Lehrveranstaltungen (SS 2014)

Vorlesung: Vorlesung: Die mittel- und neulateinische Biographie

Englischer Titel: Lecture: The Medieval Latin and Neo-Latin Biography

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel

V-Nr.: 084050

Prüfungsleistung: Vorlesungsgespräch

Inhalt und Ziel: Die Biographie ist eine jener Textgattungen, die sich aus dem lateinischen Schrifttum des Mittelalters und der Neuzeit nicht wegdenken lassen. Im Mittelalter konzentrierten sich die Personengruppen, die von der Biographik erfasst wurden, auf (weltliche und kirchliche) Herrscher und Heilige. Herausragende Beispiele sind Eginhards Vita Karoli und die Hagiographien der Legenda Aurea. In der Frühen Neuzeit nimmt das Interesse an der lateinischen Biographie weiter zu. U.a. kommen jetzt längere Einzelbiographien sowie umfangreiche Reihenbiographien – seit Petrarcas De viris illustribus – vor; außerdem erweitert sich der Kreis jener Personen, denen eine Biographie gewidmet wird, beträchtlich: auf verschiedene weltliche Intellektuelle, Universitätsprofessoren, weltliche Frauen, bildende Künstler, Musiker, Architekten usw. Vielfach wird das gesteigerte frühneuzeitliche Interesse an der Biographie mit der These vom Aufstieg des Individuums verbunden. Zur Diskussion stehen weiter soziale Repräsentation, self-fashioning und Identitätsstiftung (identity formation, construction of identity). Eine wichtige Rolle beim Aufstieg sowohl des Individuums als auch der Textgattung Biographie wird den religiösen Entwicklungen der frühen Neuzeit – Reformkatholizismus, Verinnerlichung, Reformation, nicht zuletzt der Konfessionalisierung des 16. Jahrhunderts (Backus, Frazier) – sowie dem Humanismus (Weiss, Fumaroli) zugesprochen. Neben der Erörterung dieser Problemfelder wird in der Vorlesung der Frage nachgegangen, inwiefern von einer Entwicklung der Gattung die Rede sein kann. Texte werden in der VL gestellt und ins Deutsche übersetzt.


Literatur: W. Williams-Krapp, Die deutschen und niederländischen Legendare des Mittelalters. Studien zu ihrer Überlieferungs-, Text- und Wirkungsgeschichte, Tübingen 1986; A. Knowles Frazier, Possible Lives. Authors and Saints in Renaissance Italy, New York 2005; W. Berschin, Biographie und Epochenstil im lateinischen Mittelalter, 5 Bände, Stuttgart 1986–2004; K. Enenkel – C. Zittel (Hrsg.), Die Vita als Vermittlerin von Wissenschaft und Werk. Form- und funktionsanalytische Untersuchungen zu frühneuzeitlichen Biographien von Gelehrten, Wissenschaftlern und Künstlern, Münster 2013; J.M. Weiss, Humanist Biography in Renaissance Italy and Reformation Germany, Aldershot – Burlington 2010; I. Backus, Life-Writing in Reformation Europe. “Lives” of Reformers by Friends, Disciples, and Foes, Aldershot – Burlington 2008; K. Enenkel - B. de Jong-Crane und P. Liebregts (Hrsg.), Modelling the Individual: Biography and Portrait in the Renaissance. With a Critical Edition of Petrarch's "Letter to Posterity", Amsterdam 1998; Th.F. Mayer – D.R. Woolf (Hrsg.), The Rhetorics of Life-Writing in Early Modern Europe, Ann Arbor 1995.


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Mi 14-16
Beginn: 09.04.2014
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Forschungskolloquium: Diskussion über neue mittel- und neulateinische Forschungsprojekte

Englischer Titel: Colloquium: Discussion about New Medieval Latin and
Neo-Latin Research Projects

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel
Prof. Dr. Christel Meier-Staubach

V-Nr.: 084031

Die Termine und Themen werden per Rundmail bekannt gegeben. Bei
Interesse melden Sie sich bitte unter mlat@uni-muenster.de.


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304

Zeit: Mi 12-14, 14-täglich

Beginn: n. V.

