Forschungsbericht 1999-2000 | |
Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie
Kardinal-von-Galen-Ring-10 48149 Münster Tel. (0251) 83-56859 Fax: (0251) 83-56889 e-mail: a.lamprecht.dinnesen@uni- muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/phon/ Direktorin: Prof. Dr. med. A. Lamprecht-Dinnesen | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und Pädaudiologie Innenohrforschung | ||||
Molekulargenetische Untersuchung zur Ototoxizitität von Cis-Platin
Das Zytostatikum Cis-Platin wird im Kindesalter bei Osteosarkomen, Hirntumoren,
Neuroblastomen und Keimzelltumoren mit großem Erfolg eingesetzt. Aufgrund
der hohen Überlebensrate der Kinder sind therapiebedingte irreversible
Nebenwirkungen wie die Ototoxizität besonders zu berücksichtigen.
Angaben zur Inzidenz der Ototoxizität im Kindesalter bewegen sich zwischen 48
und 100 Prozent. Ein Drittel der betroffenen Kinder wird
hörgerätepflichtig. Trotz der bekannten Dosisabhängigkeit der
Cis-Platin-Ototoxizität und definierter Risikofaktoren zeigt sich in klinischen
Studien und in Tierversuchen eine bisher nicht geklärte interindividuell
unterschiedliche Toleranz, die in einer eigenen retrospektiven Studie bestätigt
werden konnte. Ziel des laufenden Projektes ist es, mögliche genetische
Faktoren zu identifizieren, die im Zusammenhang mit der individuellen
Cis-Platin-Toleranz eine Rolle spielen. Ihr Nachweis könnte zu durchgreifenden
Therapiemodifikationen im Sinne einer Dosisanpassung an das individuelle Risiko
führen.
Zunächst wurde eine klinische Datenbasis erarbeitet. Im Zeitraum von 1988 bis 1998
wurden gemeinsam von der Abteilung für Pädiatrische
Onkologie/Hämatologie und der Klinik und Poliklinik für Phoniatrie und
Pädaudiologie 104 Kinder und Jugendliche betreut, die wegen eines malignen
Tumorleidens mit dem Zytostatikum Cis-Platin behandelt wurden. Es wurden zwei Kollektive
mit jeweils 10 Musterpatienten definiert: die Gruppe H mit geringer Cis-Platin-Toleranz
(frühzeitiger und massiver Hörverlust) und die Gruppe N mit hoher
Cis-Platin-Toleranz (Normalgehör trotz hoher Cis-Platin-Gesamtdosis). Vergleichende
molekulargenetische Untersuchungen des mitochondrialen Genoms gaben keine Hinweise auf
eine kausale Beteiligung der mtDNA an der Cis-Platinwirkung im Gegensatz zu ihrer bekannten
Bedeutung für die Aminoglykosid-Ototoxizität. Die Zuordnung der Patienten zu
den Haplogruppen nach Torroni 1997 ergab Hinweise auf eine mögliche
Prädisposition, da es in der Gruppe H eine Überrepräsentation des
Haplotyps J gab, der in anderen Untersuchungen ebenfalls mit mitochondrial bedingten
Erkrankungen assoziiert wurde. Im Vergleich einiger kerncodierter Gene, bei denen ein
Zusammenhang mit der Cis-Platinwirkung plausibel war, konnten keine signifikanten
Unterschiede zwischen den beiden Patientengruppen gefunden werden. Cis-Platin induziert die
p53-abhängige Apoptose. Zwischen den Gruppen N und H fand sich ein statistisch
signifikanter Unterschied bzgl. des Polymorphismus im Codon 72, der zu einem
Arginin/Prolin-Austausch führt.
Die Schädigungen einer Zelle durch Sauerstoffradikale und reaktive
Sauerstoffverbindungen spielen bei der cytotoxischen Wirkung des Cisplatins eine zentrale
Rolle. Zum jetzigen Zeitpunkt konzentrieren sich die Untersuchungen daher auf funktionelle
Polymorphismen in den Genen der Glutathion-S-Transferasen und verschiedener
Antioxidations-Enzyme. Dabei wurden Allele identifiziert, deren Häufigkeit zwischen
den Gruppen signifikant verschieden ist, und die damit als potentielle Risikofaktoren anzusehen
sind. Weitere vergleichende molekulargenetische Untersuchungen bzgl. DNA-
Antioxidationsenzymen sind geplant.
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Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter