Forschungsbericht 1997-98   
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[Pfeile blau] Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Institut für Finanzwissenschaft
Lehrstuhl Finanzwissenschaft I
 


Wettbewerbstheorie und -politik

In diesem Schwerpunkt werden am Lehrstuhl hauptsächlich Fragen behandelt, die das sogenannte Konzept zur Koordinationsmängeldiagnose (KMD-Konzept) betreffen. Dieses wurde von Prof. Grossekettler entwickelt und wird in zahlreichen Dissertationen angewendet und ausgebaut. Es dient der Beurteilung der Funktionsfähigkeit von Märkten und zeigt, welche funktionalen Marktprozesse es gibt, wodurch ihr Ablauf bestimmt wird, welche systematischen und dauerhaften Funktionsstörungen (=Koordinationsmängel) auftreten können, welche Kenngrößen zu ihrer Diagnose in der Erfahrungswelt anwendbar und wie die Verteilungen ihrer Werte beschaffen sind. Nachdem 1996 die letzten Studien zur empirischen Validierung von Indikatoren für die fünf im KMD beobachteten Marktprozesse abgeschlossen wurden, verfolgten die Arbeiten zu diesem Schwerpunkt im Berichtszeitraum vor allem zwei Ziele: die Erstellung von Branchenstudien und die Erarbeitung eines Störungshandbuches für Marktprozesse. Vor allem die Branchenstudien profitieren davon, daß Prof. Grossekettler im Berichtszeitraum Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats des ifo Instituts war.

1. Marktstudien
Im Berichtszeitraum legte Dr. Jörg Drecker (mittlerweile Vorstandsassistent der Gerling-Versicherung) die erste Branchenstudie auf Grundlage der KMD-Idealindikatoren vor. Für die Elektrotechnischen Industrie der Bundesrepublik hat Drecker den Verlauf der Marktprozesse in den letzten 20 Jahren nachgezeichnet und analysiert. Seine Arbeit bietet interessante Einsichten in die grundlegende Funktionsweise von Märkten und erlaubt Schlußfolgerungen über die strukturelle Anpassungsfähigkeit, Wettbewerbsfähigkeit und Konjunkturreagibilität der deutschen Wirtschaft. Zur Weiterentwicklung des KMD-Konzepts trägt die Arbeit insofern bei, als in ihr KMD-Indikatoren erstmals nicht nur auf Branchenebene, sondern auch auf der Ebene enger abgegrenzter Märkte erhoben wurden. Begonnen wurden im Berichtszeitraum die nächsten beiden KMD-Branchenstudien über die Automobil- und die Maschinenbauindustrie der Bundesrepublik. Diese Arbeiten der Diplom-Volkswirtinnen Simone Gromer und Anne Stetter werden in Zusammenarbeit mit Marktforschungsinstituten und Branchenverbänden entstehen.

2. Störungen von Marktprozessen
Dr. Jürgen Hamker (heute Referent bei der Deutschen Bundesbank) hat in seiner 1998 abgeschlossenen "Pathologie der Marktprozesse" die Ursachen für unbefriedigende Verläufe von Marktprozesse untersucht. Dazu wertete er die in der theoretischen Literatur vorgetragenen Gründe für zumeist mit Hilfe der Wohlfahrtstheorie diagnostiziertes Markt- und Wettbewerbsversagen aus. Überprüft wurde, ob sie die Selbstregulierungsfähigkeit von Markträumungs-, Renditenormalisierungs-, Übermachterosions- sowie Produkt- und Verfahrensfortschrittsprozessen beeinträchtigen können. Die empirische Relevanz der herausgearbeiteten Störungsursachen wird durch Rückgriff auf Branchen- und Querschnittsstudien belegt. Diese Arbeit ist für die künftig entstehenden KMD-Branchenstudien von grundlegender Bedeutung: Entdeckt man auf einem Markt beispielsweise unbefriedigend oder dysfunktional erscheinende Preis- und Mengenbewegungen, wird man in Hamkers Störungshandbuch auf mögliche Ursachen und weitere Prüfungsschritte verwiesen.

3. Systemwettbewerb
Frau Dipl.-Vw. Bläsing befaßt sich im Rahmen ihrer Dissertation mit der Fragestellung, inwieweit die bei der Untersuchung von Gütermärkten gewonnen Erkenntnisse auch auf den wettbewerbspolitischen Systemwettbewerb übertragen werden können. Dabei wird insbesondere zu klären versucht, ob eine Harmonisierung der nationalen Wettbewerbspolitiken in Europa angestrebt werden sollte oder ob angesichts der gegebenen Ausgangsbedingungen ein Einsatz der Wettbewerbspolitik als Instrument im Standortwettbewerb vorgesehen werden sollte.

4. Entwicklung eines KMD-Kartellchecks
Die wohlfahrtsschädliche Wirkung von Kartellen läßt sich angesichts der Uneinigkeit der Ökonomen über die Bewertung "angemessener Marktergebnisse" nicht leicht erkennen. In Arbeiten zum KMD-Schwerpunkt wird deshalb untersucht, ob sich bei der Ex-post-Untersuchung von aufgedeckten Kartellen bestimmte typische Muster von Marktprozessen identifizieren lassen, die kartellierte Märkte von nicht-kartellierten unterscheiden. Aus der Zusammenschau signifikant anderer Verläufe beispielsweise von Differenzmengen, Kapazitätswachstumsraten oder Forschungsausgaben soll ein "Kartell-Syndrom" entwickelt werden, das als "KMD-Kartellcheck" den Wettbewerbsbehörden die genauere Überprüfung kartellverdächtiger Märkte nahelegen soll. Eine entsprechende Dissertation wird von Dipl.Vw. Hans-Georg Muth bearbeitet.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. Heinz Grossekettler (Leiter), Dr. Jürgen Hamker, Dr. Jörg Drecker, Dipl-Vw'e Barbara Bläsing, Simone Gromer, Sven Janßen, Hans-Georg Muth, Anne Stetter

Veröffentlichungen:

Grossekettler, H. (1999): Vorläufige Kurzanleitung zur Erstellung von Marktstudien nach dem KMD-Konzept, Münster. Drecker, J. (1998): Die Elektrotechnische Industrie in Deutschland. Eine Untersuchung auf der Basis des Konzepts zur Koordinationsmängeldiagnose, Bergisch Gladbach/Köln. Hamker, J. (1998): Pathologie der Marktprozesse. Ein Störungshandbuch zur Koordinationsmängeldiagnose, Bergisch Gladbach/Köln.

 
 
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Hans-Joachim Peter
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Datum: 2000-03-13