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„Stimmungen lesen“

Nachdenken über neue Praktiken der Literaturwissenschaft / Öffentlicher Abendvortrag des Komparatisten und Autors Hans Ulrich Gumbrecht

Am Montag, 27. April, ist der bekannte deutsche Literaturwissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Ulrich Gumbrecht zu Gast an der Universität Münster. Auf Einladung der Graduiertenschule "Practices of Literature" des Fachbereichs Philologie hält der Komparatist einen Vortrag mit dem Titel „Warum ‚Stimmungen lesen‘? Über eine vergessene Dimension des literarischen Erlebens“. Die Veranstaltung beginnt um 18.15 Uhr in der Aula des Germanistischen Instituts, Schlossplatz 34. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

Gegen Mitte des 20. Jahrhunderts konstatierte der berühmte Literaturwissenschaftler Leo Spitzer (1887-1960), dass angesichts der historischen Ereignisse seiner Gegenwart die Möglichkeit geschlossener Stimmungen wohl für immer verloren sei. Mit weniger dramatischen und melancholischen Akzenten haben auch zentrale intellektuelle Bewegungen wie der 'Linguistic Turn' und die 'Dekonstruktion' in den folgenden Jahrzehnten dieses Urteil bestätigt. Wie ist es also zu erklären, dass seit dem Übergang ins 21. Jahrhundert Geisteswissenschaftler in verschiedenen Disziplinen gerade diese Dimension des literarischen Erlebens wiederentdeckt haben? Und welche Konsequenzen ergeben sich aus dieser Wiederentdeckung für die institutionelle und tägliche Praxis der Literaturwissenschaft? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich Gumbrechts Vortrag an der Universität Münster.

Hans Ulrich Gumbrecht studierte Deutsche und Romanische Philologie, Philosophie und Soziologie in Deutschland, Spanien und Italien und promovierte 1971 an der Universität Konstanz.  Er war als Professor an den Universitäten Konstanz, Bochum und Siegen tätig. Seit 1989  ist Gumbrecht Albert Guérard-Professor für Komparatistik mit dem Schwerpunkt Romanistik an der kalifornischen Stanford University. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen „Stimmungen lesen“ (2011), „Unsere breite Gegenwart“ (2010) und „Diesseits der Hermeneutik“ (2004).

Graduiertenschule "Practices of Literature"