Sprechstunde: vor und nach den Veranstaltungen


Blockseminar: Mittel- und neulateinische Zoologie



Short Intensive Seminar: Medieval Latin and Neo-Latin Zoology

Dozenten: Prof. Dr. Karl Enenkel; Prof. Dr. Bernd Roling

V-Nr.: 083940


Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.) oder Referat

Inhalt und Ziel: Die Tierwelt hatte ihren Ort im Mittelalter und der Frühen Neuzeit ebenso in der Wissenschaftsprosa, in akademischen Zoologien und Reisebeschreibungen, wie sie Gegenstand der Dichtung geblieben war. Beide Sphären lassen sich kaum voneinander trennen. Nicht nur, dass die phantastischen Kreaturen der Poesie, die Einhörner, Drachen oder Paradiesvögel bis weit in die Moderne noch immer die Fachliteratur bevölkerten und die Zoologen noch immer Vergils ‚Georgica’, Ovid oder Statius gleichberechtigt neben Aristoteles oder Plinius als Quellen heranziehen konnten, auch die Zoologie selbst bediente sich der Lehrdichtung gleichberechtigt neben anderen Darstellungsformen. In dieser Übung soll die Verflechtung von Dichtung und Fachwissenschaft an einer kursorischen Auswahl von Texten dokumentiert werden, die beiden Bereichen Rechnung tragen. Im Zentrum sollen dabei die phantastischen und exotischen Kreaturen der neuentdeckten Kontinente stehen. Berücksichtigt werden mittelalterliche Zoologen wie Albertus Magnus oder Vinzenz von Beauvais, frühmoderne Tierkundler wie Conrad Gesner, Edward Wotton oder Ulisse Aldrovandi. Die Texte werden gestellt, sind 3 Wochen vor Anfang der Lehrveranstaltung im Institut abzuholen und von den Teilnehmern vorzubereiten.

Literatur: THOMAS HAYE, Das lateinische Lehrgedicht im Mittelalter - Analyse einer Gattung, Leiden 1997, KARL A. E. ENENKEL – PAUL J. SMITH (Hg.), Early Modern Zoology. The Construction of Animals in Science, Literature and the Visual Arts (2 Bde.), Leiden 2007.


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Mo-Do, 9.15-13 und 14.30-16 Uhr
Beginn: 21.07.2014
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Seminar/ Lektüreübung: Praestigia Diaboli – Magie und Okkultismus in der mittel- und neulateinischen Literatur


Englischer Titel: Seminar/Practical Class: Praestigia Diaboli – Magic and Occultism in Medieval and Early Modern Latin Literature


Dozent: Christian Peters

V-Nr.: 084012

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.) oder Referat

Inhalt und Ziel: Augenscheinlich untrennbar sind populäre Vorstellungen von vormodernen Epochen verbunden mit dem Gedanken an Magie und Aberglauben, gerade beim Mittelalter gehören sie regelrecht zum “Markenkern”. Zugleich erfreut sich in einer weitgehend säkularisierten westlichen Moderne das Okkulte in der Populärkultur einer wachsenden Beliebtheit, sei es in Film, Musik oder Literatur, wo allerorten Hexen, Werwölfe oder Wiedergänger begegnen.
In der Lektüreübung sollen diese so diffusen wie erfolgreichen Konzepte an der kulturgeschichtlichen Wirklichkeit von Mittelalter und Früher Neuzeit, in Form eines Spektrums literarischer wie fachwissenschaftlicher Texte, gespiegelt und überprüft werden.
Von der Rezeption etwa der thessalischen Hexen aus dem paganen Epos in der christlichen Literatur über hochmittelalterliche Exorzismustraktate, Verhörprotokolle mutmaßlicher Werwölfe und Olaus Magnus´ Darstellungen von Schamanen im frühneuzeitlichen Finnland bis hin zur Parodie von Dämonenbeschwörungen im Jesuitentheater können zahlreiche Facetten des literarischen und auch akademischen Diskurses in den Blick genommen werden. Die Veranstaltung möchte damit über rezeptionsgeschichtliche und literaturwissenschaftliche Fragestellungen hinausgehend ein breit und offen angelegtes kultur- und mentalitätsgeschichtliches Panorama bieten und zur individuellen Weiterbeschäftigung mit den Themen und Texten anregen.

Literatur: BAILEY, Michael David: Magic and Superstition in Europe. A Concise History from Antiquity to the Present, Lanham 2007. KIECKHEFER, Magic in the Middle Ages, Cambridge 2000. MATUSCHKA, Michael E. Graf von: Magie, LMA 6 (1993), 82-88. ROLING, Bernd: Physica Sacra: Wunder, Naturwissenschaft und historischer Schriftsinn zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit (Mittellateinische Texte und Studien 45), Leiden 2013. ROLING, Bernd: The Complete Nature of Christ: Sources and Structure of a Christological Theurgy in the Works of Johannes Reuchlin, in: Jan Veenstra u. Jan Bremer (Hg.): Metamorphosis of Magic from Late Antiquity to Early Modern Age, Leuven (Peeters) 2002, 231-266. Thorndyke, Lynn: A History of Magic and Experimental Science, 8 Bde., New York 1923-1958.

