Forschungsbericht 1997-98 | |
Sonderforschungsbereich 293
Von-Esmarch-Str. 56 48149 Münster Tel. (0251) 83-56577/78/63 Fax: (0251) 83-56549 e-mail: sorg@uni-muenster.de, akuehn@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/sfb293/ Sprecher: Prof. Dr. Clemens Sorg | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Sonderforschungsbereiche Sonderforschungsbereich 293 Zellbiologie | ||||||||||||||
Teilprojekt A10 (Nacken/Sorg): Analyse einer MRP14(-/-)"knock out"-Maus
Zahlreiche Publikationen weisen darauf hin, daß MRP8 und MRP14,
zwei Calcium-bindende Proteine der S100-Familie, die in myeloiden Zellen sehr stark
exprimiert werden, eine prominente Rolle bei entzündlichen Prozessen spielen. Die
Funktion der S100-Proteine ist momentan Gegenstand intensiver Forschung. Man weiß
insgesamt sehr wenig über die genauen Funktionen nicht nur der S100-Proteine, sondern
vieler Calcium-bindenden Proteine. Über die Calcium-bindende Eigenschaft der MRPs
kann man annehmen, daß sie eine Rolle bei der Regulation des intrazellulären
Ca2+-Haushaltes - insbesondere in Granulozyten im Hinblick auf die große Menge, die
dort exprimiert wird - spielen. MRP8 und MRP14 werden aber auch in Monozyten und
Epithelzellen im Rahmen eines Entzündungsgeschehens exprimiert und sind nur zwei von
zumindest vier Calcium-bindenden S100-Proteinen in diesen Zellen (außer MRP8,
MRP14 noch Psoriasin, S100A12). Das deutet auf spezifischere Funktionen hin als die eines
Ca2+-Puffers. Unklar ist auch, welche Funktion das Heterodimer auf der Zelloberfläche
ausübt. Neuere Ergebnisse deuten darauf hin, daß extra-zelluläres MRP14 die
Expression und die Affinität des ß2-Integrins (MAC-1) auf Granulozyten und
Monozyten zu regulieren vermag und daß MRP8 durch die Bildung des Heterodimers
diese Aktivität inhibiert. Daten aus unserer Gruppe zeigen zudem, daß MRP14 auch
die Expression von E-Selektin auf aktivierten Endothelzellen herabreguliert. Damit scheint eine
wichtige Funktion von MRP8 und MRP14 bei der Adhäsion und Transmigration der
Granulozyten/Monozyten an das entzündete Epithel zu sein. Auch können sie
möglicherweise über die Bindung der MRP's an Proteine des Cytoskeletts das
Migrationsverhalten myeloischer Zellen Ca-abhängig steuern. Kürzlich konnte
nachgewiesen werden, daß der der MRP8/14 Komplex spezifisch Arachidonsäure
bindet. Um diese pleiotropen Funktionen in ihrer Relevanz für
Entzündungsreaktionen zu analysieren, sind sogenannte 'knock out'-Mäuse, in
denen das MRP8 oder MRP14-Gen oder beide Gene deletiert sind, besonders geeignet. Ziel des
Projektes A10 von 1996 war die Herstellung von sogenannten MRP8 und MRP14 "Knock-out"
Mäusen, um die Funktion dieser beiden myeloid exprimierten S100-Proteine am
Tiermodell studieren zu können. Die Herstellung sogenannter knock-out Mäuse ist
seit der erstmaligen Beschreibung 1989 zu einer der zentralen und aussagekräftigsten
Methoden der modernen Molekulargenetik geworden und insbesondere zur
Entschlüsselung einer Genfunktion unentbehrlich. Das Projekt A10 wurde von den
Gutachtern in eine Zentrale Serviceeinheit "Transgene Tiere" umgewandelt, um zunächst
die notwendigen Techniken zu etablieren und diese über das einzelne Projekt hinaus auch
anderen Gruppen zur Verfügung zu stellen. Seit 1996 wird daher im Rahmen des SFB 293
eine zentrale Projektgruppe "Transgene Tiere" gefördert. Mit Hilfe dieser
Fördermittel konnten alle Techniken zur Herstellung von `knock out'-Mäusen in
Münster etabliert werden:
Ergebnisse und Vergleich mit der internationalen Konkurrenz Bis zum Sommer 98 konnten zwei
Gruppen in Münster sogenannte 'knock-out' Mäuse herstellen (Prof. Brosius, Exp.
Pathologie, ZMBE; Prof Sorg, Exp. Dermatologie). Damit wurde schon nach zwei Jahren das
primäre Ziel der Zentralen Einheit erreicht. Es wurde uns bei der damaligen Begutachtung
des Projektes die Möglichkeit gegeben, nach der Herstellung einer MRP-'knock-out'
Maus, einen Nachantrag zu stellen. Da wir im Frühsommer '98 eine MRP14(-/-) Maus zur
Verfügung hatten, haben wir im Juni '98 den Nachantrag zum damals beantragten
Teilprojekt A10 im SFB 293 gestellt. Wie eingangs erwähnt, war das Ziel der
Förderperiode 1996-1999 war die Herstellung einer MRP8 und einer MRP14 knock-out
Maus. Dazu wurden beide Gene aus einer genomischen Bank isoliert und die genomischen
Locus molekular charakterisiert. Mit Hilfe dieser Daten ließen sich sogenannte "gene
targeting"-Konstrukte für beide Gene herstellen. In diesen Konstrukten ist ein Teil des
zweiten Introns und des zweiten Exons deletiert und ein Neomycin Gen inseriert. Die
Konstrukte wurden in ES-Zellen transfiziert und mehrere homolog rekombinierte ES-Zellklone
wurden isoliert. Zu diesem Zeitpunkt erfuhren wir, daß die Gruppe von David Hume,
University of Queensland, Australien, im Begriff war, eine MRP8 (CP-10) knock-out Maus
herzustellen bzw diese möglicherweise schon hergestellt hatten. Daher fokussierten wir
unsere Anstrengungen auf die Herstellung einer MRP14 knock-out Maus. Zellen von vier
MRP14(-/-) ES-Zellklonen wurden in Maus-Blastozysten injiziert und diese in
scheinschwangere Mäuse transferiert. Anschließend konnten aus den
chimären Mäusen zunächst heterozygote MRP14(+/-) und letztlich
homozygote MRP14(-/-) Mäuse gezüchtet werden. Es konnte im Western-blot
gezeigt werden, daß die Leukozyten dieser MRP14(-/-) Mäuse kein MRP14 mehr
haben. Auch auf der Ebene der genomische DNA konnte mittels PCR und Southern blots die
MRP14-Defizienz gezeigt werden.
Anfang `98 erfuhren wir konkret, daß die Gruppe von D. Hume in Australien eine
MRP8-defiziente Maus herstellen konnte (David Hume, persönliche Mitteilung). Da
MRP8 unerwarteterweise im Trophoblasten exprimiert wird und möglicherweise
für die Einnistung des Embryos in die Uterusschleimhaut notwendig ist, wird der Embryo
zwischen Tag 8 und 10 p.c. resorbiert. Die MRP14 negative Maus ist hingegen
lebensfähig und scheint, zumindest bis heute, d.h. bis zu einem Alter von
6 Monaten, keine lebenseinschränkenden Defekte zu haben. Abgesehen von der
nicht lebensfähigen MRP8(-/-) Maus ist unseres Wissens die MRP14(-/-) Maus erste
"knock out" Maus eines S100 Proteins.
Western-blot-Experimente zeigten überraschenderweise, daß weder mit dem
aMRP14-AK noch mit dem mMRP8-AK (beide polyklonal) in den MRP14(-/-) Mäusen
ein Signal in peripheren Leukozyten zu entdecken ist. Es scheint somit, daß in MRP14(-/-)
Mäusen zumindest in peripheren Leukozyten kein MRP8 vorhanden ist. In Milz konnte
immunhistologisch geringe Mengen MRP8 nachgewiesen werden. Im
MRP14(-/-)-Knochenmark hingegen entspricht der Anteil der MRP8 positiven Zellen dem einer
wt-Maus. In der RT-PCR ist ein MRP8 Transkript in allen untersuchten Geweben nachweisbar
(vorläufige Mitteilung, Northern noch nicht gemacht). Im Southern blot konnte die
Integrität des MRP8 locus in der MRP14(-/-) Maus nachgewiesen werden. Da die
MRP14(-/-) Mäuse lebensfähig sind, muß MRP8 jedoch zumindest in den
MRP14(-/-) Mäusen im Embryonalstadium normal exprimiert werden.
Ansonsten konnte bis heute kein auffälliger Phänotyp bei den k.o. Mäusen
beobachtet werden Vorläufige Daten zeigen im Blutbild bezüglich der myeloiden
Zellen keinerlei Auffälligkeiten, die Zahl und Morphologie der Zellen erscheint normal.
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Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter