Mystik

In der Forschung wird über den Mystik-Begriff hinsichtlich Kontextualität und Universalität zur Zeit heftig debattiert. Vergleichende und systematische Studien sollen einen Beitrag zu dieser Kontroverse leisten. Die Zeit- und Kulturbedingtheit aller Mystik tritt bei einem Vergleich von Meister Eckhart und Sankara, die als "größte Mystiker" ihrer Traditionen gelten, klar zutage: gleiche Metaphern und scheinbare Gemeinsamkeiten struktureller wie inhaltlicher Art lösen sich in Unterschiede auf, wenn der Gesamtkontext mitberücksichtigt wird. Andererseits sprechen beide Denker von einer vorstellungsleeren Vernunft und Methoden der Selbstentleerung, was auf kulturüberschreitende Phänomene hinzudeuten scheint. Das Ergebnis bestätigt Positionen in der zeitgenössischen Mystik-Debatte, welche Mystik als transkulturelles Phänomen an der Struktur des Bewußtseins und der Psyche festmachen. Als Fortsetzung des Projekts sollen die Implikationen eines psychologischen Mystik-Begriffs, der es ermöglicht, auch von "gottloser Mystik" zu sprechen, sowie die Funktion von Mystik in der Rezeption der Neuzeit und Moderne (Mystik als Gegenkultur) herausgearbeitet werden.

Beteiligte Wissenschaftlerin:

Prof.'in Dr. Annette Wilke

Veröffentlichungen:

Wilke, A.: Ein Sein - Ein Erkennen. Meister Eckharts Christologie und Sankaras Lehre vom Atman: Zur (Un-)Vergleichbarkeit zweier Einheitslehren, Bern 1995.

Wilke, A.: Keine Urmotive, nur Besonderungen. Rudolf Ottoïs Westöstliche Mystik, die Problematik des interreligiösen Dialogs und der Vergleich Eckhart-Sankara, in: ZRG 49.1 (1997) 32-70.