Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Humangenetik
Vesaliusweg 12-14 48149 Münster Tel. (0251) 83-55400 Fax: (0251) 83-56995 e-mail: horstj@uni-muenster.de WWW: http://www.uni-muenster.de/ Direktor: Prof. Dr. Jürgen Horst | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Institut für Humangenetik Experimentelle Genetik und Tumorgenetik | ||||
ADPKD: Mutationsanalyse im PKD1- und PKD2-Gen und klinische Studien
Die autosomal dominante polyzystische Nierenerkrankung (ADPKD) ist eine erbliche
Erkrankung, deren Inzidenz weltweit etwa 1:1000 beträgt. Zwar ist für die
Erkrankung die langsam fortschreitende Vergrößerung von Zysten in
beiden Nieren charakteristisch - diese führt auch bei der Mehrzahl der
Betroffenen im höheren Lebensalter zum vollständigen Nierenversagen
- aber prinzipiell handelt es sich bei der ADPKD um eine systemische
Erkrankung. Die häufigsten Begleiterscheinungen sind arterieller
Bluthochdruck, Insuffizienz der Mitral- und Aortenklappen, intestinale Divertikel und
cerebrovaskuläre Aneurysmen. Offenbar sind durch den Basisdefekt die
geordnete Organisation vieler epithelialer und nicht-epithelialer Strukturen betroffen.
Klinisch zeigt die ADPKD sowohl bezüglich der renalen als auch der extrarenalen
Krankheitssymptome inter- und intrafamiliär eine erhebliche Variabilität,
für die unter anderem genetische Ursachen verantwortlich sind; mittlerweile konnte
bewiesen werden, daß Defekte in mindestens drei verschiedenen Genen das
Krankheitsbild der ADPKD verursachen können. Zwei dieser Gene sind bereits
identifiziert worden. Bei etwa 85% aller ADPKD-Patienten liegt eine Mutation im PKD1-Gen
(lokalisiert auf Chromosom 16p13.3) vor und bei 14.5% der Patienten ist das PKD2-Gen
(Chromosom 4q21-23) defekt.
Wichtige Informationen bezüglich der Funktion der von beiden Genen kodierten
multifunktionellen Proteine können durch die Identifikation von kranheitsverursachenden
Mutationen gewonnen werden. Aufgrund der Größe und strukturellen
Besonderheiten - insbesondere beim PKD1-Gen - sind die Mutationsanalysen bei
beiden Genen auch heute noch sehr komplex und aufwändig.
Die Mutationsanalyse des PKD1-Gens wurde bei 41 nicht miteinander verwandten
ADPKD-Patienten in den Bereichen von Exon 34-41 und Exon 43-46
durchgeführt. Diese Bereiche liegen zum Teil in dem duplizierten Abschnitt des
Pkd1-Gens, in dem bisher weltweit nur wenige Mutationen identifiziert werden konnten. Die
Analyse erfolgte mittels PCR, SSCP und anschließender Sequenzierung. Anhand dieser
Analyse konnten fünf neue [c.10634-10656del;
c.11587delG; IVS37-10C>A; c.11669-11674del; c.13069-13070ins39] und zwei zuvor
beschriebene Mutationen [Q4010X; Q4041X] identifiziert werden.
Die phänotypische Ausprägung der ADPKD zeigt sowohl eine breite intra- als
auch interfamiliäre Heterogenität. Im Falle der ADPKD Typ 2 wurde in
einer internationalen multizentrischen Studie eine Phänotyp-Genotyp-Korrelation
durchgeführt. Anhand dieser Studie konnte gezeigt werden, daß Patienten mit
Mutationen in den ersten Exons des Gens einen schweren, mit Mutationen in den Bereichen
von Exon 6 bis 8 einen intermediären und (Patienten) mit Mutationen in dem
carboxyterminalen Bereich einen klinisch weniger schwerwiegenden ADPKD-Phänotyp
zeigen.
In einer weiteren internationalen, multizentrischen Studie wurde der klinische Verlauf der
ADPKD1 und 2 detailliert untersucht und verglichen. Hierzu wurden die klinischen Daten von
333 Personen (31 Familien) mit ADPKD1, 291 Personen (31 Familien) mit
ADPKD2 und 398 Kontrollpersonen analysiert. Anhand dieser Studie konnte gezeigt werden,
daß ADPKD1-Patienten eher das Stadium des finalen Nierenversagens erreichen und daß das
Geschlecht des Patienten bei der ADPKD1 keinen Einfluß zeigt, jedoch bei der ADPKD2
männliche Patienten eine schlechtere Prognose aufweisen. Außerdem konnte
gezeigt werden, daß die ADPKD2, obwohl sie deutlich milder verläuft als die
ADPKD1, als schwerwiegende Erkrankung anzusehen ist.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
||||
Hans-Joachim Peter