Kooperationsprojekte

Bei einem Kooperationsprojekt investieren beide Seiten – also Universität und Praxispartner*innen – paritätisch in gleichem Ausmaß Mittel zur gemeinsamen Lösung einer Fragestellung. Beide Partner*innen dürfen die Ergebnisse der Kooperationsarbeit eigenständig nutzen und vermarkten. Eine solche Kooperation ist beispielsweise denkbar, wenn es um die Entwicklung eines Instruments oder Verfahrens geht. Hier können beide Seiten ihre Expertise einbringen und ein gemeinsam entwickelter Fragebogen oder Test kann von beiden eigenständig genutzt und auch weiterentwickelt werden.
Kooperationsprojekte finden dabei natürlich nicht nur mit Partnern*innen aus der Praxis, sondern auch oftmals mit anderen Institutionen und Partner*innen aus der Forschung statt.


Aktuelle Kooperationsprojekte

"FIRE: Feedbackinstrumente für die Rettungskräfte-Entwicklung" – in Kooperation mit dem Institut der Feuerwehr NRW

Weit über 100.000 Mitglieder haben ehrenamtliche und berufliche Feuerwehren allein in Nordrhein-Westfalen, jährlich sind diese in über 1,6 Millionen Einsätzen gefordert (siehe Jahresbericht des Ministerium für Inneres und Kommunales NRW). Ob Verkehrsunfälle, Brände oder technische Hilfeleistungen – die Tätigkeiten der Feuerwehr sind durch hohe Anforderungen und teilweise extreme Bedingungen geprägt.  Oftmals treffen an der Notfallstelle die miteinander arbeitenden Einsatzkräfte der Feuerwehr, Polizei, Luftrettung und weitere Helfer*innen zum ersten Mal zusammen. Die Teams der Feuerwehr müssen dabei ad hoc funktionieren und eine effektive Kooperation und Kommunikation sicherstellen – damit kommt den Führungskräften eine entscheidende Rolle zu. Sie müssen zur erfolgreichen Gefahrenabwehr die Einsatzlagen vor Ort einschätzen, teilweise unter hohem Zeitdruck Entscheidungen treffen und Befehle erteilen, stets ist dabei die Sicherheit von Bevölkerung und eigenen Einsatzkräften zu bedenken.

Das IdF NRW ist die die größte deutsche Feuerwehraus- und -fortbildungseinrichtung und verantwortlich für die Ausbildung aller Feuerwehrführungskräfte in NRW (einen Einblick bietet dieser Film). In der Kooperation mit der BFO steht Evaluation und Erfolg der Ausbildungsmaßnahmen der Feuerwehr im Fokus (siehe dazu auch Pressemeldungen in 2018 und 2019). Hierfür wurden eine Reihe von Befragungsinstrumenten geschaffen, insbesondere im Bereich der Gruppen- und Zugführerausbildung sowie zur Evaluation von Prüfungen und Einsatzübungen. Im Projekt wird auf beiden Seiten eine enge Verzahnung mit der Lehre umgesetzt, eine Vielzahl von Studierenden war und ist eingebunden: Aktuell sind bereits zehn Masterarbeiten im Projekt abgeschlossen, weitere Bachelor- und Master-Abschlussarbeiten laufen (siehe dazu auch Bericht in wissen.leben).

Zur Projektwebsite

Publizierte Instrumente aus dem Projekt:
FIRE (Führungskraftausbildung) | FIRE-B (Basisausbildung) | FIRE-P (Prüfungen)

© OWMs

Erleben und Wohlbefinden von Skoliose-Patient*innen – Kooperation mit Medizinern aus der Orthopädie

In diesem Kooperationsprojekt der BFO mit Medizinern rund um Prof. Dr. Tobias Schulte (Direktor der Universitätsklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am St. Josef Hospital Bochum) dreht sich alles um das Erleben und Empfinden von Patient*innen mit dreidimensional verkrümmter und verdrehter Wirbelsäule, der sogenannten Skoliose. Diese Rückenerkrankung hat eine Prävalenz von ca. 1,1 % in der Bevölkerung; Frauen sind dabei häufiger betroffen als Männer.
Ziel des Projekts war die Validierung verschiedener Fragebögen zur Erfassung von Selbstwahrnehmung und Lebensqualität. Im Fokus standen dabei unter anderem die deutschen Versionen des "Quality of Life Profile for Spinal Disorders (QLPSD)" und des „Body Image Disturbance Questionnaire- Scoliosis (BIDQ-S)“. Anhand des QLPSD können die behandelnden Ärzt*innen von den Patient*innen Informationen zu psychosozialen Problemen, Schlafqualität, Rückenschmerzen, Körperbild und Beweglichkeit standardisiert erfragen. Die deutsche Version des QLPSD zeichnet sich dabei insbesondere durch hohe Messgenauigkeit und Validität aus. Gleiches gilt für den BIDQ-S, der erfasst, welche Sorgen sich Patient*innen aufgrund des Aussehens Ihres Rückens machen.

Beide Validierungen der Instrumente wurden im European Spine Journal veröffentlicht (QLPSD, BIDQ-S). Mehr noch: Mark Wetterkamp, Promovend im Forschungsteam, hat die Ergebnisse 2015 und 2016 jeweils auf dem Deutschen Wirbelsäulenkongress vorgestellt. Studie und Präsentation haben überzeugt: Mark Wetterkamp und die gesamte Forschergruppe wurden 2015 mit dem Posterpreis und in 2016 mit dem Nachwuchspreis der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft e.V. (DWG) geehrt (beide Preise sind mit 1.000 Euro dotiert).
In Zukunft sollen weitere relevante Fragebogeninstrumente (eine Arbeit zu den SAQ und TAPS-Fragebögen ist bereits veröffentlicht) sowie das generelle psychische Wohlbefinden von Skoliose-Patient*innen betrachtet werden. 

Pressemitteilung der Universität Münster

© OWMs
© OWMs