Politik der Versöhnung

Während des letzten Jahrzehnts hat "Versöhnung" als Bestandteil politischer Rhetorik eine Hochkonjunktur erfahren. Nach Bürgerkriegen und politischen Systemwechseln, im Übergang von einem Zustand der Rechtlosigkeit zu Rechtsstaat und Demokratie stehen Gesellschaften und Staaten vor der Aufgabe des "post-conflict-peace-building". Sie schließt ein, angemessene Formen der Aufarbeitung schuldbelasteter Vergangenheit zu finden, die politisch-soziale (Re-)Integration ermöglichen. Die weltweit mehr als 40 Wahrheits- und Versöhnungskommissionen sind Ausdruck dieser Herausforderung. Ob und inwieweit politische Aussöhnung mit dem in der jüdisch-christlichen Tradition verankerten Versöhnungsgedanken korrelierbar ist, ist jedoch umstritten. Das in Kooperation mit dem Institut für Theologie und Frieden (Hamburg) organisierte Projekt geht in sozialethischen und politikwissenschaftlichen Fallstudien (Deutschland, USA, Südafrika, Lateinamerika, Ex-Jugoslawien, Naher Osten, Nordirland, deutsch-tschechisches Verhältnis u.a.) der Frage nach Chancen und Grenzen von Versöhnungspolitiken nach. Geplant ist für 2001/2 ein Sammelband zu diesem Thema.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. Hans-Richard Reuter (ICG), DR. Gerhard Beestermöller (Institut für Theologie und Frieden, Hamburg)

Veröffentlichungen:

Reuter, H.-R.: Politik der Versöhnung. Zur sozialethischen Aktualität eines theologischen Begriffs, in: Ders. (Hg.), Übergang. 45 Jahre Institut für Christliche Gesellschaftswissenschaften, erscheint Januar 2001