Forschungsbericht 1997-98 | |
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Albert-Schweitzer-Str. 33 48149 Münster Tel. (0251) 83-47251 Fax: (0251) 88704 e-mail: hva@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/anaest/ Direktor: Prof. Dr. med. H. Van Aken | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Mediatoren/Immungenetische Prädisposition bei SIRS und Sepsis, PD Dr. E. Berendes (Leiter), Dr. B. Driller, C. Raufhake | ||||
Endotoxinämie, systemische Inflammation, Akut-Phase-Reaktion und mesenteriale Oxygenierung nach extrakorporaler Zirkulation
Die bislang vorliegenden Erkenntnisse über den Darm als Schock- und Ischämieorgan,
beruhen in erster Linie auf unterschiedlichen Tiermodellen und nur auf vereinzelten klinischen
Studien. Der Darm reagiert sehr vulnerabel sowohl auf eine vorübergehende Minderperfusion
als auch auf exogen zugeführtes Endotoxin. Beide Mechanismen führen zu einem
Anstieg der Darmpermeabilität, wodurch die Integrität der Darmwand als Barriere
zwischen gramnegativen Bakterien des Darmlumens und Blutkreislauf eingeschränkt oder
aufgehoben ist. Der Verlust dieser Barrierefunktion führt zu einer Translokation von Bakterien
und Toxinen in die Blutbahn. Dort werden die Mikroorganismen lysiert und als Zellwandbestandteil
gramnegativer Bakterien wird Endotoxin freigesetzt. Endotoxin selbst stimuliert wiederum humorale
und zelluläre Systeme, die inflammatorische Mediatoren synthetisieren. Die freigesetzten
endogenen inflammatorischen Mediatoren sind aber nicht selektiv gegen das Endotoxin gerichtet
und können zu einer systemischen Inflammation und einem Versagen unterschiedlicher
Organsysteme führen. Insbesondere kardiochirurgische Eingriffe mit extrakorporaler
Zirkulation (EKZ) führen zu einem Entzündungsprozeß, der mit einer
erhöhten Morbidität und Mortalität einhergehen kann. Ursachen der
Inflammation nach EKZ sind das chirurgische Trauma, der Kontakt des Patientenblutes mit der
Oberfläche des extrakorporalen Kreislaufs, ein Ischämie- und Reperfusionschaden des
Myokards und der Lunge während des Abklemmens der Aorta, sowie eine periphere und
mesenteriale Minderperfusion. Sowohl die myokardiale Ischämie als auch die mesenteriale
Minderperfusion und Endotoxinämie können durch eine Aktivierung humoraler und
zellulärer Systeme die Inflammation unterstützen und unterhalten. Dieser
Entzündungsprozeß nach EKZ verläuft in der Regel milde und ist nur
vorübergehend, kann aber durch intra- und postoperative Komplikationen, z.B. ein
myokardiales Pumpversagen, zu bleibenden Funktionseinschränkungen einzelner Organe oder
einem Multiorganversagen führen. Dabei liegen der Inflammation nach EKZ ähnliche
Pathomechanismen wie der Sepsis zugrunde. Allerdings stellt die EKZ einen Entzündungsreiz
dar, auf den der menschliche Organismus entwicklungsgeschichtlich keine spezifische Antwort
entwickeln konnte, und repräsentiert somit ein besonderes klinisch reproduzierbares Modell
der systemischen Inflammation.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter