Forschungsbericht 1997-98 | |
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Albert-Schweitzer-Str. 33 48149 Münster Tel. (0251) 83-47251 Fax: (0251) 88704 e-mail: hva@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/anaest/ Direktor: Prof. Dr. med. H. Van Aken | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Beeinflussung des perioperativen Stoffwechsels, Frau Dipl. Chem. Dr. med. C. Goeters (Leiter), Dr. Mertes, Dipl. Oecotroph. C. Schulzki, Dipl. Oecotroph. A. Wenn | ||||
Glutamin in der parenteralen Ernährung
Um den Folgen der katabolen Stoffwechsellage entgegenzuwirken, ist die parenterale Gabe von
Aminosäuren notwendig. Es hat sich gezeigt, daß im Streßstoffwechsel einige
Aminosäuren und hier insbesondere das Glutamin zu bedingt essentiellen Aminosäuren
werden. Glutamin ist die am häufigsten vorkommende freie Aminosäure; damit ist es
die wichtigste, nichtessentielle Stickstoffquelle des menschlichen Organismus. Vor allem rasch
proliferierende Zellen sind auf ein ausreichendes Glutaminangebot angewiesen. Dazu gehören
die Mukosazellen, viele Zellen des Immunsystems und die Leberparenchymzellen. Durch die Zufuhr
glutaminhaltiger Lösungen läßt sich eine Mukosaatrophie sowie eine
Permeabilitätszunahme des Darms bei parenteraler Ernährung verringern. Eine
gestörte Darmfunktion als Focus (Translokation) wird immer wieder im Zusammenhang mit
der Entstehung und Unterhaltung einer Sepsis und eines Multiorganversagens diskutiert. Eine
Verringerung des endogenen Infektionsmechanismus, sowie Verbesserung der immunologischen
Abwehr (Synthese von Immunfaktoren und Replikation von immunkompetenten Zellen) lassen eine
günstigere Prognose von kritisch Kranken erwarten. In konventionellen
Aminosäurelösungen ist Glutamin aus galenischen Gründen nicht vorhanden.
Eine Lösung dieses Problems stellt die Substitution von Glutamin in Form von Dipeptiden
dar.
Die Wirksamkeit von glutaminhaltigen Dipeptidzusätzen zur parenteralen Ernährung
wurde bei 37 Patienten nach elektiven abdominalchirurgischen Eingriffen in einer doppelblinden,
plazebokontrollierten Studie untersucht. Die Patienten wurden isoenergetisch und isonitrogen
über 5 Tage parenteral ernährt, dabei wurde der Testgruppe (n = 19) als Glutaminquelle
das Dipeptid L-Alanyl-L-Glutamin, hingegen der Kontrollgruppe (n = 18) die
isonitrogene Menge einer Mischung von Alanin und Prolin zugeführt. Täglich wurde
die Gesamt-N-Ausscheidung im 24h-Urin und in den Wunddrainagen, biochemische
Routineparameter und Plasmaproteine bestimmt, präoperativ sowie an d 1 und 6 AS-Muster
im Plasma erstellt. Eine Schweregradbeurteilung wurde täglich mit MOF- und
APACHE-II-Score vorgenommen und die Liegezeit im Krankenhaus ermittelt. Errechnet wurde die
tägliche und kumulative N-Bilanz. Die Gabe von Ala-Gln führte zu einer Verbesserung
der täglichen und der kumulativen Stickstoffbilanz. MOF, TISS and APACHE-II-Scores
waren im Verlauf für beide Gruppen vergleichbar. Die Liegezeit war in der Prüfgruppe
um 4,7 ± 1,8 Tage verkürzt.
Die klinische Phase einer prospektiv randomisierten offenen Studie, bei der bei
Langzeit-Intensivpatienten die Wirksamkeit des Glutamins untersucht werden soll, wurde begonnen.
Die Patienten werden isonitrogen parenteral ernährt, wobei die Testgruppe als Glutaminquelle
das Dipeptid L-Alanyl-L-Glutamin erhält. Die energetische Zufuhr wird nach Blutglukose-
und Triglyzeridspiegeln gesteuert. Die Einführung der enteralen Ernährung erfolgt nach
standardisierten Kriterien. Ausgewertet werden Patienten, die mindestens fünf Tage auf der
Intensivstation verbleiben. Hauptzielkriterien sind Outcomeparameter (Liegedauer, 30
d-Letalität). Weiterhin werden biochemische Parameter (Immunstatus, N-Bilanz,
Plasmaproteine, Plasmaaminogramme) sowie die Organfunktionen erfaßt. 1998 konnten 46
Patienten in die Studie aufgenommen werden.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter