Lehrveranstaltungen (WS 2016/17)

Vorlesung: Die lateinische Emblematik des 16. und 17. Jahrhunderts



Englischer Titel: Lecture: Latin Emblematics of the 16th and 17th Century

Dozenten: Prof. Dr. Karl Enenkel

V-Nr.: 086512

Prüfungsleistung: Klausur, Referat, Hausarbeit, mündl. Prüf. (je nach Absprache und Studienordnung)

Inhalt und Ziel: Die Emblematik zählt zu den spektakulärsten und in der Drucklegung erfolgreichsten literarischen Neuerungen des 16. und 17. Jahrhunderts. Das Emblem, eine attraktive Kombination von Text und Bild („idealtypologisch“ definiert: Motto + Pictura + Epigramm), dessen Erfindung auf den Juristen und Altertumswissenschaftler Andrea Alciato und den Augsburger Drucker Heinrich Stainer zurückgeht, eroberte seit der Publikation des Emblematum libellus (Augsburg, 1531) im Sturm die Herzen der Leser.
In der Vorlesung wird ein Überblick über das Entstehen der Emblematik um 1530 und deren weitere Entwicklung im 16. Jahrhundert und 17. Jh. geboten, unter Bezugnahme auf die neulateinischen Emblembücher. Behandelt werden u.a. die Werke von Alciato, Aneau, Hadrianus Junius, Nicolaus Reusner , Florens Schoonhovius und Joachim Camerarius. Anhand von Einzelbeispielen wird stets der wichtigen Frage des Verhältnisses von Wort und Bild nachgegangen. Weiter wird gezeigt, auf welche Weise die Emblematiker aus den Vorgaben der antiken Epigrammpoesie eine pluriforme und polyvalente Epigramm- und Emblempoetik konstruierten. Dazu gehört auch die Tradition der Fabel, die u.a. von Corrozet zur Emblemfabel umgestaltet wird, und der Imprese, deren Gründungstexte (Giovio und Paradin) analysiert werden. Originaltexte, Bildmaterial und Übersetzungen werden gestellt.


Literatur: P. Daly (Hrsg.), Companion to Emblem Studies, New York 2008, darin: Karl Enenkel, The Neo-Latin Emblem: Humanist Learning, Classical Antiquity, and Virtual „Wunderkammer“ (129-153), Daniel Russel, “The Emblem in France and French-Speaking Countries” (155-185); Henkel-Schöne, Emblemata. Handbuch zur Sinnbildkunst des 16. und 17. Jahrhunderts, Stuttgart 1967.


Ort: BO 304
Zeit: Mi, 10-12
Beginn: 19.10.2016
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Forschungskolloquium: Diskussion über neue mittel- und neulateinische Forschungsprojekte

Englischer Titel: Colloquium: Discussion about New Medieval Latin and
Neo-Latin Research Projects

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel
Prof. Dr. Christel Meier-Staubach

V-Nr.: 086511

Die Termine und Themen werden per Rundmail bekannt gegeben. Bei
Interesse melden Sie sich bitte unter mlat@uni-muenster.de.


Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304

Zeit: Mi 12-14, 14-täglich

Beginn: n. V.

Sprechstunde: vor und nach den Veranstaltungen


Seminar: Paläographie: Die gotischen Schrifttypen


Englischer Titel: Paleography: The Gothic Fonts

Dozent: Prof. Dr. Karl Enenkel

V-Nr.: 086513


Prüfungsleistung: Klausur etc. (nach Studienordnung)

Inhalt und Ziel: Die Paläographie gehört zum unentbehrlichen Grundlagenwissen für u.a. Historiker, Philologen, Philosophen und Theologen. Sie verschafft Zugang zu dem umfangreichen Text-, Quellen- und Archivmaterial, das noch nicht durch moderne Texteditionen erschlossen wurde. Ziel der Lehrveranstaltung ist, die Teilnehmer durch eine intensive Beschäftigung mit ausgewählten Textbeispielen mit den Eigenheiten der verschiedenen „gotischen“ Schriftarten, mit dem System und den aktuellen Formen der Abkürzungen, mit charakteristischen Überlieferungsproblemen sowie mit sonstigen grundlegenden Begriffen der paläographischen Wissenschaft vertraut zu machen. Kopien der ausgewählten Textvorlagen werden in der Veranstaltung gestellt.

Literatur: B. Bischoff, Paläographie des römischen Altertums und des abendländischen Mittelalters, Berlin 1986 (Grundlagen der Germanistik, 24), 2 Aufl.; A. Derolez, The Paleography of Gothic Manuscript Books, from the Twelfth to the early Sixteenth Century, Cambridge, 2003 (Cambridge Studies in Paleography and Codicology, 9); Ernst Crous/ Joachim Kirchner, Die gotischen Schriftarten, Braunschweig 1970.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304


Zeit: Mi 14-16

Beginn: 19.10.2016

Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Überleitungsseminar: Einführung in das Mittelalter

Englischer Titel: Introductory Seminar: Medieval History and Literature

Dozent: Cornelia Selent, M.A.

V-Nr.: 082516


Inhalt und Ziel:
Das Überleitungsseminar ‘Einführung in das Mittelalter’ richtet sich an jene Studienanfänger der beiden neuen Masterstudiengänge ‘Lateinische Philologie’ sowie ‘Interdisziplinäre Mittelalterstudien’, die ihren ersten Studienabschluß in der Klassischen Philologie oder einem verwandten Fach mit überwiegend sprach- oder literaturwissenschaftlichen Anteilen erworben haben. Für sie wird in der ersten Semesterwoche ein Kompaktkurs über die besonderen Merkmale der mittel- und neulateinischen Literatur und über einige Grundprobleme und Hauptthemen der Mittelalterlichen Geschichte angeboten.


Literatur: Die wichtigsten Hilfsmittel zum Studium und einführende Literatur werden in der Veranstaltung vorgestellt.

Ort: Bogenstr. 15/16, R. B 304

Zeit: Blockveranstaltung, Termine n.V.

Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Überleitungsseminar: Lateinische Sprache

Englischer Titel: Introductory Seminar: Latin Language

Dozent: Dr. des. Christian Peters, M.Ed.

V-Nr.: 082517


Inhalt und Ziel:
Das Überleitungsseminar ‘Lateinische Sprache’ richtet sich an jene Studienanfänger der beiden neuen Masterstudiengänge ‘Lateinische Philologie (Schwerpunkt: Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit)’ sowie ‘Interdisziplinäre Mittelalterstudien’, die ihren ersten Studienabschluß nicht in Latein bzw. Klassischer Philologie oder einem verwandten Fach mit überwiegend sprach- oder literaturwissenschaftlichen Anteilen erworben haben. Für sie wird in der ersten Semesterwoche ein Kompaktkurs zur Vertiefung ihrer Lateinkenntnisse und zur Einführung in die besonderen Merkmale der mittel- und neulateinischen Literatur angeboten.

Literatur: Die wichtigsten Hilfsmittel zum Studium und einführende Literatur werden in der Veranstaltung vorgestellt.


Ort: Bogenstr. 15/16, R. B 304

Zeit: Blockveranstaltung, Termine n.V.


Lektüreübung: Calliopea fames – Das neulateinische Epos

Englischer Titel: Reading Class: Calliopea fames - Neo-Latin Epics

Dozent: Dr. Christian Peters, M.Ed.

V-Nr.: 086510

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur mit Zusatzfragen (90 min.), Referat, Hausarbeit, mündl. Prüfung (je nach Absprache und Studienordnung)

Inhalt und Ziel: Wohl in keiner anderen Gattung der neulateinischen Literatur ist die Strahlkraft antiker Modelle so deutlich wahrzunehmen wie in der Epik. Insbesondere Vergil, aber auch Lucan, Statius und Claudian prägten für mehr als anderthalb Jahrtausende die Art und Weise, wie Geschichte und Geschichten in hexametrischer Großdichtung eine poetische Form gegeben wurde. Mit dem italienischen Humanismus, ab ca. 1430, nahm die Produktion dieser Texte exponentiell zu. Sowohl gelungene als auch fehlgeschlagene epische Großprojekte geben einen faszinierenden Eindruck davon, wie der Umgang frühneuzeitlicher lateinischer Dichter mit der antiken Epik sich durch imitatio, aemulatio, Ergänzung, Konfrontation und Überbietung vollzog. Ein längsschnittartiger, textzentrierter Durchgang durch die lateinische Epik des 15. bis 18. Jahrhunderts soll dieses Spannungsfeld von Traditionsbindung und Innovationsbestrebungen aufzeigen. Wir werden unter anderem dreizehnte Bücher der Aeneis, Bibelepen, in denen ein christlicher Hades gegen den Messias intrigiert, Columbus-Dichtungen, die die spanische Landnahme in der Neuen Welt sowie die Landung der Trojaner in Italien schildern und Texte über die heroischen Kriegstaten von Sultan Mehmed II., Gustav Adolf und Napoleon lesen.

Literatur (in Auswahl): Ludwig Braun, Ancilla Calliopeae. Ein Repertorium der Neulateinischen Epik Frankreichs (1500-1700), Leiden/Boston 2007; Heinz Hofmann, ‘Von Africa über Bethlehem nach America: Das Epos in der neulateinischen Literatur, in von Göttern und Menschen erzählen. Formkonstanzen und Funktionswandel vormoderner Epik, hg. v. Jörg Rüpke, Stuttgart 2001, 130-182; Craig Kallendorf, ‘The Neo-Latin Epic’, in Brill’s Encyclopedia of the Neo-Latin World, hg. v. Philipp Ford u.a., Leiden/Boston 2014, I: Macropaedia, 449-461; Christian Peters, Mythologie und Politik. Die panegyrische Funktionalisierung der paganen Götter im lateinischen Epos des 15. Jahrhunderts, Münster 2016; Florian Schaffenrath, ‘Narrative Poetry’, in The Oxford Handbook of Neo-Latin, hg. v. Sarah Knight/Stefan Tilg Oxford 2015, 57-72.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Di 12-14 c.t.
Beginn: 18.10.2016
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Seminar/Lektüreübung: Satire und Epigramm im Mittelalter

Englischer Titel: Seminar/Reading Class: Satire and Epigram in the Middle Ages

Dozent: Dr. Christian Peters, M.Ed.

V-Nr.: 086514

Prüfungsleistung: Übersetzungsklausur mit Zusatzfragen (90 min.), Referat, Hausarbeit, mündl. Prüfung (je nach Absprache und Studienordnung)

Inhalt und Ziel: Die sich immer wieder – teils tragisch – aktualisierende Tucholsky’sche Frage, was Satire dürfe, gewinnt besondere Dringlichkeit in oder in Konfrontation mit Gesellschaften, in denen sich der ‘politische’ Wille zur weltanschaulichen Einheitlichkeit autoritär verwirklicht: Das europäische Mittelalter wird in der allgemeinen Wahrnehmung vielfach als Paradebeispiel einer solchen Gesellschaftsordnung verstanden, in der eine kleine klerikale und adlige Elite die Geschicke und das Denken einer weitgehend illiteraten und unmündigen Bevölkerung kontrolliert. Doch erfreuten sich in kaum einer anderen Epoche der lateinischen Literatur die Satire und das satirisch-kritische Epigramm einer solchen Beliebtheit wie im Mittelalter. Intellektuelle, zumeist aus dem geistlichen Bereich, schufen sich in der spezifischen Medienlandschaft der Epoche literarische Freiräume, um mit kunstvollen lateinischen Texten die Missstände der Zeit zu geißeln: Lotterleben, Korruption, Willkürherrschaft, Doppelmoral von Herrschern und Kirchenfürsten wurden zur bevorzugten Zielscheibe. Dabei nutzte man neben dem Epigramm nicht bloß die antike Verssatire, sondern griff auch auf (menippeische) Prosasatire und Prosimetrum zurück.

Literatur (in Auswahl): Gerd Althoff/Christel Meier, Ironie im Mittelalter. Hermeneutik – Dichtung – Politik, Darmstadt 2011; Günter Bernt, Das lateinische Epigramm im Übergang von der Spätantike zum frühen MA Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung 2, München 1968. Ders.: LMA 3 (1986), 2060-2063, s.v. ‚Epigramm. III; Thomas Haye/Franziska Schnoor (Hrsgg.), Epochen der Satire. Traditionslinien einer literarischen Gattung in Antike, Mittelalter und Renaissance, Spolia Berolinensia 28, Hildesheim u.a. 2008; Maaz, Wolfgang: Lateinische Epigrammatik im hohen Mittelalter (Spolia Berolinensia 2), Hildesheim 1992. Carsten Wollin, ‘Die Lebenswelt der mittelalterlichen Intellektuellen im Spiegel der lateinischen Epigrammatik’, in MLJB 40:2 (2005), 225-261; Udo Kindermann, Satyra. Die Theorie der Satire im Mittellateinischen. Vorstudie zu einer Gattungsgeschichte, Nürnberg 1978; J. Mann, ‘Satiric Subject and Satiric Object in Goliardic Literature’, in MLJB 15 (1980), 63-86.

Ort: Bogenstr. 15/16, Raum BO 304
Zeit: Di 16-18 c.t.
Beginn: 18.10.2016
Sprechstunde: nach Vereinbarung und nach den Veranstaltungen


Lektüreübung: Welche Inhalte wurden in den Fächern der septem artes vermittelt?: Martianus Capellas De nuptiis Philologiae et Mercurii und deren mittelalterliche Kommentare

Englischer Titel: Reading Class: What was taught in the septem artes?: Martianus Capella's De Nuptiis Philologiae et Mercurii' and the Medieval Commentaries

Dozentin: Cornelia Selent, M.A.

V-Nr.: 086515

Prüfungsleistung: nach Prüfungsordnung

Inhalt und Ziel:

Man stelle sich eine Art humboldtsches Bildungsideal europäischen Ausmaßes vor, und man kommt der Bedeutung des Martianus Capella für das spätantike und mittelalterliche Bildungssystem sehr nahe. Wer erfahren möchte, was an grundständigen Bildungsinhalten über Jahrhunderte hinweg vermittelt wurde, sollte daher Martianus‘ Prosimetrum De nuptiis Philologiae et Mercurii in die Hand nehmen. Eingebettet in eine allegorisch-mythologische Brautwerbungsgeschichte lässt der Dichter in den Büchern drei bis neun die sieben personifizierten artes, Brautgeschenke Merkurs für Philologia, auftreten. Der Lektürekurs wird sich diesen sieben Büchern widmen. Anhand der Dichtung sollen die Lehrinhalte des Triviums (Grammatik, Dialektik, Rhetorik) sowie des Quadriviums (Geometrie, Arithmetik, Astronomie, Musik) teilweise kursorisch, stellenweise vertieft erarbeitet werden. Die mittelalterlichen Kommentare dienen dabei als ernstzunehmende Erschließungshilfen und werden zugleich als historische Zeugnisse einer lebendigen Kommentartradition gelesen.
Für Teilnehmende, deren Hauptfach nicht Latein ist, werden bei Bedarf Übersetzungen, soweit vorhanden, zur Verfügung gestellt.
Begleitend zum Lektürekurs ist im Januar 2017 eine Exkursion nach Wolfenbüttel und Quedlinburg geplant, um zum einen Handschriften von De nuptiis und Kommentarhandschriften einzusehen, zum anderen die beeindruckenden Fragmente des De nuptiis-Teppichs aus dem 12. Jahrhundert kennenzulernen (mit Fachführung).

Literatur: Martianus Capella, hg. v. James Willis, Leipzig 1983.
Catalogus translationum et commentariorum: Mediaeval and Renaissance Latin Translations and Commentaries, Vol. II, hg. v. Paul Oskar Kristeller/F. Edward Cranz, Washington D.C. 1971, S. 367-381 zu Martianus Capella von Cora E. Lutz.
Johannes Scotus Eriugena, Annotationes in Marcianum, hg. v. Cora E. Lutz, Cambridge Massachusetts 1939.
‚Dunchad‘ [Martin von Laon], Glossae in Martianum, hg. v. Cora E. Lutz, Lancaster 1944.
Sinéad O’Sullivan, Glossae aevi Carolini in libros I-II Martiani Capellae de nuptiis Philologiae et Mercurii, Turnholt 2010, S. 442-449.
Isidor von Sevilla, Etymologiae, hg. v. W. M. Lindsay, Oxford 1987 [Repr. 1911], aus Bd. 1 die Bücher I-III.

Ort: Bogenstr. 15/16, BO 304
Zeit: Di, 14-16 Uhr
Beginn: 18.10.2016

Sprechstunde: Nach Vereinbarung und nach der Veranstaltung.