Ort: Bogenstr. 15/16, R. BO 304
Zeit: Di 12-14 Uhr
Beginn: 08.04.2014
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Seminar/Übung: Seminar/ Lektüreübung: Hochmittelalterliche Geschichtsepik

Englischer Titel: Seminar/Reading Class: Epics with Historical Narratives of the High Middle Ages

Dozent: Dr. Petra Korte

V-Nr.: 084046

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.) oder Referat

Inhalt und Ziel: Im 12. Jh. gelangte die Epik zu neuer Blüte und mit ihr das Interesse an ihren tradierten Sujets wie dem Trojanischen Krieg, aber auch an neuen, bis dato nicht episch ‚kanonisierten’ Stoffen wie den Eroberungszügen Alexanders des Großen. Werke wie ‚De excidio Troiae‘ des Joseph von Exeter, die ‚Ylias‘ des Simon Aurea Capra und die ‚Alexandreis‘ Walters von Châtillon brachten dem interessierten hochmittelalterlichen Publikum die Großtaten und -ereignisse der Antike nahe – in einer Dichtersprache, der ihre Schulung an den antiken Vorbildern anzumerken ist, doch die gleichzeitig überformt ist vom christlichen, heilsgeschichtlich ausgerichteten Weltbild, zu dem die (auch hier noch agierenden) Götter des antiken Pantheons in kuriose Spannung treten. Die zeitgenössischen Leser irritierte das offenbar nicht, wie die zahlreichen Handschriften dieser Dichtungen und darüber hinaus die schnelle Etablierung der ‚Alexandreis‘ als Schultext bezeugen. In der Lektüreübung sollen Auszüge aus den drei genannten Werken mit Schwerpunkt auf der ‚Alexandreis‘ gelesen werden.
Lateinkenntnisse werden vorausgesetzt. Die Texte werden in Kopie gestellt.

Literatur: T. Haye, Legitimationsstrategien mittellateinischer Troja-Epiker. Ein Beitrag zur Deutung antikisierender Dichtung, in: Wiener Studien 116 (2003), S. 203-228; M. K. Lafferty, Walter of Châtillon‘s ‚Alexandreis‘: epic and the problem of historical understanding, Turnhout 1998; H. C. Parker, The pagan gods in Joseph of Exeter‘s De bello Troiano, in: Medium aevum 64 (1995), S. 273-278; A. G. Rigg, Joseph of Exeter’s pagan gods again, in: Medium aevum 70 (2001), S. 19-28; P. von Moos, Lucet Alexander Lucani luce. Eine retractatio zur ‚Alexandreis‘ des Walter von Châtillon, in: T. Hennings/M. Niesner/C. Roth (Hgg.), Mittelalterliche Poetik in Theorie und Praxis: FS Fritz Peter Knapp, Berlin 2009; C. Wiener, Proles vaesana Philippi totius malleus orbis: die Alexandreis des Walter von Châtillon und ihre Neudeutung von Lucans Pharsalia im Sinne des typologischen Geschichtsverständnisses, München [u. a.] 2001.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Mo 18-20 c.t.
Beginn: 07.04.2014
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Übung: Mittelalterliche Autoren als philologische Textkritiker vom 8. Jh. bis zum 14. Jh.

Englischer Titel: Practical Class: Medieval Authors as Textual Critics from 8th to 14th Century

Dozentin: Dr. Dr. Oleg Nikitinski

V-Nr.: 084027

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur (lat.-dt.) oder Referat

Inhalt und Ziel: Die meisten antiken Autoren sind nicht in zeitgenössischen Handschriften sondern in mittelalterlichen Abschriften überliefert. Einige bedeutende mittelalterliche Autoren waren aktiv am Prozess des Kopierens, der philologischen Korrektur und der Kommentierung der Texte der antiken Literatur beteiligt. Anhand verschiedener Zeugnisse (Briefe, Traktate, Marginalien in Handschriften usw.) werden die philologischen Methoden einer Anzahl repräsentativer mittelalterlicher Autoren gezeigt. Alle Texte werden gestellt.

Literatur: L. D. Reynolds, N. G. Wilson, Scribes and Scholars: A Guide to the Transmission of Greek and Latin Literature. 3 Aufl. Oxford 1991; J. E. Sandys. A History of Classical Scholarship. Cambridge 1903, Bd. 1; K. Langosch, Lateinisches Mittelalter. Darmstadt 1983, S. 27 ff.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Do 16-18 c.t.
Beginn: 10.04.2014
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen