Nicola:
Koltzscher, Max:
König, Julia:
Korte, Dorothea:
Lühn, Kerstin:
Pendl, Gunther:
Pröpper, Christian:
Roth, Ricarda:
Schulz, Christian:
Spenneberg, Ralf:
Stepzcynska, Ania:
Stroh, Christopher:
Uekötter, Andreas:
Wrocklage, Christian:
Zeuschner, Dagmar: Die Bedeutung von Annexinen bei der Organisation und Dynamik von
Endosomen (A3)
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter