Forschungsbericht 1997-98   
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und operative Intensivmedizin

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Direktor: Prof. Dr. med. H. Van Aken

 
 
 
[Pfeile blau] Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin
Experimentelle geburtshilfliche Anästhesie, PD Dr. M. Marcus (Leiter), Dr. Gogarten, Dr. Gramke, Dr. Strümper, cand. Med. Sheler, cand. Med. Frevel, cand. Med. Scurry
 


Ropivacain in der geburtshilflichen Epiduralanalgesie

Epiduralanalgesien gelten allgemein als Goldstandard in der geburtshilflichen Schmerztherapie, jedoch sind auch sie nicht ohne Risiken. So wird immer wieder angeführt, daß sie über eine motorische Blockade zu einer Verzögerung des Geburtsverlaufes und einer erhöhten Rate an instrumentellen Entbindungen führen. Vertommen und Mitarbeiter konnten jedoch zeigen, daß dieses Risiko durch die kombinierte epidurale Gabe eines niedrigdosierten Lokalanästhetikum (Bupivacain 0,125%) und einem Opioid (Sufentanil 1 µg/ml) reduziert werden kann. Neuere Lokalanästhetika wie Ropivacain führen bei gleichzeitig erhöhter therapeutischer Breite zu einer Differentialblockade mit einer bevorzugten Ausschaltung sensorischer Fasern bei niedrigdosierter Gabe. Ob die epidurale Gabe von Ropivacain im Vergleich mit der o.g. niedrigen Bupivacaingabe in Kombination mit einem Opioid tatsächlich die Inzidenz motorischer Blockade weiter senken kann, wird mit Hilfe einer Multizenterstudie zur Zeit untersucht.

In Kooperation mit den Kliniken für Anästhesie der Christian-Albrechts-Universität Kiel, der Katholischen Universität Leuven, Belgien, sowie des St. Elisabeth-Krankenhaus in Turnhout, Belgien, initiierten wir eine Multizenterstudie zur Sicherheit von Ropivacain, einem neueren Lokalanästhetikum, in der geburtshilflichen Epiduralanalgesie. Ziel der Untersuchung ist die Frage, ob Ropivacain bei gleicher Analgesiequalität eine geringere motorische Blockade und eine geringere Inzidenz instrumenteller Entbindungen als das bisher verwendete Bupivacain erzeugt. Aufgrund der Eigenschaften von Ropivacain mit einer höheren therapeutischen Breite sowie einer höheren Selektivität für sensorische Nervenfasern mit Ausbildung einer Differentialblockade bei niedriger Dosierung wird eine geringere Inzidenz von Nebenwirkungen sowie ein geringeres Ausmaß an motorischen Blockaden erwartet. Des weiteren soll die optimale Ropivacaindosierung untersucht werden. Die Studie beinhaltet insgesamt 4 Gruppen mit jeweils 150 Patientinnen, welche entweder die Standardlösung Bupivacain 0,125% plus Sufentanil 0,75 µg/ml, Ropivacain 0,125% plus Sufentanil 0,75 µg/ml, Ropivacain 0,175% plus Sufentanil 0,75 µg/ml oder Ropivacain 0,2% ohne Sufentanilzusatz erhalten.

In der Studie wird die abdominelle Muskelkraft mit Hilfe des R.A.M.-Tests und die Beweglichkeit der Extremitäten mittels des Bromage-Scores zu mehreren Zeitpunkten, insbesondere kurz vor der Entbindung untersucht. Gleichzeitig erfolgt eine stündliche Beurteilung der Blockadeausdehnung sowie der Analgesiequalität anhand einer visuellen Analogskala (VAS). Für die Untersuchung wurde ein patientenkontrolliertes Analgesieverfahren (PCEA) mittels Schmerzpumpe gewählt, da auf diese Weise die Menge benötigten Lokalanästhetikums weiter gesenkt werden kann. In bisherigen Studien zur Wirksamkeit von Ropivacain wurden höhere Ropivacainkonzentrationen verwendet und die Gabe erfolgte entweder als intermittierende Boli oder als kontinuierliche Epiduralanalgesie. Bei beiden Applikationsformen ist zusätzlich zur höheren Konzentration mit einem höheren Lokalanästhetikumverbrauch zu rechnen.

In diese prospektive, randomisierte, doppelblinde Multizenterstudie, welche im Januar 1997 begonnen wurde, wurden mittlerweile über 400 Schwangere eingeschlossen. Die Studie ist noch nicht vollständig abgeschlossen, so daß Ergebnisse zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorliegen.

Beteiligte Wissenschaftler:

PD Dr.med. Abraham Emanuel Marcus, Dr. med. Wiebke Gogarten, Dr. med. Dr. phil. Gerd Brodner, Dr. Maurice Soeters, Dr. Filip Soeters, Prof. Dr. Marc van der Velde, Prof. Dr. med. Hugo Van Aken

Veröffentlichungen:

Gogarten, W., H. Van Aken: Rückenmarksnaher Einsatz von Opioiden in der Geburtshilfe. Anäathesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzmed 1997;32:253-255

Gogarten, W., M.A.E. Marcus, H. Van Aken: Geburtshilfliche Schmerztherapie. Anästhesist 1997;46:Suppl.3, 159-164

Gogarten, W., H. Van Aken, K. Strasser: Analgesie unter der Geburt - neuere Entwicklungen. Gynäkologe 1997;30:845-849

Marcus, M.A.E., W. Gogarten, H. Buerkle, J.D. Vertommen, P. Rodriguez, H. Van Aken: Are indexes the right way to interpret acute changes in uterine blood flow during epidural anesthesia in the parturient. Pain therapy and regional anesthesia

 
 
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Hans-Joachim Peter
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Datum: 2000-03-08