Forschungsbericht 1997-98 | |
Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz und Gefäßchirurgie
Albert-Schweitzer-Str. 33 48129 Münster Tel. (0251) 83-47401 Fax: (0251) 83-48316 e-mail: H.H.Scheld@thgms.uni-muenster.de WWW: http://thgms.uni-muenster.de Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. Hans H. Scheld | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz und Gefäßchirurgie Experimentelle Transplantation | ||||
Experimentelle Transplantation
Die Herztransplantation hat als Therapie der fortgeschrittenen Herzinsuffizienz beachtliche
Erfolge erzielt. Die 1-Jahres-Überlebensrate ist seit der Einführung des
Immunsuppressionsschemas mit Cyclosporin A, Azathioprin und Corticosteroiden auf 75-80%
angestiegen. Die jährliche Sterberate ist jedoch mit 4% gleich geblieben. Ursache
für die Verschlechterung des Transplantatverhaltens im Langzeitverlauf ist die
Ausbildung der Transplantatvaskulopathie. Antigen-abhängige und
antigen-unabhängige Faktoren werden ätiologisch hierfür verantwortlich
gemacht. Zu den antigen-abhängigen Faktoren zählt die akute Rejektion, zu den
antigen-unabhängigen Faktoren wird der Ischämie-Reperfusion-Schaden, arterielle
Hypertonie, Fettstoffwechselstörung sowie spenderassoziierte Risikofaktoren wie z.B.
der Hirntod des Spenders gezählt.
Die Arbeitsgruppe "experimentelle Transplantation" in der Klinik und Poliklinik für
Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie beschäftigte sich im besonderen mit
Untersuchungen über den Einfluß des Spenderrisikofaktors "Hirntod" auf die akute
und chronische Abstoßung nach Herztransplantation sowie mit der Entwicklung eines
neuartigen heterotopen Herztransplantationsmodells.
I. Einfluß des Hirntodes auf die akute und chronische Abstoßung nach
Herztransplantation
A. Entwicklung eines Hirntodmodells der Ratte
Es wurde ein neuartiges Hirntodmodell der Ratte entwickelt, in dem über einen Verlauf
von 6 Stunden ein normotensiver Blutdruck aufrechterhalten werden konnte. Der sonst
übliche Abfall des Blutdrucks nach Hirntod und die dadurch bedingte
längerdauernde Ischämie des Herzens im Spender, die ansonsten die Effekte des
Hirntodes überlagern würde, konnte vermieden werden. Die Ratten wurden mit
einem intraarteriellen Katheter zur kontinuierlichen Blutdrucküberwachung
instrumentiert und über eine Tracheotomie mechanisch beatmet.
B. Einfluß des Hirntodes auf die akute Abstoßung von Rattenherzen
Sechs Stunden nach Auslösung des Hirntodes wurden die Herzen von hirntoten Spendern
in unbehandelte Empfänger transplantiert. Als Vergleichsgruppe dienten Herzen von
normalen, anästhesierten Ratten. Als experimentelles Transplantationsmodell diente die
heterotope Herztransplantation in der Ratte. Die Aorta ascendens des Spenderherzens wurde
hierbei an die Aorta abdominalis des Empfängers, die Pulmonalarterie des
Spenderherzens an die Vena cava inferior des Empfängers anastomosiert. Die Herzen von
hirntoten Ratten wurden signifikant früher abgestoßen (9.3 Tage) als die Herzen
der Kontrolltiere (11.3 Tage, p<0.05). Zur Untersuchung der zugrundeliegenden Ursachen
wurden Herztransplantate von hirntoten und Kontrollspendern zu verschiedenen Zeitpunkten
nach Transplantation untersucht. Herzen von hirntoten Spendern zeigten dichtere Zellinfiltrate
und eine ausgeprägtere Hochregulation der Expression verschiedener
proinflammatorischer Zytokine (TNF-alpha, IL-1beta, MCP-1) sowie von
Adhäsionsmolekülen (ICAM-1, VCAM-1) im Vergleich zu Herzen von
Kontrolltieren. Der Hirntod führte zu einer immunologischen Aktivierung des
Spenderherzens und dadurch zu einer beschleunigten Abstoßungsreaktion durch den
Empfänger.
C. Einfluß des Hirntodes auf die chronische Abstoßung von
Rattenherzen
Herzen von hirntoten Spendern wurden 6 Stunden nach Auslösung des Hirntodes in
Empfänger transplantiert, die mit Cyclosporin immunsupprimiert wurden. Als Kontrolle
dienten Herzen von anästhesierten, normalen Ratten. Im Langzeitverlauf bis zu 120 Tagen
nach Transplantation wurde in Herzen von hirntoten Spendern ein im Vergleich zu Herzen von
Kontrolltieren intensiveres Zellinfiltrat und ein unterschiedliches Profil von
Zytokinen/Chemokinen nachgewiesen. Der Hirntod bewirkte eine qualitative Modulation der
Immunantwort des immunsupprimierten Empfängers. Dies könnte bedeuten,
daß der Hirntod ein verändertes Transplantatverhalten im Langzeitverlauf nach
Transplantation bewirkt.
II. Entwicklung eines physiologisch arbeitenden heterotopen
Herztransplantationsmodells
Das etablierte heterotope Herztransplantationsmodell hat den Nachteil, daß das
transplantierte Herz nicht volumen-belastet ist. Dadurch kommt es im Langzeitverlauf zur
Atrophie der Spenderherzmuskulatur, wodurch die Untersuchungsergebnisse
möglicherweise beeinflußt werden. Ziel war es, ein unkompliziertes,
volumen-belastetes heterotopes Herztransplantationsmodell für den Routinegebrauch zu
etablieren. In dem neu entwickelten Modell wurde die obere Hohlvene des Spenderherzens an
die untere Hohlvene des Empfängers angeschlossen. Am Spenderherzen selbst wurde die
Pulmonalarterie an den linken Vorhof des Spenderherzens anastomosiert. Die Aorta ascendens
des Spenderherzens wurde an die Aorta abdominalis des Empfängerherzens
angeschlossen. Dadurch wurde das Spenderherz über die obere Hohlvene mit Volumen
beladen, das dann über den rechten Vorhof, rechten Ventrikel und Arteria pulmonalis in
den linken Vorhof und Ventrikel gelangte und von dort über die Spenderaorta in die Aorta
abdominalis des Empfängers ausgeworfen wurde. Hämodynamische
Untersuchungen in situ sowie im explantierten, isoliert perfundierten Transplantatherzen
zeigten eine wesentlich bessere systolische und diastolische Funktion der volumenbelasteten
Transplantatherzen im Vergleich zu den konventionellen, nicht-volumenbelasteten
Transplantatherzen. Die hämodynamischen Eigenschaften der volumenbelasteten
Transplantatherzen waren denen von Nativherzen vergleichbar. Dadurch wurde ein einfach zu
handhabendes Modell geschaffen, mit dem Fragen der akuten und chronischen Abstoßung
am nahezu physiologisch arbeitenden, transplantierten Herzen untersucht werden können.
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Hans-Joachim Peter