Alexandra Kelter

Betreuer: Prof. Haferkamp


Titel der Dissertation:

Rechtsanwaltschaft und Nationalsozialismus – Strafverteidigung vor dem Sondergericht Köln


Kurzbeschreibung:

Im Rahmen dieses Dissertationsvorhabens werden die Lebenswege und Verhaltensweisen von Kölner Rechtsanwälten im „Dritten Reich“ in den Blick genommen, wobei die Alltags- und Verhaltensgeschichte der Rechtsanwaltschaft bei der Untersuchung im Vordergrund steht. In diesem Zusammenhang stellen sich Fragen nach den konkreten Spielräumen und Verhaltensmöglichkeiten der Rechtsanwälte im Nationalsozialismus sowie den unterschiedlichen Handlungsmustern in der Diktatur.
Anhand von personenbezogenen Unterlagen zur Kölner Anwaltschaft sowie Verfahrensakten aus dem Bereich der Strafgerichtsbarkeit wird die Strafverteidigung als wesentlicher Bestandteil anwaltlicher Tätigkeit untersucht. Im Mittelpunkt steht dabei die Strafverteidigung vor dem Sondergericht Köln während der Kriegsjahre. Dieses Arbeitsfeld war nicht nur für das Selbstverständnis der Anwaltschaft „selbst“ von großer Bedeutung, vielmehr stand es auch im Fokus der nationalsozialistischen Machthaber. Diese bemühten sich um eine kontinuierliche Beschneidung der Verteidigerrechte vor den Sondergerichten und verfolgten die Tätigkeit der Anwälte in diesem Bereich mit besonderer Aufmerksamkeit. Dies äußerte sich in deutlicher Kritik gegenüber Anwälten, etwa wenn Verteidiger nicht „staatsnah“ genug aufgetreten waren oder ihre Verhandlungsstrategie nicht den „Kriegsnotwendigkeiten“ angepasst hatten.
Das Dissertationsvorhaben beschreibt die „Normaltätigkeit“ der Anwälte und arbeitet unterschiedliche Verhaltensweisen innerhalb der Advokatur heraus. Diese reichen vom überzeugten „Dienst am nationalsozialistischen Recht“ über die regimekonforme „Fallabwicklung“ (insbesondere durch Pflichtverteidiger) bis zum offensiven und couragierten Eintreten für den Mandanten.